Volltext Seite (XML)
Weitzeritz JeUung Uageszelvmg m- Anzeiger sür Dippol-iswal-e» Schmie-ederg «.L Bezog-peel«: Für einen Monat lk.2O MM. «tt Zutragen, einzeln« Nummern 15 Nttchs- Pfennig« :: D«meimde - DrrbandS - Dtrvkont» Nr. S. :: F«msprech«r: Amt Mppoldttwaw« Nr. 40» :: Postscheckkonto Dresden 1«5« «ettepr Lerr«»s »eLi«»« M^EA AsHfß eftstziill Ue tMlsNttzstU De» A«t»hauplmam»fchast, »e» Amls-erichl» otz -e»Sk«-lr«U» z« Dippoltiswalt, «uzeigeaprei«: vte « M>lNm«ter dreit« petitzeit« !0 Reich-Pfennig«. LingesaE «n» Reklamen 50 Reich-Pfennig« R«-a»te»> «eNr - Mu» und Derla«: «arl «r»»e t» Nr. 145 Mittwoch, am 25 Juni 1930 96. Jahrgang Freitag, den 27. Juni 1930, abends 8 Uhr WMe SItm ter Sl-MMiieteil rii MMwM. Die Tagesordnung hangt im Rathaus« au«. Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. Johannistag. Schon wieder die Hälfte vom „neuen" Jahre vergangen! Die blühende Natur sucht uns zwar mit ihrer Blumenpracht über die Vergäng lichkeit hinwegzuhelfen; aber ein Gang durch den Friedhof, der an diesen Tagen einem herrlichen Blumengarten gleicht, mahnt uns doch, auch wieder an unser Vergehen zu denken. Daran erinnert auch das Psalmwort, das Oberkirchenrat Michael als Tert seiner Johannisfestpredigt wählte: „Ein Leben ist wie ein Gras; aber di« Gnade des Herrn währet von Ewigkeit zu Ewigkeit". Am Sonntag Augustanafeier, heute Johannisfest. Der Prediger stellte die Frage: Welche tiefernsten Gedanken mögen die Evangelischen am Johannis- fest 1530 bewegt haben, als sie sich auf den 25. Juni zur Vorlesung ihres Glaubensbekenntnisses rüsteten! Johannes, verdeutscht Gotthold, wuchs und nahm ab, wie jeder Mensch. Gleicht nicht das Kind einer zarten Knospe, und freuen wir uns nicht über die blühende Jugend? Ach wie bald schwindet Schönheit und Gestalt! Aber wie schon der Schmuck der Gräber verkündet: „Die Liebe höret nimmer auf", so versichert uns der Herr, unser Gott, daß seine Gnade währet von Ewigkeit zu Ewigkeit." Darum lobt Gott, dm Herrn! Dieser erquickenden Predigt, die auch dem Vergehen den schmerzen den Stachel nahm, folgte wie ein brünstiges Gebet der Chor gesang von Becker: „Erquicke mich mit deinem Licht!" Vor dem Gottesdienste in der Nicolaikirche gingen die Kirchen besucher auf den gutgepslegten Wegen des Friedhofs auf und ab, erfreuten sich an dem liebevollen Schmuck der Gräber und wurden durch die herrlichen Weisen des Posaunenchors ernst aber auch hoffnungsfreudig' vorbereitet. Dippoldiswalde. Tagesordnung für die 9. Stadtoerord- netensitzung Freitag, am 27. Juni, abends 8 Uhr. ä. Oeffent- liche Sitzung: Kenntnisnahme von einer Petition wegen der Müglitztalsperre. — Desgl. vom Jahresbericht der Bezirks bildstelle Dippoldiswalde auf 1930/31. — Desgl. vom Be richt des Schularztes der Stadtschule auf 1929/30. — Desgl. von einer Verordnung des Volksbildungsministeriums wegen der abgelehnten Umschulung Berreuths. — Desgl., Umlage zum Kassenprüfungsoerbande betr. — Vertrag über den Bekleb der staatlichen Kraftwagenlinie Marienberg—Olbern hau—Dresden. — Beschaffung eines neuen Schuttablagerungs platzes. — Schulzahnpflege. — Einspruch des Stadtrats gegen den Stadtverordnetenbeschluß betr. Grund- und Gewerbesteuer zuschlag. — Sportplatzangelegenheit. — 6. Nichtöffentliche Sitzung. — An verschiedenen Stellen der näheren und weiteren Umgebung wurden gestern abend Johannisfeuer abgebrannt, die vielfach den Glauben an Ausbruch von Schadenfeuern aufkommen ließen. — Der Deutsche Evangelische Kirchentag im Rundfunk. Anläßlich des 3. Deutschen Evangelischen Kirchentages, der vom 2b. bis 30. Juni in Nürnberg stattfindet, wird am Sonnabend, dem 28. d. M., 21 Uhr, auf dem Nürnberger Hauptmarkt eine große evangelische Kundgebung veranstaltet. Eie erhält ein besonders festliches Gepräge im Hinblick auf die 400-Jahrfeier der Augsburgischen Konfession. Es werden mitwirken 120 Bläser der vereinigten Posaunenchöre Nürn bergs sowie 900 Sänger aus den bayrischen evangelisch- lutherischen Kirchengesangvereinen. Eine Ansprache hält Präses v. Wolff—Aachen. Der Hauptmarkt sowie die Burg werden illuminiert. Der Fackelzug beschließt die Feier. In dankens werte Weise bietet der Mitteldeutsche Rundfunk auch der sächsischen Bevölkerung die Möglichkeit, diese Veranstaltung mitzuerleben, da er sie auf seine Sender übertragen wird. paulsäott. 2n der Nacht zum Dienstag wurde im Gasthof „Seeblick" in d^s Kontor des Pächters eingebrochen. Der Täter ist von der Veranda aus eingestiegen, nachdem er eine Fensterscheibe eingeschlagen und das Fenster ausgewirbelt hat. Mit einem Zentrumsbohrer entfernte er das Schloß eines Schrelbtischkastens und stahl folgendes: ca. 100 Mark lose« Bargeld in 3-und 5-Mark-Stücken, einenbraun-gelben Leinwand-Eeldsack mit ca. 300 Mark, bestehend aus 10 und 50 Pf., I-, 2-, 3- und 5-Mark-Stücken, ca. 1000 Zigaretten, Edel-Bulgaren in 25er Packung, ein Paket mit 25 Tafeln Schokolade Columbia, weiter Briefmarken, Invaliden- und Angestellten-Versicherunzsmarken im Werte von etwa 70 Mark. Tatort-Spuren wurden gesichert. Der herbeigerusene Spür hund verfolgte eine bestimmte Spur nach dem Orte zu. Aendevung -er Deckungsgesetze Dom Kabinett beschlossen. Erhöhte Einsparungen. — Teilerhöhung der Einkommensteuer. — Einführung der Schank- verkehrssteuer. — Berlin, 22. Jmri. Das Reichskabinett befaßte sich ««ter dem Bor st- des Reichskanzlers Dr. Brüning erneut mit der politischen Lage und der schwierigen Krage des AnS- ! gleichs der Einnahmen und Ausgaben im Reichshaus- r Haltsplan für 1SS0. Im Berlanfe der Verhandlungen ! nahm das Kabinett anch die Borschläge entgegen, von deren Annahme Reichswirtschaftsminister Dr. Dietrich die Uebernahme des Reichsfinanzministeriums abhängig gemacht hat. Während der Unterbrechung der Kabi- ncttsberatnngen in den Mittagsstunden empfing Reichs kanzler Dr. Brüning den Führer der Deutschen BolkS- partei Dr. Scholz. Zu Beginn der Kabinettssitzung sah es für dis Reichsregierung wieder kritisch aus. Die Deut, sche BolkSP artet hatte sich dahin entschieden, fik den Fall, daß an dem Gedanken des Notopfers festge halten wird, auch den Reichsaußenminister Dr. Curtius aus dem Kabinett abzuberusen. Statt des Notopfers forderte die Deutsche Vollspartei 5°/»ige Abstriche an allen Etats, Kürzung der Länderüberweisungen um diese Summe und Einführung einer kommunalen Kopf steuer. , Grundsätzlich sprach sich das Reichskabinett für die Abänderung der Deckungsgesetze aus. Dementspre chend wurde die Beratung der Deckungsgesetze im Reichsrat „storniert", d. h. das Kabinett zog die alten Gesetze zwar nicht formell zurück, es verständigte aber doch den Reichsrat davon, daß es keinen Wert aus ein« sofortige Beschlußfassung legt. Bei den neuen Döcknngsvorschlägen handelt e« sich im wesentlichen «m eine allgemeine und 10 /oigt Erhöhung der Einkommensteuer für hohe Einkommen— über 8000 M. — sowie um ein 2°/oiges Notopfer »er Be amten, das mit gewissen sozialen Erleichterungen a«S- gestattet ist und die Angestellten nicht betrifft. Der Rest der auch dann noch erforderlichen Mittel soll durch Abstriche in Höhe von insgesamt 100 bis 12« NM- Konen Mark aufgebracht werden, ferner durch ein« Schankverzehrsteuer, deren Ertrag dem Reiche und de« Ländern zugutekommen soll. Bedenke» der Demokraten. Zwischen Minister Dietrich und der demokratische» Fraktion ist anscheinend eine Annäherung dahin W- standegekommen, daß die Fraktion Minister Dietrich nichts in den Weg legt, wenn er die schwere Bürde des Reichsfinanzministers Übernehmen will, auf der andere» Seite will die demokratische Fraktion aber auch keine« Zweifel darüber aufkommen lassen, daß für sie aus der Wirksamkeit des demokratischen Finanzministers keine Pflichten erwachsen, für Dinge einzutreten, di« sie cventl. nicht gutheitzen kann. Im übrigen äußert« die Fraktion gegen die Einzelheiten des Programms oes wnmpers, das ihr nach der Kabinettssitzung in seinen Grundzügen von Dr. Dietrich mitgeteilt Word« war, Bedenken. * Sparbeschlüffe des Hauptausschuffes. Ablehnung »er Umwandlung der deutschen Gesandt schaften in Buenos Aires, Rio und Santiago in vot- schaften. Im Haushaltsausschuß des Reichstages wurde der restliche Teil des Haushaltes des Auswärtigen Amtes erledigt. Dabei wurde die von der Regierung bean tragte Umwandlung der deutschen Gesandtschaften in Botschaften in Buenos Aires, Mo de Janeiro und Santiago abgelehnt. Ebenso wurde der Posten fit« eine deutsche Gesandtschaft in Tirana gestrichen und statt dessen nur ein Konsulat bewilligt. Bek den Vent, schen Auslandsvertretungen wurden an persönlichen Verwaltungsausgaben rund st Million Reichsmark ge strichen und bei den Auslandszulagen 2V«! Millionen. Auch bet anderen Posten wurden Streichungen vnv genommen. Reich-regienmg und Parteien. Das Zentrum hält weiter zu Brüning. Die Zentrumsfraktion des Reichstages hielt abends eine Sitzung ab, um sich mit der politischen Lage zu be schäftigen. Beschlüsse wurden nicht gefaßt. Allgemein kam aber die Auffassung zum Ausdruck, daß das Kabinett Brüning zu halten sei und sein Programm durchführen müsse. Die Deutsche Volkspartei beharrt auf ihrem Standpunkt Die Reichstagsfraktion der Deutschen Volkspartei hiell Dienstag abend eine Sitzung ab, in der die Lage er örtert wurde. Die Fraktion beschloß, eine formulierte Er- klärung, die dem Reichskanzler zu Beginn der Kabinetts- sitzvng übermittelt wurde. Für den Inhalt der Erklärung würde die Vertraulichkeit beschlossen. Es wird jedoch ver- sichert, daß die Fraktion auf ihrem Standpuntt beharrt und daß die sachlichen Gegensätze zwischen Kabinett uni Fraktion unverändert sortbestehen. t .'V - LachWung dr- NelchsladstM. Das Reichskabinett trat zu einer Sitzung abenoä 8 Wr zusammen, oie bis in die späten Nachtstunden an- dauerte. Der bisherige Wirtschafts-Minister Dietrich, der allgemein als der künftige Reichsfinanzminister angesehen wird, entwickelte sein Programm zur Sanierung der Fi- nanzen. Die Lage hat sich insofern noch nicht geklärt, als der volksparteiliche Ftaktionsführer Scholz dem Kabinett -eine formulierte Stellungnahme feiner Pattei überbrachte, Vie vorläufig noch geheim gehalten wird. Es steht indessen Pest, daß der Gegensatz zwischen den Dietnch'schm Finanz- Plänen und den Forderungen der Volkspartei fottvauert. Äste Nachksitzung des Reiehskalünefts. Berün, 24. Auni. Amtlich wir- mitgeleilt: Das Reichs- Kabinett beriet am Dienstag abend bis in die späten Nacht stunden unter dem Vorsitze des Reichskanzlers Dr. Brüning über die gesamtpolitische Lage. Die Verhandlungen werden heute Mittwoch nachmittag zum Abschluß gebracht. Am Don nerstag früh wird sich der Reichskanzler zum Herrn Reichs präsidenten nach Neudeck begeben, um über die Beschlüsse des Kabinetts Bericht zu erstatten. Nach der Rückkehr -es Reichskanzlers wird alsdann am Freitag das Reichskabinett die getroffene Entscheidung bekanntgeben. Wie die Tele- graphen-Union ergänzend hierzu erfährt, dürste aller Voraus sicht nach der Reichskanzler dem Reichspräsidenten die Er nennung Dr. Dietrichs zum Reichsfinanzminister Vorschlägen. Man rechnet in maßgebenden politischen Kreisen damit, daß das Kabinett unter Umständen seine finanzpolitischen Vor schläge mit Hilfe des Artikels 48 durchzusetzen gedenkt. Verlängerung de- Mhau-HM. Die Regierungsparteien haben im Reichstag einen Gesetzentwurf zur Verlängerung des Nothaushalts um einen Monat, also bis zum 31. Juli eingebracht. Trotzdem sind sachdienliche Mitteilungen an den Eendarmene- posten erwünscht. Chemnitz. Am Montagnachmittag brach in einem Grund stück an der Brückenstraße ein I-jähriges Mädchen durch den baufälligen Balkon im vierten Stock und stürzte auf den daruntcrliegenden Balkon. Sie mußte mit erheblichen Ver letzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Die Ballone des Hauses wurden von der Feuerwehr abgetragen, da sie sämtlich baufällig waren. Chemnitz. Am Montag früh sollte in der Vorstadt Mar kersdorf ein Ochse verladen und nach dem Schlachlhof ge bracht werden. Das Tier wurde aber wild, ging durch und raste nach der OLflwcinschänkc zu. Auf Ansuchen Les Eigen tümers wurde ein Ileberfallkommando der Schutzpolizei an gefordert. Von einem Beamten desselben wurde -er Ochse durch einen aus etwa 35 m Entfernung abgegebenen Schuß in die Stirn auf freiem Felde zur Strecke gebracht und von einem Fleischer sofort abgestochen. «ü -- - Wellri' lSn morgen: Zeitweise ausfrischende Winde aus westlichen Richtungen. Mäßig, vorübergehend auch stark bewölkt. Etwas Temperatur- Abnahme. Gewitterneigung, sonst höchstens vorübergehend leichte Niederschläge.