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Vorlesung -Ler Augsburgischen Konfession, Avttkel 1—21. Aeöcs Glied der Kirchgemeinde Posscndvrf hat mit unerwar teter, unschätzbarer rin- tz«rviU>l«Idcndcr Befriedigung dl« Aukel- festtage seiner Kirch« begangen. Das scheidende Auvelscst nahm am 27. Auni mit dein feierliche» Abendgeläute von uns Abschied und rief uns zu: Kchr ich zu euch auch niemals wieder, Ach laste euch der Kirch« hcilge Güter. Bewahrt sic Ireu durch eurer Väter Geist! Gr ist's allein, der euch das Heil verheisst, So kehr ich denn zurück nach IW Anhren Und grüste frei, wie euch, der Licket Scharen .... Am Gedenken an diese Aahrhundertseier 183V, die uns heute lief Kcschäml, sollte es jeder evangelische Christ für seine Ehren- rslichl halten, am kommenden Sonntag den Gottesdienst zu be suchen. M dkl ÄS M AUÄW M WM ÄM I» litt MMM SitiÄirs Mert Milde. An den Tagen, da unsere evangelische Kirche und ihre Ge meinden sich zur Mcrhundertsahrscisr des Tages von Augsburg rüsten, dürste es für unser« Gemcindcglicüer interessant und lehr reich sein, zu erfahren, wie unsere Väter vor hundert Aahren dies Aubelfest gefeiert haben. Wir sind in der glücklichen Lage, darüber aus der Feder des damaligen Pfarrers Schwenk« einen ausführlichen 'Bericht über diese Feier zu besitzen. Wenn er am Anfang seiner Aufzeich nungen sagt, daß er diese Zeilen zur Erinnerung an diese denk würdigen Tage für die Nachwelt niedergeschrieben habe, so haben sie heute ein ganz besonderes Anrecht, der Allgemeinheit bekannt gemacht zu werden. Hören wir nun, was Pfarrer Schwenke berichtet: Der zum dritten Male eingetretene Aubelfesttag wurde in der ganzen evangelischen Kirch«, wie die darüber «ingegangenen Nach richten bezeugen, mit inniger Teilnahme und auf eine Art gefeiert, die jedem Freunde der Religion erhebend sein muß. An unserem Valerlande Sachsen war ein« dreitägige Feier des Festes unge ordnet und zwar um 25., 26. und 27. Auni 1830, und überall be mühte man sich, dies« Tag« auch äußerlich auszuzeichnen, um da- - durch den bleibenden Eindruck auf alle, besonders auf die Äugend zu machen. An unserer Kirchfahrt konnten zwar keine glänzenden Festlich keiten stutifinden, doch tat man alles, was man konnte, um dies« Tag« der Gemeinde unvergeßlich zu machen. Am Vorabend des F«stes erinnerte Geläut mit allen Glocken an di« Feier der kommenden Tag«. Am Morgen des ersten Fest lage s -wurde früh um 5 Uhr abermals «ine halb« Stunde mit allen ' Glocken geläutet und dakn mit Begleitung von Blaßinstrumenlen - das erste Morgenlied aus dem DreSdnischen Gesangbuch „Zu bei- j nein Preis und Ruhm erwacht" gesungen. Ilm 9 Uhr versammelten di« hiesigen Einwohner mit Aus schluß der Kinder auf dem Platze über dem unteren Teiche, die Aungfrvuen bekränzt, die Aunggesellen mit Sträußen, die Männer insgesamt schwarz und die Frauen in ihrem besten Anzug. Die Gemeinde Carsdors kam auf Voigts Gute hereingezogen, ein Lied singend unter Begleitung -von Blasinstrumenten. So wie sie sich dem Dors« näherten, wurden di« Glocken gezogen, die Gemeinden Naundorf, Niederpöbel- und Kipsdorf kamen- vereinigt -das Dorf herauf gezogen, den Kirchenpatron in ihrer Mitte. Voran gingen Musikanten in Berguniform. Rach Vereinigung der Gemeinden wurde auf dem Platze ein Lied gesungen, worauf sich der Zug nach der Kirche unter Geläut in Bewegung setzt«. DI« Aungfrauen gingen den Musikanten voran, ihnen folgten die Aunggesellen, dann der Pfarrer und die Lehrer, den Patron in der Milt«, dann di« Errichte sämtlicher Gemeinden, die Männer und Frauen. - - —'»— - . . Unter Gesang zog man in die Kirch« «in. DI« L«hrer und di« Ge- richtsherrcn begleiteten den Pfarrer bis an die Stufen des Altars, worauf letzterer nieberkniet« und «in Gebet sprach. Während eines darauf folgenden Orgelpräludiums begab sich jedes an seinen Platz, worauf der Pfarrer inlonierte: „Ehre sei Gott in der Höhe" und -die Gemeinde antwortete mit dem Gesang: „Allein Gott in der Hoh sei Ehr!" Nach Verlesung der Epistel- wurde vom Chor eine Ari« mit Begleitung von Anstrumenten gesungen, auch wurde fast z-u- allen Liedern geblasen. Gepredigt wurde über Psalm 26: „Der Herr hat Großes an uns getan!" Nach der Predigt wurde dann gesungen: „Ein feste Burg ist unser Gott", und mit Gebet und Seegn die Feier ge- schlvssen. Der zweite Festtag war der Äugend gewidmet. Die Kinder versammelten sich -daher nach 8 llhr -in der Schul«. Nach einer kurzen Anrede des Pfarrers wurde «in Lied gesungen und dann unter Vorantritt der Musikanten zur Kirch« gezogen. Die Ge- meindcglieder halten sich in großen Reihen von -der Schule bis zur Kirche ausgestellt, auf -der rechten Seite die unverheirateten, auf -der linken die verheirateten, — so daß der Zug der Kinder mitten hindurch- aing. Ahnen voran wurde ein Kranz getragen- mit -der An schrift: Line dankbare Äugend freut sich der Verdienst« -des seligen Luther so wie aller ihrer Wohltäter, und aus der Rückseite: Ge lobt heute feierlich, keine auf uns verwandte Mühe soll vergeb lich sein! Die Mädchen mit Kränzen geschmückt setzen sich in di« ersten Bänke, die Knaben auf die Bänke- auf dem Altarplah. Mit dem Liede: Ach trete vor dein Angesicht .... begann die Feier. Än der Predigt über 2. Tim. 3, 15 erinnerte der Pfarrer -die Kinder daran, wie denkwürdig ihnen dieser Tag sein müsse und was sie heute geloben sollten, wobei auf die Anschrift auf -dem Kranze Be- Mg genommen wurde. Mit dem Gesang« deS Liedes: Segne Vater meinen Fleiß . . ., Gebet -und Segen endete die Feier. Die Kinder zogen in derselben Ordnung wieder aus der Kirche in die Schule, wo jedem ein paar Taffen Kaffee und Hörnchen gereicht wurden. Am dritten Feiertag- -fand sich -die Gemeinde zu einem andächtigen Beschlusse des Festes noch- einmal im Gotteshaus zu sammen. So freute man sich der Tage, die, wenn -sie wieder- kommen, keinen der gegenwärtig Lebenden Wiedersehen werden. Möge dann Gottes Sonn« über ein noch besseres und glücklicheres Geschlecht aufgchen! öM Mb-W M-eliMM-tUM Lin überwundener Rummel — Radau überall Die un- nögliche Erholung — Unverträgliche Sachsen Die refor mierte Herrenmode Ich gebe mich der angenehmen Hoffnung hin, daß bis -eute nun endlich d-r Schmeling-Rummel sich ein venig geleg hat. Also, das war direkt grauenhaft. Die zanze Verwandtschaft einschließlich Zwergpinscher und Ka narienvogel schienen von dem Boxerfimmel angesteckt zu sein. Mittagessen und Abendbrot taugten nichts, weil die gute Mama beständig am Radiokasten saß, um ja nichts zu ver passen, was mit dieser Drescherei zusammenhing. Dabei war das alles noch gar nicht einmal so schlimm wie drüben über dem großen Kanal bei den Amerikanern. Wahr scheinlich hatte dort auch die große Hitze einen gewissen Einfluß auf die Gemütsverfassung der sportbegeisterten Menge, sonst wäre es ja gar nicht möglich gewesen, daß drüben in der großen Presse ein gewisses Wettrennen nach weltersckütternden Neuigkeiten über den deutschen Meister Schmeling einsetzte. Da wurde genau berichtet, zu welcher Stunde der Boxer aus dem Bette stieg, was er dabei, sür ein Gesicht schnitt, mit welcher Seife er seinen massiven Kör- per bearbeitete, welche Zahnpasta er sich zwischen die Zähn-: rieb, welche Füllung leine Kopfkissen hatten und derglei chen für den Amerikaner anscheinend äußerst wichtige Dinne Ueber den Geschmack läßt sich eben auch auf diesem Ge biete nicht streiten, und man erträgt diesen beinahe übel- riechend« n Sportbyzantinismus auch viel leichter, wenn mav sich nach dem Rezept richtet, nach dem man die Menscher genießen soll, wie sie sind, und nicht, wie sie sein sollen wobei es dem Einzelnen ja lrergsstellt ist sich früher oder später mit mehr oder weniger'Grausen von dem Schau platz solchen Tuns zu wenden. — . Die außergewöhnliche Hitze der letzten Wochen hat ein» Massenzuflucht zu den kühlen Temperaturen in den Teich und Flußbädern bewerkstelligt. Auch die Lickt-, Luft und Sonnenbäder erfreuen sich von Jahr zu Jahr einer immer größeren Zuspruches. Die Hast des Alltages läßt di, Sehnsucht nach Stunden der Ruhe und Erholung immei mehr in Erscheinung treten. Leider muß man aber in zu nehmendem Maße die Wahrnehmung machen, daß di, Möglichkeit der Erholung durch den Besuch der öffentlicher Bäder aller Art so gut wie ausgeschlossen ist, wenn dies- Bäder durch Radiolautsprecher, oder andere „musikalisch- Genüsse" zu ausgesprochenen Rummelplätzen degra diert werden. Daß dies in erschreckend großem Umfange de« Fall ist, das lehrt die Anordnung, die in diesen Tagen da« Sächsische Innen- und das Arbeits- und Wohlfahrtsministe rium erlassen hüben. Danach soll auf die Inhaber solcher Erho lungsstätten eingewirkt werden, daß sie das laute Musiziere» in den Volksbädern gütigst unterlassen; Gemeinden, die ihr- Bäder verpachten, sollen ein Verbot solcher Veranstaltunger in den Pachtvertrag aufnehmen. Es ist für den Geist unsere« Zeit recht bezeichnend, daß für eine derartige 'Selbstoerständ lichke t erst wieder drei Ministerien in Bewegung gesetzt wer den müssen, und daß es eines förmlichen amtlichen Verbote« bedarf, um die „Erholungsstatltn" vor dem lauten Verg.iü- xungsrumme! zu schützen. Bet «ingermaßen Selbsterziehun, unseres Volkes sollten solche Dinge nicht nötig sein; solang« sie aber bitter nötig sind, können wir auch nicht über den nicht kommenden Verwalt unasabbau und über die tausen derlei Verbote und Warnungen wettern, die uns auf Schritt und Tritt verfolgen, bezw. verfolgen müssen. Da weht uns der Wind gerade eine Statistik über di, Tätigkeit der sack fischen Friedensrichter auf der Tisch. Daraus '.st zu ersehen, daß die 1291 Friedensrichte» im vergangenen Jahre r -gesamt 30 462 Strafsachen unk 875 bürgerlich-rechtliche emgkeiten erledigten. Wenn mar all diese Ak*en einmal öffentlich auslegen könnte, da würd» mancher gewiß erschrecken, mit was für nichtigem Klatsch sich die Friedensrichter das liebe lange Jahr abmühen müssen Viel Arbeit, viel Verdruß, unnötige Geldausgaben und manche Feindschaft könnten vermieden werden, wenn wi» alle etwas von unserer Uebernervosität ablegen und unser« Zungen etwas mehr hüten könnten. Da reden wir immer vom Sparen auf allen Gebieten und füttern hier Gerichts stellen mit kostspieligen Arbeiten, während für nutzbringende Zwecke weder Zeit noch Geld vorhanden ist. Zu den vielerlei Reformbestrebungen, von denen seit Jahren aus allen Gebieten die Rede ist. hat sich