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Roman von Max von Weißenthurn Seine erste Fra« (AsiMM vzk USktlu koucdtvkwLer, Halls (Saals IM^WMMWWM^WWWWWMMWMWWW^ENWWN^WWW» IS. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Michael war trotz allem über den Tod seiner Frau er schüttert. Wenn er auch annahm, daß Philippine diesen Ausgang nicht gewünscht hatte, daß hier aus verwegenem Spiel bitterer Ernst geworden war, so hatte dieses Ende doch unsäglich Trauriges an sich. Was zwischen Baron Michael und Kitty in dieser Stunde vorging, keine Seele ahnte, erfuhr es. Das Ergebnis ihrer tiefernsten Unterredung war, daß Kitty mit den Kindern, trotz der vorgerückten Jahreszeit, zuerst wieder an die See gehen sollte. Es konnte niemand auffallen, daß Frau May mit den beiden Knaben noch am gleichen Tage Schloß Thurner ver ließ, um mit ihnen, wie schon einmal, an die See zu reisen. Es war begreiflich, daß man die Kinder den Eindrücken, die der Tod Philippines mit sich bringen mußte, so schnell wie möglich entziehen wollte. Die Beisetzung der Baronin Thurner fand mit allem erdenklichen Pomp statt. Trotzdem rief die Angelegenheit ungeheures Aufsehen hervor. Man munkelte sehr viel, was die Wahrheit nahe streifte. Graf Hans wurde nicht von jeder Schuld frei gesprochen. Er zog es deshalb vor, eine große Reise zu unterneh men, bis man die böse Geschichte wenigstens einigermaßen vergessen, haben würde. Die Zeit würde hier das ihrige tun. § -ü * Im nächsten Frühjahr war es, als Bea Schnee bei ihrer Rückkehr von einem Samaritergang nach dein Dorfe einen Reiter dahersprengen sah, der, näher kommend, ihr zu rief: „Bitte, Fräulein Bea, auf ein Wort!" Gleich darauf war Hans Murr an sie herangeritten. Er sah sonnengebräunt und sehr vorteilhaft aus. „Wollen Sie mir nicht die Hand reichen, Fräulein Bea?" fragte er sie. „Oder sehen Sie mich immer noch für einen Mörder an?" Sie sah ihn ernst an. „Das tat ich nie", antwortete sie ihm, „und Sie sollten das wissen! Ich glaube, daß ich das Geschehene besser verstand als alle anderen!" Er biß sich auf die Lippen und entgegnete: „Ich wollte, daß nichts zu verstehen gewesen wäre! Aber Sie waren immer klug, das klügste weibliche Wesen, das ich jemals kennenlernte I" „Wollen Sie mich verspotten?" fragte sie leise. Zie lote« Briese. Vo>. Lisa Honroth-Loewe. «Nachdruck verboten.) Fünf Tage nach dem Begräbnis seiner Frau befand sich Richard zum ersten Male in seinem Hause allem. Er hatte alle Verwandten und Freunde fortgewiesen, die, seit Carola ge storben, ihn begleiteten, umgaben, aufsuchten. Er hatte sie fortgewiescn mit einer Schärfe, die man ihm nur verzieh, weil man in ihr ein Uebermaß des Schmerzes sah, der keinen anderen Ausweg kannte als Härte. In Wahrheit war es aber gerade das Gegenteil dessen, was man in Richard vermutete. Er empfand die besorgte An wesenheit der ihm zumeist gleichgültigen Menschen als eine Komödie, in der er eine Rolle spielen sollte, die er nicht be herrschte. Denn in ihm war gar nicht jene Trauer, die man von ihm erwartete. Das, was besorgte Freundschaft in ihm verhindern wollte, das gerade wollte Richard durch endlich erzwungenes Allein sein in sich erreichen: jene Trauer, jenen Schmerz, die noch in rhm schwiegen. Schuld an dieser Stummheit war vielleicht die Tatsache, daß Carola auf einer Reise gestorben und er den Tod mit seinen Vorbereitungen von Schmerz, Krankheit, Vernichtung nicht mit- rrlebt hatte. Run saß er nach dem Essen in der gedämpften Ecke seines braunen Zimmers. Sonst, als Carola noch lebte, war es nicht anders gewesen. Er hatte nur in seinem Zimmer gesessen, etwas ermüdet, etwas still. Nur aus dem Nebenraum, Carolas Zimmer, war gedämpftes Leuchten gekommen, leise Bewegung, das Rauschen eines Buches. Und er versuchte sich vorzustellen, daß dies von nun an sein Leben sein würde — dieses Heimkommen allein, die kurze Ruhestunde am Nach mittag allem, ehe neue Arbeit, neue Verpflichtung rief. Plötzlich — beinah beglückend nach der Starrheit dieser Tage, stieg Schmerz in ihm auf. Er fühlte die eisige Kluft, die das Stillsein jetzt von dem Stillsein der vergangenen Tage trennte — die Kluft des Todes. — Er stand aus und ging im Zimmer hin und her. Tie Be wegung, der leise Hall taten Wohl. Aber er fühlte, er durste das Erwachen des Schmerzes nicht betäuben. Er mußte das Wissen um Carolas Tod ganz auskosten, um zu erkennen, was pe ihm in Wahrheit gewesen, und was der zerrissene, arbeits- jerfüllte Tag schon vorweggenommen, als Carola noch lebte. — Mso ging er mit Gewalt dem Schmerz entgegen, drpm trieb es Ihn in Carolas Zimmer. Und als sähe er es zum ersten Male, sah er die sanfte Verhaltenheit dieses Zusammenklangs, das Braun der Wände und das Schwarz und Bunt sparsamer Bilder. Er sah alles wie neu, jene kleinen Gaben der Zärt- jlichkeit aus dem Beginn ihrer Ehe, dann fremdere Bilder, Bücher, die er nicht mehr gelesen, Geist, der ihn entfremdet. Und er staunte schmerzlich, als ihm bewußt wurde, wie so viel zwischen ihm und ihr zerronnen, unmerllich. Carolas Schreibtisch stand da — schweigend. Er öffnete ihn. Da lag ihre kleine Handtasche, mit der sie auf jene Reise ge gangen, die ihre letzte gewesen. Mechanisch öffnete er sie. Münzen, ein kleines Notizbuch — ihr Taschentuch, an dem der Dust von Kölnischem Wasser schwach, aber lebend hastete. In einer Seitentasche steckten Blätter, beschrieben — lose. Er zog >sie heraus und las diese Worte: Ich versprach Dir zu ant» iworten, bald. Nun bin ich hierher gereist, um Distanz zu ge winnen, zu Dir, zu meinem Hause und zu dem, was ich meine Me nenne. Ich danke Dir heute für die Zartheit, in die Du Weine Liebe gekleidet hast und nicht einen Moment der bewußt losen Leidenschaft — die zu entfachen Wohl in Deiner Macht «and — benutzt hast, um mich an Dich zu reißen. Du weißt, maß ich meiner und meines Lebens bewußt sein muß, um zu Lein, wie ich bin. Ja, ich komme zu Dir. Ich werde Dein sein, wenn Du nach »lesen meinen Zeilen noch willst. 3ck werde, ick küble es. bei, „O nein, gewiß nicht", erwiderte er. „Nichts könnte mir ferner liegen!" Eine Pause entstand. „Sind Sie für ständig zurückgekommen?" fragte Bea dann leise. „Ich hoffe, ja!" antwortete er. „Seit dem Tode meiner Mutter steht das Schloß vereinsamt. Aber es gibt so vielerlei auf dem Besitz zu tun, daß meine Rückkehr unver meidlich war, wenn sie auch in vieler Hinsicht für mich nicht gerade angenehm ist." „Warum nicht?" versetzte sie. „Man hat kein Recht, Ihnen einen Vorwurf zu machen. Das sagte ich erst neu lich meinem Vater. Im Doktorhause finden Sie die alten Freunde." „Ich danke Ihnen!" sagte er warm. „Wie geht es auf Schloß Thurner?" „Es ist niemand da", antwortete Bea. „Die Knaben sind noch immer mit Frau May an der See. Was aus Baron Michael geworden ist, das Weitz kein Mensch. Er reiste, sobald er genesen war, ab, und niemand weiß, wo er sich seitdem aufhält." „Auch Frau May nicht?" fragte Hans. „Das weiß ich nicht!" gab Bea zurück. „Fragen Sie sie doch selbst! Sie werden doch sicher wissen, wo sie sich auf hält." Er sah sie so verwundert an, daß sie nicht daran zwei feln konnte, daß er tatsächlich nichts wußte. „Wie sollte ich dazu kommen?" fragte er. „Ich weiß wirklich nichts von ihr!" „Oh", meinte sie verlegen, „und ich glaubte immer, Sie beiden ständen miteinander in Berührung. Ich glaubte —" „Nun, was glaubten Sie?" drängte er, als sie schwieg. „Ich glaubte, Sie beiden hätten sich gern und daß das der Grund war, weshalb Baronin Philippine Hand an sich selber gelegt hatte", vollendete sie. Er sah sie an, als sei sie ihm ein Rätsel. „Was in solch einem romantischen Mädchenköpfchen sich doch für Dinge abspielen, davon hat man wirklich keine Ahnung!" sagte er dann. „Zur Strafe für einen solchen Gedanken, sollen Sie mir jetzt eine Antwort geben", fuhr er fort, behend von seinem Pferde gleitend; ehe sie es verhindern konnte, hatte er ihre beiden Händen erfaßt. „Eine Antwort auf eine Frage, die jetzt auch nicht eine Minute mehr Aufschub duldet. Fräulein Beatrice Schnee, verzeihen Sie diese wenig zeremonielle Form einer Wer bung, aber würden Sie es nicht als ein allzu großes Un glück ansehen, die Gebieterin eines gewissen Jemands zu werden und alles dessen, was er sein nennt?" Dir bestimmt jene glühende Zärtlichkeit finden, die ich ver lange. Und ich werde — vielleicht — sieh, hier werde ich schon skeptisch, in Dir jene Bereitschaft der Seele finden, die meine Seele sucht. Aber ich bin nicht mehr bedenkenlos genug, um an eine Unveränderlichkeit dieser glühenden Zärtlichkeit, dieser Seelen-Bercttschaft zu glauben. Dies alles, was Dich jetzt so glühend erfüllt, wird matt werden, verwischt — unmerklich. Wodurch? Durch nichts Bestimmtes, durch das Leben. Ich kenne dies Mattwerden, dieses Erlöschen ohne Grund, ich kenne den Schmerz, wenn nach Glut und Zusammcnglühen Grau und Alltag sich aufreckt — ich brauche nur zehn Jahre zurück zudenken — und an den Beginn meiner Ehe. Und wenn ich heute zu Dir komme — untrüglich fühle ich es — nun die Trennung mich von unserer noch unerfüllten Leiden schaft entfernte — wenn ich heute zu Dir komme, so suche ich nicht Dich — ich suche die Liebe, die ,ch einmal erlebte — einmal in den ersten Jahren meiner Ehe, als Liebe mich suchte — als ich mich in der Glut und Wärme eines anderen geliebten Herzens entfalten konnte. So suche ich in Dir die Wiederkehr meiner Vergangenheit, meine Jugendliebe, meinen Mann. — —" Hier brach der Brief ab. Richard Borachgräve saß vor diesem Briefe seiner Frau, diesem Briefe, der keinen Namen, keine Adresse trug, der ins Wesenlose sprach zu einem Un bekannten, der nun vielleicht warten mochte, warten auf die Liebe einer Toten. Indes er, Richard, hier saß, dem sich ein Ge heimnis offenbart, das sich ihm nie lösen wi-rde. Aber was ging ihn dieser Fremde an, vor der Offenbarung dieses Briefes. Was er, Richard, in diesen Stunden erst gefühlt, Carola fühlte es seit Jahren. Stumm, klaglos hatte sie ge sehen, wie seine Liebe gewohnt und matt wurde, hatte Wohl gewartet, immer matter in ihrer Hoffnung. Und dann hatte sie sich weggewandt, jenem Unbekannten zu — bis der Tod sie, ihn und jenen Fremden besiegte. — Richard war sehr still. Der Schmerz in ihm quoll auf, überflutend, vernichtend. Dieser Liebesbrief, an einen anderen geschrieben, ritz die vergangene, so schmerzhaft-süße Liebeserinnerung herauf. Er erkannte die Wege, die von der Liebe fort in den kühlen grauen Alltag ge führt. Man war des Lebens so sicher gewesen und hatte es darum losgelassen. Nun war der Tod gekommen — und erst an ihm erkannte man das Leben. Er saß sehr still und wußte, daß er nun immer so sitzen würde — hier in Carolas totem Zimmer, und daß sein Schmerz glühend sein würde, wie einst seine lebendige Liebe. Neidlose Anerkennung. Von Elisabeth Fries. . (Nachdruck verboten.) Während cs gar nicht selten vorkommt, daß ein Mann von einem anderen sagt: „Ich gäbe etwas darum, wenn ich diese oder jene Fähigkeit von ihm besäße", sind die Frauen zu zählen, die anzuerkennen imstande sind, daß eine andere besser, klüger oder gar schölter ist. Die wenigsten sind sich allerdings klar über diesen Mangel. Sie werden lächeln, wenn man ihnen dies erzählen will, und behaupten, daß es bei den meisten Wohl zutrcye; aber nicht bei mir. Stellt man sie aber auf die Probe und lobt den Charakter, die Begabung oder die Schön heit ihrer Freundin, ihre Kunst, sich zu kleiden, so wird sie in neun von zehn Fällen antworten, daß alles vollkommen richtig sei — nur —, und dann kommt das, was an der be wunderten Frau auszusetzcn ist. Es soll gewiß nicht bestritten werden, daß Frauen ihren Mitschwestern aufrichtige Teil nahme, weitestgehenden Beistand zuteil werden lassen in Fällen von plötzlicher Trauer, Kummer und Not. Wo aber ist die Frau zu finden, die sich einer anderen annimmt, die hinter dem Rücken angegriffen wird, oder die cs ertragen kann, wenn eine andere mehr Glück in ihren Unternehmungen hat, mehr Aufmerksamkeit und Bewunderuna findet, als li- kelb» Ob Ye ihm etwas antwortete und was --^ weder sie selber noch er wußten es recht. In der nächsten Minute aber hielten seine Arme sie bereits umschlungen unfeine Flut- von Küssen ging auf das Antlitz der sich nupHehr sanft Sträubenden nieder. ' Zwei junge Menschenkinder, die schon lange fürein ander bestimmt gewesen waren, hatten sich, nun nichts mehr zwischen ihnen stand, beim Wiedersehen gleich in de« ersten Stunde gefunden. Wenige Tage später verbreitete sich mit Lauffeuer geschwindigkeit die Nachricht, daß Beatrice Schnee sich mir dem Grafen Hans Murr verlobt habe, eine Nachricht, die noch übertrumpft wurde von der Neuigkeit, daß der Frei herr von Thurner wieder ein-» f»nae Frau nach dem Schlosse bringen werde. Und so war es. Wieder wie vor Jahresfrist war es gewesen. Vom Himmel flutete das silberne Mondlicht herab aus die See und den Strand und umwob mit seinem Silberschein auch die Veranda der hübschen Villa, in der Kitty einsam saß und träumte. Da fiel plötzlich ein Schatten vor ihr über den Hellen Futzboden und im nächsten Augenblick hielten zwei starte Arme sie umfangen und an ihr Ohr schlug es in jubelnden Lauten: „Kitty, mein Weib» mein Weib!" Und in diesen Lauten ging die ganze Welt unter und in heitzen Küssen flossen zwei Seelen ineinander ... Mit welchem Jubel die Knaben am folgenden Morgen ihren Vater begrüßten und mit welcher Leichtigkeit sie sich hineinfanden, in Kitty ihre neue Mutter zu sehen! Um der Knaben willen war sowohl dem Baron als auch Kitty alles daran gelegen, daß niemand in der „dritten" Frau Kitty Nothburg erkennen sollte. Kitty ver stand es, jede Aehnlichkeit mit ihrem Jugendbilde zu ver wischen und ihr und ihren Gatten lag nichts daran, wenn man den Baron einen Blaubart nannte, der nicht lange gewartet hatte, sich eine dritte Frau zu nehmen. Was galt das ihnen? Ihr Glück war schrankenlos, denn sie wußten ja beide — sie durften ja beide das heim liche und varum nur um so süßere Bewußtsein haben, baß diejenige, die reines Glück ihrem Gatten schuf und von ihm wieder empfing, keine andere war als — die erste Frau! End, Leider beschränkt sich diese geheime Gegnerschaft der Frauen nicht aus ihren geselligen Verkehr; sic macht sich vielmehr ge rade besonders ausfällig bemerkbar, seit die Frauen in daS Erwerbsleben eingetreten sind. Man kann sehr ost die Aeuße- rung aus dem Munde erwerbstätiger Frauen hören, daß sie viel lieber bei einem Manne angestelll sind, um keinen Preis eine Frau zur Vorgesetzten haben möchte». Es mag mit ocr oben erwähnten neidlosen Anerkennung, zu der der Alaun sehr wohl fähig ist, Zusammenhängen; es mag auch sem, daß er sich einfacher und natürlicher gibt, und es ist endlich möglich, daß die Frau mehr von ihren Gefühlen abhängt, auch im ge schäftlichen Leben. Während der Mann alle Für und Wider gegeneinander abwägt, ehe er sich zum Handeln entschließt, ist die Frau nur in ganz seltenen Ausnahmefällcn hierzu im stande. Selbst der schwierigsten Lage gegenüber vermag die Frau sich einzureden, daß das, was sie tun will, das richtige ist, und Widerspruch treibt sie nur tiefer in ihren Entschluß hinein.. Man sagt den Frauen nicht umsonst nach, daß es für sie keine Schwierigkeiten gäbe. In der Tat hat im Laufe der Zeiten gar manches Mal eine Frau ihren Mann erst zum Handeln ge bracht. In ihr lebt eine treibende Kraft, die er nicht in dem. Maße besitzt. Tie größere Freiheit, die die jetzige Zeit den Frauen gibt, ihre Fähigkeiten zu entfalten, hat dazu geführt, der staunenden Welt den Beweis zu licsern, daß nur ganz wenige Dinge von der ernst strebenden Frau nicht ebenso gut geleistet werden können, wie von dem Manne. Ist es darum nicht sehr schade, daß sie durch eigene Fehlev die Vorteile wieder aufhebt? Wie ost sind zwei Geschäfts- teilhaber jahrelang gut miteinander ausgekommen, bis die Frau des einen dazwischenkam und ihrem Manne auseinander setzte, daß der andere mehr freie Zeit habe als er, der doch der eigentliche Arbeitende sei, der sich aber ausnutzen lasse, und so weiter. Mag der Mann zuerst kaum danach hmhören, mit der Zeit wird ihm schon dies und jenes auffallen — der Friede ist gestört. Nicht anders geht es mit den Freundschaften, die oft ein ganzes Leben lang gedauert haben, bis — die Frau da- zwischenkommt. Ost übersieht sie »m Fluge, daß und warum der Freund erfolgreicher ist, und für manchen Mann mag der Ansporn ganz gut sein. Es gibt ja natürlich eine ganze Menge Männer, die ihre Erfolge dem Ehrgeiz ihrer Frau verdanken. Andere leiden unter dem Mangel an Verständnis für ihre Eigenart, und die Empfindlichen gehen daran zugrunde. Wie oft kommt es vor, daß ein Mann jahrelang zufrieden war mit seiner Stellung — wenn auch nur, weil er keine bessere fand, bis seine junge Frau herausfindet, daß er mit seinen Fähig keiten ganz woanders hingehört. Vielleicht lacht er zuerst über ihren Einfall, schließlich aber läßt er ihre Gründe gelten, und sieht sich nach etwas anderem um. Gar nicht selten behält sie recht — er entdeckt Fähigkeiten in sich, die er gar nicht ver mutete. Viele Männer geben so wenig aus ihr Aeußeres, daß kic ihrem alten Anzug immer noch zu schade finden, wenn die Fram längst sieht, daß er seiner Stellung nicht mehr entspricht. Das selbe gut von den Verschönerungen im Leim — ginge es nach" den meisten Männern, sie würden nie daran denken, daß sie entsprechend ihren Erfolgen im Leben besser wohnen, hübscher eingerichtet sein müßten. Das ist fast immer Sache der Frau. Niemand wird etwas dagegen einwenden, wenn sie für sich und die Ihren nach dem Platz an der Sonne strebt, und wer, gerecht sein will, muß zugeben, daß die Frauen innerhalb weniger Jahre Erstaunliches geleistet haben. In der Tat so* viel, daß ihnen kaum noch etwas zu tun übrig bliebe. Aber alle« Stillstand ist Rückschritt und das, was der Frau zu tun übri« bleibt, ist die Arbeit an sich selbst. Wieviel mehr müßte man die Arbeit mancher Frauenvereine bewundern, wenn nicht immer und überall Gerüchte durchfickerten von Neto und Mißgunst, die den Frieden gefährden. Dies wichtige Feld bleibt noch zu beackern, und wer die ungeheure Arbeitsleistung der Frauen im letzten Jahrzehnt ehrlich bewundert, wird nicht zweifeln, daß sie bald auch den Kamps gegen ihr größtes Hindernis aus- nehmen werden — gegen den Feind in der eigenen Brust, de« ihr einstweilen noch verbietet, was sie selbst nur erhöhen würde, die neidlose Anerkennung der anderem