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„Die Mo-e vom RunS im Sie ZrühjahrsmoSe 1553 1584 1555 1S5i> 1559 1560 Las Losungswort der diesjährigen Mode lautet: Jugend- Uchkcit und Zweckmäßigkeit. Auf diese beiden Eigenschaften ist alles zugeschnitten; sowohl die Stofsart als auch die Fasson der einzelnen Modelle richten sich danach. Die diesjährige Mode hat zwei Lieblingskinder unter den Stoffen. Das eine ist der Tweed, der in allen möglichen Arten und Abarten zu sehen ist (kleine Karos, das einstige Pepita, und winzige Pünktchen, Moulinee genannt, feiern wahre Triumphe) und das andere ist Leinen, das im Sommer eine große Rolle spielen wird. Da aber auch Strickkleider ungemein viel getragen werden, brachten die Modeschöpfer edien gestrickten Trikotstoff heraus, der genau so wie Tweed aussieht. Das Tweedrrikot ist jetzt letzter Schick. Hingegen traten glatte, einfarbige Wollstoffe etwas in den Hintergrund. Nur der Kashastoff konnte sich noch siegreich behaupten. Die Machart der Mäntel ist denkbar einfach. Man sieht gerade geschnittene englische Mäntel, an denen ein kleines, gerade aufgestelltes Krägelchen beachtenswert ist Riehe unsere Abbildung). Daneben kommt der elegantere Nach. Mittagsmantel mit Gürtel und Schulterkragen, den wir ebenfalls abgebildet zeigen, sehr zur Geltung. Die Idee des Schulterkragens siegte auf der ganzen Linie. Selten fand eine Modenrichtung einen derartigen Anklang und wir verraten sicherlich kein allzu großes Kulissengeheimnis aus dem Reiche der Modenschöpfung, wenn wir mitteilen, daß von zehn für die Mode vorgeschlagenen Ideen neun nicht durchzudringen vermögen. Die Frauen lehnen mit bewunde- rungswürdiger Sicherheit für bas Schöne und Kleidsame das ab, was ihnen nicht liegt. Der Schulterkragen wird auch bei den sommerlichen dünnen Georgette- und Chiffonkleidern eine große Rolle spielen. Hier ersetzt er geradezu jeden Auf- putz und bildet eine Art von halblangem Ärmel, denn in diesem Sommer wird, nicht das ärmellose Kiew, sondern das mit halblangem Ärmel modern sein. Die Kleider, die man augenblicklich am meisten b-mötigt, müssen noch warm sein. Westenartige und capew'' N- stoffkleider beherrschen die ganze Lime. Weiß- Krägelchen, Rüschen und Plissees spielen eine noch u.- oa- gewesene Rolle. Hier zeigt sich ein großer Ideenreichtum und da diese kleinen Zutaten oftmals den einzigen Schmuck eines eleganten Kleides bilden, werden sie aus bestem Mate rial hergestellt und mit Handarbeit, Plissees, Zöpfchenarbeit und Hoylsäumen verziert. Die Taille befindet sich jetzt voll kommen in normaler Höhe. Frauen, die nicht schlank genug sind, um den Gürtel höher zu tragen, tun gut daran, gürtel lose Kleidung zu wählen. Neben Glockenhüten, die eigentlich niemals unmodern sind, trägt man aufgeschlagene Hüte aus Filz oder Stroh. Filz mit Stroh kombiniert gilt augenblicklich als besonders elegant. VS« Was Stoffe un- Kleiüer in früheren Zelten kosteten. Im Mittelalter gehörte das Schneiderhandwerk zu den angesehendsten Berufen, die es für Bürgersleute überhaupt Mw. Wenn man aber glaubt, daß die Schneider damals etwa reich werden konnten, so irrt man gewaltig. Die Preise für Stoffe, Zutaten und für das Anfertigen der Kleider waren amtlich genau vorgeschrieben und durften nicht über- treten werden. Schon im 12. und 13. Jahrhundert waren die Abgaben der Schneider an die einzelnen Stadtverwaltungen beträcht- kich. Um diese Zeit finden sich die ersten Schaufenster bei Schneidern vor. Schneiderinnen gab es damals noch nicht, "ber es war Sitte, daß der Schneider eine des Nähens kundige §rau heiratete und daß diese, die »Frau Meisterin", für die weiblichen Kunden ihres Mannes sorgte. Es gab "as?Ä,..?^gons Schneider, die nur neue Kleider verfertigten und Altkleiderhandler, die diesen große Konkurrenz gemacht m haben scheinen. Die Ladenmiete, die ein Schneider etwa in Süddeutsch, land aufzubringen hatte, betrug, wie aus alten Chroniken hervorgeht. 4—8 Groschen im Jahre. Es war das selbst für damalige Zeiten, wo ein Psund Wurst einen Pfennig kostete, nicht gerade wenig, doch war es durchaus erschwinglich. Trotzdem waren die Schneider arm. Sie lebten mit ihrer ganzen Familie meist in einem einzigen Raum, wo man nähte, kochte und auch schlief. Um Anprobe zu halten, ging der Meister zum Kunden hin. ' Er nahm dann wohl seinen großen Spiegel mit, den der Lehrling hinter ihm hertrug. Seit dem Jahre 1400 teilt sich das Schneiderhandwerk in zwei Gruppen: in kunstvoll komplizierte Gewänderanfer- tigung und in einfache Schneiderei, worunter man das Än» fertigen von Leinenkitteln, Wämsen und Drillichanzügen verstand. Für die feine Schneiderei wurden Seide und kostbare Tuche, auch Samt und Brokat sowie Atlas verwendet. Den Jackenschneidern war es z. B. eine Zeitlang strenge verboten, aus mitgebrachten Stoffen Mäntel anzu- fertigen. Schon damals zeigte sich das Bestreben, das Schneiderhandwerk zu spezialisieren. Die Buße für das Übertreten dieses Gebotes betrug 5 Groschen, beim zweiten Übertreten mußten zehn Groschen Strafgeld entrichtet werden. Die Preise für die Anfertigung der Kleider richteten sich nach dem Material. Im Jahre 1449 wurden in Leipzig ein und ein halb Schock Groschen (es handelte sich hier um Meitzner Groschen) für eine Plunderhose aus Wollstoff be- zahlt. Ein Frauenkleid mit zwei Rethen Knöpfen mußten für 45 Groschen gefertigt werden, wobei die Knöpfe und sieben Ellen Stoff mit einbegriffen waren. Ein bestickter Seidenwams kostete bei Zugabe des Materials ein Schock Groschen. Helle Frauenkleider kosteten mehr als etwa dunkle Frauenmäntel. Jene galten als Luxus, diese als Bedarfs, gegenstände des Alltags. Später hatten die deutschen Schneider bereits ein ziem» liches Stofflager in Vorrat. Man kaufte ganze Ballen Stoff und zwar ungefärbt. Bestellte ein Kunde oder eine Kundin ein Kleidungsstück, so wurde das nötige Stück Stoff abae» schnitten und nach Wunsch aufgefärbt. Daß man dabei Monate voraus bestellen mußte, ist klar. Aber die Moden wechselten damals auch nicht so schnell wie heute. Der Schnei» der durfte bei jeder Elle Stoff 50 A verdienen. Tuch, das aus Italien bezogen wurde, war teurer als Sammet, den man um 1500 schon für zwei Groschen die Elle zu kaufen be kam. Seidenfäden zum Besticken wurden nach Gewicht verkauft. Knöpfe kamen fast ausschließlich aus Nürnberg. Sie wurden „Schneiderchen" genannt und bildeten einen großen Jndustrieartikel, denn sie waren die große Mode für Frauenkleider. Auch Fingerhütewurden in ganz Deutsch, land hergeftellt und exportiert. Sie bildeten einen beliebten Geschenkarttkel. Nahnadeln hingegen wurden in Böhmen erzeugt. Im Jahre 1439 gab es in dem damals deutsche- Prag bereits 16 Nadelfabrikanten. Unsere HWdLttS' (Gr. 42). Eleganter Mantel mit kurzem Cape and schräg aufgesteppten Taschen. 1554. (Gr. 42). Hübsches Kleid aus gemustertem Woll- mouselin. Der Bluse mit Schulterpasse wird ein einsarbiges tzochschließendes Westchen mit Umlegekragen untergenäht. Der glockig geschnittene Rock zeigt eine Hüftenpasse, die jedoch nur bis zur mittleren Borderbahn reicht. Hier kann man auch Taschen einrichten. LerlagSschnliimustcr «nr für Abonnenten. Mäntel. pockig geschnittenen Rock einige Falten eingenayt worden. (Gr. 42). Kostüm aus einfarbigem Marocain. Der »eiat Ane aeae^eit^, Hüftenpasse in der vorderen MMe Katschmalen^ Das Bolerojäckchen JäckUns «icht. der bis zum unteren Rande bei --- »-»«rw«» 1555 (Gr. 421. Flottes Kostüm aus gestreiftem Woll» stoss. Der Rock ist ringsherum in Falten gelegt, der Jacke wird am Halsausschnitt ein Schal angenäht und dann vorne geschlungen. 155« (Gr. 42). EleganterMantel mit aufknöpfbarem Capes. 1557 (Gr. 44). Schneiderkostüm aus Tweed. 1558 (Gr. 44). Kleid aus gemusterter Seide. Das Kleid zeigt das jetzt so beliebte kurze Cape, die gleiche abgerundete Linie wiederholt sich als Hüftenpasse am Rock. In der vor» ' Kostüme. Kleider t.- M. Blusen. Röcke. Kinderaarderobe. Wäsche 80 Pf. Z« beziehe« durch dir Geschäftsstelle.