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Dank ihrer vorsichtigen Beleihungsgrundsätze ist die An- ' statt trotz der besonderen Gefahren, die gerade das Industrie- s Hypothekengeschäft in Krisenzetten mit sich bringt, bisher von Verlusten verschont geblieben. Der bilanzmäßige ! Reingewinn beträgt RM 242 912,22. Hiervon werden be stimmungsgemäß RM 60 978,05 dem Allgemeinen Rücklage- Konto zugeführt. RM 71166,66 erhält die Landesbauptkasse als Verzinsung des Anlagekavitals zum durchschnittlichen Reichsbankdiskonsatz. Der nach Auszahlung der Vergütung an die Sächsische Staatsbank für die Geschäftsführung ver bleibende Rest wird, wie bisher, auf dem Sonderkonto für Tilgungszwecke zurückaestellt. Die Bilanz schließt in Aktiven und Passiven mit 65 927 516,—. Als Kommissar des sächsi schen Finanzministeriums bei der Landespfandbriefanstalt fungiert Ministerialdirektor Dr. Hedrich. Eine Rede des Finanzministers Weber Dresden. 28. April. Im Hause der Kaufmannschaft fand gestern eine Massenversammlung der bürgerlichen Gemein deoertreter statt, an der zahlreiche Vertreter der Behörden teilnahmen. Nach der Eröffnung durch den Stadtverordneten Enke, Leipzig, sprach Finanzminister Weber zum Finanzaus gleich, der die Forderung nach Herabsetzung der Leistungen anerkannte. Er machte dann ausführliche finanztechnische Angaben über die Balancieung des Etats und betonte, daß neue zwangsläufige Ausgaben vermieden werden müßten. Durch die vom Reichstag beschlossenen neuen Steuern würde für die sächsischen Gemeinden eine Verbesserung der Einnahmen von 5,3 Millionen herbeigeführt. Die dem ; Lande mehr zur Verfügung stehenden Mittel müßten zur Behebung des Notstandes verwandt werden. Die jetzige Re- s gierung hinterlasse ein erfreuliches finanzielles Erbe, das ! noch nie erreicht worden sei. In dem Korreferat forderte Oberbürgermeister Dr. Hartenstein-Freiberg die Erhöhung des Ausgleichs stocks um zwei Prozent und nicht, wie von der Regierung vorgesehen um ein halb Prozent. Schwache Saisonbelebung in Sachsen Dresden, 28. April. Mitteilung des Statistischen Lan- oesamtes. Die jahreszeitliche Auswärtsbewegung der Be schäftigung setzt sich fort, bleibt jedoch immer noch weit hin ter dem Umfang der vorjährigen Frühjahrsbelebung zurück. Bon Ende Februar bis Mitte April-hat sich die Zahl der Arbeitsuchenden in Sachsen nur um rund 35 0000 vermin dert. Die Gesamtzahl der Arbeitslosen war Mitte April noch um etwa 140 000 oder reichlich 60 Prozent größer als vor einein Jahre. Auch für die nächsten Wochen ergeben sich wenig gün stige Aussichten; sind doch im abgelaufenen Quartal aus ein zelnen Industriezweigen dreimal soviel Betriebsstillegungen cingelaufen wie im letzten Viertel des Jahres 1929. Die Bahntransporte (ohne Kohlenverkehr) waren im ersten Quartal des vergangenen Jahres um fast 30 Prozent hinter dem Durchschnitt der gleichen Zeit 1927 und 1928 zu rückgeblieben. Der Wert der direkten Ausfuhr Sachsens hat sich zwar seit Dezember vorigen Jahres ununterbrochen erhöht, ist aber im ersten Quartal nur noch halb so groß wie in der gleichen Zeit 1929. Der Rückgang der Großhandelspreise kommt in dem Inder der Lebenshaltungskosten neuerdings verstärkt zum ; " Koman von Kodart Scsi ^Vieksndurg — 20. Fortsetzung „Aber, meine Herren!" rief Dr. Riedinger, „war um regen Sie sich denn so auf? Ich muß Sie sehr energisch bitten, noch zu bleiben — wir sind noch lange nicht fertig! Also lassen wir jetzt die Scherze und das Komödiespielen — wir sind ja hier in einer nüchternen Advokaturkanzlei und nicht im Theater! Außerdem kennen wir uns ja doch schon von früher her und sind ganz unter uns! Aus meiner Aeußerung werden Sie entnommen haben, daß ich über den Inhalt Ihres Vertrages mit Herr» von Reitlinger informiert bin...!" „So-o-v...?!" Herrn Goldfuchs' schwarz« Augen leuchteten in beißendem Hohn, „dann werden Sie auch wissen, welche Folgen für den Herrn Leutnant aus diesem Verrat erwachsen werden: 50 000 Kronen Pö nale! Dann werden wir in allen Zeitungen veröf fentlichen, daß er sein Ehrenwort gebrochen hat...!" „So-o-o-h...?" schrie jetzt auch Herr Porger, am ganzen Körper bebend, „so schändlich hat dieser feine Herr unser Vertrauen mißbraucht...!" Aber jetzt schlug auch Dr. Riedinger einen ener gischeren Ton an: „Ich bitte mich nich( zu unterbrechen — jetzt rede lch! Zu Ihrer Beruhigung will ich übrigens voraus- schicken, daß der sogenannte Verrat sich ganz ohne Zutun des Herrn von Reitlinger vollzogen hat, was wir jederzeit beweisen können! Aber jetzt zur Sache: Die Rechnungslegung verweigern Sie also? Gut! Ich werde mich demnach an das Gericht wenden müs sen! Selbstverständlich mutz ich dazu diesen berühm ten Vertrag vorlegen, aus dem man mehr als einen Grund schöpfen kann, die Herren nähere Bekanntschaft mit dem Staatsanwalt machen zu lassen...!" Wieder wurde seine Rede durch höhnische Zwi schenrufe des Herrn Goldfuchs und pathetische Ent rüstungsausbrüche des Herrn Porger unterbrochen, aber feiner eisernen Energie gelang es bald, sich Gehör gu verschaffen, und je länger er sprach, desto stiller und gefügiger wurden seine Zuhörer. Da ließ endlich Goldfuchs die letzte Mine sprin gen! Darauf wartete Dr. Riedinger schon lange — und er verfiel wieder in seine ruhige, lächelnde Art, als er erwiderte: „Sehen Sie, meine Herren, der Witz mit der Gebührenstrafe ist ja sehr gut — aber einen Haken hat er doch! Das Vermögen des Herrn von Reit« Unger reicht ja sowieso kaum mehr aus, um die Pas siven der Firma zu decken — also wenn Sie beide -picht ohne weiteres in die sofortige Liquidation Wil- Ausdruck, der sich vom Januar bis Mitte'ApM von 154!? , auf 148,9 gesenkt hat. Diese Preisermäßigung muß auch bei der Beurteilung der Umsatzentwicklung in der Konsum sphäre in Betracht gezogen werden, deren Umsätze um 12,3 Prozent niedriger sind als vor einem Jahre. Die Entspannung am Kapitalmarkt hat in den letzten Wochen erhebliche Fortschritte gemacht. Im März stieg der Goldpfandbriefavsatz auf mehr als 20 Millionen RM, em Betrag, der fast viermal so hoch ist wie im Vormonat und im März 1929. Auch der Einzahlungsüberschuß bei den sächsi schen Sparkassen hat sich erhöht, bleibt aber immer noch er- I heblich hinter dem Vor;ahrsumfang zurück. DieZahlungs- einstellUngen sächsischer Unternehmungen sind seit Monaten im Wachsen begriffen. Der Konjunkturrückgang scheint — entgegen der im vorletzten Bericht Ausdruck gegebenen Vermutung — in Sachsen noch immer nicht zum Stillstand gekommen ' zu sein. Eine Fortsetzung der konjunkturellen Aufwärtsbe- ! wegung ist, wie die jüngste Entwicklung zeigt, vor allem ! auf der Cüterseite der Wirtschaft zu beobachten. Für die ! nächste Zeit darf aber doch wohl damit gerechnet werden, ! daß die fortschreitende Entspannung der Kre- , ditmärkte weiteren Rückgängen der wirtschaftlichen Tätig- leit wachsenden Widerstand entgegensetzen wird. j Schweres Eisenbahnunglück bei Barsdorf , Gestern vormittag entgleisten auf der Reinicken- ! dorf-Lieb enwalder Eisenbahn hinter dem Bahnhof Basdorf infolge falscher Weichenstellung die beiden letzten Wagen eines von Berlin kommenden überfüllten Zuges. 11 Berliner Ausflügler wurden verletzt, davon 4 so erheblich, daß sie in das Krankenhaus Bernau überführt werden mußten. Die Untersuchung ergab die zweifelsfreie Schuld des Bahnhofsvorstehers Otto vom Bahnhof Basüorf, der nach eigenem Eingeständnis sich bei der Bedienuna der Weiche vergriffen hatte. < Handelsteil. ! § Dresdner Börse vom 2K. April. Die Stimmung war yeure ' wenigstens teilweise gebessert, insbesondere bot die Steigerung ' der Vankwerte einige Anregungen. Reichsbankanteile stellten sich um 4 Prozent Höher. Ferner sind mit Steigerungen zwischen 3 und 5 Prozent zu nennen: Polyphon, Lederfabrik Thiele und Schubert und Salzer. Kapp und Münch wurden um 5 Prozent s znriickgestellt. - verlm, den 26. April 1930. Z Am Devisenmarkt lag international der Dollar . etwas fester, das Pfund entsprechend schwächer. Am Effektenmarkt herrschte eine freundlichere . Stimmung, aber kleine und kleinste Umsätze bestimmten Lie Kursnotierung. Später war das Geschäft lebhafter und schloß in fester Haltung. Am Anleihemarkt entwickelte fick ein lebhaftes Geschäft in Altbesitzanleihe, die von der Börse als günstiges Anlagepapier betrachtet wird. Am Geldmarkt machte sich auch heute noch der Ultimo nicht bemerkbar. Privatdiskont 4'/„ Reichsbankdiskont 5 Proz. Am Produkten markt waren die Preise für Wei zen bei knappem Provinzangebot erhöht. Roggen blieb still. Gerste lag kaum verändert. Bei Hafer hielten Käufer und Verkäufer sich vorsichtig zurück. Devisenmarkt. . Dollar: 4,1835 (Geld), 4,1915 (Brief), engl. Pfund: 20,343 20,383, holl. Gulden: 168,38 168,72, ital. Lira: 21,93 21,97, franz. Franken: 16,41 16,4.5, Belgien (Belga): ligen — bedingungslos und unter Rückzahlung aller Beträge, die Sie bisher aus dem Gesellschaftsver- - mögen entliehen haben — so ist ja der Konkurs ! unter allen Umständen unvermeidlich! Ob da jetzt ! noch der Staat mit seiner Forderung, die doch nicht ! gedeckt werden kann, dazukommt oder nicht — das ! spielt schon keine Roll« mehr — und mit dem Straf gesetz kommen ja doch nur Sie in Konflikt! Also sehen Sie, das ist die Basis, auf der wir verhandeln müssen: entweder Sie unterschreiben mir einen Revers, laut welchem Sie in die sofortige Li quidation willigen — unter den erwähnten Bedin gungen — oder Konkurs — Staatsanwalt usw.! . . . Daß ich Ihnen diese Wahl überhaupt noch anbiete, haben Sie nur dem Umstand zu verdanken, daß der Herr von Reitlinger einen öffentlichen Skandal ver mieden sehen möchte! Wenn Sie aber die geringsten Schwierigkeiten machen, ist er entschlossen, bis zum äußersten zu gehen!" Der Advokat schloß seine Rede mit siegesbewuß tem Lächeln — aber er triumphierte zu früh! Herr Goldfuchs antwortete mit einem höhnischen Lachen, und sein Schwager rief im Tone gerechter Entrüstung: „Herr Doktor — ich muß bitten, uns hier keine Ammenmärchen aufzutischen! Wir sind seriöse Leute und können verlangen, daß man mit uns seriös ver kehrt! Daß der reiche Herr Bräuner seinen Schwieger sohn in Konkurs gehen lassen wird — das können Sie Ihrer Urgroßmutter erzählen, aber nicht einem alten Geschäftsmann!" „Und wenn ich Ihnen aber sage, daß der Herr Bräuner nicht der Schwiegervater ist, sondern nur ein guter Bekannter meines Klienten, den er mit seiner Erfahrung und seinem Rat unterstützt — weiter nichts! Was dann — meine Herren? Sie bauen da ein wenig zu stark auf eine Zeitungsente!" „Ah — wirklich ausgezeichnet!" erwiderte Herr Goldfuchs in gut gespielter Heiterkeit, „entschuldigen Sie, wenn ich lache — aber die Zumutung, daß wir das glauben sollen, ist zu komisch! Und jetzt haben Sie wohl nichts mehr dagegen, wenn wir uns emp fehlen? Die Antwort auf Ihre freundlichen Vorschläge werden Sie durch unseren Advokaten Dr. Silber er halten!" „Na, gut...! Ich lasse Ihnen 24 Stunden Be denkzeit!" rief Dr. Riedinger ihnen nach. „Wer hätte das geglaubt? Und was für ein Vertrauen haben wir in diesen Reitlinger gesetzt! Ja, ja, man lernt nie aus auf dieser schlechten Welt!" Herr Goldfuchs aber erwiderte in wenig rosiger Laune: „Jetzt hör' mir auf mit deinen philosophischen Betrachtungen! Jetzt heißt'» beraten, wie wir uns aus der Affäre zichen! Die Sache steht dreckig genug!" »8,40 58,62, schwitz? Flanken; 81,115 81,27V, däü.Klvnet »12,00 112,22, schweb. Krone: 112,43 112,65, norw. Kroner »11,98 112,20, tschech. Kron«: 12,396 12,416, österr. Schil ling: 59,00 59,12/span. Peseta: 52,15 «2,25. Warenmarkt. Mittagsbörse. (Amtlich.) Getreide und Oelsaaten per »000 Kilo, sonst per 100 Kilo in Reichsmark ab Stationr Weizen Märk. 277—280 (am 25. 4.: 278—281). Roggen Märk. 160-163 (166-169). Braugerste 192-203 (192 bis 204). Futtev- und Jndustriegerste 177—190 (177—190). Hafer Märk. 162—168 (164—170). Mat» loko Berlin (-,-). Weizenmehl 30,75-38,75 (30,75-38.75). Rogaenmchl 23,75—26,50 (24-27). Wetzeurleie 9.50 btS^0,25 (9,75-10,50). Roggenkleie 10,25-10,75 (10,50 bis 11). WetzenkleiemelaUe-,-(-,-). Ravs —(-,-). Leinsaat Vtktoriaerbsen 24,50—30 (24-29). Kl. Speiseerbsen 20-23 (20—23). Futtererbsen 18-19 (18 bi» 19). Peluschken 17—19 (17—19). Ackerbohnen 15,50-17 (15,50-17). Wicken 19-22,50 (20-22,50). Lupinen blaue 15-16 (15-16), gelbe 20-22,50 (20 bis 22,50). Serradella neue 31-33,50 (31-33,50). Raps kuchen 13,25-14,05 (13,25-14,05). Letnkuchen 18,50 bi» 19 (18,50-19). Trockenschnitzel 8,40-8,80 (8,40-8,80). Sojaschrot 14,75-15,05 (14,75-15,50). Kartoffelstöcken 15,50-16,02 (15,40-16,20). Großhandelspreise für inländisches Gemüse Amtlicher Marktbericht der Städtischen Markthatlen-- Direktion Berlin für 50 Kilo: Weißkohl: hiesiger 3,50-5: Mohrrüben: ungewaschen 2,50—3,50, gewaschen 3,50—5; Kohlrüben: 3—4, Vetschauer —: Rote Rüben: 2,75—4: Bohnen, grüne: Treibhaus —: Spinat: hiesiger 2—5, hies. Blatt- 5—8, junger 7—13, Erfurter —: Rhabar ber: Treibhaus 15—25, Freiland 8—15: Meerrettich: 15—25? Zwiebeln: hiesige 3—4,50; Sellerie: I 14—20, II 6—12; Petersilienwurzel: 5—10; Chainpignons: 80 bis 110; Morcheln: 45—55; Salat: Rapunzel 30—50, hiesiger, Treibhaus 100 Kopf 5—18, Dresdener 100 Kopf —; Kohlrabi: Treibhaus, Schock 4—12: Gurken: 160 Stück 30—70; Radieschen: hiesige. Treibhaus, Schockbund 4—5,50, Dresdener, Schockbund 7—8, Würzburger, 1000 Stück 25; Rettiche: Dresdener, Schock , bayerische, Schock —; Porree: je nach Größe Schock 0,80—2» Petersilie: je nach Größe 100 Bund 3—5 Mark. Gedenktafel für den 29. April. , 1806 * Der Dichter Ernst Freiherr v. FeuchterSleben in Wien (f 1849) - 1878 * Der katholische Theolog und Dichter Peter Dörfler zu Unter-Germaringen (Schwaben) - 1928 t Derschweizerische Schriftsteller Heinrich Federer in Zürich (* 1854). Sonne: Aufgang 4,38, Untergang 19,18. Mond! Aufgang 4,49, Untergang 20,35. Rundsunkprogramm für Dienstag, den 28. April: Leipzig und Dresden. 10,00: Wirtschaftsnachrichten. 10,05: Wetterdienst und Ver kehrsfunk. 10,20: Bekanntgabe des Tagesprogramms; 11,00: Werbenachrichten außerhalb des Programms: anschließend: Schallplatten. 11,45: Wetterdienst und Wasserstandsmeldungen; 12,00: Schallplatten. 12,55: Nauener Zeitzeichen; 1300: Presse- und Börsenbericht, Wettervoraussage; anschließ. Schallplatten; 14,00: Neuerscheinungen aus dem Musikalienmarkt. 15,15: Schallplattenmusik' 15,40: Wirtschaftsnachrichten. 16,00: Rechts anwalt Dr. Finkelstein, Leipzig: „Rotwehr und Nothilfe". 16,30 bis 17M: Nachmittagskonzert; 17,55: Wirtschaftsnachrichten; 18,05: Frauenfunk: Adele Lurenbera, Leipzig: „Umschau in der Welt der Frau". 19,00: Lanotagsabgeordneter Dr. Schwering, Berlin „Der Tag eines Abgeordneten". 19M: „Luise Miller'', Oper in drei Akten. Anschließend Aktuelle Viertelstunde; 22 30: Zeitangabe, Wettervoraussage, Pressebericht und Sportfunk. An schließend Tanzmusik. Oben in der Kanzlei wurde nach d«m Abgang der beiden Herren der Vorhang von der Türe des Ne benzimmers gelüftet und Herr Bräuner erschien auf ver Bildfläche: „Sie, Doktor — mir scheint, das war ein Schlag ins Wasser — die Kerle lafsen's am End' wirklich drauf ankommen in ihrer bodenlosen Frechheit...!" „Ich glaub's nicht!" erwiderte der Advokat nach denklich, „die wollen nur Zeit gewinnen durch ihr Protztgtun! Freilich pochen sie stark darauf, daß wir es zu keinem Skandal kommen lassen...! Na, im Notfall bleibt eben nichts anderes übrig, als wirk lich Konkurs anmelden! Sobald die Herren sehen, daß wir davor nicht zurückschrecken — da Passon Sie aus, wie sie zu Kreuz kriechen!" „Aber unseres Wissens liegen doch noch gar keine Klagen vor, auf Grund deren der Konkurs von Gerichts wegen verhängt werden könnte — und Reit linger allein ist nicht zeichnungsberechtigt, kann also die Verhängung auch nicht verlangen!" Dr. Riedinger lächelte Pfiffig vor sich hin: „Ah, das ist das wenigste — beim Gericht hab' ich schon so meine Verbindungen! Und ein paar Klagen rönnen wir ja veranlassen — Gläubiger sind ja ge nug da! Selbstverständlich lassen wir den Konkurs gleich wieder aufheben, wenn wir den Revers in der Tasche haben — und vor allem die bedenklichen Ver träge, die in den Händen dieser Herren eine gefährliche Waffe sind!" Wir müssen den beiden nur einmal unseren Ernst zeigen! Der Konkurs löst erstens den Gesellschafts oertrag von selbst auf — mithin ist die Gefahr be hoben, daß die Zwei weitere Schulden auf Rechnung der Firma machen können — und dann werden sie daraus die Ueberzeugung schöpfen, daß wir auch vor der Betrugsanzcige nicht zurückscheuen werden! Ob wohl wir uns davor leider Gottes hüten müssen — denn sonst haben wir die Gebührengeschichte aus dem hals und einen ernsten Konkurs!" Herr Bräuner strich nachdenklich seinen graue« Bart und reicht« d«m Advokaten die Hand zum Ab schied: „Ich verlasse mich ganz auf sie, mein lieber Doktor, — machen Sie, was Sie für notwendig hal ten! Eine Roßkur ist's freilich, aber es bleibt nichts! anderes übrig! Der Konkurs hat nebenbei auch den Vorteil, daß wir dadurch erfahren^fverden, ob noch irgendwelche ungekannte Verpflichtungen da sind!" „Nun, wir werden ja sehen, wie sich der Herr? Dr. Silber benimmt — ich denke, ich werde noch heute von ihm hören. Wissen S', das is nämlich, unter uns gesagt, auch so einer von denen...!" Damit begleitet« er Herrn Bräuner zur Tür. (F-rtsetzmq fohp^