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finn vereint Würzen die ländliche Kost mit Scherz' und Keplauder. Mle beseelt Lust und Liebe zur Scholle? der Segen der Arbeit birgt doch Glück und Zufriederr- heit, denn: „Nur dem Ernst, den keine Mühe bleichet, Rauscht der Wahrheit tiefversteckter Born." Nicht aber Schaffenslust allein, sondern auch so- fiales und vor allen Dingen religiöses Empfinden dflanzt hier die Hausfrau in die ihr anvertrauten Seelen der Eleven. Fromme Sitten des Mittelalters schufen die Aus führung sogenannter Osterspiele, packende und ergrei fend wirkende Darstellungen der Auferstehungs- zeschichte. Dieser Gedanke begeisterte die Jugend, und »lL Ueberraschung für die Gäste hatte sie auch hier kin solches Österspiel einstudiert, in Kostümen ge probt und gesungen im Verein mit Dorfgenossen. Geheimnisvolle Lichter blitzten aus am Abend in »er uralten Dorfkirche, und ein matter Kerzenglanz »erbreitete mystische Dämmerung. Bor dem Altar sieht nan jetzt das geschlossene Grab Christi. Die Trauer- kene der Frauen erfolgt, dann das Ringen des Engels in Lichtgestalt mit dem Teufel im roten Gewände. Das Licht triumphiert über die Finsternis, Osterlieder er- Lhallen, am nunmehr offenen Grabe offenbart sich ihr Auferstandene, und: „Christus ist erstanden," ju- irlt der Chor am Schluß des wohlgelungenen Spieles. Herrlicher Sonnenglanz ruht über dem Lande am nächsten Ostermorgen. Auf mächtiger Diele winkt ein ladend ein blumengeschmückter, reichhaltiger Früh- jtücks tisch. Dann ein seltener, festlicher Anblick: Scha ren von Landleuten ziehen in ihren malerischen alten lSendentrachten zum Gotteshaus. Feiertagsstimmung Ist drinnen wie draußen. Auch wir folgen jetzt dem Kufe der Glocken. > Nach einem Ostermahl geht's in den Wald, dem Frühling entgegen, der ja doch im Walde sein ganz »esonderes Quartier hat. Lockende Vogelstimmen kün den es; summende Käser und flatternde Falter sind ne Osterboten der kleinen Anemonen, die neugierig ms dem vorjährigen Laub ihr Köpfchen hervorstrecken. Vtischholz und Tannendickicht nehmen uns nun auf, »am» beginnt in großer Ausdehnung der Hochwald. Mitten darin erreichen wir plötzlick einen freien klatz. Mächtige, uralte Buchen und Eichen umgeben mn, und rings im Kreise lagern gewaltige Findnngs- MSe. Wir sind am „Steintanz", so heißt rm Bolks- mund diese Gegend. Was könnten diese Granitblöck unter den Wipfeln alter Waldriesen alles erzähle» aus grauer Vorzeit? In nächtlicher Stille werde» dann die Steine lebendig und beginnen zu tanzen Es sind die ruhelosen Seelen, denen keine Erlösung winkt. Schweigend verweilen wir an dieser düsterer Stätte, der Abendwind streicht durch die Wipfel uni rauscht ein Lied aus längst vergangenen Tagen. Sin kende Dämmerung mahnt zum Aufbruch, und nack geraumer Zett öffnet sich uns wieder der Wald, traw lich winkt unser Hof im Mondenschetn und eine gast liche Pforte nimmt uns auf. Am nächsten Tage früh bringt uns eine fröhlich« Wagenfahrt zur Bahn und zurück geht's zur großen Stadt und zur Tretmühle. Osterferien und Sstertreffen. Die Veilchen blühen wieder! Die den langen Win ter über in den Häusermauern gefangen gehaltenen Menschen wagen sich hinaus in die aufwachende Na tur. Osterzeit, Osterferien! In der Sonne spürt man den Frühling, den Duft von frischer Erde und ersten zarten Blüten, zages, tastendes Knospen und Sprießen. Auferstehen überall, wo geschützte Stellen den immer noch kalten und scharfen Wind abwehren.. Wunderbar sind die Spaziergänge an sonnigen Tagen, wenn in den Lüften die Lerche singt, aus der Ferne vereinzelt schon ein Kuckuck ruft und ein neugieriger Schmetterling di« Flügel spannt, um zum erstenmal den Sonnenflug zu »vagen. Wenn die Witterung bald anhaltende Temperatur über Null verspricht, wird es besonders an den Wassern lebendig. Die Sportler wagen ihre erste Probefahrt im Paddelboot oder Kanu, und Vorbereitungen für bestorganisierte Zusammenkünfte zum Beweis alter, nicht eingerosteter Geschicklichkeit und Kraft nehmen ihren Anfang. Turner, Fußballspieler und ander« Sportübende beleben wieder die weiten Rasenflächen. Für die Gebirgssportler, die entweder in der Näh« der Berge wohnen oder ihre Osterferien dort verbrin gen können, ist jetzt die schönste Zeit: die internationale Sportwelt hat ihr großes Ostertreffen, die wirklichen Sportler und ihre Freunde geben sich ein Rendezvous, um den Abschied vom Winter zu feiern und noch einmal zu zeigen, wie sehr sie in ihrer Kunst vorwärtsgekom- men sind. Es finden die letzten Skirennen in St. Moritz, an den weltbekannten Tiroler Sportplätzen und im bayerischen Hochgebirge statt. Dann kommt es vor, daß die Zusahrtstraßen zu den hochgelegenen Sportplätzen, so an den vorgelagerten oberbayerischen Seen, am Bo densee, in den Gebirgstälern die schönste, leuchtendste Frühltngslandschaft darstellen, von jener seltsamen und überraschenden Wirkung, wie sie nur die große Gegen sätzlichkeit von Eis und Schnee oben und zartes Früh lingsblühen unten zustande bringt. Gut hat es auch ein jeder, der seine Ostertage im nahen Süden zubringen kann; denn wenn der Winter nicht gar zu hart und streng gewesen ist, sind die Süd hänge der Alpen zu blühenden Gärten geworden mit blauschillernden Seen, über die sich der herrlichste wol kenlose Südhimmel spannt, während in der Ferne die mit ewigem Schnee bedeckten Bergriesen hoch aufragen. Ein besonderer Ostertresfpunkt für die ganze Welt ist: Rom, die ewige Stadt, mit ihren ungezählten Denkmälern einer großen Vergangenheit, mit ihren prunkvollen Ostersetern. Am Auferstehungsfest wird der Papst auf dem Thronsessel durch den weltberühmten Petersdom getragen, wo er der aus der ganzen Welt herbeigeströmten Menge den Ostersegen erteilt. Neben Rom sind noch Paris und Wien die Städte, die zahlreichen Fremden als Ostertreffpunkt dienen? sie sind die gernbesuchten Durchgangsstationen von Norden nach Süden, von Westen nach Östen und um gekehrt. Scherz und Ernst. tk. Flugzeuge auf Abzahlung. In den Vereinig ten Staaten wurde eine Flugzeugkreoitgesellschast ge gründet, die den Ankauf von Flugzeugen auf Ab zahlung ermöglichen will. Die noch nicht voll bezahl ten Flugzeuge siud natürlich gegen alle Unfälle, Feuer, Diebstahl usw. versichert. Das größte Postversandge- schäft der Staaten hat in seinen Katalog nun auch Flugzeugbestandteile aller Art, mit Ausnahme von Nahmen für die Maschinen, ausgenommen. Man er wartet zwar noch keinen großen Umsatz, will jedoch damit die Anerkennung der Wichtigkeit dieses neuen Sportzwciues betonen. tk. Afghanistan, Vas Land der knarrenden Stiefel. In der guten alten Zeit fehlte es nicht an Leuten, die um jeden Preis Lärm zu machen suchten. Die gemächliche Lebensführung gestattete es ja auch, Lärm zu machen, dem wir mit Rücksicht auf unsere emp findlicher gewordenen Nerven aus dem Wege zu gehen bemüht sind. Vor einem halben Jahrhundert aber fehlte es nicht an ehrgeizigen jungen Leuten, die Stiefel, deren Sohlen beim Gehen knarrten, den minder musikalischen Vvrzogen. Lag ihnen doch daran, der Welt zu zeigen, daß sie neues Schuhwerk an den Füßen trugen. Heute mutz man schon bis nach Afgha nistan gehen, um die Vorliebe für knarrende Stiefel anzu treffen. Aman Ullah hatte vor einigen Jahren in England Stiesel bestellt, unter der ausdrücklichen Bedingung, bah die Sohlen knarren mühten. Lebender Kalender i« Siam. Strenger als in an deren Ländern übt di« Mode ihre Herrschaft über die Frauen von Siam aus. Eine Siamesin aus den höhe ren Klassen, die etwas auf sich hält, darf niemals zwei mal in der Woche in demselben Kleid erscheinen. Am Sonntag schreibt ihr di« Mode ein rotes Kleid mit Ru binenschmuck vor. Am Montag darf sie nicht anders als in einem sikbergestickten Kleid erscheinen, am Diens tag mutz die elegante Siamesin dagegen ein scharlach rotes Kleid mit Korallenschmuck anziehen. Mittwochs darf eine vornehme Dame nur grüne Gewänder mit Smaragden tragen, während am Donnerstag ein bun tes Kleid erlaubt ist. Der Freitag wird durch ein hell blaues Kleid mit Brillantenschmuck geehrt, der Sonn abend erfordert aber ein dunkelblaues Gewand mit Saphiren. Man sieht, daß die Mode in Siam recht kostspielig ist; dafür weiß aber jeder Siamese beim Anblick einer gutgekleideten Dame den jeweiligen Wochentag.