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Benage zu» Weltze^ ^ettun« Nr. 92 Sonnabend, am 19. April 1930 96 Jahrgang Dackel und Osterhase. Bon Margarete «ehrens. Als Männe vem Osterhasen begegnet war. Männe, der Dackel, kam ganz verdattert nach Hause. Er ließ den Schwanz hängen, hatte keinen rechten Appetit, war nicht für Spielen zu haben und kroch unters Sofa — alles Sachen, die man an Männ< ganz und gar nicht kannte. Krank schien er nicht zu sein — was mit ihm war, konnte man nicht begreifen. Sollte er, was sehr möglich war, ein schlechtes Gewis sen haben, so würde sich das ja wohl herausstellen. Bis jetzt hatte man noch nichts gefunden, wo er viel leicht genascht oder sonstwie was ausgesressen haben konnte. Männe aber saß total geknickt und mit gesträubtem Fell unterm Sofa. Er hatte sich so entsetzlich erschrok- ken, daß es überhaupt einfach gar nicht zu sagen war, und konnte sich von diesem Schreck nun durchaus und durchaus nicht erholen! Sowas aber auch — daß ihm sowas begegnen mußte! — Durch den Wald war er ' geschlendert heute morgen und hatte nach einem biß chen Wild ausgeguckt, was sich vielleicht jagen ließ. Na ja — wenn man sehr streng denken wollte, dann dürfte er das natürlich eigentlich nicht ohne Herr chen — aber wer kann dafür, wenn er von Natur Jä gerblut mitbekommen hat? Leidenschaftliches Jäger blut, das einen ganz wild macht, wenn man bloß Eich horn oder Hase oder Kaninchen riecht»' so wild, daß j man durch Busch und Dickicht stürmt wie verhext und ! einfach überhaupt nichts mehr denkt und hört vor lauter - Jagdeiser. Herrchen, wenn er dabei ist, kann sich die § Lippen wundpfeifen und die Kehle aus dem Halse j schreien — es ist gar keine Ungezogenheit von Männe, ! daß er nicht kommt — seine Ohren sind einfach nicht ' vorhanden — alles ist bloß Augen, Nase und Beine ! bet ihm, hinter der Beute her muß er — alles übrige ! auf Erden ist überhaupt nicht da — völlig versunken. i Ja — und wenn man dann allein durch den Wald geht, dann jagt man natürlich erst recht, das Hilst nun einmal nicht. Merkt Herrchen es, gibt's Prügel — die müssen ertragen werden, aber besser ist's natürlich, Herrchen merkt es nicht! — Heute morgen nun — oh! — nein! Was war das bloß für eine Sache! Die feine Männe-Nase fand eine frische Hasenspur — darauf los wie der Blitz, natürlich! Kaum hatte er die Spur ein bißchen verfolgt, da sah er mich schon den weißen Schwanzbüschel vom Hasen, und mit gewaltigem Satz wollte Männe auf den Lampe Mstürzen - da! — Männe stehen die Haare einzeln M Berge, wenn er bloß daran denkt — da! Da dreht >er Hase sich um und guckt ihn an — mit einem Blick - einem Blick — daß Männe beinahe kopfüber rück- rärtspurzelt. Den Schwanz zieht er ein, den Kopf ruckt er — nicht r.nzugucken wagt er den Hasen. — Nachdem er einen Augenblick baumstill dagestanden, dreht er um und zieht mit hängenden Ohren nach Hause. Todunglücklich und maßlos beschämt — wie so etwas überhaupt bloß denkbar und möglich war. Daß ihm, Männe, dem tollkühnen, unerschrockenen Jäger, so etwas begegnen konnte. Wo ein Dackel ohnehin vas frechste, unverschämteste und unerschrockenste Ge schöpf auf allem Erdboden ist und er, Männe, noch ganz besonders! — Da mußte ihm, ihm! so etwas geschehen! Vor einem Hasen — einem Hasen ohne blo^an«^^^ an Zähnen und Krallen! - Einfach -ekloben^—"nk ihn dieser Hase, und Männe ist I verwindet der Dackel nie! Ar arme Männe aber auch wissen, daß ^r Hase ein Osterhase war — und den kann natürlich unmöglich! "nd jagen! Das ist natürlich ganz Ostern auf dem Lande. Bon Aiko Janssen. Ostern heißt Frühlingserwachen. — Werden und Wachsen m der Natur, in Feld und Wald zu beobach ten, wird zum Ereignis, ganz besonders auf dem Lande! Es winkt uns Erlösung von den Fesseln des Winters, und hinaus zieht es uns in die Freiheit. Der müde Städter hört die Mahnung, beschwingt sich und entflieht der steinernen Großstadt. Kurz vor dem Feste kommt ein blumengeschmückter; Gruß von alten Bekannten: „Kommt und verlebt ein Ostern bei uns auf dem Lande!" Das. paßt und lockt zugleich. Bald liegt die große Stadt hinter uns, und wan dernd zuletzt erreicht wir das Ziel. Es ist ein statte ticher Hof. Prächtige alte Kastanien beschützen die Pforte. Dort eine Weiße Tafel und wir lesen: „Süße heilige Natur, Laß mich gehn auf deiner Spur, Leite mich an deiner Hand, Wie ein Kind am Gängelband." „Prinz", der treue Wächter, begrüßt uns mit einem freudigen Bellen, und in der Hallentür erschein« rlsbald die Hausherrin, die freundliche Gastgeberin. JMZNnge und iunge Mdchm, g^hrige Schüle« ter Wirtschaft, dreien ein Wturommen. Es ist Mittagszeit und Ostersonnabend. Die Ar- deit rukt? und auf geräumiger; Diele sticht das Mahl bereit. Schwer; war de« Dienst, aber Jugend mit 8rob->