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Beilage zur Weiheritz-Jeitung Nr. 92 Sonnabmd am 19. April 193V 96. Jahrgang M--»"' . -! ---. —.>7 1 r — - — 1 - Auferstehung! Am Karfreitag verlor die Sonne ihnn Schein. Auch über Jesus in seiner Gottverlassenheit kam ein« große Sonnenfinsternis, als er rief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Tiefes Dunkel lagerte sich über die Seelen seiner Jünger, als sie ihren Herrn und Meister hatten sterben sehen. Alle Hoffnungen hatten sie mit ihm zu Grabe getragen. Aber dann kam Ostern. Die Finsternis war vor über, der Bann gewichen, die Karfreitagsnacht über wunden. Nun flutete heilige Freude durch ihre Seelen: „Wach auf, mein Herz, die Nacht ist hin, die Sonn' ist aufgegangen!" Christ ist erstanden, so klingt nun wieder der Osterjubel durch die Lande. Mögen andere ein Chri stentum ohne die Ostertat und ohne die Ostertatsache predigen, — sie mögen sehen, ob sie des lebendigen Herrn entraten können, aber das Christentum der Bibel ist es jedenfalls nicht, das sie haben und pre digen. So verschieden die Apostel auch sein mögen, sie verkündigen alle den lebendigen Herrn, der dem Tode die Macht genommen und Leben und unvergäng liches Wesen an das Licht gebracht hat. Dafür haben sie gearbeitet und gelitten, darauf sind sie auch ge storben. Er ist der Lebendige von Ewigkeit zu Ewigkeit, das ist die frohe Botschaft, die auch uns aus allen Gethsemane- und Golgathastunden unseres Lebens emporführen will zu neuer Kraft. Osterglocken läuten! „Christ ist erstanden von seinen Martern allen, des laßt uns alle froh sein, Christ will unser Trost fein!" Ostergedanke«. A. S. Di« Osterferien der Politik sind diesmal kurz, auch leuchtet ihnen nicht di« Sonn« des Oster friedens. Für das Kabinett Brüning bedeuten die Osterferien lediglich eine kleine Atempause in den Sorgen und Nöten des Alltags, für den Reichstag und die Parteien aber — wie sich immer deutlicher herausstellt — eine Gelegenheit zur sorgfältigen Vor bereitung auf die zu erwartenden Kämpfe. Eröffnet werden wird die Frühjahrskampagne mit der Tagung des deutschnationalen Parteivorstan des am 25. April. Wird es auf dieser Tagung gelingen, die Gegensätze in der Reichstagsfraktion zu überbrücken und die Fraktion erneut zu einer geschlossenen Ein heit zusammen zu schmieden? Und wenn nicht, welche Folgen wird das für das deutsche Parteileben und die deutsche Innenpolitik haben? Die Parteien sind in Bewegung, schon seit gestern und vorgestern, in welcher Richtung sich aber die Fahrt bewegt, ob endlich einer Zusammenfassung zu, oder doch nur einer wei teren Zersplitterung entgegen, ist nicht zu er sehen. Unbefriedigend ist der Stand der außenpolitischen Verhandlungen über die Rückgabe des Saargebietes. Kurz vor Ostern kündigten die Delegationen zwar eine Beschleunigung der Berhandlungssührung an, unter Betonung des Willens zu praktischer Arbeit, doch hätte man einen solchen Wechsel längst vorneh men sollen. Die Wieder-Auferstehung der Gerechtigkeit an der Saar läßt lange aus sich warten! Di« Weltpolitik kann Ostern 1930 so etwas wie ein Friedens- und Frühlingssest feiern: England, die Vereinigten Staaten und Japan haben sich über die Begrenzung ihrer Seerüstungen geeinigt und wollen nun den ozeanischen Frieden Wirklichkeit werden bissen. Alle drei Mächte freuen sich des „guten Beispiels" das sie gegeben haben, nicht minder aber darüber, Mtlliardenbeträge, die sonst für Kriegsschiffe und Schiffsgeschütze draufgegangen wären, fortan für die Stärkung ihrer Wirtschaftsmacht und die Erweiterung ihrer Absatzgebiete verwenden zu können. Das Gespenst des englisch-amerikanischen und des amerikanisch-japa nischen Weltkrieges ist gebannt, und der Stein vor seiner Gruft ist der Drei-Mächte-Pakt. Bedenklich stimmen nur die Lücken der Londoner Lösung. An der Flottenkonferenz nahmen schließlich nicht nur England, Amerika und Javan teil, sondern auch Frankreich und Italien waren dabei und einige Tage war es ihnen sogar vergönnt, eine Hauptrolle zu spielen. Briand und Grandi aber können ihren Namen in London nur unter ein Dokument setzen, dessen „wesentlichster" Teil Ratschläge zur Vermensch lichung des U-Boot-Krieges sind, Bestimmungen, von denen der frühere Chefredakteur der „Times", Wickham Steed, sagt, im Frieden' seien sie überflüssig und im Kriege nützten sie nichts. Als Trost verbleibt Franzosen und Italienern, daß, wenn sie in London auch keine Erfolge erzielt haben, sie andererseits auch keine Verpflichtungen über nommen haben; Frankreich undJtalien haben vielmehr trotz London völlig freie Hand: für ihre Außenpolitik, für Intrigen und für Kriegs schiffbauten. Und das kann für das Gedeihen der ozeanischen Friedenspfkanze sehr leicht verhängnisvoll werden, wenngleich Frankreich es sich reiflich über legen wird, ob es durch umfangreiche Flottenneu bauten den Drei-Mächte-Pakt zu einem Ausstellungs stück für Museen machen will. Nun, wenn Frankreich sich auch nicht ohne wei teres über den Drei-Mächte-Pakt hinwegsetzen wird, so kann es doch durch die Drohung, neue Schiffe aus Stapel zu legen, von England Zugeständnisse zu er pressen versuchen, die England sonst nicht machen wurde. Vielleicht denkt man in Paris daran, sick Neubauten-Berzichte gegen Zugeständnisse in der Frag, der Landabrüstung, der Anrechnung der Reserven und der erweiterten Auslegung dieses oder jenes ^Artikels der Völkerbundssatzung oder eines anderen Vertrags abhandeln zu lassen. Der ozeanische Friede ist also nicht der Friede schlechthin, sondern er kann uns unter Umständen so gar ein beträchtliches Stück davon hinwegführen. Und I * !?hrt auch die Londoner Flottenkonferenz wieder, ! "aß die allgemeine Wohlfahrt und der Weltfriede ! nicht durch Tonnageverständigungen und Teilverträge i zu garantieren sind, sondern daß der Geist des Ber- ! . uens nur dann etnkehren wird, wenn jedes Volk m Freiheit und Gerechtigkeit leben und schaffen kann. ! Bis dahm entbehren die Friedenspflanzen der leben- ! erweckenden Ost er sonne. Osterwaffer. ! von Hermann Mbrich-Hannibal. ! Geheime Mächte, der Menschheit zum Wohle, schlummern an jedem Ostermoegen vor Sonnenaufgang < in den Bächen und rinnenden Wassern, so heißt es : ! m Volkömund. Geheime Mächte, von denen die einen j j behaupten, daß sie den Menschen das ganze Jahr ! hindurch in Schönheit erhalten, und die anderen sagen, daß sie die Menschen das Jahr vor Krankheit be- i schützen. Geheime Mächte, die aber nur dann ihre Wir kung aus den Menschen übertragen, wenn man sich ihnen still und wortlos vor dem Anbrcchen des Oster sonntags unterstellt. Und so ziehen denn die Leute auf dem Lande jedes Jahr ani Ostermorgen mit einem irdenen Krug an eine sprudelnde Quelle oder an ein murmelndes - Bächlein, von dem glucksenden Wasser zu holen, das so geheime Mächte in sich trägt. Schweigend sind sie ihren Betten entstiegen, haben sich angekleidet ohne ein Wort zu wechseln und sind dann den Weg zu jenem verheißungsvollen Gewässer gepilgert, immer nur an die Wichtigkeit ihres Vorhabens zu denken und die Nichtigkeit vor Augen zu haben, die mit ' einem Male da ist, wenn auch nur der leiseste Laut j ihren Lippen entweicht. Weder ein Jubel über die j träumende Morgenlandfchast noch ein Seufzer über < das selbst auferlegte und doch fo drückende Schweigen darf ihrem Munde enteilen, oann ist alles dahin, die Heiligkeit ihrer Handlung und die Wirkung der ge heimen Mächte des Osterwassers. Schweigend lassen sie das köstliche Wasser in ihre Krüge rinnen und tragen es dann eben so still ihren Wohnungen zu, waschen sich in dem erfrischenden kühlen Naß mit der schönen Zuversicht, nun ein wei teres Jahr schön oder gesund zu bleiben, und geben dann zufrieden den ersten Laut von sich, nachdem es die Angehörigen vielleicht schon so oft versucht hatten, sie vorher zum Brechen ihres Schweigens zu bewegen. Andere gehen stumm an einen Fluß oder an einen See, der einen Abfluß hat, denn nur im fließen den Wasser wohnen am Ostermorgen die geheimen Mächte, streifen ihre Kleider von sich, steigen in die ! kühle Flut, um sich ganz von den geweihten Wellen , umspülen zu lassen, jubeln nachher über die Er quickung, die ihnen das morgendliche Bad bereitet hat und freuen sich auf die Gewißheit, ein Jahr Schön heit oder ein Jahr Gesundheit wieder für ihr Leben gewonnen zu haben. Aber auch diese Badenden dürfen nicht eher das Schweigen brechen, ehe sie dem Wasser entstiegen sind. Vielleicht liegt dann gerade der erste Morgensonnenstrahl über dem flachen Horizont und verkündet ihnen, daß der Zweck ihres Badens Er füllung wird. Vielleicht auch schaut noch die Mond sichel friedevoll vom Himmel herab, als segne sie dieses göttliche Bild. Osterwasser, sei es, daß man es im Krug in seine Behausung zum Waschen getragen oder es beim Baden über seinen Körper hat rieseln lassen, ist für das Osterfest vieler Menschen ein Quell inniger Weihe. In dem Wasser, das verborgen im Schoße der Erde schlummert und am Ostermorgen der dunklen Tiefe entrinnt, eine geheime Macht zu sehen, die das Dunkle des menschlichen Lebens für ein Jahr mit einem Hellen Licht umstrahlt, ist ein Brauch von solcher Tiefe, wie ihn die beiden anderen großen jährlichen Feste nicht aufzuweifen haben, und ein Beweis, für die Erdgebundenheit der Menschen, für die Liebe zu der Erde, die sie hervorgebracht hat, für die Achtung, die di« Menschheit ihrer Erdenmütter entgegenbringt. O heiliges Wasser des Lebens, r Erfülle die Menschheit mit Kraft! Du Sinnbild des göttlichen Strebens, Erlöse aus finsterer Haft! j Scherz «nd Ernst. tk. Di« Zahl der Kapitalverbrechen in Deutschland. Wie der Amtliche Preußische Pressedienst der „Sta tistischen Korrespondenz" entnimmt, büßten in Preußen 1928 827 Personen (497 männliche und 33b weib liche) ihr Leben durch Mord und Totschlag ein. An der Spitze der Provinzen stand Berlin mit 34 Fällen aus eine Million Lebende. Die zweite Stelle nahm Sachsen mit 23 ein, während Brandenburg, Ober- schlesicn und die Rheinprovinz mit 22 folgten. Der Staatsdurchschnitt betrug 21 Fälle. Je nach der Art ihres gewaltsamen Todes kann man die getöteten Per sonen in mehrere Gruppen einteilen. Die erste um faßt mit 252 Personen ungefähr ein Drittel der Gc- samtfälle und besteht aus den bis ein Jahr alten Kin dern, die in der Mehrzahl gleich nach der Geburt von der, zumeist unehelichen Mutter, ertränkt, erstickt oder erwürgt würden. Die zweite Gruppe zählt 123 Ge tötete. Hier handelt es sich vorwiegend um Tötungen, vei denen die Täter durch Selbstmord zugleich aus dem Leben schieden; dabei standen beide Teile zumeist in einem verwandschaftlichen Verhältnis. Wirtschaftliche Not, zerrüttete tzamilrenvcrhältnisse und Liebeskum mer bildeten in den meisten Fällen die Ursache der Tat. Rundfunk-Programm Rundfunkprogramm für Sonntag, den 2». April: ' Leipzig-Dresden HSV: Orgelkonzert aus der Thomaskirche zu Leipzig. 8,SS; Uebertragung des Glockengeläutes der „Gloriosa" vom Dom in Erfurt. 9,vv: Morgenfeier. 11,00: Geheimrat Prof. Dr. Wilh. Ostwald, Großbothen: „Pflicht zur Freude". 11,30: Aus Max Dauthendeys javanischen Reisebüchern. 12,00—14,00: Mittags konzert. 1400: Eierschieben und Osterreiten in der Lausitz. 15,00: Kammermusik. 15,45: Der Seelenforscher. 16,50—17,40: Schall plattenkonzert. 18,00: Peter Flamm und Jaro Jaretzki „Wir unter uns. 18,45: Rokoko-Musik. 20,00: Ina Seidel liest aus ihren Dichtungen. 20,30: „Adams Tod". 21,30—24,00: Konzert. Rundfunkprogramm für Montag, de» 21. April' Leipzig und Dresden. 8,00: Landwirtschaftsfunk. 8,30: Orgelkonzert. 9,00: Mor genfeier. 11,00: Dr. Wilhelm van Kempen, Dessau: „Technik und Kunst". 11,30: Matthias Claudius-Stunde. 12,00—14,00: Mit tagskonzert. 14 00: Aktuelle Viertelstunde. 14,15: Unterhal tungskonzert. Schallplatte». 15,15: Hans Reimann mit eigenem Programm. 16,00: Heitere Vläsermusik. 16,30: „Der Singer Un verzagt". 17,30: Die junge Generation spricht. 18,15: Mando linenkonzert. 18,45: Ernst Vollbehr, München: „Tropische Land schaft und Menschen aus Sumatra. 19,30: Schwanba, der Du- oelsackpfeifer". 22,00: Zeitangabe, Wettervoraussage, Pressebe richt und Sportfunk. Anschließend bis 24,00: Tanzmusik. Rundfunkprogramm für Dienstag, den 22. April: Leipzig und Dresden. 10,00: Wirtschastsnachrichten. 10,05: Wetterdienst und Ver- kehrssunk. 10,20: Bekanntgabe des Tagesprogramms. 10,25: Was die Zeitung bringt. 11,00; Funkwerbenachrichten außerhalb des Programms. Anschließend Schallplattenkonzert. 11,45: Wet terdienst und Wasserstandsmeldungen. 12,00: Schallvlatten- zert. 12,55: Nauener Zeitzeichen. 13,00: Presse- und Börsenbe richt, Wettervoraussage. Anschließend Schallplatten. 14,30: Bu cherstunde der Jugend. 15,15: Schallplattenmusik. 15,40; Wirt schaftsnachrichten. 16,00: Prof. Pr. Wilhem Steckel, Wien: „Was lernen wir aus den psychoanalytischen Erfahrungen für die Probleme der Erziehung?" 16,30—17,40; Unbekannte Overn- Ouvertüren. 17,55: Wirtschaftsnotierunaen. Anschließend Wet tervoraussage und Zeitangabe. 18,05: Frauenfunk: Dr. Marie E. Lüders, Berlin: „Frauenarbeit im Parlament". 19,05: Dr. Herbert Weigel, Leipzig: Die Bedeutung der Arzneiversorgung. 19,35: Lieder des Humors. 20,30: Hans Friedrich Blunck liest aus eigenen Werken. 21,00; Kabarett. 22,15: Zeitangabe, Wet tervoraussage, Pressebericht und Sportfunk. 22,40—24,00: Tanz musik. Zitaten-Rätsel. Nachstehenden Zitaten ist je ein Wort zu entnehmen. Fügt man diese aneinander, so erhält man ein werteres stitat, und zwar von Schiller. 1. Gehorcht der Zeit und dem Gesetz der Stunde. 2. Es ziemt dem edlen Mann, der Frauen Wort zu Achten 3. Frei im Aether herrscht der Gotr 4. Mir grauet vor der Götter Neide. 5. Raum für alle hat die Erde. — 6. ES lebt ein Gott, zu strafen und zu rächen. 7. Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn? ö. Wo Geld vorangeht, sind alle Wege offen Bilder-Rätsel. «uchstaven-Rätsel. Fünf Zeichen nennen dir ein Haus, Da gehen viele ein und aus; Doch umgestellt, groß „O" davor, Klein „l^ dazu, wird draus ein Mohr. Rätsel. Ein Fisch ist's, doch von edler Art, Der größten einer und doch zart, Von Wohlgeschmack und schön zu scha»"- Wenn auch nicht immer zu verdau» Graziös in allem seinen Tun, Maa er sich regen oder ruhn: Auch sieht ihn jeder mit Vergnügen In seinem Element sich wiegen. Doch selten' zeigt jemand Verlangen Ihn zu verzehren, ihn zu fangen. * Auflösungen aus voriger Nummer: Bildfunk-Stelms: Man folgt erst links, dann rechts den Strahlen vom Turm und löst die bezeichneten Rätselbilder ruf. Man erhält so: „Das Neue ist der Feind des Alten." Lrgänznngs-Anfgabc: Akt—Schluß Pfalz—Graf Rad— Nruch In(n)-Sekt Lohn Buch Salz Burg Chef -Arzt Hanf -Strick Flm Fluß Chlor-Kalk Korps-Geist Eis- Lauf Netz- Werk. — Aprtlschicken.