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Beilage zur Weitzeriy-Jeilung Nr. 63 Sonnabend am 15. März 1930 96. Jahrgang - " Treue um Treuer Der Sonntag Reminiscere wird auch in diesem Jahre als ein Tag des Gedenkens an unsere ge fallenen Krieger, als BolkStrauertag begangen werden. Gewiß werden an diesem Tage alte Wunden wie der schmerzlich brennen und wird altes Leid wieder lebendig werden. Welche Lücken hat der Tod unserer Tapferen in unseren ganzen Volkskörper gerissen. Wie viele herrliche Gaben, wie viele unersetzliche Kräfte sind mit ihnen ins Grab gesunken! Was haben El- tern, Kinder und Familien mit ihnen verloren! Es wird noch lange dauern, bis die Wunden, die der Weltkrieg in unzählige Herzen geschlagen hat, geschlossen sein werden. Uno doch, unsere Toten dürfen uns nicht mit sich ins Grab ziehen, zu lichten Höhen sollen sie uns emporführen. Nicht in unfruchtbarem Schmerze und in ungestillter Sehnsucht nach ihnen dürfen wir uns verzehren, auch von der Ewigkeit her sollen sie zum Segen für uns werden. Drc beste und würdigste Trauer ist immer die, wenn man in dem Sinne dessen lebt, um den man trauert! So soll es auch bei der Trauer um unsere Gefallenen sein. Sie haben Treue bewährt im Le ben und im Sterben. Laßt uns nicht vergessen: „Die Treue steht zuerst, zuletzt im Himmel und auf Erden!" In unserem Herzen sei ihr Denkmal errichtet, in un serem Herzen lebe ihr Gedächtnis fort in Dank und in Liebe, und beflügele unseren Willen! Der Volkstrauertag liegt in der Passionszeit^ So wird unser Leid zusammengebunden mit Jesu Leiden. Mit unserem Kreuze sollen wir hintreten zum Kreuze unseres Herrn. Aber aus das Dunkel der Passion folgt die Helle Ostersonne. Sie leuchtet auch über den Grä bern der Unseren. Mag der Tod uns hier auf Erden trennen: es gibt eine Gemeinschaft mit der oberen Schar, und in der ewigen Heimat, da gibt's ein Wie dersehn! Schuljahrswechsel. Ostem ist in greifbare Nähe gerückt und mit ihm tradi tionsgemäß der Wechsel des Schuljahres. Bei uns in Sachsen ist das Schuljahr jedoch von dem wechselnden Osterfeste möglichst unabhängig gemacht worden,- denn das Schuljahr beginnt mit dem l. April. Dienstag, der l. April, wird mitten in die Schulzeit als Tag des Klasienwechsels fallen. Von diesem Tage an beginnt in den meisten Schulen der Sommerstunden plan mit Schulbeginn um 7 Uhr. Da nun Ostem sehr spät liegt, am 20. April, fällt der Schuljahrswechsel noch vor die Ferien. Die Schulneulinge müssen am l. April zur Schule gebracht werden. Die Entlassenen haben nach einer Ver ordnung des Bolksbildungsministeriums am 21. März, also kommenden Freitag stattzusinden. Es ergibt sich dadurch der eigenartige Zustand, daß die Abc-Schützen I >/r Woche Schule haben und dann schon ihre ersten Ferien antreten werden. Das ist natürlich aus pädagogischen Gründen nicht gutzuheißen. Die Kleinen werden, nachdem sie sich ein wenig in die neuen Verhältnisse eingewöhnt haben, sofort wieder herausgerissen und die Arbeit an ihnen war nahezu vergeblich. Und ähnlich wie dieses Jahr wird es >933, 1935, 1936 und 1938 sein. Es ist jedoch zu hosfen, daß die Forderung nach einer Ferien neuordnung, die jetzt vielsach erhoben wird, hier Wandel schaffen wird. Es wird teils gefordert, Laß die Osterferien Ende März beginnen, teils sollen sie mit dem 1. April an fangen, unabhängig vom Osterfest, zu dem am Karsteitag bis mit 2. Oslerfeiertag frei sein soll, wenn es außerhalb der Ferien falle. Das wird natürlich nur dann geschehen, wenn es ganz spät, wie dieses Jahr, oder äußerst zeitig fällt. Rückblick auf den Fasching. Dresdner Brief. Ernste Zetten! Finstere Zeiten! Rasselnd fahren die Panzerautos durch die Straßen, und eine sonderbare Unruhe wühlt in den Herzen der Dresdner. Auch wer die Ordnung liebt und sich nie und nimmer an Kravallen beteiligen möchte, auch den packts. Da stehen die Leute mit emsten Gesichtem an der Straßenecke, schauen den grauen Ungeheuern nach und seufzen. Wenn doch erst die Zeit anders würde! vergessen und versunken ist die Freude des Faschings, des Faschings, der in diesem Jahre wirllich ein Freudenfest wurde, und zwar meistens für Dresdens Kinderschar. Mögen sie doch lustig sein, die armen Stadtkinder, die schon so viel Beschränkung in ihrer sorglosen Heiterkeit erfahren müssen, die allerlei Schulsorgen und Verkehrsverpflichtungen ihrem Köpfchen einpauken müssen und nicht einmal dem Ball nach- laufen dürfen, der ihnen aus der Hand fällt, gerade vor ein vorübersausendes Kraftrad; die niemals vergnügt und leicht herzig die Straße überqueren können, weil ihnen Eltern und Lehrer immer von neuem einschärfen, wie ihr junges Leben in täglichen Gefahren schwebt. Es war ein Fasching der Kinder, und dies ist auf jeden Fall berechtigt. Schafft der Jugend so viel Freude, wie nur möglich! Jeder Sonnentag in ihrem Leben hinterläßt seinen Eindruck bis in spätere Jahre, und Kinder sind so dankbar dafür. Schon am Vormittag sah man denn auch die kleinen Buben und Mädels in bunten Kostümen auf der Straße umherlaufen. Da kam ein Lastauto des Weges, ganz ange- füllt mit den niedlichen Kleinen. Es war ein Kindergarten, der in solch lieblicher Form Reklame machte. Aber die Kleinen kümmerten sich nicht um den geschäftlichen Grund dieser Faschingsfahrt. Lachend und singend, mit freudeglänzenden Augen schauten sie umher, warfen Luftschlangen und Konfetti den Vorübergehenden auf die Köpfe und lockten auf das ernsteste Gesicht einen Strahl von Heiterkeit. Manches winzige Rotkäppchen, mancher Knirps von In dianerhäuptling bevölkerte schon am Vormittag die Straßen. Die Hauptsache aber war der Kinderfestzug in Neustadt. Mit Musik zogen sie die Hauptstraße entlang und dieses Komitee dieser Veranstaltung hatte alle Hände voll zu tun, um aus der Menge niedlicher Masken diejenigen herauszusuchen, die sich später eine Prämie holen dursten. Sie bekamen ein Zettel chen in die Hand gedrückt: „Du bist prämiiert". Welche Wonne! Und es gehört garnicht viel dazu, den Kleinen eine unvergeßliche Freude zu bereiten. Am schulfreien Nachmittag, da ging es erst hoch her! Ganze Horden von schauderhaften Indianern, gefährlich be waffnet und unter den sackleinenen Hosen von Muttern warm versorgt, brachen aus Seitenstraßen und Häusern hervor, umstellten die Passanten, erhoben ihr Kriegsgeschrei und stoben wieder davon. Niedliche Pierroten, Bauermädchen und Rokokodämchen gingen sittsam an der Hand ihrer Mütter und waren sogar besorgt, ihren bunten Pritschen nicht mit allzuvielen Schlagen Schaden zuzufügen. Ja selbst der dicke Molli hat, sehr zu seiner Mißstimmung, eine Kraust und ein winziges Hütchen umbekommen. Unter dem Landbogen der Carolabrücke hatte eine ganze Horde Indianer ihr Lager aufgeschlagen und unternahm von diesem befestigten Punkt aus seine Kriegszüge. Hu, das sah gefährlich aus! Dann stellten sie sich auf die Stufen des venett'anischen Hauses hin und sangen. Und welches Lied war es, das den wilden Kehlen entströmte? Unser stimmungs volles Weihnachtslied „Stille Nacht, heilige Nacht"! Da aber sang einer gar zu falsch und ein andrer machte beim dritten Vers den Vorschlag: „Nu ists genug damit. Jetzt sing' mer das Lied: Wenn du einmal dein Herz verschenkst, — das könn' mer alle!" j Glückliche Kinderzeit! Aber, liebe Dresdner, wenn auch ! der Himmel drübe, die Schau wenig verheißungsvoll ist, schon regen sich die Anzeichen, daß sich die Zeiten bestem sollen. > Aus Leipzig von der Messe wird, guter Betrieb gemeldet. Das ist so ein Barometer für die kommende Geschäftsstimmung. Darum nicht verzagt! Mein aller Buttermann aus Nieder neukirch sagte ost: „Es is noch nich aller Tage Abend, das Blättchen kann sich noch wenden und Hinterm Berche wohnen ooch Leite!" Regina Berthold. Paul Heyse. Zur 100. Wiederkehr des Geburtstage» eines deutschen Meistererzählers. In einer Zeit, als Paul Heyse oft heftig von den Naturalisten angegriffen wurde, schrieb Theodor Fontane an ihn: „Wie's auch kommen mag, die Tatsache, daß Du 30 Jahre Krug an der Tete standest, so aus- gesprochen, daß Du Deiner literarischen Epoche sehr wahrscheinlich den Namen geben WM, diese Tatsache kann durch keinen Radaubruder aus der deutschen Lite raturgeschichte gestrichen werden." Die Prophezeiung, di« in diesen Worten enthalten ist, hat sich in einer Beztehung erfüllt. Paul Heyse ist der Meistererzähler seiner Epoche geworden. In der Geschichte der deutschen Novelle hat er feinen Namen für immer fest verankert. Paul Heyses Werdegang ist derjenige eines hoch gebildeten Menschen, das bäringte schon sein Eltern haus. Am 15. März 1830 wurde er in Berlin al» Sohn des bekannten Sprachforschers Karl Wilhelm Ludwig Heyse geboren. Mütterlicherseits war er mit dem Hause Mendelssohn verwandt. Schon auf dem Gymnasium dichtete er in einem poetischen Gymnasiastenllub. Die Gedichte wurden Emanuel Geibel zur Prüfung vorgelegt, der sofort die dichterische Begabung Heyses erkannte. Paul Heyfe sand bald Verkehr in allen Berliner Kreisen, die auf höhere Bildung Anspruch erhoben, besonders wohl fühlte er sich im Hause von Franz Kugler, des Kunst historikers und Geschichtsschreibers. Aus diesem Hause stamnite auch seine erste Gattin Margarete, die ihm durch ein bitteres Geschick nur allzu MH wieder ent rissen wurde. Heyses Hauptstudsen gatten dev romanischen Philologie, daneben liefen seine ersten dich terischen Arbeiten, die einen hervorragenden Anstoß durch eine Jtalienretse erhielten. Em besonder« Glücksjahr für den jungen Dichter war das Jahr 18V4. Auf Empfehlung seines 15 Jahre älteren Freundes Emanuel Geibel lud ihn Maximilian II. un März nach München ein. Ein angebotenes Ehrengehalt von i1000 Gulden ermöglichte Heyses schnelle Heirat, und bereits Ende Mai 1854 siedelte das junge Baar in die neue Münchener Wohnung über. Wie wir schon erwähnten, wurde das Eheglück durch den Tod oer Gattin im Jahre 1862 zerstört. Erst 1867 konnte sich Paul Heyse entschließen, mit Anna Schubert, der bild schönen und edlen Tochter eines Münchener Bürgers, «ine neue Ehe einzugehen. Das Glück der zweiten .Ehe wurde durch den Tod dreier Kinder getrübt. Die Gedichte, in denen Paul Heyse den Verlust dieser Kin der beweint, gehören zu den tiefsten Schöpfungen seiner Lyrik. Paul Heyse ist als Dichter außerordentlich frucht bar gewesen. Auf allen poetischen Gebieten hat er große Werke hinterlassen, wenn auch seine meister haften Novellenschöpfungen: „Das Mädchen von Treppt", „Vetter Gabriel", „Die Stickerin von Treviso", „Zwei Gefangene", „Franz Alzeyer" ustv. den Vorrang beanspruchen. Paul Heyse gehört zu den wenigen Dichtern, denen schon zu Lebzeiten alle Ehren zuteil wurden. 1884 erhielt er mit Wtldenbruch zusammen den Schillerprei». Im Jahre 1910 wurde er zu seinem 80. Geburts tag Ehrenbürger der Stadt München, und ein Jah, spater bekam er als höchste literarische Auszeichnung den Nobelpreis zuerkannt. Paul Heyse war ein Meiste« der Stilkunst und beherrschte mit seltener Darstellung^ kraft alle ÄusdruckSmögltchkeiten besonders der Prosa. Der Aufbau und die sprachliche Gestaltung seiner No vellen waren vorbildlich, so daß er auf die kommende Generation befruchtend eingewirkt bat. Ungebrochen an geistiger Kraft, starb er am 2. April 1914, noch im Tode eine wunderschöne Greisengestatt. Wie hoch als Mensch geschätzt wurde, zeigen die die den herzgewinnenden Zauber seiner Persönlichkeit kennen lernten. Sie alle urteilen' Höher noch als der Dichter stand der edle, lautere Mensch. ' — Ls mackt Areu«Ie, mit O su arketterik M dieser neuen, wunderbaren ^ulwssck- und Reinigungs- kille staksen 5ie es in der kalben Teil! Und 5ie brsucken sieb bei weitem nickt so snruslrenßen. ins keike Nasser gegeben, entfaltet W von selbst eine auberordenllicke Reini gungskraft. bell,6l,5clunutr, nickls widerstekt. 5o arbeitet W! Ob 5ie OescKirr spülen oder andere Reinigung^arbeiten besorgen, immer Kaken 5ie in O eine uneisetrlicke klilfe, die rasck und sicker strsklende Sauberkeit und scbim- memden Olsnr in Rücke und Klaus bringt. Überall, wo O erprobt ist, wird es gepriesen! O ist sparsam im Qebrsuck und kostet nur 25 Pfennige, bassen 5ie es Keule nock milk ringen? Verwenden Zie immer LüiEck'bpül-imä keimyunyZmMe! für Kou5 oacj Küchengerät oller ärl stecyeiteüt m öen pecsöcveskeo