Volltext Seite (XML)
l Bismarck. Zum 11s. Geburtstag des Altreichskanzlers. ES ist eine gute deutsche Gewohnheit, jährlich am ll. April, dem Geburtstage des Altreichskanzlers, Bis marcks in Wort und Schrift zu gedenken. Noch besser wäre es freilich, wenn diese Gedenkfeiern auch zu einem Ansporn werden würden, Bismarcks Politik zu stu dieren und damit das Vermächtnis des ReichS- yründers lebendig zu erhalten. Bismarck steht unserer Gegenwart näher, als der Veneration vor 1914. Wie in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, so stehen wir auch heute jm Kampfe für die deutsche Einheit. Damals ging es um den Zusammenschluß der nord- und süddeut schen Stämme, heute handelt es sich um das große Werk der Vereinigung mit Deutsch-Oesterreich und der Zurückgewinnung der in Versailles Deutschland ge raubten Gebiete. Und schließlich knüpfen sich auch noch insofern Fäden von unserer Gegenwart zu der Zeit vor Bismarcks Amtsantritt, als auch wir damit beschäftigt sind, den Weg zu einer aktiven deutschen Politik zu suchen, nachdem wir uns einige Jahre — nm mit Bismarck zu sprechen — damit begnügen mußten, „die Steine aufzusammeln, die ein mächtiger Nachbar in unseren Garten geworfen hat, und den Echmuh abzubttrsten, der uns anflog." Aber wenn unsere Bismarck-Feiern nicht nur dem Gedenken eines der größten deutschen Männer ge widmet sein, sondern wenn sie auch der Zukunft dienen sollen, dann dürfen wir über den volkstümlichen Bis marck nicht den Staatsmann vergessen. Als Graf Brandenburg nach den Märzstürmen 1848 dem preußischen König eine neue Ministerliste präsentierte und erstmals den Namen Bismarck daraus setzte,, da strich der König diesen Namen säuberlich wieder durch und begründete das am Rande mit den Worten: „Nur zu gebrauchen, wenn das Bajonett schrankenlos waltet." Aehnlich lebt Bismarck wohl noch heute als Mann von „Blut und Eisen" und als der Kürassier am deutschen Staatsruder fort. Und doch war Bismarck nicht der Mann der Gewaltlösungen, sondern ein Staatsmann und Diplomat, wie er Mger und vorsichtiger nicht sein konnte. Ein Beispiel. Als 1866 die Preußische Armee siegreich durch Böhmen gen Wien marschierte, war LS eine ausgemachte Sache für den König und die ge samte Generalität, daß die Krönung dieses Feldzugs der Einmarsch'-in Wien sein mußte. Dazu war König Wilhelm unter dem Einfluß seines ausgeprägten Sinns für Gerechtigkeit bestrebt, Wien irgendwie zu strafen. Bismarck dagegen sah seine Aufgabe nicht darin, ver geltende Gerechtigkeit zu üben, sondern er wollte das Interesse seines Staates wahren, und das bestand da mals darin, Preußen freie Hand in Deutsch land — das damals ein geographischer Bericht war, — zu verschaffen. Dieses Ziel war mit Königgrätz «erreicht, also scheute sich Bismarck nicht, den Ab- druch des Siegeslaufs, den Verzicht auf den Einzug in Wien und den Abschluß eines immerhin großmütigen Friedens mit der Doppelmonarchie durchzusetzen, unter schwÄMli Nervenbelastungen zwar und unter der Be- schüldigüng, „seinen König vor dem Feinde im Stich gelassen zu haben," aber doch auch mit der inneren Gewißheit des Staatsmanns, gerade durch diese Hal tung seinem Lande den größten Dienst erwiesen zu Habeck, Ein Urteil, dem einige Jahre später alle Einsichtigen beipflichteten. Aehnliche Beispiele, die dartun, wie sehr Bis marck auch in feiner Politik sich allezeit seines Wortes bewußt war, daß nicht nur kriegerische Rüstung dazu gehört, das Staatsschiff durch die Strömungen zu steuern, denen wir nach unserer geographischen Lage und unserer Vorgeschichte ausgesetzt sind, sondern auch ein richtiger politischer Blick, ließen sich noch eine ganze Anzahl anführen. Freilich darf man dabei eins nicht vergessen: Bismarck war vorsichtig bei der Vorbereitung der Entscheidung, wenn es aber galt, Ent scheidungen durchzuführen, dann war der Altreichs kanzler entschlossen und tat das Notwendige mii fester Hand und ohne Furcht im Herzen! Ohne Mut geht es eben nicht in der Politik, wi« ja auch nach Bismarck niemand das Wort entkräften kann, daß eine Großmacht zu ihrer Anerkennung vor allen Dingen der Ueberzeugung und des Mutes, ein« solche zu sein, bedarf. In Versailles hat man sich 1919 redliche Mühe gegeben, Deutschland Fesseln anzulegen und sein« Macht zu schwächen. In welche Fehler man dabei ver ulken ist, zeigt ein Blick auf die neue Landkarte. Di« Auswirkungen dieser Gewaltregelungen haben wir am eigenen Leibe erfahren und erfahren sie, besonders im Osten, noch täglich. Daß wir darüber Schmerz empfinden, ist selbstverständlich, daß wir deswegen ver zagen, wäre sinnlos, und zur Bekräftigung dieses Satzes wollen wir uns an Bismarcks Wort erinnern: .^Irrtümer in der Kabinettspolitik der großen Mächte strafen sich nicht sofort, aber unschädlich sind sie nie. Die geschichtliche Logik ist noch genauer in ihren Revisionen als unsere Oberrech kammer." Die Ostreparationen Pari,. 1. April. ^ie gestern nachmittag abgehaltene Sitzung der Kommis sion für Ostreparationen war rein formaler Art. Loucheur wird bi» zur nächsten Sitzung, die wahrscheinlich am Mitt- wochnachmittag stattfindet, mit den einzelnen Delegierten verhandeln. Das Haupthindernis für den Fortgang der Ar- Leiten soll, nach Havas, die Abfassung des Textes Uber die MtanteNMge bilden. Wieder Besprechungen in London London, 1. April Henderson und Briand nahmen gestern nachmillaa die Gemeinsamen Besprechungen wieder auf und er- erlen auisÜhrttch poNtische Arageu. Var«« ergibt sich, deren Erörterungen keineswegs abgeschlossen find. Blau glaub!, daß in der aus Wittwsch anber^nrien mg der Führer der Delegationen auf der -rüslungskonferenz die bisher yon der Konferenz gelei- . Arbeiten geprüft und das Programm für die Areilag- : nsgearbeitel werden wird. Berkehrrinteressengemeinschaft Ostthüringen - Westsachsen Hof in Bayern, 1. Avril. Die Vertehrsintereslengemein- I schäft Ostthüringen-Westsachsen hielt ihre diesjährige Haupt- i Versammlung in Hof ab. Sie zählt gegenwärtig 56 Mit - ! glieder, oie sich aus Landkreisen, Städten und Gemein- ! den und Verkehrsvereinigungen mit zusammen einer Ein wohnerzahl von rund einer Million zusammensetzen. — Stadtrat Dr. Leiste, Dezernent des Verkehrsamtes der Stadt Leipzig, hielt im Anschluß daran sein Referat über eine von Regierungsrat Dr. Giese verfaßte Denkschrift „Die Neu ordnung der Reichsbahndirektionsbezirke in Mitteldeutsch land, insbesondere die Errichtung einer Reicksbahndirektlon Leipzig betreffend". Sodann folgte eine Aussprache über ! Fahrplanentwürfe usw., wobei die Meinung vertreten i wurde, daß diese Angelegenheit am besten in einem so genannten Fahrplanausschuß beraten werden könnten. — s Der Beitrag wurde pro Jahr auf zwei Rm. pro 1000 Ein- ! wohner festgesetzt. An Stelle des Stadtrats Fischer-Werdau ! wurde Vermessungsrat Fehre-Plauen gewählt. Aus dem Gerichtssaal Die gegen den Bürgermeister geschleuderte Wasserflasche. In der Zwenkauer Stadtverordnetensitzung war es seinerzeit zu erregten Auseinandersetzungen gekommen, in deren Verlauf der kommunistische Stadtverordnete Ieschky derart in Wut geriet, daß er eine gefüllte Wasser flasche ergriff und sie nach dem Bürgermeister warf. Das sonderbare Wurfgeschoß verfehlte zum Glück sein Ziel und ging beim Ausschlagen in Stücke, ohne daß jemand verletzt wurde. Damit ist jedoch die Sache noch nicht vollständig ab getan, denn Justitia wird noch ein Wort zu reden haben. Gegen Herrn Ieschky ist nämlich Anklage wegen versuch» tenTotschlags erhoben worden. Die Verhandlung wird am 3. April vor dem Leipziger Schwurgericht stattfinoen. Seltsame Methoden der Sittenpolizei Um das Verhalten der Halbweltdamen in der Ziegel gasse in Dessau auszuprobieren, hatte die Polizei Beamte teils in Zivil teils in abenteuerlichen Vermum mung e n in die Ziegelgasse geschickt. Natürlich wurden die verkleioeten Beamten von den „Damen" angesprochen, und nun hagelte es Strafbefehle, was sich die Mädchen jedoch nicht ohne weiteres gefallen ließen. Vor Gericht hatten sie auch Erfolg. Nunmehr hat das Oberlandesgericht Naumburg als Revisionsinstanz das freisprechende Urteil gegen die Be wohnerinnen der Ziegelgasse bestätigt. Aus Stadt und Land. I Corbetha. Wieder der sch raukenlose Ueber - ! gang. Wie die Pressestelle der Reichsbahndirektion Halle mitteilt, fuhr abends in der 23. Stunde am schrankenlosen Bahnübergang am Kilometer 6,8 der Baynstrecke Corbetha— Pörsten der vom Besitzer Walter Theile aus Leipzig, David» straße 1, gesteuerte Personenkraftwagen, von Weißenfels kommend, dem vorletzten Wagen des Personenzuges Plag witz—Corbetha in die Flanke. Von den drei Insassen des Kraftwagens wurde niemand verletzt. Willenberg. Sich an der Falschen vergriffen. ! „Johanna, du hast falsche Aussagen gemacht!" Mit diesen ! Worten wurde ein von Pratau kommendes Fräulein am Brückenkopf zu seiner größten Ueberraschung von einem Un bekannten empfangen, der sogleich auf das Mädchen ein schlug, sodaß es zu Boden stürzte. Als es um Hilfe rief, wurde der Mann nur noch rabiater, der erst von seinem Opfer ablieb und sich entschuldigte, als ein Auto nahte, denn im Lichte der Scheinwerfer hatte er gemerkt, daß er es gar nicht mit der bei ihm in Mißkredit stehenden Johanna zu tun hatte. Hoffentlich gelingt es noch, den Rohling zu fassen! Englischer Humor. Den ganzen Vormittag hatte sich die Lehrerin damit abgeauält, ihre kleinen ABC-Schützen in die Geheimnisse der einfachen Ad dition einzuweihen. Ein kleiner Knirps konnte die Sache durchaus nicht begreifen. „Paß einmal auf", erklärte sie zum fünftenmal. „Wenn dein Vater jede Woche ein Pfund Sterling spart und das vier Wochen fortsetzt, wieviel hat er am Ende der Zeit?" Nach langem Nachdenken hatte Bobby endlich das Exempel gelöst. „Ein Grammophon, einen neuen Anzug, einen Rundfunkapparat und neue Möbel fürs Haus, alles auf Abzahlung", rief er stolz. Weil er nicht versetzt wurde. Bei Kassel lieh sich , unweit des Vorortes Harleshausen der 14jährige Oberrealschüler Erwin Schünemann von einem Schnell zug überfahren. Der Kopf wurde glatt vom Körper getrennt. Der Lokomotivführer sah den Jungen zu spät; als er den Zug zum Stehen bringen konnte, war schon die Hälfte der Wagen über den Unglücklichen hinweggefahren. Schünemann wußte seit einigen Tagen, daß er nicht versetzt werden würde. Folgenschwerer Zusammenstoß. In Danzig er folgte in der Nähe des Hauptbahnhofs ein Zusammen stoß zwischen der Maschinenleiter der Danziger Feuer wehr und einem Wagen der elektrischen Straßenbahn. Nur dem Umstand, daß der leere Straßenbahnwagen rangiert hatte und noch nicht mit Personen besetzt war, .ist es zuzuschreiben, daß ein gräßliches Unglück ver mieden wurde. Der Wagen der elektrischen Straßen bahn wurde zum Teil zertrümmert. Das Feuerwehr auto mit der großen Maschinenleiter wurde ebenfalls stark beschädigt. Drei Feuerwehrleute wurden zum Teil schwer verletzt. Ein guter Fang. In der Nacht hielten französische Grenzbeamte in Lens an der französisch-belgischen Grenze ein belgisches Lastauto an, das angeblich Sand und Kohlen beförderte. In Wirklichkeit wurden 3500 Kilogramm Tabak entdeckt, die nach Frankreich einge schmuggelt werden sollten. Man glaubt, einer ausge dehnten Schmuggelorganisatton auf die Spur gekommen zu sein. 8»««« Frauken geraubt. Ein unerhört frecher i Ueberfall wurde in Parts auf das Sekretariat des k Verbandes der Pariser Börsenmakler auSaefübrt. Der Kassierer war gerade damit beschäftigt, das Gehalt für etwa 50 Angestellte zurechtzulegen und hatte sich zu diesem Zweck in einen kleinen aogetrennten Raum ge- fttzt. Plötzlich wurde die Tür hinter ihm ausgerissen. Mit dem Ruf: „Ist denn hier niemand?" betrat ein Unbekannter bas Zimmer, ging aus den Kassierer los, schlug ihm mit der Faust ins Gesicht und hielt ihm einen Aetherpfropsen unter die Nase. Der Verbrecher nahm dann in aller Ruhe die Geldscheine an sich und verschwand ebenso unbehelligt, wie er eingetreten war mit einer Beute von rund 80 000 Franken. Kein Geld für die Kaution. In Paris hat die !11. Strafkammer die Haftentlassung der Frau Hanau gegen SteNung einer Kaution von 800 000 Franken ungeordnet. Ihre Freilassung stößt aber auf große Schwierigkeiten, da die frühere millionenreiche Besitze rin zahlreicher Konzerne heute nicht imstande ist, die Bürgschaft aufzubringen. 300 000 Franken werden wahrscheinlich von der Mutter und persönlichen Freun den der Frau Hanau vorgestreckt werden. Bezüglich der restlichen 500 000 Franken will der Verteidiger der Frau Hanau an die 3000 Gläubiger appellieren. So wird noch eine Reihe von Tagen vergehen, ehe sich das Schicksal der Frau Hanau geklärt hat. Ihr Zustand ist außerordentlich schlecht. Am Sonntag hat sie zum erstenmal wieder feste Nahrung zu sich ge nommen. Hundertfacher Millionär in Not. Einer der vier Entdecker der riesigen Goldgebiete in Südafrika, Sa muel Honeyball, ist nach Berichten aus Johannes- bürg in größter Notlage aufgefunden worden. Man nahm an, daß Honeybal! tot war, doch stellt sich nun heraus, daß er seit längerer Zeit von einer Pension von 12,50 Mark je Woche leben mußte. Das in Ge meinschaft mit einem anderen von ihm entdeckte Gold hat einen Wert von rund 200 Millionen Pfund Ster ling. Wieder Missionare von Banditen entführt. Wi« aus Schanghai gemeldet wird, wurden in Juantschau in der Provinz Kwangsi ein englischer Missionar und zwei Missionarinnen englischer und amerikanischer Staatsangehörigkeit von Banditen gefangen genommen und entführt. Es verlautet, daß es sich um dieselben Banditen handelt, die vor kurzem die finnischen Frauen entführten. Klein« Nachrichten. * Trotz eines Schneesturms, den die „Europa" Paf siercn mutzte, hat das Schiff den ersten , Teil seiner Rück, reise mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 27 Knote» zurückgelegt. * Die Sektion für Dichtkunst der preußischen Akade mie der Künste hat den von ihr gestifteten, in diesen Jahre zum ersten Mal zur Verleihung gelangenden Preil Friedrich Schnack zugesprochen. * Am heutigen 1. April 1930 begeht die bekannt« Stettiner Firma W. Kunstmann den Tag ihres öO jShriger Bestehens. * Zwischen Nord- und Südamerika wird am kommen- den Donnerstag ein direkter Telephondienst eröffnet werden. Geheimnisvolle Weltstadt. Reger in Ritterrüstungen. — Turniere und Dichtkunst im Sudan. — Für Europäer verboten. — Ein merk würdiger Gruß. — Der verfluchte Bater. Die Stadt Kano liegt im Fellatareich Sokoti, westlich des Tschadsees, in einer sumpfigen, aber fruchtbaren Ebene und ist von einer Lehmmauer und mit doppeltem Graben umgeben. Kein weißer Reisender darf diese Stadt betreten. Kano ist die einzige „Welt stadt", die von Schwarzen erbaut worden ist. Sie hat eine Bevölkerung von 100 000 Köpfen, eine für die Verhältnisse einer Negerstadt recht beträchtlich« Zahl. In Kano, das ehedem die Hauptstadt des Haussa- Reiches war, herrscht eine eigenartige, durch jahr hundertelange Tradition geheiligte gesellschaftliche Ord nung. Das ganze Gebiet des Negerstaates, dessen Hauptstadt Kano ist, gilt als heilig und wird von «einem Negersultan regiert, der sich auf die Adels- kaste stützt. Dieser Negeradel hat das Recht, Panzer, die an mittelalterliche Ritterrüstungen erinnern, zu tragen, wodurch die Adligen sich von den niedrigen Klassen unterscheiden. Im Jahre 1900 schloß der Sultan von Kano ein Bündnis mit England, wobei die britische Re gierung ihm garantierte, daß kein einziger Euro päer in Kano wohnen dürfe. Europäer, die von der Bevölkerung „Batori" genannt werden, haben aller dings das Recht, die Stadt am Taye zu besuchen, dür fen aber unter keinen Umständen in Kano eine Nacht verbringen. Sie werden höflich, aber kalt empfangen und von den schwarzen Polizisten auf eine ganz eigen tümliche Art begrüßt. Die Polizisten lassen sich beim Anblick eines Weißen auf alle Viere nieder und verbleiben in dieser Stellung solange, bis der Weiße ihnen den Rücken dreht. Aus diese Art werden auch Würdenträger des Negerreichs geehrt. In den Straßen von Kano kann man Ver treter aller afrikanischen Völker sehen, Tuaregs, die aus der Sahara Salz bringen, Araber, die mit Skla ven handeln, Berber und Aegypter. Bettler, Blinde und sogar Aussätzige, denen das Betreten der Stadt nach uralter Sitte erlaubt ist, bieten dem europäischen Auge ein erschreckendes Bild. Kano besteht eigentlich aus mehreren Städten, die von einander durch unbebaute Flächen getrennt sind. Wenn ein Neger sich mit seinem Nachbar verzankt hat, geht er nicht zum Gericht, sondern zerstört seine Behausung und siedelt in einen anderen Stadtteil über, wo er sich im Laufe eines Tages ein neues Haus aus Lehm und Gras errichtet. Die Aristokratie von Kano liebt militärische Schauspiele und schöne Literatur. Mehrere Male jähr lich werden Turniere veranstaltet, die an die Belusti gungen des mittelalterlichen Europas erinnern. Im Beisein des Sultans kämpfen schwer gepanzerte Neger» rttter mit Lanzen und Schwertern zu Ehren wen« nicht einer schönen Dame, sa doch zu Ehren ihres Geschlecht», dessen Wappen ihr Schild schmücken. Rach dem Turnier deklamieren Dichter und besingen die^ Großtaten der tapfersten Krieger, wonach der Sultan «inen ,^köni^ der Dichter" ernennt.