Volltext Seite (XML)
Verstaatlichung der thüringer Landespolizei Weimar, 30. März. . Wie verlautet, wird von der Regierung auf Grund des im Landtag angenommenen Ermächtigungsgesetzes Oe Verstaatlichung der komniunalen Polizei in einer 'Anzahl thüringischer Städte durchgeführt werden. Vorerst sind in Aussicht genommen die Städte Weimar, Jena, Gotha, Hild burghausen und Zella Mehlis, in denen sich bereits Abtei lungen der Landespolizei befinden. Der Hauptzweck sei, die Landespolizei und die Gemeinde polizei zu einer Schutzpolizei zusammenzufassen. Wenn das Nolizeiwesen umorganisiert ist, würde Thüringen künftig K67 staatliche Polizeibeamte haben. Das Reich gewährt «inen Zuschuß von 1727 Mark pro Kopf für die wirklich vor handenen staatlichen Polizeibeamten, dies natürlich unter der Voraussetzung, daß die verhängte Zuschußsperre wieder aufgehoben wird. Alle Städte, in denen die Polizei verstaat licht ist, sollen Beiträge zu den Polizeikosten leisten. Der Ent wurf zu einem Polizeibeamtenaesetz soll nahezug fertig gestellt sein. Frankreich für den Boungplan. Große Mehrheit in der Kammer. Die französische Kammer hat tn einer Nachtsitzung, die sich von Sonnabend abend bis in die Morgenstun den des Sonntags hinzog, die Haager Abkommen und den Aoungplan mit 645 gegen 40 Stimmen ange nommen. Ministerpräsident Tardieu hatte tm Zusam menhang mit der Ratifizierung die Vertrauensfrage gestellt. In der Nachtsitzung nahmen noch einmal die Abge ordneten der verschiedensten Parteien das Wort. Als letzter Redner bestieg Herriot noch einmal die Tribüne und erklärte, daß er sich mit den Ausführungen Tar- dieuS bezüglich der Anwendung des Artikels 13 des Kölkerbundspakts zufrieden gegeben hätte, wenn der Ministerpräsident tm Laufe des Nachmittages nicht emige Reserven über die Handlungsfreiheit gemacht hätte, die tn einem Fall in Kraft trete, wenn der VölkerbundS- pakt versage. Es könne selbstverständlich eintreten, datz Artikel 13 des Völkerbundes ungenügend erscheine. Was bedeute dann Handlungsfreiheit? Militärische Sanktio nen? Man habe sie einmütig beisettegelegt, und das set eine Ehre für Frankreich. Außer diesen militärischen Sanktionen gäbe es aber noch wirtschaftliche Sanktionen, die schwerer sein könnten als die militärischen und die manchmal den Schuldner in eine vorteilhaftere Lage derstztztssn al- den Gläubiger. Sodann betonte er noch mal-, datz matz sich bemühen müsse, im Rahmen der internationalen Sanktionen zu bleiben. Nachdem die Kammer dann noch verschiedene Zusatzanträge abgelehnt hatte, wurde zur Abstimmung geschritten. Die Tätigkeit der Arbeitsgerichte in Sachsen Dresden, 31. März. Im Jahre 1929 sind bei den 20 Ar beitsgerichten 31545 (1928: 28 946) Sachen im Urteilsver fahren, 5333 (1928 : 3473) Sachen im Mahnverfahren und 359 (1928: 273) im Beschlußverfahren neu anhängig ge worden; hierzu treten bei den 3 Landesarbeitsgerichten Dres den, Leipzig und Chemnitz 1185 (1928: 1029) Berufungen, 40 (1928: 22) Rechtsbeschwerden und 121 (1928: 107) Be schwerden gemäß 78,90 ArbGG. Von den 31545 Urteilsverfahren 1. Instanz entfallen 11646 (das sind 36,9 Prozent) auf die Arbeitsgerichte des Landesarbeitsgerichtsbezirkes Dresden, 8340 (das sind 26,4 Prozent) auf die des Bezirks Leipzig und 11559 (das sind 36,7 Prozent) auf die des Bezirks Chemnitz 28 631 Fälle (90,8 Prozent) machten die Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern aus dem Arbeits und Lehroerhältnifsen usw. aus, 2849 betrafen Entlassungs streitigkeiten aus 88 86,87 BRG. (8 2 Abs. 1 Ziffer 4 ArbGG.) und 33 Falle Streitigkeiten zwischen Tarifvertrags parteien usw. (8 2 Abs. 1 Ziffer 1 ArbGG.), während die Anrufung auf Grund von 8 2 Abs. 1 Ziffer 3 (Arbeitnehmer untereinander) nur in 14 Fällen erfolgte. An den bei den Arbeitsgerichten eingehenden Klagen waren die Arbeiterkammern mit 61,2 Prozent (19 295 Fälle), die Angestelltenkammern mit 27,7 Prozent (8732 Fälle) und die Handwerksgerichte mit 11,1 Prozent (3518 Fälle) be teiligt. Bei den Arbeiterkammern wurden 6947 Sachen (36 Pro zent aller neuen Arbeiterstreitigkeiten) verglichen, während 2551 streitige Endurteile (13,2 Prozent) erlassen wurden, davon 71,2 Prozent innerhalb eines Monats und 24,6 Pro zent innerhalb von zwei Wochen. Bei den Angestellten kammern wurden 2552 Vergleiche (29,2 Prozent) geschlossen, dagegen 1479 Fälle (16,9 Prozent) durch streitiges Urteil er ledigt, davon 54,9 Prozent in Monatsfrist und 15,8 Prozent innerhalb zwei Wochen. Bei den Handwerksgerichten end lich betrug die Zahl der Vergleiche 1234 (35,1 Prozent) und die der streitigen Endurteile 377 (10,7 Prozent), wovon 62,3 Prozent innerhalb eines Monats und 16,7 Prozent innerhalb zwei Wochen ergingen. Während bei Arbeiterkammern nur 11,4 Prozent, bei den Handwerksgerichten nur 8,6 Prozent aller neuen Fälle die Berufungsgrenze von 300 Rm. über schritten, waren es bei den Angestelltenkammern 47,4 Pro zent. Auf diese entfallen auch 142 von den insgesamt 168 Fällen, die über der Revisionsgrenze von 6000 Rm. lagen. Im Beschlußverfakren 1. Instanz wurden im Bezirk des Landesarbeitsgerichts Dresden 154, Leipzig 89 und Chemnitz 116 Sachen, insgesamt also 359 Sachen neu an hängig. Die insgesamt 359 Beschlußverfahren verteilen sich mit 285 auf Arbeiterkammern, 66 auf Ängestelltenkammern und 8 auf Handwerksgerichte. Bei den Landesarbeitsgerichten verteilen sich die 1185 Be rufungen mit 453 auf Dresden, 376 auf Leipzig und 356 auf Chemnitz. 119 von allen Berufungen hatten Erfolg, 67 er zielten einen Teilerfolg, während 334 zurückgewiesen wur- He«. 221 Berufungen wurden durch Vergleich und 230 auf pnstige Weise — Rücknahme, Anerkenntnis, Versäumungs- «teil usw. — erledigt, 214 wurden ins neue Jahr über- «vnve». In 74 Prozent aller durch streitiges Urteil er legten FDyr erging dos Urteil innerhalb von 2 Monaten, i» 28 Peugeot innerhküb «ine» Monats. Reichsbahn kommt mit Zahlen. Berkehrsentwicklung d«r Deutschen Reichsbahn. Das Jahr 1927 weist nach folgender Tabelle mii 489 Millionen Tonnen bet der Deutschen Reichsbahn die höchste Zahl der verfrachteten Tonnen auf; von do ab ist ein Stagnieren entsprechend der gehemmten Pro- duktion zu bemerken. Im Gegensatz dazu steht di« durchschnittliche Versandweite der Gütertransporte, di« im Jahr« 1927 ebensogroß bleibt wie im Jahre 1926, in 1928 steigt, um in 1929 voraussichtlich die hohe Entfernung von 175 Kilometern zu erreichen. Dat wird wohl nicht mit Unrecht auf die gesteigerten Aus fuhrtransporte zurückgeführt, wobei die vermehrten Kohlentransporte während der drei ersten kalten Jah resmonate des Jahres 1929 mit eingewirkt haben. Gingen doch während dieser Zeit die Massen- und Weittransporte der Wasserwege zum größten Teil aus den Eisenbahnweg. Ter Güterverkehr umfaßte: Millionen Ton ¬ Mittlere Ver ¬ Betvält. Tonnen Kiloin. in Milli ¬ Jahr nen rund landweite Kilom. arden (rund) Il913 467 123 57 !1925 409 146 60 1926 439 148 65 !1927 489 148 73 1928 481 152 73 1929 (ge- 483 157 75 schätzt) Das Bild wird noch vervollständige ourch das letzte Vorkriegsjahr 1913, in dem, umgerechnet aus die heutigen Grenzen und das Netz der heutigen Reichs bahn rund 467 Millionen Tonnen durchschnittlich 123 Kilometer weit befördert wurden, so daß sich eine Leistung von rund 57 Milliarden Tonnen-Kilometer ergab. Die heute über 20 v. H. vergrößerte Versand weite ist auch mit auf die seit 1920 eingeführten Staffeltarife zurückzuführen. Ler Personenverkehr weist in (ge- s Jahr 1925 hat während des 1925 1926 1927 1928 1929 folgende Zahlen Anzahl d. reisen den Personen in Milliard. rund Reisetänge Kilom. 23,2 23,2 23,6 23,9 23,7 23,4 aus: Durchschnittl. Wieder auf 2009 Millionen erhöhten Reisendenzahl. .1929 bringt nur schätzungsweise 47 Milliarden Per- sonenktlometer. Der Wettbewerb des Kraftwagens macht sich immer mehr bemerkbar, auch der Luftverkehr zieht mit seinen zwischen 100 003 und 150 000 liegenden Jahresreiscnden Luxusreiseude und Geschäftsreisende von der Reichsbahn ab. 1,6 2,1 1,8 1,9 2,0 2,0 Geleist. Person Kilometer in Millard, rund 37 49 43 46 48 47 „ , , , Bestehens der Gesellschaft den stärksten Personenverkehr mit 2,1 Mil liarden Reisenden und 49 Milliarden Personen-Kilo- meter aufzuweisen. Auch das Jahr 1927 mit seiner vergrößerten Reiseweire von 23,86 Kilometern erreichte" nicht diese Zahl, ebensowenig wie 1928 mit seiner Auch hier sollen die Zahlen von 1913 das Bild vervollständigen Damals reisten 1,6 Milliarden Men schen tm Jahre durchschnittlich 23,22 Kilometer weit; das ergab etwa 37 Milliarden Personenkilometer. Die Entwicklung des Güter- und Personenverkehrs während der Zeit der Gesellschaft gibt uns die Grundlage für ihre Wirtschaftsführung. Aus dem Verkehr muß das durch das Reichsbahngesetz vom 30. August 1924 fi- finanziell selbständig gewordene Unternehmen seine Einnahmen ziehen und mit Viesen seine Ausgaben m Einklang bringen. Keine Ausgabe ohne Deckung war der oberste Grundsatz seit Bestehen der Gesellschaft und ist es noch heute. Die Einnahmen werden durch Tarife und Ge bühren für die Beförderung von Frachten und Per sonen aus dem Verkehr gezogen, die Ausgaben gliedern sich in persönliche und sächliche Aubweudungen. Andersen. Vst« Nein« Erinnerung an de« großen Märchendichtrr zn seinem 12S. Geburtstage. Am 2. April 1805 wurde tn Odense aus der VKnifchen Insel Fünen Hans Christian Andersen ge- Voeen. Er hat uns selbst „Das Märchen feiner Jugend" Uszählt, doch wohl nicht ganz aufrichtig, denn sie war müh härter, als er sie uns darstellt. Andersens Vater war Schuhmacher, der aber di« Arbeit sckeute, lieber mit einem papternen NapoleonS- hut spazieren ging und sich dann für einen große» Feldherrn hielt. Die Mutter ernährte die Ktmill« durch Waschen in vornehmen Häusern, war aber eine Trinkerin. So war nun für den kleinen Andersen in,Odense jede weitere Entwicklung unmöglich »nd wohltätige Leute schickten ihn auf ihre Kosten nach Kopenhagen. Hier wohnte der fünfzehnjährige Jüng ling ahnungslos-einige Zeit unter den gleichen Um ständen, wie es Hartlebens „Gastfreiem Pastor" er gangen. j Auver;eu ,ua)le eunu Äeruf und glaubte, solchen ! bei der Bühne gefunden zu haben. Aber er fiel gründ- , lich durch, was bei seiner ungelenken Erscheinung kein Wunder war. Einer der Schauspieler zog dann nach der Vorstellung den Unglücklichen mit aller Gewalt vor den Vorhang und stellte ihn dem Publikum mit höhnischen Worten als neues Genie vor. Andersen er zählt uns diese Geschichte und fügt mit Stolz hinzu, der Name jenes Schauspielers wäre längst verschollen, dagegen der seine in aller Welt gewürdigt. .Hierbei kommen wir auf eine kleine Schwäche des Dichters, nämlich auf seine Eitelkeit. Friedrich Hebbel pflegte sich als den gröbsten Menschen der Erde zu bezeichnen und dies damit zu begründen, daß die Deutschen die gröbste Station wären, die Holsteiner die gröbsten Deutschen, die Dittmarsen die gröbsten Hol steiner, die Wesselburener die gröbsten Dittmarsen, er aber wäre der gröbste Wesselourcner. Aehnlich hätte Andersen von sich als dem eitelsten aller Menschen sprechen können. Er liebte, sich in > der Gunst der Mächtigen zu sonnen und war auf seine s selbst errungene Stellung sehr stolz. Sommer sür ; Sommer brachte er auf den Gütern des dänische« . Adels zu und dort drehte sich dann die Unterhalt»»« ' ausschließlich um Andersens Verdienste. ! Eines Tages war aber solches auf einem Gut« j nicht der Falt. Da saß die Familie im großen Kreis« ! versammelt und erörterte ihr. eigenen Angelegenheiten, s Plötzlich erhob sich Andersen und verließ das Zimmer. Nach einiger Zeit kam die Frau des Hauses. Si« befürchtete ein Unwohlsein des greisen Märchendichters, Sie fand ihn zwar körperlich wohl und munter, doch bitterlich weinend in einem Lehnstuhl sitzend. Bei der ganzen Tafel sei von ihm überhaupt nicht die Red« gewesen, und das könne er nicht vertragen, jammert« Andersen. K. A. P. Dzeanflug ves „Do. X'. Gegenwärtig weilt Dr. ing. Dornier in Amerika« wo er Vorbereitungen für einen Ozeanflug seines Riesenflugzeuges „Do. X" trifft. Die Ueberquerung des Atlantiks soll in Etappen mit 50 Personen Be satzung durchgeführt werden. Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. Das Stadlkasfee, das diesmal die Mit glieder der Freiwilligen Feuerwehr zur Haupt versammlung aufnahm, war vollbesetzt, als V-9 Uhr Kommandant Reichel die Versammlung mit Begrüßung des Dezernenten des städtischen Feuerlöschwesens, Stadtrak Jäckel, dessen Stellvertreters, Skadtrat Hofmann, desStadt- verordnetenvorstehers Schumann,' Oberführers Gemeinerk usw. eröffnete und dann gleich Feldwebel Heinrich dasWort gab zum Vortrag des Jahresberichts. Nach Eingangsworten über die 65 Jahre Dienst der Nächstenliebe, die die Wehr ge leistet, nach Dankesworlen an die städtischen Kollegien sür ihr Entgegenkommen und ihre Opserwilligkeit besonders auch in den letzten Jahren (Motorspritze, Alarmanlage), berichtete- der Feldwebel, daß die Mehr gegenwärtig 81 aktive, 28 pas sive und 12 Ehrenmitglieder umfaßt, von welch letzteren acht noch aktiv Dienst tun. Aufnahmen fanden 6, Abmeldungen 5 statt. Zum Danke und ehrenden Erinnerns an den verstor benen Kameraden Ignaz Wesely erhobt man sich vom Platze. Weiter wurde im Bericht gedankt Hauptmann Heinrich, der nach 18 jähriger Dienstzeit als Hauptmann fein Amt kündigte, wie auch Adjutant Hörl, der gleiches tat. Ausgezeichnet wer den konnten ein Kamerad für 25 jährige, 2 Kameraden für 30 jährige Dienstzeit. Der Ausschuß hielt 5 Sitzungen ab, Nachversammlungen fanden drei statt. 'Stiftungsfest und Weihnachtsfeier vereinten die Kameraden zu fröhlicher Ge selligkeit, 1 Haupt- und 12 kalendermäßige Hebungen zum Dienste. Der Uebungsbesüch war gut, er betrug 79,7 Proz.; 25 Mann besuchten alle Uebungen. Zur Hilse im Brandfall wurde die gesamte Wehr einmal (Brand in der Werkstatt von Schöne), die Motorspritze außerdem viermal alarmiert, nach Reichstädt, Reinhardtsgrimma, Spechtrih und 'Seifers dorf. Dreimal erhielt sie die Prämie. Außerdem rückte letz tere noch aus zu einem Maldbrand im Bödichen, zur Alarm übung mit anderen Wehren und Frei-w. Sanitätskolonnen in Wendischearsdorf und zu 17 Uebungssahrten. Mit der Bitte, neue Mitglieder zu werben und mit Dank an Kommandanten und alle Kameraden, städtische Kollegien, Dezernenten und Bürgermeister schloß der Bericht, sür den dem Bericht erstatter ebenfalls gedankt wurde. Der Kassenbericht des Rechnungsführers Weißbach wies für die Kompaniekasse bet einem übernommenen Kassenbestanb von 308,71 M an Ein nahmen 727,21 M., an Ausgaben 473-19 M., somit einen Kassenbestand von 252,02 M. am Jahresschlüsse, hie Unter-