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SVP. gegen die Große Koalition. Die Antwort auf dao Angebot der SPD. In Dresden tagte der Vertrctertag des Landes verbandes Sachsen der Deutschen Vvlköpnrtei, um zu «der durch den Sturz der Rcgicrung Bünger herbei- geführten sächsischen Regierungskrise Stellung zu Nehmen. Als die Hauptaufgabe der Deutschen Volks- ipartei stellte die Bersammlung die Fortführung der bürgerlichen Aufbaupvlitik fest, die nunmehr entschlos sen in Angriff genommen werden müsse. Die Volks- Partei entnehme aus den letzten Wahlen die Ver pflichtung, alle Kräfte daran zu sehen, um erneut die Bildung einer von der Sozialdemokratie un abhängigen Negierung in die Wege zu leiten. Sollten dennoch diese Versuche ergebnislos bleiben, so «erde das politische Schicksal des Landes erneut von dem Willen der Wählerschaft abhängig zu machen sein. * Deutschnationalc Bereitschaft zur Regierungsbildung. Auf dem Vertretertag des Landesverbandes Ost- fachsen der D c u t s ch n a t i o u a l e n Volkspartet wurde znr Frage der Regierungsbildung in Sachsen einstimmig eine Einschließung angenommen, in der es u.a. heisit: Die Deulschnaiivnaleu halten an dein Gedanken, den sie in der Zustimmung znr Kandidatur Schieck zum Ausbruch gebrach! haben, sest. Die Partei leitung erwartet, daß die Parteien, die sich zu einer Kandidatur Schieck bekannt haben, sich mit allem Ernst für die Bildung einer überparteilichen bürger lichen Regierung einseycn. Der Termin für die nächste Landtagssitzung bleibt. Die kommunistische Laudtagsfraktton hatte den Landtagspräsidenten ersucht, den Landtag für den 7. März oder, wenn das nicht möglich wäre, für den ß. oder spätestens 10. März einzuberusen und auf die Tagesordnung einen kommunistischen Antrag aus Aufhebung -es Demonstratiousverbotes zu setzen Landtagspräsident Weckel hat der kommunistischen Landtagsfraktion antworten lassen, daß es ihm un möglich sei, dem Wunsche der kommunistischen Land tagsfraktion nachzukommen. Ser Mite Msfesonntag. Rekordbesuch der Große« Technischen Messe. — Ei« Tag der Koagresse. Der zweite Mefsesonntag brachte -er Großen Technischen Messe einen Rekordbesuch- bis Mittag allein schon hatten 10 000 Personen mehr als am gleichen Tage der Frühjahrsmesse im Vorjahre die Tore der Technischen Messe passiert. Den Haupt teil der Sonntagsbesucher stellte das mittel deutsche Wirtschaftsgebiet; es waren auch in ihrer Mehrzahl interessierte Beschauer und nicht etwa Sonntagsausflügler. Der Sonntag brachte eine Reihe von Tagungen. Zunächst war es -er Reichsverband für das Deutsche Handwerk, dessen führende Persönlichkeiten sich auf der Technischen Messe getroffen haben. Direktor Dr. Köhler sagte in seiner Ansprache: Die Leipziger Messe biete dem Handwerk einen besonderen Anreiz zur Betätigung und zum Besuch dadurch, daß zu jeder Messe ein anderer HaudwerkS- zwetg eine geschlossene Werbeausstellung bringe« Wune. Seien es bei der letzten Messe die Tischler gewesen, so dürfe er zur diesjährigen Frühjahrsmesse die deutsche» Schlosser begrüßen, deren Musterwerk statt ein vielbesuchter Anziehungspunkt der Technischen Messe sei. Eine Tagung der deutschen Z i m m e r m e i st e i ging parallel mit dieser Veranstaltung Diese Tagung war unter das Leitwort „Das Zimmerhandwerk unk die neue Zeit" gestellr. Eine Vortragsreihe über die Verarbeitung von Nichteisenmetallen und eine solche veranstaltet vom Relchsverband der Deutschen Ton - und Ziegeleiindustrie nahmen am gleichen Tage ihren Anfang. Zu einer Lbmännerversammlung der Arbeits gemeinschaft deutscher Betriebsingenieur« waren etwa 60 Betriebsleiter aus dem ganzen Reich nach Leipzig gekommen. Unter Leitung von Direktor Ludwig-Berlin-Siemensstadt wurden Jahres berichte über Werkstoffvorrichtungen. Schmic-etechnik Stanz- und Handarbeit erstattet. Arveilsmarlllage in Mtteldeulschland. Die rückläufige Bewegung des mitteldeutschen Arbeitsmarktes ist nunmehr zum Stillstand gekommen. Begünstigt durch die milde Witterung war es den Freiluftberusen möglich, durch Aufnahme von Arbeitskräften einen Ausgleich für den Zugang von Arbeitsuchenden aus den Berufsgruppen zu schaffen, die durch die allgemein gedrückten konjunkturellen Verhältnisse noch gezwungen waren, Arbeitskräfte freizugeben. I« der Mitte -er vergangenen Woche wäre« de« Arbeitsämtern 817 «87 Arbeitsuchende gemeldet, vo« be«en 25« 448 ober 80,7 Prozent verstcherungsmähige Unterstütz««« ober Srisenfürforge erhielten. Don größten Rückgang an Arbeitsuchenden im Vergleich zur Vorwoche hatte das Arbeitsamt in Eisleben. Es folgen dann die Arbeitsämter Saal- seld, Aschersleben, Torgau und Nordhausen. Aeileis gegen Lazarus. Weleivigung des „Wundcrdoktors" von «tallspach gegen Professor Lazarus-Berlin. Vor dem Amtsgericht Berlin-Charlottenburg be gann ein Beleidigungsprozeß, den der Gallspacher „Wun derdoktor" Zeileis gegen den Berliner Professor Laza- LUS anaestrsnst bat. Professor Lazarus hat in der medizinischen Gesell schaft auf Grund seiner wissenschaftlichen Studien und persönlicher Erfahrungen im Zeileis-Jnstitut in Gall- fpach eine sachliche, aber durchaus ungünstige Kritik dieses Heilverfahrens gegeben. Die Anwendung elektrischer Ströme in der Me dizin ist seit langem bekannt, aber derartige zauber hafte Wirkungen für allgemeine Leiden jeder Art liegen außerhalb des Gebietes jeder einwandfreien und wis senschaftlichen Medizin. Diese wissenschaftlichen Er fahrungen bestätigten auch die Persönlichen Beobach tungen, die Professor Lazarus als Patient im Institut in Gallspach machte. Er scheute sich nicht, diese Berichte wahrheits gemäß auf Grund seiner Erfahrungen der Aerzteschaft in Berlin mitzuteilen. Der Erfolg dieser Kritik war eine wissenschaftlich als ungewöhnlich zu bezeichnende Reaktion des Institutes.ZeileiS in Gallspach, das einen Beleidigungsprozeß anzustrengen drohte, wenn er, sei ner wissenschaftlichen Ucberzcugung widersprechend, seine Behauptungen nicht öffentlich zurücknchmc. Professor Lazarus hat in einer zweiten Sitzung der Berliner medizinischen Gesellschaft von diesem un gewöhnlichen Schritt des Gallspach schcn Instituts Mit teilung gemacht nnd alle seine Behauptungen auf recht erhalten. Die Erklärungen Professor Lazarus' sind von dem wissenschaftliche» Gremium der Medizin wiederholt worden, nnd das prenßische Wohlfahrts- ministerinm hat sich nach Beratungen im Gesund heilsrat veranlaßt gesehen, öffentlich vor diese» Insti tute» zu warnen. Man darf auf den Fortlauf und auf den Aus gang des Verfahrens gespannt sein. Natal und dem Transvaal sind ebenso wie die Te lephonverbindungen unterbrochen. Zahlreiche Perso nen werden verniißt. Die Zahl der Toten steht noch nicht fest. Eisenbahnkatastrophe in Amerika. — Rio de Janeiro, 11. März. Am Staate Rio de Janeiro ist in der Nähe des Kurortes Therczopolis infolge Versagens einer Bremse ein Eiscnl ahnzng entgleist und in eine 175 Meter tiefe Schlncht gestürzt. Bisher sind 30 Tote und 15 Ver letzte geborgen. Kinokatastrophe in Japan. 104 Kinder in den Flammen umgekommen. Bei einer Kino-Festvorstelluna, die aus Anlaß des L5. Jahrestages des Sieges von Mukden in der Ver sammlungshalle der Chinkai-Marinestation in der koreanischen Hafenstadt Fusen vor 134 Schulkindern der untersten Klasse veranstaltet wurde, explodierte plötzlich unter ungeheurer Flammenentwicklung ein zu Beleuchtungszwecken dienender Behälter mit Naphtha gas und setzte den Zuschauerraum sofort in Brand. Nur 25 Kinder konnten unversehrt gerettet wer den. 104 Kinder verbrannten bei lebendigem Leibe, und vier erlitten lebensgefährliche Verletzungen Aus Stadt und Land. lieberschwemmtes Laud, Stätten der Verwüstung. Das Vcrnichtungswerk in Südfrantreich. Nach Mitteilungen des aus dem südfranzö'ijchea Ueberschwcmmungsgebiet nach Paris zurückgekchrten ÜnteLstoatsfetretärs im Büro des Ministerpräsidenten, Heraud, ha die Stadt Montauban am meisten gelitten. Zahlreiche Dörfer in der Umgebung seien ein fach unter den Fluten verschwunden. Die Eisenbahnen seien an zahlreichen Stellen zerstört, die Böschung hinweggespült und die Schienen schwebten in der Leere. Die Bevölkerung habe furchtbare Stuude,» durch leben müssen nnd viele Personen hätten einen schreck lichen Tod gesunde». Biele, dene» es gerade ge lungen war, sich aus die Dächer zu rette», seien mit den zusammenstiirzenden Häuser« in den Fluten ver- suuke». In der Umgebung von Bordeaux im Departe ment Gironde seien allein 65 Gemeinden schwer heim gesucht wordeu. Die Ursache der Katastrophe liege in der schnel len Schneeschmelze in den Gebirgshängen, die dnrch das plötzliche Frühlingswctter hervorgerufen worden ! sei. Gleichzeitig seien Gewitter und starke Nieder- j schlage eingetreten, die die Gebirgsflüsse in rasende i Sturzseen verwandelt hätten. Die Ueberschwemmung habe dann wie ein Zyklon die ahnungslose Gegend überfallen und ihr furchtbares Vernichtungswerk ver richtet. Die Hilfsmaßnahmen. Ministerpräsident Tardieu, der ebenfalls das Un- l glücksgebiet besichtigt hat, teilte mit, daß beabsichtigt > sei, den Geschädigten durch Geld oder Sachleistungen , und durch Bau von Notwohnungen Hilfe zu brin- : gen. Vor allen Dingen soll der Landwirtschaft schnell- - stens geholfen werden, deren Aecker durch die Wasscr- massen vollkommen verwüstet sind. Die Bevölkerung ist vorläufig in Baracken untergebracht, die unmittel bar neben den zerstörten Dörfern ausgestellt werden. ; Der Landestrauertag. > Frankreich beging den Sonntag zum Zeichen der j Teilnahme für die bei den Ueberschwemmungen ums ! Leben gekommenen Landsleute als einen Landestrauer- j tag. Die öffentlichen Gebäude und viele Privathäuser ! hatten die Flaggen auf halbmast gesetzt. Bälle und j Festlichkeiten wurden abgesagt, die Theater veranstal teten Sammlungen zur Unterstützung der heimgesuchten i südfranzösischen Bevölkerung. Hindenburgs Beileid. Der deutsche Botschafter von Hoesch erschien am ! Sonntagvormittag im ElysSe, um dem Präsidenten der französischen Republik den Ausdrnck des persönlichen , Mitgefühls des Reichspräsidenten von Hindenburg für t die Ueberschwemmungskatastrophe in Südfrankreich zu ! überbringen. I * Katastrophe in Afrika. I Wie aus Durban in Südafrika gemeldet wird, sind die Dämme des Bushman-Flusses gebrochen, wodurch eine Ueberschwcmmnngskatastrophe entstand. Die Was sermengen zerstörten sämtliche Häuser, Brücken und Etsenbahndämme. Die Eisenbahnverbindungen zwischen Motorradfahrer beraubt. Ein Frankfurter Mo torradfahrer, der sich Sonntag in spater Abendstunde auf dem Wege von Cr.onberg nach Frankfurt be fand, wurde von zwei Räubern überfallen. Sie hatten über die Chaussee einen Baumstamm gelegt. Der Motorradfahrer bemerkte dies, und als er angehalten hatte, trat ein Räuber mit vorgehaltenem Revolver auf ihn zu, während der andere an die Ausraubung des Ueberfallenen heranging. Man raubte ihm Geld, sonstige Wertsachen und sogar seine Lederjacke. Der Ueberfallene bekam einen heftigen Schlag auf den Kopf, als er um Hilfe schreien wollte, so daß er zu sammenbrach. Nur mit Mühe konnte er sich später ins nächste Krankenhaus schleppen. Schweres Autounglück. Sonntag abend ereignete sich auf der Mainzer Landstraße zwischen Frank furt a. M. und Nied ein schweres Autounglück, dem zwei Menschenleben zum Opfer fielen. Ein von Höchst mit drei Personen kommender Privativagen aus Frank furt stieß in voller Fahrt mit einer Frankfurter Auto droschke zusammen, so daß beide Wagen umgeworfen wurden und in Brand gerieten, wobei zwei Insassen des Privatwagens — es handelt sich um Vater und Sohn Pflugbeil aus Frankfurt — vollkommen ver brannten. Die beiden Insassen der Antodroschke er litten Splitterverletzungen. Dux feiert Walther von der Bogelweide. Am 21. und 22. Juni wird in Dux in Böhmen eine 700-Jahr-Feier zu Ehren Walthers von der Bogel weide stattfinden. Die Bevölkerung der Stadt Dux, in der der Dichter einst lebte, trifft bereits großzügige Vorbereitungen. Die Professoren der deutschen Uni versität in Prag haben den Ehrenschutz über diese Feier übernommen . Frau Hauau im Hungerstreik. Der Zustand der Frau Hanau, der Besitzerin der „Gazette du Franc" in Paris, die sich nunmehr bereits neun Tage gegen jede Nahrungsaufnahme sträubt, hat sich außerordent lich verschlimmert. Frau Hanau ist außerstande, das Bett zu verlassen und die Aerzte zeigen sich besonders durch die beträchtliche Temperaturerhöhung beunruhigt, die sie nur mit einer inneren Vergiftung erklären kön nen. Besonders leidet Frau Hanau unter dem Durst. Auch das Sprechen fällt ihr außerordentlich schwer. AuS der Hölle geflüchtet. Mit dem aus Susa in Tunis ankommenden schwedischen Dampfer „C. A. Bank" trafen in Aberdeen zwei Deutsche namens Franz Bubil und Georg Müller ein, die der franzö sischen Fremdenlegion entflohen waren. Beide waren wegen mehrfacher Fluchtversuche mit zwei Dienstjahren bestraft worden. Sie hatten sich als blinde Passagiere in der Ladung versteckt und drohten nach ihrer Ent deckung mit Ueberbordspringen, falls sie den franzö sischen Behörden beim Anlaufen von Algier ausge liefert würden. Der deutsche Konsul hat sich nun mehr der Flüchtlinge angenommen. Die Entgleisung des Simplon-Expreß. Wie zu der Entgleisung des Simplon-Expretzzuges noch bekannt wird, ereignete sich das Unglück bei den Thermoptz- len. Entgegen den bisherigen Meldungen, daß zwei Passagiere getötet und fünf schwer verletzt worden sind, kann festgestellt werden, daß eS nur einen Toten und drei Verletzte, die sämtlich dem Zugpersonal angehören, gegeben hat. Reisende sind nickt zu Schaden gekommen. Als Ursache des Unglücks wird eine Lockerung der Schienen angegeben. Gerüchtweise verlautet, daß cs sich um einen kommunistischen Anschlag gehandelt habe. Der Schnellzugsverkehr ist zur Zeit noch unterbunden. Kleine Nachrichten. * In Berlin hat der Direktor im Statistischen Reichs- »mt, Dr. Lenz, Selbstmord verübt. * In Lauenburg (Bommern) ist beim ersten deutschen Segelflugtag der Lauenburger Jungsegelfliegergruppe der Fluglehrer Rach tödlich abgestürzt. * In Koblenz wurde der Mehgergeselle Szami wegen vierfachen Mordes, begangen im damals deutsch-russischen Grenzgebiet, viermal zum Tode verurteilt. * Bet einem Feuer in der Teeranlaae der Dillinger Hütte (Saargebiet) verbrannten 30 000 Liter Benzol. * Der österreichische Ministerrat hat beschlossen, de« Dichter Anton Wildaans mit dem 1. Juli zum Burg- iheaterdtrektor zu bestellen. * Bei Lyon in Frankreich wurden auf einem Acker feld die Spuren einer alten gallischen Stadt entdeckt, stahlreiche alte Gefäße und Münzen, goldene, silberne und elfenbeinerne Gegenstände wurden bei den Ausgrabungen ans Tageslicht gefördert. * Am i4. April wird in Saint Nazaire in Frank reich der von der Penhoetwerft erbaute 48 080 Tonnen