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Juli 1930 bedingt begnadigt worden. — Deutschlands größtes Schiff, die „Europa", hat unter überaus schwierigen Verhältnissen die Ausfahrt aus dem Hamburger Hafen glücklich vollzogen. — Ueber Italien sind schwere Schneestürme gezogen. — In Rostow am Don ist das Geschäftshaus der GPU. niedergebrannt, wobei 28 Personen ums Leben ge kommen sind. — In Chicago kam es zu blutigen Zusammenstößen zwischen Polizei und Teilnehmern einer kommunistischen Kundgebung. Von Rom «ach Berlin. Rene Wege zum Anschluß? — Amnestie in Südtirol! — Berlin, 24. Februar. Der Bundeskanzler Deutsch-Oesterreichs, Dr. Scho ber, ist in Berlin aufs herzlichste empfangen und bewirtet worden. Nichts war diesmal von jener kühlen Höflichkeit zu verspüren, die sonst internationale Emp fänge kennzeichnet. Wieder zeigte sich, daß die Grenz pfähle im Süden zwar zwei Staaten trennen, nicht aber das Volk, das diese Staaten bewohnt und das hüben und drüben von gleichen Empfindungen beseelt ist. In Dr. Schober begrüßten wir nicht einen frem den Minister, sondern den Vertreter des Teiles von Deutschland, dem fremde Gewalt den Weg in das Reich verbaut hat! Als Dr. Schober in Berlin ausstieg, trug der Draht von Rom oie Nachricht in die Welt, daß Mus solini einen allgemeinen Straferlaß für Südtirol an geordnet hat. Alle Südtiroler, die wegen politischer Vergehen verurteilt, verbannt oder mit einem Ver weis bestraft worden sind, sind begnadigt oder werden begnadigt werden. Nach der Durchführung der Am nestie wird kein Südtiroler mehr in italienischen Ge fängnissen schmachten! Der Arzt Dr. Josef Kisner, der wegen „antifaschistischer Handlungen" zu drei Jah ren Zwangsaufenthalt verurteilt worden war, ist be reits in seine deutsche Heimat in Tirol zurückgekehrt. Der Straferlaß in Südtirol ist eine erste Aus wirkung des Besuchs des Bundeskanzlers Schober in Rom. Und wir hoffen, daß Italien auch die anderen Maßnahmen rückgängig machen wird, die dem Deutschtum in Südtirol das Leben zur Hölle gemacht haben und durch die der Gebrauch der deut schen Sprache sowie die Unterrichtung der Kinder in deutschem Geiste zu Verbrechen gegen den italienischen Staat abgestempelt wurden. Es kann keinen Aus gleich zwischen fremden Staaten und dem deutschen Volke, sei es im Reiche, sei es in Oesterreich, geben, wenn nicht zugleich den deutschen Volkssplittern im Auslände ihr Recht wird. Oesterreichs neue Freundschaft zu Italien ist dem Bundeskanzler Schober anläßlich seiner Romreise von einigen Kritikern verargt worden, die darin ein Ab weichen von der Anschlußlinte erblicken wollten. Ge- »echtfertigt waren diese Vorwürfe nicht! Die alte Doppelmonarchie und Italien waren grimmige Feinde Und verstanden einander zu hassen, zwischen Deutsch- Oesterreich und Italien braucht nicht unbedingt Feind- Mast zu bestehen, vorausgesetzt, daß dem deutschen Kolke m Südtirol Gerechtigkeit widerfährt. Wenn Deutsch-Oesterreich einen billigen Ausgleich mit Italien «langen kann, kann man das Wien nicht übelnehmen. Bon Bestand wird freilich die neue Freundschaft nur dann sein, wenn Italien durch die engere Beziehung M Wien allmählich etwas mehr Verständnis für die Werreichischen Lebensnotwendigkeiten aufbringt. Oester- «ichs Ziel kann niemals die Sicherung seiner Unab- -üngigkeit gegen allerlei Zufälligkeiten sein, sondern D« Deutsch-Oesterreich führt immer nur ein Weg zur Gesundung: der Anschluß an Deutschland! Der Anschlutz-L. vanke hat in den Jahren seit 1918 wiederholt begeisterte Lobredner gefunden; in der praktischen Politik^at sich die Anschlußsreudigkeit lei der nicht in dem Maße ausgewirkt, wie es wünschens wert gewesen wäre. Kann man sich jetzt der Hoff- mmg htngeben, daß der Besuch des österreichischen Bundeskanzlers in Berlin hier einen Wendepunkt be deutet? Schließlich dient auch der Abschluß eines für beide Staaten vorteilhaften Handelsvertrags dem Anschlußgedanken, weil auch gute Wirtschaftsverträge die Freundschaft erhalten und vertiefen können. Die mit den Handelsvertragsverhandlungen verbundenen materiellen Fragen sollen in ihrer Bedeutung für die Wirtschaft gewiß nicht unterschätzt werden, trotzdem ist es ratsam, materielle Erwägungen hintanzusetzen, wenn ZS sich um Wirtschaftsverträge handelt, die die Her- Kellung einer nationalen Volksgemeinschaft erleichtern «ter beeinträchtigen können. Wir hoffen deshalb, daß, wenn Bundeskanzler De. Schober in den Abendstunden des Montags die Rückreise nach Wien antritt, bei den führenden und verantwortlichen Männern der Eindruck bestehen wird, dH der Besuch Dr. Schobers in Berlin dazu bei getragen hat, die Außenpolitik des Reiches und Deutsch Oesterreichs in eine Bahn zu lenken, deren natür licher Abschluß nur die Vereinigung Deutschlands und Deutsch-Oesterreichs bilden kann. Ein kluger deutscher Politiker hat dieser Tage erklärt, man müsse den österreichisch-deutschen Zusam menschluß mit vermehrter Energie betreiben, denn es bestehe die Gefahr, daß, wenn der Anschluß nicht bald kommt, Oesterreich immer kosmopolitischer denken lerne, und daß die Gegner des Anschlusses aus dem öster reichischen Staat eine Art Schwerz machen könnten. Diese Gefahr besteht! Um so nötiger ist die Betonung des beiderseitigen Willens zur Zusammengehörigkeit und zum Zusammenstehen. Und zu diesem Zweck wollen wir in Zukunft nicht nur Trinksprüche auf die deutsche Einheit ausbringen und vaterländische Lieder singen, sondern wir wollen dazu beitragen, daß Deutschland und Deutsch-Oesterreich bald durch nichts anderes mehr getrennt sind als durch den Paragraph eines Frie densdiktats, das niemand mehr zu verteidigen wagt! Ausfahrt der „Europa". Mehrstündiges Ansschleppmanöver. — Massenandrang zu den Elbehöhen. — Hamburg, 24. Februar.^ Deutschlands größtes Schiff, die „Europa" des Norddeutschen Lloyd hat Sonnabend früh die überaus schwierige Ausfahrt aus dem Hamburger Hafen an getreten. Das zu erwartende grandiose Schauspiel, den größten und wahrscheinlich, wie man hofft, auch schnell sten Dampfer der deutschen Handelsflotte, seine erste Fahrt, die gleichzeitig den Abschied von Hamburg be deutet, antreten zu sehen, hatte unabsehbare Menschen mengen auf unzähligen kleinen Fährdampfern und Mo torbooten in den Hafen, vor allem an die Elbufer ge lockt, die von Altona bis Blankenese von Zehntausen den von Menschen umsäumt waren, so daß überall Polizeibeamte für die Aufrechterhaltung der Ordnung und des Verkehrs eingesetzt werden mußten. Bei den Altonaer Landungsbrücken festgelaufe«. Die Geduld der gewaltigen Menschenmenge wurde auf eine harte Probe gestellt. Als gegen 9 Uhr der Wasserstand eine genügende Höhe erreicht hatte, konnte man die Wahrnehmung machen, daß der Riese im Tau einer ganzen Anzahl größerer Schlepper sich lang sam vom Ausrüstungskai der Werft fortbewegte, um nach kurzer Zeit die Ausfahrt des Kühwärder Ha fens zu gewinnen. Den riesigen Schloten der „Europa" ; entwich dichter schwarzer Qualm, und das Dröhnen j der Dampfpfeifen machte die Lust erzittern. Gegen 9,15 Uhr war der offene Elbstrom er reicht, doch berührte die „Europa"' kurz darauf querab vor den Altonaer Landungsbrücken Grund. Sie saß fest. Beigedreht rmd wieder fest. Den gewaltigen Anstrengungen von sieben Schlep pern gelang es jedoch, das Schiff wieder beizudrehen, doch auch in dieser Lage war eine Weiterfahrt nicht möglich, denn wiederum berührte das Schiff den Grund und wurde erneut von dem Flutstrom herumgedrückt, so daß das Fahrwasser durch die ganze Länge des Schif fs gesperrt war. Wieder flott. Nach dem Eintreten höheren Wasserstandes mach ten zahlreiche Schlepper erneut den Versuch, die „Euro pa" wieder flott zu bringen. Gegen 10,45 Uhr wurde das Schiff zum Teil wieder in den Kühwärder Hafen hineingeschleppt, um es weiter in das südliche Fahr wasser zu bringen. Alsdann zogen die vorn lie genden Schlepper das Schiff erneut in den Elbstrom und brachten es langsam in das Fahrwasser. Kurz vor 11 Uhr passierte Vie „Europa" Vie von großen Menschenmengen Vicht besetzten Altonaer Lan dungsbrücken. Die Borbeifahrt veS Schiffes löste bei den unzählige», Zuschauern unaussprechlichen Jubel aus. Eine ganze Flotte von kleinen Dampfern und Barkassen gaben vem Riesen das Geleit. In lang samer, majestätischer Fahrt, umweht von den Rauch fahnen ver zahlreichen Begleitfahrzeuge entschwand Vie ..Europa" allmählich ve« Blicken ver Zuschauer Kurz nach 11,30 Uhr passierte dann die „Europa" aus ihrer Fahrt elbabwärts Blankenese, ohne daß sich ein weiterer Zwischenfall ereignet hätte. Tagung der Generalsynode. Der Bericht des KirchensenatS und des Öberkirchenrat». — Berlin, 24. Februar. Die neugewählte Generalsynode der evangelischen Kirche der Altpreußischen Union nahm in ihrer letzten Tagung in Berlin u. a. einen Bericht des Kirchen senats und des Oberkirchenrats entgegen, in dem die oberste Kirchenleitung zu den aktuellen Fragen des in- nerkirchlichen Lebens sowie der Kultur- und Kirchen politik Stellung nimmt. Zur religiös-kirchlichen Lage der Gegenwart wird festgestellt, daß in den Großstädten der Besuch des Gottesdienstes vielfach zugenommen hat und die Betätigung aus dem Gebiet der Liebesarbeit reger geworden ist, während in manchen Landgemeinden das Kirchenleben erschüttert ist. Die Zahl der Theologie- Studierenden sei von 1926 bis 1929 um mehr als das Doppelte gestiegen. § DaS Verhältnis ver Kirche zum Staar, ! so heißt es wörtlich, sei durch die die evangelische Mehrheit des Volkes tief bedrückende Entwicklung der t Konkordatsfrage beherrscht. Die bisherige Nichterfül-, j lung des Varitätsanspruches habe jedoch die grund sätzliche Einstellung der evangelischen Kirche zum'Staat nicht beeinflussen können, wonach die evangelische Kirche über den Parteien stehe, im Sinne der Botschaft des Königsberger Kirchentages aber jederzeit bereit ist, dem Staate zu geben, was des Staates sei. Für die Kirchen-Finanzwirtschaft sei der Grund satz knappster Bemessung des Ausgabenbedarfs maß gebend gewesen. Das Statistische Reichsamt habe fest gestellt, daß, während die Steuern der politischen Ge meinden eine allgemeine Erhöhung der Grundsteuer- und Gewerbesteuerzuschläge erkennen ließen, nur die Zuschläge der Kirchengemeinden zur Einkommensteuer allgemein eine Senkung erfahren hätten. Freilich werde das Kirchensteuerwesen durch die Ungewißheit über die zukünftige Gestaltung der staatlichen Besteuerungs- grundlagen schwer belastet. Der Bericht über die Lage auf dem Schul gebiet hebt die Notwendigkeit einer baldigen Klä rung der Verhältnisse durch ein Reichsfchulgesetz her vor. Die Unhaltbarkeit der gegenwärtigen Zustände ergebe sich insbesondere aus der immer neuen Errich tung von Sammelschulen, in Wirklichkeit weltlicher Schulen, in denen sich aber Tausende evangelischer Kinder befinden. Auch die Frage der Anstellung dissidentischer Lehrer bedürfe dringend einer Klärung. Mit einem Hinweis ans Vie erschütternden Bor gänge auf religiösem Gebiet in ver Sowjetunion, die in dem Haß gegen das Ehristentnm nnd alle christ lichen Grundlagen der Kultnr ihre Ursache hätten, schließt der Bericht. Aufgabe aller evangelischen Ar beit werde es sein, diese Quellen nicht für nnser eigenes Vaterland und Volk znm Verhängnis wer den zn lassen. Schobers Besuch bei Hindenburg. Das Frühstück im Präsidentenpalais. — Besprechungen mit Reichskanzler und Außenminister. — Berlin,. 24. Februar. Ueber den Besuch des österreichischen Bundes kanzlers Schober beim Reichspräsidenten von Hinden burg wird folgende Mitteilung veröffentlicht: „Der Reichspräsident empfing den österreichischen Bun deskanzler Schober zu längerer persönlicher Unterhaltung. An dem Empfang schloß sich ein Frühstück, an dem dis den Bundeskanzler begleitenden Herren, Sektionschef Schnel ler, Generalsekretär Dr. Peter und Gesandter Junkar nebst dem hiesigen österreichischen Gesandten Dr. Frank und den Legationsräten Dr. Pacher und Dr. Meindl sowi« Reichskanzler Müller, Reichstagspräsident Löbe, dis Reichsminister Dr. Curtius, v. Gueraro und Groener, die Staatssekretäre Dr. Meitzner und Dr. Pünder, des deutsche Gesandte in Wien, Graf Lerchenfeld, Mini sterialdirektor Dr. Köpke, der Chef des Protokolls, Gras Tattenbach, Ministerialrat Baron v. Huene, Oberstleut nant v. Hindenburg und Oberleutnant von der Schulen- bürg teilnahmen." Ferner stattete Bundeskanzler Dr. Schober dem Reichskanzler Hermann Müller und dem Reichsaußen minister Dr. Curtius Besuche ab, die vom Kanzler und vom Außenminister erwidert wurden. Die Bevölkerung der Reichshauptstadt brachte dem Gast aus Deutsch-Oesterreich in eindrucksvollen Kundge bungen ihre Sympathie zum Ausdruck. Wohnung nahm Bundeskanzler Schober im Hotel Kaiserhof, von dessem Dach die rot-weiß-rote Fahne Deutsch-Oesterreichs und die Reichsflagge herabwehen. Vor dem Hauptportal patroulliert ein Doppelposten der Schutzpolizei. Konferenz mit Schober. Abschluß Ler Haudelsoertragsvcrhandluugen? — Betonung -er Schicksalsverbundenheit. — Zwo» Regiernngen aber nur ein Volk. Berlin, 24. Februar. In der Reichskanzlei findet am heutigen Montag eine neue politische Konferenz mit dem österreichischen Bundeskanzler Dr. Schober statt. An der ersten politischen Besprechung nahmen der Reichskanzler und -er Reichsautzenminister, Bundeskanzler Dr. Schober, die Gesandten Dr. Frank und Graf Lerchenfeld sowie der deutsche und der österreichische Staatssekretär im Auswärtigen Amt teil. Nach einer amtlichen Mit teilung werden die Besprechungen „entsprechend den bestehenden engen politischen Beziehungen im Geiste vollsten gegenseitigen Vertrauens geführt". Wie verlautet» soll Lie Frage des österreichisch deutschen Haudelsvertrages in der neuen Konferenz mit Dr. Schober soweit geklärt werden, daß der Ver trag nur uoch unterzeichnet zu werden braucht. Bei den rein politischen Fragen kam auch -er österreichisch- italienische Freundschastsvertrag zur Sprache. Dent, schersetttz wurde dabei mit Befriedigung davon Kennt nis genommen, daß Dr. Schober in Rom keine neue Anerkennung der Südtiroler Grenzen angesonnen worden ist. Von den gesellschaftlichen Veranstaltungen aus Anlaß des Besuchs des österreichischen Bundeskanzlers verdient ein vom Reichskanzler Hermann Müller gegebenes Esten Erwähnung, bei dem der Reichs-, kanzler und der Bundeskanzler Deutsch-Oesterreichs in Trinksprüchen die österreichisch-deutsche Volks- und Schicksalsgemeinschaft deutlich betonten. Reichskanzler Müller führte aus: „Wir sehr«, daß unser Volk noch einen schweren Weg vor sich hat. Wir sind aber überzeugt, daß dieser Weg uns schließlich doch nach oben führen wird, und wir vertrauen darauf, in unseren österreichischen Brüdern stets treue Weggenoste«