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WirtschaMartei und Reginungsttise. Eine Entschließnng auf dem ostsächstschen Parteitag. Die Reichspartei des Deutschen Mittelstandes tWirtschaftspartei) im Wahlkreis Ostsachsen hielt in Dresden ihren Parteitag ab. Nachdem am Sonn abend die einzelnen Ausschüsse getagt hatten, wurde am Sonntag eine Kundgebung im Großen Saal des § Zoo veranstaltet. Laudtagsabgeordneter Hermann Kaiser eröffnete die Kundgebung mit einer Begrü ßungsansprache. Dann sprach Finanzminister Weber über die politische Lage in Sachsen. Seine Ausführungen fanden ihren Niederschlag in einer Entschließung, in der es u. a. heißt: Die NcicW- partei des Deutschen Mittelstandes hat trotz ihrer Ablehnung des Aoung-Planes dem Kabinett Bünger das Mißtrauen nicht ansgesprochen, weil sie nicht vor Volk und Staat die Verantwortung über nehmen wollte, daß Sachsen in eine Regierungskrise i mit ihren unübersehbaren Folgen gestürzt werde. Die j Wtrtschaftspartei hat unverzüglich den bürgerlichen i Parteien einen Vorschlag zur Wahl eines Minister- ! Präsidenten unterbreitet, da es der Sinn der letzten ! Landtagswahl war, daß die Mehrheit des Volkes bürgerlich regiert sein will. Es mutz von der anläßlich der letzten Landtags wahl gebildeten bürgerlichen Wahlgemeinschaft erwar tet werden, daß sie auch weiterhin zu dem erreichten Ziele ihres gemeinsam geführten Wahlkampfes steht. * Tagung -er Beamtenausschüfle der Deutschen Bolkspartei. Die Beamtenansschüsie der Deutschen Volkspartei traten in Dresden unter Vorsitz des Stadtverordneten Verwaltungsdirektor Böttger zu einer mehr stündigen Sitzung zusammen. In ihr wurden alle wichtigen Beamtenfragen, wie Grundrechte der Be- amten, Erhaltung -es Berufsbeamtentums, Beamten vertretungsgesetz usw. eingehend behandelt. Ebenso wandte man sich mit Entschiedenheit gegen alle Bestre bungen einzelner politischer Parteien, die bezwecken, die Beamten allein zur Linderung der sozialen Not heranzuztehen. Allgemeine außergewöhnliche Nöte müßten von -er Allgemeinheit und nicht von einer einzelnen Berufsschicht getragen weröen. Leipzig im Zeichen der Reffe. Rückgang -er Aussteller um 5 Prozent. Trotz rückgängiger Konjunktur zeigte Leipzig daS gewohnte lebendige Bild. Man kann sogar in einzel nen Zweigen eine weitere Ausdehnung der Messe fest stellen. Insgesamt genommen ist allerdings die Zahl der Aussteller um etwa 5 v. H. gegenüber der vor- jährigen Messe zurückgeblieben. Der Charakter -er Leipziger Messe als inter nationale Messe kommt in zunehmendem Maße znm Ausdruck. In diesem Jahr sind nicht weniger als 85 fremde Staate« als Aussteller beteiligt. Eine weitere Ausdehnung hat insbesondere die Technische Messe ge nommen. Der Zustrom ausländischer Besucher dürfte i« diesem Jahr das Borjahr wiederum wesentlich übertreffen. Die Ansichten der Aussteller über den Verlauf der diesjährigen Frühjahrsmesse sind verhältnismäßig optimistisch. Die erste« Bera«staltu«gen. Nachdem am Sonntagvormittag, wie immer, durch die Aufnahme der Arbeit die Eröffnung der Leipziger Frühjahrsmesse vollzogen war, versammelte der Di rektor Dr. Köhler die Vertreter der in- und aus ländischen Presse um sich zu einer kurzen Begrüßung. Vr. Köhler wies zunächst auf die wirtschaftliche Lage in Deutschland hin, die zur Zeit leider nicht mehr die Möglichkeit gewähre, das Inland als Hauptabsatz- zebiet für die Erzeugnisse unserer Industrie zu be trachten; ohne belangreichen Export müßten Industrie und Wirtschaft in Deutschland und damit Deutschland selbst verkümmern. Die Erkenntnis dieser Notwendigkeit wachse zu» leheudS auch iu solchen Kreise«, die der Leipziger Messe überhaupt «ud ihren Bestrebungen znr Förderung des Exports bisher ablehnend oder znm mindesten gleich gültig gegeuübergestande« hätten: so habe der Hentsch« Exp»rtgroßha«del z« dieser Frühjahrsmesse erstmalig eine Bermittlungs- und Ansknnftsftell« «f »er Messe eingerichtet. Wanderarbeiter als Spione? — Schnetdemühl, 4. März. Wie eine hiesige Zeitung meldet, arbeitet die Pro- Paganva-Abteilung im polnischen Außenministerium in tensiv an oem Ausvau der Auslandspropaganda. Ganz gewaltige Geldmittel werden für diesen Zweck auSgege« ven. Die polnische Regierung geht jetzt daran, auch di« Wanderarbeiter, die alljährlich nach Deutschland kommen, in den Dienst der Spionage zu stellen. Mit besonderer Sorgfalt nimmt man sich der Arbeiter an, die in das deutsche Grenzgebiet gingen. Sie wür den verpflichtet, mit den polnischen Vereinen und der polnischsprechenden Bevölkerung Verbindung auszuneh. men. Die polnischen VerbändS in Deutschland wür ben über die Personalien der nach Deutschland kom menden Arbeiter informiert und hätten die Anwei- ffmm, darauf zu achten, daß diese Verbindung auch tat sächlich ausgenommen wird. Wie viele von den Saisonarbeitern von der pol nischen Spionage in Deutschland erfaßt würden, lasse sich schwer feststellen. Rosenmontag am Rhein. Großer Karnevalsbetrieb in Westdeutschland. Der Rosenmontag bildete auch in diesem Jahre den Höhepunkt des rheinischen KarnevalbctriebeS. Be sonders lebhaft ging es in Köln, Düsseldorf und Mainz zu. Ueberall herrschte ein reges Leben und Treiben, und immer wieder strömten neue Massen von aus wärts zu, die sich bei dem herrlichen Vorfrühlings wetter den Nosenmvntagszug nicht entgehen lassen wollten. Der Kölner Karnevalsfestzug sollte die Welt im Jahre 2l>l)l> darstellen, während in Düsseldorf ein Überaus Prächtiger Mürchenseslzug zu sehen war. In Mainz durchzog der große RosenmontagSfestzug etwa viereinhalb Stunden lang die Stadt. Die Wagengrup- Pen zeigten außerordentlich starken satirischen Humor. Es kamen znr Geltung Themen der nommunal' und der Reichspolitit, vor allen Dingen der Boungpian und das Sparprogramm der Reichs- und Staatsregierungen. Allenthalben riesen Vie Feslziige bei den nach vielen Tausenden zahlenden Zuschauern großen Jubel hervor. Zum erstenmal seit 16 Jahren wurde auch in Münster i. W ein NoseumoutagLzug veranstaltet, der die lokalen Ereignisse der lebten beiden Jahre behandelte und bei der Bevölkerung großen Beifall fand. Ein „TheKterdirekLor" verduftet. Hans Ritter aas Berlin verschwunden. Im vergangenen Jahre erst hgtte der in Ber liner Theaterkrersen aufs unrühmlichste bekannte „Di. rektor" Hans Ritter als Konzessionär der zusammen- gebrochenen James Ktcinschcn Tournee von sich reden gemacht. Danach war er als Pächter des „Theatertl m der Kommandantenstraße" ausgetreten. Jetzt hat er nach umfangreichE» Betrügereien «Md Kantionsjchwindcleien Vas Weite gesucht. Ritter, per in verschiedenen Zivilprozessen mit Erfolg seine» Geisteszustand ins Gefecht geführt hat, ist diesmal vor alle« Dingen als Kautiousschwindler tätig gewesen Den Posten der Kassiererin hat er z. B. zweimal gegen je 2000 Mark Kaution vergeben. Von einen Oberkontrolleur hat er sich 3500 Mark zahlen lassen Das Restaurant, die Garderobe, die Reklame, di« Sch» koladenstände und die Toiletten sind doppelt und drei« fach verpachtet gewesen. Reuheiteu aus »er Leipziger Mess*. Zu den modernsten Schöpfungen, die der Besucher der Leipziger Frühjahrsmesse bewundert, gehört auch di< oben abgebildete Baumschere, die motorisch an- getrieben wird und mit deren Hilfe sich die Arbeit des Beschneidens von Bäumen und Hecken mühelos iu kürzester Zeit erledigen läßt. Karneval. Der tolle Prinz hat mit seinem Mummenschanz offiziell kür drei Tage seine Herrschaft angetreten. Offiziell, denn mancherorts geht das nun schon wochen lang im bunten Taumel, und mancherorts ist ja über haupt das ganze Jahr Fastnacht. Auch der Karneval hat seine guten Seiten. ES tut wohl, wenn man in bewußter Selbsttäuschung ein mal sich die Narrenkappe aussetzen kann, um auf einige Stunden zu vergessen, daß wir in einer so garstigen Zeit leben. Doch das ist ja so selbstverständlich, daß cs müßig wäre, länger dabet zu verweilen. Ich will hier kurz auf etwas anderes Hinweisen. Im Gewühl der Straßen körte ich vor einigen Tagen folgendes: „Wir wär'n ja schon noch einmal prtgegangen, aber es muß ja schließlich net sein. Jetzt geben wir jedes ein paar Mark für die armen Leut'". Ist es nicht eine saubere, anständige, menschen freundliche Gesinnung und Denkweise, die aus diesen von ungefähr aufgefar. nen Worten spricht? Da treffen sich Bekannte auf der Straße: Wie geht's? Was haben Sie schon mitgemacht? Haben Sie «och etwas vor? So geh'n die Fragen hin und her. Und da sagt denn der eine: Wir hätten wohl noch was mitmachen wollen, jetzt aber geben wir die paar Mark den Armen. Man sagt, der Fasching mache leichtlebig, über mütig. Er reiße die vernünftigsten Menschen aus den gewohnten Gleisen, wecke Vergnügungssucht und Selbst sucht und was dergleichen schöne Dinge mehr sind. Aber eins ist doch auch im Fasching zu tnnerft drin im Menschen, das keine Lustbarkeit übertönen und verstummen machen kann: da« Gewissen. Und diese Stimme ruft jetzt, wo ejn Werk der Menschenliebe und Barmherzigkeit um Verständnis und Gefolgschaft wirbt: Muß es sein? Mußt du wirklich nochmal „etwas mit machen?" Und wenn schon: Kannst du nicht ein Teil ' son dem, was dein Vergnügen kosten soll, für Men ¬ schen geben, die kaum Brot und Milch im Hauß > haben? Niemandem, der rechtschaffen arbeitet, soll Freud verwehrt sein und harmlose Lebenslust. Er edle uni adle aber sein Vergnügen im mildherzigen, brüder lich-hilfreichen Gedenken an die, die freudlos und arv im Schatten dieses Lebens wandeln... Straßenbahn-Gelenkwagen in Vertin. In den Straßen der Reichshauptstadt sieht man neuer dings elektrische Bahnen, deren Führungswagen und Anhänger ähnlich wle beim D-Zug durch ein Mittel stück verbunden sind. Der Sternhimmel im März. Beobachtungszeit etwa 21 Uhr bei Monatsbegtntt Norden: Der Große Bär steht hoch am Himmq und das W-förmige Bild der Cassiopeia bewegt sich ad wärts zum Horizont; dazwischen steht der Polarster» im Kleinen Bären. Osten: Aufgegangen sind Bootes mit dem Ster» erster Größe Arkturus, im Nordosten die Krone mü Gemma. In der Nähe des Ostpunktes hat sich dü Jungfrau erhoben, darunter der Rabe. Hoch obe» steht der Große Löwe mit Regulus, einem Ster» erster Größe. Süden: Links vom Meridian ist der Krebs aufzusuchen, darunter nach Osten hin die Wasser schlange. Rechts vom Meridian sind am linken Rande der Milchstraße die Zwillinge mit Kastor und Pollux und darunter der Kleine Hund mit Prokyon zu sehen. ; Ueber dem Südpunkt das Schiss Argo. Westen: In der Milchstraße Fuhrmann mit Ka- i Pella, am rechten Rande derselben Stier mit Aldebaran, Orion mit Beteigeuze und Rigel und tief am Himmel ' der leuchtende Sirius im Großen Hunde. Rechts vom Fuhrmann Perseus, im Nordwesten Andromeda. Planeten: Merkur bleibt unsichtbar, des gleichen der Ma Ls. Venus wird vom 6. an als Abendstern nach Sonnenuntergang sichtbar. Ende des Monats läßt sie sich etwa 40 Minuten sehen. Ju piter kann man bei Beginn des Monats 7>/« Stunden nach Sonnenuntergang beobachten. Die Dauer der Sichtbarkeit nimmt bis Ende März auf etwa 4V< Stun den ab. Saturn kann zunächst gegen 1>/- Stunden vor Sonnenaufgang gesehen werden, Ende März schon über zwei Stunden. Er bewegt sich im Sternbild- ! des Schützen. ! Mond: Am 8. erstes Viertel, am 14. Vollmond,, am 22. letztes Viertel, und am 30. Neumond. Sonne Am 21. beginnt 9.30 Uhr dcr Früh ling, Tag und Nacht sind sich gleich. Die Sonne tritt in das Zeichen des Widders. Im Laufe des März steigt die Sonne etwa 23 Sonnenbreiten am Himmel empor. Zur Zett der Tag- und Nachtgleiche - ist die Dämmerung relativ am kürzesten im Jahres» > verlauf. s Feuerverhütung. Vom 27. April bis 4. Mai findet in den deul- ! schen Landen die „Feuerschutz-Woche" statt. < Aus diesem Anlaß hat die Arbeite- und In teressengemeinschaft deutscher Feuerwehrorgane eine of fizielle Aufklärungsschrift herausgegeben, die in vielen Millionen Exemplaren verbreitet werden wird. Sie heißt „Feuerverhütung! Da« Büchlein für alle" hat 64 Seiten Umfang, ist mit vielen ansprechen den Bildern geschmückt unv gibt aus knappem Raum einen Schatz von Tatsachen, Erfahrungen und Rat schlägen für jung und alt.