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VttschWins der Regienmg-Mje. Die SoMIdemSkrate« für die Mißtraueuöanträge. — Das Schicksal deö Kabinetts Bünger besiegelt? — Die Entscheidung liegt bei den Deutschnationalen. Die Kommunisten und Nationalsozialisten haben ihre Mißtrauensanträge gegen das Kabinett Bünger u. a. damit begründet. Vag die Vertreter Sachsens im ReichSrat für den »Neuen Plan" gestimmt hätten. Da die Sozialdemokraten für die Annahme des Young- planes eintreten, hätte man annehmen müssen, daß die sozialdemokratische Landtagsfraktion logischertveise bei einer Abstimmung über einen auf den Youngplan gestützten Mihtrauelisantrag sich der Stimme enthal ten würde. Dem ist jedoch nicht so. Vielmehr sind die Sozialdemokraten entschlossen, für die Mißtrauens anträge gegen das Kabinett Bünger zu stimmen. In einer Auslassung der »Dresdner Volkszei tung" wird die Haltung -er Fraktion folgender maßen begründet: »Die Zustimmung der sächsischen sozialdemo kratischen Landtagssraktion zu einem Mißtrauens- antrag gegen die Bünger-Regierung berührt keines wegs die Stellung der Partei zum Youngpinn selbst. Seit Bestehen des Kabinetts Bünger führte die sozial- demokratische Fraktion den schwersten Kampf. Es hieße Harakiri verüben, wollte die sozialdemokratische Frak tion die Gelegenheit Vorbeigehen lassen. Das Sünden- regifter des Kabinetts Bünger ist so groß, daß es höchste Zeit wird, es von der Bildfläche hinwegzufegen. Ohne sich also mit der Begründung der Mtßtrauens- »nträge, die aus der Zustimmung zum Youngplan resultieren einverstanden zu erklären, wird Lie Sozialdemokratie die Gelegenheit benutzen, der Regie rung das Mißtrauen auszudrücken." Ob LaS Schicksal des Kabinetts Bünger durch diese Erklärung der Sozialdemokratischen Partei besiegelt ist, erscheint noch immer fraglich, denn nach Ser Ber- safsurtg fitt- zur Annahme des Mißtrauensvotums 4g Snümttn Nötig, während die Sozialdemokraten, Ra- tionatsoziülisten und Kommunisten zusammen nur 48 Stimmen aufbrtngen können. Altsoztattsten nn- BolksrechtSpartetler dürften es ihren Parteien gegen über kaum verantrevrten können, eine Auflösung des Landtags herbetzukühren,-g sie für diesen Fall mit einer außerordentlichen Schwächung, wenn nicht gar Vernichtung ihres Einflußes rechnen müßten. Die Entscheidung liegt vielmehr nach wie «o» bei den Deutschnationalen. Das Kabinett nicht mehr zu halten. In einer -eutschnationalen Zuschrift an die »Dresdner Rachrichten" heißt eS: Nachdem, abgesehen von dem kommunistischen Antrag nun aus -er Front ber dem Youngplan gegnerischen Parteien selbst ein Mißtrauensantrag gekommen sei, müsse auch damit gerechnet werden, daß die 18 Abgeordneten der Deutschnattonalen und der Landvolk partei ebenfalls für den Antrag stimmen müßten, obwohl sie grundsätzlich gar nicht gegen das Kabinett eingestellt seien. Die Begründung des nationalsozialistischen Mißtrauensvotums mit Ler Haltung Les Kabinetts Bünger in der Frage des youngplanes dürfte aber hier den Ausschlag geben. Damit ist die Lage des Kabinetts Bünger unhalt bar geworden. Zweckverband Lema md Mrsebmg. Das Ergebnis der Befichtignugsreise des Ministerialansfchusses. Dieser Tage bereiste ein Mtntsterialausschutz unter Führung von Ministerialdirektor Dr. von Leyden oas Merseburger Wirtschaftsgebiet, um die Möglich- ketten für eine Eingemeindung des Zweckverbandes Lenn«. in Merseburg» Wie sie von der Stadt gewünscht wird, zu prüfen. Außer dem Regierungspräsidenten nahm auch der frühere Landrat des Kreises Merseburg, der jetzige Vizepräsident Dr. G u s k e - Koblenz, an der Fahrt teil. Nach einer Besprechung mit der Leitung -eS Leuna-Werkes führte die Reise über Weißenfels, Naumburg, Groß-Kay na durch das Gei sel t a l. Anschließend sand eine Besprechung statt, an -er neben dem Ministerialausschuß auch Oberpräsident Waentig, die Landräte der beteiligten Landkreise, die Oberbürgermeister und die Zweüverbandsvor- sicher teilnahmen. Eine Neugestaltung deö Landkreises Merseburg an sich hält der Ausschuß nicht für notwendig, dagegen ergäbe sich ans dem Zusammenhang des Stadtkreises Merseburg und der Zweckverbände Leuna nvd Dür» reuberg eine sehr weitgehende Verflechtung kommu naler Interessen und starke Möglichkeiten gemein» samer kommunaler Betätigung. Es sei nicht aus- geschkofle«. daß die Staatsregierung in absehbarer Zett V» gese^eberischen Maßnahmen schreiten werde, bei denen es sich im wesentlichen «m einen KtnauzauS» «ieich unter de« darch die Arbeiterschaft des Ammo, «takryerkeS Mersebnrg benachteiligten Arbeiterwohu- std-Vrmelnbe« handeln dürste, die an dem Steuer» «nfksmmen des Leunawerkes »ich« beteiligt sind. Aus Stadt und Land. »s Jahr« Margarine. Anläßlich seiner dieSjährb »e» Mitgliederversammlung und zur Erinnerung an Me Erfindung der Margarine vor 60 Jahren hatte »er Margarineverband Deutschlands in Berlin zu Einem Empfang eingeladen. Unter den Gästen sah «mm u. a. den Reichsernährungsminister Dr. Dietrich, Gerner Geheimrat Kastl, Geheimrat Flach, sowie die Märenden Männer des Margartnevcrbandes, Viktor AurgenS, Geheimrat Jnckenack und Mitglieder des NetchStags und der Regierung. Der ErnährunaSmini» ster meinte u. a., daß aus dem Gebiet der Beschaffung der NahrungSsette die Margarineindustrie und die Landwirtschaft nebeneinander, nicht gegeneinander stün den. Er trat für ein Zusammenwirken der Land wirtschaft und der deutschen Margarineindustrie ein. Unterschlagungen bei der Biktoria-Bersicherung. Bei der Viktoria-Versicherung in Berlin ist man gelegentlich einer Bücherrevision den Veruntreuungen zweier Angestellten auf die Spur gekommen, die seit Jahresfrist durch Fälschungen in den Büchern eS ver standen hatten, Beträge von zusammen 15 000 Mark zu unterschlagen. Auf Ersuchen der Versicherungsge sellschaft hat das Betrugsdezernat der Polizei die Angelegenheit untersucht und feststellen können, daß vle beiden Buchhalter die unterschlagenen Summen zu Börsenspekulationen benutzt hatten. Da die bei den Schuldigen sich bereit erklärt haben, den ganzen Bettag zu ersetzen, entsteht für die Versicherung selbst kein Schaden. Da werden Weiber zu Hyänen. Drei Schwestern, die bei ihrem Vater in Puy en Velay in Frankreich wohnten, lebten schon seit mehreren Monaten mit ihm in dauerndem Streit, weil er sich weigerte, ihnen ihr Erbe schon jetzt auszuzahlen. Am Mittwoch kam es wieder zu einem heftigen Wortwechsel, worauf sich die drei Schwestern auf den Vater stürzten und so lange auf ihn einschlugen, bis er kein Lebenszeichen mehr von sich gab. Bor einem neuen Amerikaflug. Die französischen Flieger Assolant, Lefevre und Loty, die bereits im Sommer vorigen Jahres den Ozean in west—östlicher Richtung überquerten, wollen Ende März den glei chen Flug von Le Bourget aus in entgegengesetzter Richtung unternehmen. Das Flugzeug wird in seinem Bau etwa dem entsprechen, das sie zu ihrer ersten Ueberquerung benutzten. - Die Flieger werden schon in der nächsten Zeit einen Orientierungsflug in der Richtung nach Abessinien unternehmen, um einen unge fähren Eindruck über den Aktionsradius ihres Appa rates zu gewinnen. Wieder Masseuberhaftuugen in Chicago. Die Po lizei bat in Chicago eine weitere große Razzia gegen die Unterwelt durchgeführt, in deren Verlaus mehr als 800 verdächtige Personen verhaftet wurden. Für die Aburteilung der Verhafteten ist ein besonderes Gericht eingesetzt worden. Bon den bei früheren Raz zien verhafteten 2181 Personen mußte der aller größte Teil wieder freigelassen werden, so daß nur gegen 19 Verhaftete Anklage erhoben worden ist. Klei«« Nachricht««. * Der in Lübeck wohnhafte Bankier Konrad B., der in Hamburg sein Bankgeschäft hat, Witt» seit dem 6. Fe bruar vermißt. Der »«mißte soll sich in finanziellen N-Wiettg-Men befunden haben. * SV Strafgefangene sind aus dem Zuchthaus in Figueras in Spanien, unweit der französischen Grenze, ausaebrochen und in die Pyrenäen geflohen. Französisch« Polizei sperrte die Grenze ab, um den Ausbrechern den Weg aut französisches Gebiet zu verlegen. * In einem Dorf in der Nähe von Kasbah in Ma rokko stürzte infolge der Reaenfälle, der letzten Tage ein Haus ein, das von einem Ehepaar bewohnt war. Aus den Trümmern konnten nur noch die Leichen geborgen werden. * Der nördliche Teil von Neuseeland ist von einem Erdbeben heimaesucht worden. Die Bucht von Hawkes wurde am stärksten betroffen. Personen kamen nicht zu Schaden. Ueber die Höhe des Sachschadens stehen noch näher« Angaben aus. Botschafter Sthamer zehn Jahre im Amt. Botschafter Dr. Friedrich Sthamer kann am heu tigen Tage auf eine zehnjährige erfolgreiche Amtszeit aü Vertreter des Deutschen RÄches in London zurück klicken. Sthamer, der 1856 als Sproß einer alten Ham burger Patttzierfamilie geboren wurde, ließ sich nach Abschluß seiner akademischen Studien zunächst als Rechtsanwalt in Hamburg nieder. 1904 wurde er in den Senar gewählt; 1919 wurde er Erster Bürger meister, 1920 übernahm er den Posten eines deut schen Geschäftsträgers und kurz darauf, im August 1920, den des Botschafters in London. In London vollzog ftch unter seiner Leitung ; die Neugestaltung des englisch-deutschen Verhältnisses, ' an dem die persönlichen Beziehungen des Diplomaten zu den leitenden Kreisen Englands nicht den letzten Anteil hatte. 22 Häuser niedergebrannt. Schweres vrandunglück in vberbade«. Bon einem schweren Brandunglück wurde daS im Nordteil des Amtsbezirks Donaueschingen gelegene 766 Einwohner zählende Dorf Oefingen heimgesucht. Kurz «ach 8 Nhr war auf bis jetzt noch nicht auf« geklärt« Weif« im Hause »er Witwe «remm Achler a«sge»roch«n, vaS infolge starken «indes sehr ritsch auf die zumeist nur mit Schindeln -«»eckten Nächvar- hänfe» Übergriff, so »aß in kurzer Zeit 22 Anwesen in Klammen standen und niederbrannten. Aus den benachbarten Ortschaften erschienen zwar rasch die Feuerwehren und aus Donaueschingen und Schwenningen die Motorspritzen, sowie die Reich-Wehr aus Donaueschingen, sie konnten aber infolge des auf der Höhe herrschenden Wassermangels nicht viel aus richten. Das Feuer leuchtete weithin in die Nächtliche Schneelandschaft. Leipziger Frühjahrsmesse. Meßwohuungen und anderes. Am 2. März d. I. beginnt in Leipzig die Früh jahrsmesse. Sie wird für dre Mustermesse bis 8. März (Textilmesse und Sportartikelmesse nur bis 6. März) und für die Große Technische Messe und Baumesse bis 12. März dauern. Es würde unmöglich sein, die Tausende und aber Tausende von Meßbesuchern in Leipziger Hotels unter zubringen, zumal die jetzt vorhandenen Räume bereits aus Messen voraus vermietet zu sein Pflegen und der geplante Bau eines Messehotel-Hochhauses noch nicht verwirklicht ist. Jedoch nimmt der Wohnungs nachweis des Internationalen Verkehrsbüros des Leipziger Meßamts, der sich im Hauptbahnhof, dem Bahnsteig 26 gegenüber, befindet, dem Mebfremden alle Mühe um die Beschaffung einer geeigneten Unterkunft ab. Er vermittelt Privatwohnungen zu den gleichen Preisen wie zu den Messen des Jahres 1929. ES werden also kosten Zimmer der Klasse 4 (einfach) 3 Mark, der Klasse 3 (bürgerlich) 4,50 Mark, der Klasse 2 (gut bürgerlich) 6,50 Mark, dtr Klasse 1 (herrschaft lich) 9 Mark und der Sonderklasse 12 bis 15 Mark für ein Bett und eine Nacht. Die Preise verstehen sich einschließlich Bedienungsgeld. Bei mehr als vier Ueber- nachtungen in der gleichen Wohnung ermäßigt sich der Mietpreis von der fünften Uebernachtung ab um ein Drittel. Zum Betreten der Meßgebäude und -hallen ist der Besitz eines MetzabzeichenS notwendig, das im Vorverkauf bis zum Tage vor Metzbeginn 3 Mark kostet, wenn Abzeichen und Ausweiskarte der letzten Herbstmesse Mit übereinstimmender Konttollnummer in Zahlung gegeben werden. Wird das alte Meßabzeichen nicht zurückgegeben, so beträgt der Borverkaufspreis 5 Mark. Für die Meßbesucher, die sich nur einen Tag in Leipzig aufhalten, werden Tageskarten ausge geben, die aber nur in Leipzig selbst erhältlich sind. Ein unentbehrlicher Führer durch die Messe ist das Meßadreßbuch, das schnell und zuverlässig über alle Teilgebiete der Messe unterrichtet. Der Preis beträgt Dr die vollständige Ausgabe in einer Sammelmappe 6 Mark, für Band 1 (Mustermesse), 4 Mark für Bänd 2 (Große Technische Messe und Bau messe) 3 Mark. DaS Amtliche Leipziger Meßadretz- buch enthält die Anschriften sämtlicher Ausstellerfir- men mit rund 25 000 Warenbezeichnungen und stellt somit über die Orientierung auf der Messe hinaus ein umfassendes Handbuch für den Bezug deutscher Er zeugnisse dar. Zur weiteren Erleichterung in der Orientierung dienen die sogenannten Branchenführer, die Teilausgaben des Leipziger Meßadreßbuches dar stellen. Weiter ist zu erwähnen, daß für die ausländischen Meßbesucher besondere Treffräume bestehen, in denen sprachkundige Angestellte anwesend sind und die wich tigsten Zeitungen des betreffenden Landes ausliegen. Ferner sei aus den Dolmetscher-Nachweis für alle Sprachen, die Zollauskunftsstelle über Zollfragen des In- und Auslandes im Meßamt, auf die Bera tungsstelle für Umsatzsteuer im Landesfinanzamt, auf die Auskunftsstelle für Meßgüter-Versicherung sowie Kreditversicherung im Meßamt und schließlich auch auf den Werbedienst G. m. b. H. verwiesen, der den Mcß- aussteller berät, wie er den Absatz seiner Waren im In- und Auslande dnrch Anwendung moderner Werbc- maßnahmen fördern kann. Während der Messe sind sämtliche Verkehrsmittel Leipzigs verstärkt, damit der Messeverkehr reibungslos bewältigt werden kann. Zwischen der Innenstadt und dem Ausstellungsgelände verkehren besondere Meßlinien der städtischen Straßenbahn. Auch findet ein ununter brochener Auto- und Autobusverkchr statt. Die „München" wird «»geschleppt. Der im Hafen von New York gesunkene deutsche Dampfer „München" kann, da bei den Untersuchungen kein Ritz im Schiffskörper festgestellt wurde, ins Dock gebracht werden. Erfrorene Glieder. Erfrierungen leichteren Grades können schon bei geringen Frösten auftreten, besonders bei blutarmen Personen und an solchen Körverteilen, bei denen in folge der erschwerten Zirkulation der Kreislauf ohne hin ein relativ träger ist, wie an den Ohrläppchen, der Nasenspitze, an den Fingern und den Zehen. Im letzter-« Falle entwickeln sich an den Beinen die häßlichen und schmerzhaften Frostbeulen. An den Händen kommt es zu auffallender Rötung und im weiteren Verlause zur Ausbildung oft tiefer, blutender, sehr schmerzhafter Risse. Bekannt ist, daß eine lebhafte Röte der Nase und Ohren, die sich in. temperierten Räumen bereit-