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«^UNN>e,IN, etlL M>L ilZtssM . Solange es Menschen gibt, besteht auch der Drang nach Fälschungen. Das alte Sprichwort: »bäundus vult decipi, ereo decipiator", aus deutsch: „Die Welt will betrogen sein, also werde sie betrogen" hat in heutiger Zeit eine ganz ungeheure Bedeutung bekommen. Fäl schungen auf jedem Gebiete sind heute an der Tages ordnung, es kommt eben darauf an, wie weit die Hem mungen reichen, dieses „also" anzuwenden. Die Men schen, die diese Hemmungen nicht oder nur in geringe rem Umfange haben, die dieses „ergo" als genügenden Grund zum Betrügen der Welt ansehen, kann man also ganz gut „E r goisten" nennen. Die Anzahl dieser Men schenklasse hat heutzutage ganz sicher eine bedeutende Zunahme erfahren. Die Hemmungen sind entschieden im allgemeinen geringer geworden, mit „Kleinigkeiten" gibt man sich nicht gern mehr ab. Der Zug ins „Große" ist augenscheinlich vorhanden. Die Riesenskandale in aller Herren Länder füllen seit einiger Zeit die Spal ten der Tagespresse, leider auch in Deutschland. Die Fälschungen sind fast immer mit der Sucht nach wirt schaftlichem Vorteil verbunden, die nächstliegenden sind dabei Fälschungen von Geld oder Geldeswert, Münzen, Geldscheine, Wechsel und dergl. Hier ist die Gefahr ziemlich groß, denn ein Geldstück oder Kassenschein muß genau so aussehen wie der andere, so sind durch stets vorhandene Vergleichsmöglichkeiten di« falschen Geld fabrikate verhältnismäßig leicht von den echten zu un terscheiden. Die natürliche Reaktion, der Kampf gegen die Fälscher, ist demgemäß auch in bestimmte Bahnen gewiesen und meist immer erfolgreich. scheraffären, ohne Prozesse, in denen selbst Werke leben der Künstler eine Rolle spielen. Leichtgläubige Käufer finden sich stets und zahlen häufig Wahnsinnssummen. In allen Museen der Welt gibt es Fälschungen alter Meister, von ihnen angeblich selbst signiert, die aber in Wirklichkeit so täuschend hergestellte Kopien sind, daß oft nur durch Zufall ein wirklicher Kenner die Nach ahmung entdeckt. Die Arbeiten der Schüler bewährter Meister, die von ihnen nur verbessert sind, werden ge wöhnlich als Originale betrachtet. Wenn dies schon in den offiziellen Museen vorkommt, was erst in den pri- baten Sammlungen, besonders der „Neureichen", die sich beim Kauf von Meisterwerken übertrumpfen wollen! Bekannt ist noch jener berühmte Berliner Kunsthändler, der zwar oft mit dem Gericht wegen Verkaufs angeb licher Originale zu tun hatte, aber den Prozeß nie ver lor, weil er sehr vorsichtig zu Werke ging. Seine Bil der, die der Laie kaufte und als Werke Böcklins betrach tete, waren nicht mit Böcklin, sondern mit Röcklin ge zeichnet. Jeder Richter wußte dies genau, aber niemand konnte dagegen etwas tun. Alte holländische Meister werden in Belgien vorzüglich gefälscht. Zum Kopieren dieser Bilder benutzt man alte Bretter, wie man sie früher brauchte. Zur Erhaltung der eigentlichen Patina räuchert man die fertigen Bilder und brät sie in Röhren an; so zubereitete Bilder haben das täuschende Aus sehen angedunkelter und aus Altersgründen geplatzter Farben. Zu den berühmten und geradezu genialen Fälscher- künstlern gehört der Florentiner Giovanni Bastianini (18Z0—1868). Seine Arbeiten stehen als Unika hoch Die Fälschung der Kunst und die Kunst der Fäl- Mung auf diesem Gebiet ist weit schwieriger. Abgesehen Davon, daß ein Kunstwerk nur einmal existiert, ist die Verfeinerung der Mittel in den Künsten der Nach ahmung so weit vorgeschritten, daß nicht nur das kunst geübte Laienauge, sondern sehr ost auch das des Sach verständigen getrübt wird. Bei graphischen Drucken, ebenso bei allen Gruppen der bildenden Kunst, der Porzellane und Majoliken, Bronzen und Gobelins, Gläser und Edelmetallarbeiten, Holzschnitte usw. brüsten .sich sicherlich viele Taufende von Exemplaren wider rechtlich mit dem Schein der Echtheit, aber es droht doch ständig die Bewahrheitung des Sprichwortes: „Es Ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen". Aber diese Entdeckungen spielen sich mehr Im engeren Kreise ab, die große Oeffentlichkeit reizen «mr die großen Sensationen. Und daran ist eben auch kein Mangel. Kein Jahr vergeht ohne skandaleuse Fäl Är PÄtfe. Int Buseum Kensington in Londdn KM det sich eine wundervolle Reliefschnttzevei aus Bron» „Madonna mit dem Kinde" und die im Alchdmck D staunliche Büste von Savonarola. Beide Bronzen tvM den lange Zelt als typisch-schönst^ Meisterwerke des iW lientschen Kunst des 16. Jahrhunderts betracht^. üvnnte sich ein genialer Künstler in den Geist der ÄA naissance etnfühlen- Die berühmte „Tiara des Sait«» phernes", für die der Louvre 200 000 FrcS. zahlte, er« wjes sich gleichfalls als das Werk eines FälschermeistcrS auS Odessa ^-8 Goldschmieds Jsvael Ruckmmowsti. Liniga pssongem Ken Vsbi-wunrn Großartig und täuschend wurden alte Bronzen lmitierr, indem man sie mit schwarzem, undurchsichtigem Lack bedc^, wie ihn die italienischen Meister des 15. Jahr hunderts benutzten, und ihn von den Ausbuchtungen wegwischte, was den Bronzen ein durch die Zeit mitge nommenes Aussehen verlieh. Neben den Fälschungen von Bildern und dem Ko pieren alter Stiche bildet heute die Herstellung antiker Möbel den bedeutendsten Zweig dieser Industrie. Dazu benutzt man in der Regel durch Holzwürmer künstlich angefressene Holzarten, die außerdem sorgfältig mit Säuren präpariert sind. Oft auch ersetzt ein kleiner Schrotschuß die langwierige Arbeit des Holzwurms. Kein Wunder, daß es dank solcher Meisterfälscher überall von Fälschungen wimmelt. Die' letzten großen Affären sind an die Namen Glozel, die van Gogh- Fälschungen und den genialen Nachahmer Dossena ge knüpft, der nicht „fälscht", sondern eben neue Gemälde „alt" malt, d. h. wie sie vor Jahrhunderten gemalt wurden. Dossena hat in Berlin eine eigene große Aus stellung veranstaltet von 30 sogenannten Fälschungen, die die Händler als Originale der auf den Bildern und Skulpturen festgehaltenen Epochen zu höchsten Preisen absetzten. Ob also Fälschungen im Sinne des Strafge setzbuches bei ihm vorltegen, ist nicht immer leicht zw entscheiden, meist wohl ausgeschlossen. Dossena hat ein«! überaus starke EinfühlungSkpnst und eine Arbeitsgier^ Wer hohe Preise für eine Fälschung angelegt hat, braucht meist für den Spott nicht zu sorgen. Sehr nett ist die Antwort eines Kunstkenners an einen "Neu reichen", der ihm strahlend die Sammlung seiner „Ori ginale" zeigte: „Sie sind das einzige Original in Ihr« Sammlung." Ein ander« meinte: „Ihre Sammlung von Originalen ist ja ganz schön, merkwürdig nur, daß die Kopien Ihrer Gemälde alle im Kaiser-Friedrichs Museum hängen." Zur Bekämpfung von Bilderfälschungen hat sich eine „Internationale Bereinigung von MuseumSbe» amten" gebildet, die sehr emsig, ab« natürlich im Ge heimen, arbeitet. Die Untersuchungen mit Röntgens und ultravioletten Strahlen haben auch schon zu über raschenden Aufklärungsresultaten geführt.