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KONZERT FÜR LEHRLINGE Dienstag, 23. 10. 1984, 19.00 Uhr im Festsaal des Kulturpalastes ^Dresdner Philharmonie Leitung und Einführung: Hans E. Zimmer, Dresden Solist: Winfried Apel. Dresden Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) Ouvertüre „Meeresstille und glückliche Fahrt“ D-Dur op. 27 Robert Schumann (1810-1856) Konzert für Klavier und Orchester a-Moll op. 54 Allegro affettuoso { Intermezzo (Andantino graziöse) Allegro vivace Bedrich Smetana (1824-1884) Aus Böhmens Hain und Flur aus dem Zyklus Sinfonischer Dichtungen „Mein Vaterland" Im Jahre 1839 schrieb Robert Schumann seiner Braut Clara Wieck über die geplante Komposition eines Klavierkonzertes, das er ihr zugedacht hatte: „Es wird ein Mittelding zwischen Sinfonie, Konzert und großer Sonate; ich kann kein Konzert für Virtuosen schreiben und muß auf etwas anderes sinnen.“ Das Klavierkonzert a-Moll entstammt den Jahren 1841 bis 1845, Nachdem der Komponist 1841 den ersten Satz des Konzertes als selbständige „Konzertphantasie für Klavier und Orchester ‘ vollendet hatte, entstan den erst vier Jahre später die beiden anderen Sätze des Werkes. Die Uraufführung fand am 4. Dezember 1845 mit Clara Schumann als Solistin in Dresden statt, kurz danach wurde es auch im Leipziger Ge wandhaus, hier unter der Leitung Felix Mendelssohn Bartholdys, aufgeführt. L>er große Erfolg, den das Werk von Anfang an hatte, ist ihm stets treu ge blieben. Tatsächlich stellt das a-Moll-Klavierkonzert - Schumanns einziges Konzert für dieses Instrument - nicht nur eines der genialsten und auch der bekannte sten Werke des Meisters dar, sondern gehört zu den schönsten und bedeutendsten Schöpfungen dieser Gattung überhaupt. Das Klavier steht bei Schumann, dem Klavierkomponisten von stärkster Eigenart, mit neuen, kühnen Klangkombinationen und Wendungen zwar unbedingt im Mittelpunkt des Geschehens, ist dabei aber ganz in den Dienst der Kompositions idee gestellt und verzichtet - trotz schwierigster Auf gaben für den Solisten - vollkommen auf jede äußer liche Virtuosität und leere echnische Brillanz. Gleich zeitig jedoch gelingt Schumann in seinem Klavier konzert - im Gegensatz zu Chopin, dem einzigen Meister der Zeit, der ihm in der Gestaltung der Klavierparts seiner beiden Konzerte kongenial ist - auch eine großartige Verschmelzung von Klavier- und Orchesterklang, die Schaffung einer Einheit zwischen solistischem und sinfonischem Element. „Tenor des Werkes ist die Sehnsucht und das Glück zweier liebender Menschen, von Schumann selbst in seinem Kampf um Clara erlebt und nun, künst lerisch umgesetzt, allgemeingültig gestaltet, Das den ersten Satz bestimmende Hauptthema prägt in ab gewandelter Form auch die Themen der übrigen Sätze. Es ist der Melodie der Florestan-Arie aus Beet hovens .Fidelio’ (Beginn des 2. Aktes) eng verwandt und verdeutlicht dadurch noch mehr, wie die diese Oper beherrschenden Themen der Gattentreue und des Freiheitskampfes - für Schumann der Kampf gegen alles Philisterhafte, wie er sich im Programm seiner Davidsbündler manifestierte - auch sein ent schiedenes Anliegen waren.“ (R. Bormann) Mit Süßigkeiten, Back- und Zudkermerk zieht man keine Kinder zu gesunden Menschen. Wie die leib liche, so muß die geistige Kost einfach und kräftig sein. Die Meister haben hinlänglich für letztere ge sorgt, haltet euch an diese. Robert Schumann „Aus Böhmens Hain und Flur“ Die vierte der Tondichtungen des Zyklus „Mein Vaterland“, gilt wie die erste „Die Moldau“, der Natur des Landes, doch diese Schilderung soll, wie ihr Verlauf zeigt, keineswegs als ruhiges Idyll empfunden werden. Während sich in der „Moldau“ die Kontraste durch die wechselnden Landschaften und Stimmungen ergaben, tritt hier stärker ein kämp ferisches Moment hervor. Es steht deutlich in Gegen satz zu den lyrischen und beschaulichen Episoden. Ohne so bestimmte Hinweise, wie sie uns Smetana in der „Moldau“ gab, hören wir dennoch das Rauschen des Waldes, das Wogen der Felder und auch die Tänze und Lieder des Volkes heraus. Indem Smetana aber im Schlußteil der Tondichtung die fröhliche Polkamelodie mehrmals gewaltsam unterbrechen läßt, ehe sie sich voll entfalten kann, will er sicherlich mehr geben als nur „ein Erntefest oder irgendein Dorffest“, wie er gelegentlich sagte. Die Unterbre chungen deuten zweifellos auf die dunklen und bösen Kräfte hin, die zur Zeit der Entstehung des Zyklus der Entfaltung einer tschechischen Nationalkultur im Wege standen. Der Polkarhythmus verkörpert da gegen die gesunden, kämpferischen Kräfte des Volkes und gibt der Überzeugung des Meisters Ausdruck, daß sich sein Land eines Tages frei entfalten wird. Herausgeber; Rat der Stadt Dresden - Abt. Berufsbildung und -beratung III 9 28 1t 3068/84 4500 1149 Redaktion und Gestaltung: Heinz Linke Texte (teilweise gekürzt) aus Programmblättern der Dresdner Philharmonie und Konzertbuch Orchestermusik (zu Mendelssohn)