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Wie aus Treuen gemeldet wird, wurde bei Perlas der 21 Jahre alte landwirtschaftliche Arbeiter Ewald Tschaschendorf erschossen aufgefundcn. Es St noch nicht aufgeklärt, ob ein Verbrechen oder Selbst mord vorliegt. Na^> üiÄ' Neujahrsbcsuch beim Reichspräsidente«. Die Diplomaten beim Verlassen des ReichSPräsidenten- Palais. In der Mitte (mit Zylinder) der ameri kanische Botschafter Schurman, rechts neben ihm der schwedische und der rumänische Botschafter. Roms Neujahrsgeschenk. Neuregelung des Verkehrs. Der 1. Januar hat den Römern eine einschnei dende Neuerung gebracht. Aus dem Zentrum der Stadt sind ab heute sämtliche Straßenbahnen ver bannt und durch große Autobusse ersetzt worden. Die Straßenbahnen bleiben aus die Vorstädte und die äußeren Stadtteile beschränkt, die sie strahlenförmig durchqueren und mit der Ringbahn verbinden, die das Straßeninnere umfährt. Der Verkehr des Stadtzen trums wird lediglich durch Autobusse bewältigt. Da die Straßenbahnen und Autolinien neue Num mern führen, zum großen Teil neue Strecken befahren und neue Haltestellen erhalten haben, herrschte unter dem Publikum eine große Verkehrsunsicherheit. Alles studierte Fahrpläne und fuhr trotzdem falsch. Auch die Fahrpreise sind geändert. Die Vorteile der Neue rung haben sich jedoch bereits gezeigt, da der Ver kehr sich schneller abwickelt, so daß die äußeren Stadt teile in verkehrstechnischer Hinsicht näher an das Stadt zentrum herangerückt sind. Ms besondere Wohltat wird die Befreiung der engen und krummen Straßen der Innenstadt von den kreischenden Straßenbahnen empfunden. Am Mittwoch sind ferner die Tarife für die Autodroschken herabgesetzt worden. Mrd und Selbstmord. Ein Hofbesitzer erschießt seine Frau und unternimmt Selbstmordversuch. Der 45 Jahre alte Hofbesitzer Ernst Schmidt in Markneukirchen fVogtlandj hat Donnerstag früh seine im Bett liegende Frau durch einen Schuß tu die Schläfe getötet und durch einen Schuß in den Unterleib sich selbst zu töte« versucht. Er liegt hoff nungslos darnieder. Der Grund zur Tat ist un bekannt. General Hetze, der Chef der Heeresleitung, ist zum Generalober sten befördert worden. Beim Ausscheiden des Ge neralobersten Seeckt im Oktober 1926 wurde der da malige Generalleutnant Heye zum Chef der Heeres leitung ernannt und zum General der Infanterie befördert. Der ArLmMmu m HMm Die Entlassungen von Arbeitsirästen, die Stu, tegung von weiteren Betrieben und die Einschräntnn gen der Produktion setzen sich weiterhin fort. Die Handelsgeschäfte spürten beim vorjährige» Weih nachtsverkause die Folgen der großen Arbeitslosigkeit in Sachsen in ihren Umsätzen. In den beiden säch sischen Hauptindnstriezweigen, dem Metall- und Spinnstoffgcwerbe, ist die Arbcitsmarktlage weiterhin als außerordentlich ernst zu bezeichnen. Die Zifser der Arbeitsuchenden ist erneut gestiegen. Am 27. Dezember 1929 betrug die Zahl der Haupt- Unterstützungsempfänger in der Arbeitslvsenversiche. rung 194 963 gegenüber 170 181 am 12. Dezember 1929. Krisenunterstützung erhielten am 27. Dezember 1929 29121 Personen gegenüber 26 480 Personen am 12. Dezember 1929. Aus Stadt und Land. Schweres Antvmobiluuglück. Ein schweres Auto- ; mobilunglück ereignete sich auf der Landstraße zwischen Brückenkrug und Karzin in Pommern. Die beiden Söhne des Rittergutsbesitzers von der Osten-Fabeck (Gutzmin) kamen im Auto von Brückenkrug. Auf der schlüpfrigen Landstraße verlor der Führer des Wagens die Gewalt über ihn und fuhr in voller Fahrt gegen einen Baum, wobei der 25jährige Henning von der Osten einen doppelten Schädelbruch erlitt. Der jün gere Bruder kam mit leichteren Verlezunae.i davo > und holte Hilfe herbei. Man brachte den Schwerverletzten in das Kösliner Krankenhaus, wo er bald nach der < Einlieferung starb. ! Selbstmord eines Sechzehnjährigen. Ein 16jäh- > rtger Schüler hatte sich in der Silvesternacht ohne Er- ! laubnis seiner Eltern bis fünf Uhr morgens in Düs- ! seldorf außerhalb der elterlichen Wohnung aufge halten. Die Mutter machte ihm, als er am Neu- . jahrstag gegen 14 Uhr aufstand, wegen seines Ver haltens heftige Vorwürfe. Plötzlich ritz der Junge die Balkontür auf und stürzte sich vor den Augen seiner . Mutter vom dritten Stockwerk auf den steinernen Hof hinunter, wo er mit zerschmetterten Gliedern tot lie gen blieb. Sechs Spritschmuggler in Kopenhagen verhaftet. In der Nacht gelang es der Kopenhagener Po- ' nzei, eine weitverzweigte Spritschmugglerbande aus- zuheben. Es wurden insgesamt sechs Personen ver haftet. Gleichzeitig wurden etwa 1000 Liter Alkohol beschlagnahmt, die an verschiedene Restaurants vertrie ben werden sollten. Man glaubt, daß einer der Ver hafteten eine ganze Fabrik zur Herstellung von Spi- > rituosen betrieb und rechnet werter damit, daß die i Angelegenheit ein recht großes Ausmaß annehmen Krach auf einer Boxveranstaltung. Zu wüsten ! Auftritten kam es am Neujahrstag auf einem Sport- , Platz in Marseille, aus dem eine Boxveranstaltung stattfand. Das Publikum war mit der Haltung der Boxer nicht einverstanden, es begann plötzlich zu to ben und Stühle und Bänke zu zerschlagen. Der Box ring wurde vollständig zertrümmert. Die wütenden Zuschauer versuchten dann die Trümmer in Brand zu stecken. Nur oem tatkräftigen Eingreifen der Feuer wehr gelang cs, in letzter Minute größeres Unheil LU verhindern. » Die Schreckensnacht von Paisley Bisher 70 Todesopfer. Die amtliche Totenliste der Kinobrandkatastrophe in Paisley ist mit 69 Opfern abgeschlossen worden. Am Neujahrstag ist jedoch ein weiteres Kind ge storben. 37 Kinder befinden sich in ärztlicher Behand lung, der Zustand von einigen unter ihnen ist sehr ernst. Nach den Versicherungen der Aerzte ist ihr Zustand jedoch nicht lebensgefährlich. 12 der verletzten Kinder sind noch immer bewußtlos. Die übrigen können, wie man hofft, bald entlassen werden. Die Neujahrsnacht ist in Paisley eine Nacht des Schreckens gewesen. Der größte Teil der Bevölkerung verbrachte die ganze Nacht in der Nähe der Unglücks, statte. Mütter und Bäter, die bei dem Brande ihre Kinder verloren hatten, zum größten Teil die Aerm» sten der Armen, ließe»» sich nicht durch den strömenden Regen zurückhalten, anch als keine Hoffnung mehr bestand, daß ihre eigenen Kinder unter den lebenden sein könnte«. Im Laufe des Neujahrstages trat die Stadtver waltung von Paisley zusammen, um die ersten Hilfs maßnahmen für die Betroffenen einzuletten und die VorberÄtungen für die Beerdigung der Kinder, die für Freitag angesetzt ist, zu treffen. Es wurde be schlossen, eine Sammlung für die Hinterbliebenen zu veranstalten, die durch die Stadt Paisley mit einem Betrage von 21 000 Mark eröffnet wurde. Aus allen Teilen Großbritanniens sind inzwischen Beileidskund gebungen eingegangen. Unter den Beileidskundgebun gei» befinden sich solche von dem Ministerpräsidenten Macdonald und dem Lordrichter von Schottland. Die Katastrophe hat die Bewegung für die Ver stärkung der Sicherheitsvorkehrungen in den Kinos neu belebt. Das Innenministerium hat eine Sachverstän digenkommission zur Untersuchung der Ursachen des Unglücks nach Paisley entsandt. Inzwischen steht aber bereits einwandfrei fest, daß eine ernste Feuersgefahr nicht bestanden hat, da es dem Operateur gelungen war, den brennenden Film aus dem Gebäude hinauszuwerfen. Lediglich die Panik unter den Kindern verursachte dann die furchtbare Katastrophe. Parlamentarisches Nachspiel. Di.' Katastrophe wird auch ein parlamentarisches Nachspiel haben. Es hat sich nämlich erwiesen, daß 1) die Kinder völlig ohne Aussicht durch Erwachsene waren, obwohl ein großer Teil unter zehn Jahren all war, 2) ein Tor verschlösse»» war, 3) überhaupt kein ernstlicher Brand entstanden und auch keine ge fährliche Entwicklung von Giftgasen Vorhandei» war. Die Panik unter den Kindern, die bei ausreichen der Aufsicht durch Erwachsene sicher zu vermeiden gewesen wäre, und die gleichfalls vermeidbare Tat sache, daß der Ansturm der Kinder auf einen schmalen Hinterausgang anstatt auf den Hauptausgang erfolgte, sind die Hauptursachen für den katastrophalen Aus gang einer an sich harmlosen Entzündung einer Film rolle. Das englische Königspaar hat an die Stadtver waltung von Paisley ein in herzlichen Worten gehal tenes Beileidstelegramm gesandt Ein van Dyck gestohlen. Ein bekannter Brüsse ler Bilderhändler hatte zur Ausstellung »»ach Lon don eines seiner wertvollsten Bilder von van Dyck geschickt, das einen Wert von fünf Millionen Franken darstellt. Als er nach einigen Tagen noch nicht von der Ankunft seines Bildes unterrichtet war, wandte er sich an die Speditionsfirma, die Erkundigungen etn- zog. Am Dienstag erhielt der Bilderhändler endlich voi» London die telegraphische Mitteilung, daß die Kiste wohl angekommen sei, daß sie aber unterwegs ge öffnet und das Bild aus dem Rahmen geschnitten wurde. Die Photographie des Bildes wurde sofort an sämtliche belgischen und englischen Zeitungen ge drahtet, um die Wiederherbeischaffung zu erleichtern. Bei dein Bild handelt es sich um eine Madonna mit Kind, umgeben von Engeln. Zwei Tote, vierzig Verteilte in der Londoner Nen- jahrsnecht. Am Nenjahrstag haben sich in England eine Reihe schwerer Verkehrs- und anderer Unfälle er eignet. In London wurden durch Straßenunfälle zwei Personen getütet und vierzig verletzt. Die meisten von ihnen erlitten auf den» Heimwege von den Sil vesterfeiern Unfälle. Ji» Perth in Schottland sind drei junge Leute in dem Swan-Fluß ertrunken. Tie Silvesternacht in New «fort. Ter Uebergang vom alte»» ins neue Jahr wurde in New Kork wie üblich glanzvoll gefeiert. Selbst unter den verschärften Prohibitionsbestimmungen floß der Alkohol in Strö men. Alle Restaurants und Kabaretts waren überfüllt von Menschen. Auf den Balkons der großen Tanzsäle drängten sich die Menschen, um mit lauten Rufen das neue Jahr zu begriißen, während die im Hafen liegen den Schiffe ihre Sirenen und Dampfpfeisen heulen ließen. Feuer auf einem deutschen Dampfer. Nach einer Lloydmeldung aus Horta (Azoren) ist an Bord des deutschen Motordampfers „Rio Bravo" Feuer ausge brochen. Der „Rio Bravo", der sich auf dem Wege nach Fayal befindet, ist ein Passagier- und Fracht dampfer von 5946 Tonnen Größe und gehört der Flensburger Dampfschiffahrtsgesellschaft. Sie ist von Hamburg nach Vera Cruz unterwegs. Kleine Nachrichten. , Von den bei dem Verkehrsunglück bei Insterburg schwerverletzten Personen ist inzwischen auch eine Frau Wi- ltmzig verstorben. Die Zahl der Todesopfer ist damit auf sechs gestiegen. * Wie aus Moskau gemeldet wird, ist am 1. Januar ein regelmäßiger Flugverkehr auf der Strecke Moskau- Teheran über Baku ausgenommen worden. * In der Nähe von Sachalin wütet ein schwerer Sturm. Neun Fischerboote werden vermißt. Man vermutet, daß sie im Sturm untergegangen sind Bauweise und Volkskraft. Ihre Bedeutung für Vie Kleinstädte und Landgemeinden. Von Dr. von Mangold t. In unseren großen und mittleren Städten Hai sich in der Nachkriegszeit das Kleinhaus mit Garten in viel größerem Maße als früher Bahn gebrochen, andererseits drängen dort aber auch wieder starke Kräfte auf das große Miethaus, etwa in der Gestalt einer re formierten Metkaserne hin. Eine Entwicklung, di« nicht gleichgültig ist. Ei»» Volk bildet immer einen lebendigen Orga nismus, wo Gesundheit und Kraft jedes einzelnen Gliedes von der der anderen Glieder weitgehend ab- hängt! Wer daher der Meinung ist, daß die Zusam- menorängung oer großstädtischen Bevölkerung in großen Miethäusern für die davon Betroffenen in gesundheitlicher, seelischer, wirtschaftlicher und politi scher Hinsicht» schädlich ist, der wird ohne weiteres annehmen müssen, daß sich hieraus ungünstige Rück wirkungen auch für die Bevölkerung des Landes er geben werden. Zu diesem allgemeinen Gedanken gesellen sich aber einige wichtige besondere Gesichtspunkte. Wenn das System des großen Hauses, wie überhaupt der zu-' sammengedrängten Siedlungsweise in unseren großen und mittleren Städten wieder wesentliche Fortschritt« machen sollte, so wird die natürlich« Folge sein, daß die räumliche Ausbreitung und Ausweitung dieser Städte eine erheblich geringere bleibt, sich weniger weit ins Land hinein erstreckt, als es bei der anderen Siedlungsweise der Falk sein würde. Infolge davon wird den Vorteil höherer Bodenpreise, wie sie bei städtischer Siedlungsweise natürlich sind, auch nur ein sehr viel kleinerer Kreis von Landbesitzern haben, während bei weiträumiger Siedlungsweise auch zahlreiche weiter draußen gelegene Landbesitzer einen Anteil an diesen höheren Preisen gewinnen würden. Natürlich darf man dabei nicht an absolut sehr hohe Preise denken, da diese sich mit einer guten städtischen Siedlung nicht vertragen würden, und auch davon kann und darf natürlich keine Rede sein, daß die Land wirte der betreffenden Gegenden durch eine solche Ent wicklung etwa dazu geführt würden, in größerer Zahl ihre landwirtschaftlichen Betriebe aufzugeben; aber die Möglichkeit, daß viele Landwirte für einen Teil ihrer Erzeugnisse den Absatz dann unmittelbar vor der Tür hätten, würde voraussichtlich gegeben sein. Sehr wichtig ist ferner der Einfluß des Bei spiels der Bauweise der großen und mittleren Städte auf die kleineren Orte. Dringt in den ersteren das große Miethaus vor, so wird immer die Gefahr bestehen, daß der gleiche Vorgang sich allmählich auch in den kleinen Orten vollzieht. Das aber wäre im höchsten Grade bedauerlich, denn das Vorherrschen des Kleinhauses, des kleinen Grundeigentums und der Gartenmätzigkeit hat sicher für unser ganzes Volkstun», bedeutsame Vorzüge. , Schließlich läßt es aber auch unsere allgemeine wirtschaftliche und soziale Laas drlnaeno erwünscht er-