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Weitzeritz-Jeitung Tageszeitung MS Anzeiger sw DippolöiswalSe, Schmiedeberg «.A. ,,,I Bezaglprei«: Für einen Monat r.20 NM. mit Zutragen, einzeln« Nummern IS Reichr- pfennige :: Gemeinde - Derbandt - Girokonto Nr. 3. :: Fernsprecher: Amt Mppoldiswald« Nr. 403 :: Postscheckkonto Dresden 1254S - - «ettsfl, I»rr«»s »er Le»»«»« »lese« »IM rulhäll »le amMche« BekanMmacheesr» »er Amlshauplmamtfchafi, »e« Amlsserichl» Zm» »es Sl«»tna« L« Dt-polttewal», Anzeigenpreis: Di« « Millimeter breit« Petit;eile W NeichSpfennigr. Lingrssnbt end i Neklamen bv Aeichtpfennig« Nr. 22 Deranttvorllich« ««daklemi Sell» Tetz«. — Druck und Verlas: ««4 Setz« tu OleeettlsmeUe. Montag, am 27. Januar 1930 96. Jahrgang Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. Lebhaft war gestern wieder der Verkehr nach dem Erzgebirge. War auch selbst auf der Höhe die Schneedecke nur noch sehr schwach, daß ein schöner Sport nicht mehr möglich war, so wurden doch alle, die hinauf gefahren oder gewandert waren, reichlich entschädigt durch den herrlichen Rauhreif, der auf jedem Aestlein lag, die Tele graphendrähte zu armdicken Kabeln, die Gartenzäune zu einer undurchdringlichen Wand hatte werden lassen. Wand. Besonders, als in der Mittagsstunde und in den stützen Nachmittagsstunden die Sonne auf diese weiße Pracht leuchtete, gab's ein Flimmern und Blinken und Glitzern, daß man sich an dieser Herrlichkeit der Natur nicht satt schauen konnte. Bei uns war der gestrige Sonntag eher mit einem schönen Ostertag als Januartag zu vergleichnen. Und wie zu Ostem gern alles hinauszieht in die erwachende Natur, so hob auch gestern ein großes Wandern in die Umgebung an. Auch die ersten Stare, gleich 5 an der Zahl, wurden schon beobachtet. In vergangener Nacht ging das Thermo- meter freilich bis auf minus 6« Grad herab und die Stare werden darüber wenig erfreut gewesen sein. Mppoldiswald«. Die Frage, hier einen ordnungsgemäßen Sportplatz zn schaffen, ist wieder akut geworden, nachdem an dem sehr ungünstig gelegenen Platze an der Großen Mühl- und Talsperrenstraße mehrfach vorgekommene Unfälle, entstanden durch auf die Straße rollende Bälle, dem Stadt rat zum Schließen des Platzes veranlaßt hatten. Der städtische Ausschuß für Leibesübungen hat sich darauf wieder sehr ernst lich um diese Angelegenheit gekümmert, hat nach geeignetem Land Umschau gehalten, da die Stadt selbst solches nicht besitzt, und einen besonderen Ausschuß berufen, der sich nur mit der Sportplatzfrage beschäftigt. Diese Frage wird also ernstlich weiter betrieben, und es war eigentlich ein Ein greifen in schwebende Verhandlungen, wenn vom Arbeiter- Sport- und Kultur-Kartell in einer Einwohner-Versammlung darüber verhandelt wurde. Sie sollte, wie der Versammlungs leiter Kaulfuß ausführte, dazu dienen, den jahrzehnte langen Kampf der Arbeitersportler an die Oeffentlichkeit zu tragen und beweisen, daß nicht nur eine kleine Zahl Fußballer den Sportplatz fordere, sondern eine Kulturorganisation von über 400 Mitgliedern. Davon waren freilich nicht alle erschienen, der Reichskronen-Saal war nur am Rande gut besetzt, in der Mitte sah man noch manchen leeren Tisch. Das Referat „Warum fordern wir Spiel- und Sportplatz?" hatte ein Dresdner Arbeitersportler Emmrich übernommen. Seine Aus führungen waren von wohltuender Kürze. Er stellte die all gemein bekannten und auch anerkannten Forderungen nach Spielplätzen zur Sportbetätigung als Ausgleich einseitiger Körperbeanspruchung in der Fabrikarbeit usw. Auf Dippol- diswalder Verhältnisse eingehend, behauptete er, daß unsere Stadt der einzige Ort in der Kreishauptmannschast sei, in dem wohl Sportvereine beständen aber kein Sportplatz. Im Ministerium sei man darüber sprachlos gewesen, als er dort vor wenigen Tagen vorgesprochen habe, t 0—12000 qm Land müsse jede Gemeinde dafür übrig haben. Er bedauere, daß vom Stadtrat niemand erschienen sei, wahrscheinlich, um die eigene Schande nicht anhören za müssen (!?!). Nicht nur eine Handvoll Spieler forderten den Platz, lOO OOOe ständen dahinter. Auch für die Schuljugend sei der Platz nötig, die sonst auf den Straßen getrieben und dort der Lebensgefahr ausgesetzt werde. 2n 8 Jahren sei die Sportplatzstage noch nicht über Verhandlungen hinausgekommen. Heute sei es schwer, einen Platz zu kaufen, da sei dann immer die Finanz, not der Gemeinden eine gute Ausrede, der Platz könne aber auch pachtweise übemommen werden. Noch immer sei wie im Leben des Einzelnen auch im Stadtsäckel Geld dagewesen, um wirklich Nötiges zu beschaffen. 30 000 Mark Kosten, wie hier in Dippoldiswalde angegeben, seien viel zu hoch Die Wohlfahrtshilfe sei jetzt zwar gesperrt, aber das werde nicht mehr lange dauern, zum Planieren müsse man die produktive Erwerbslosen-Fürsorge heranzuziehen versuchen. Diel ärmere Städte hätten sich große und schö:-e Sportplätze geschaffen. Auf die Aufsichtsbehörde zu warten, fördere den Plan nicht. Sie könne nicht in die Selbstverwaltung der Städte eingreifen. Das Landes- sportkartell müsse mit der Frage befaßt werden und werde das Wohlfahrtrministerium zur Vermittlung anrufen. In der an schließenden Aussprache teilte Stadtverordneter Petzold mit, daß bereits Sonntag (26. I.) wieder eine Sitzung wegen des Platzkauspreises stattfinde. Seihmacher bedauerte den geringen Besuch aus den Kreisen der deutschen Turnerschaft und das Fehlen der Stadtrater, sprach aber auch die Sportler von Schuld nicht frei, wenn die Frage noch nicht weiter gediehen sei; sie hätten zu wenig Interesse gezeigt. Zur Förderung der Volksgesundheit müsse Geld vorhanden sein, die Drainage des in Aussicht genommenen Platzes könne nicht hoch werden, wenn die Hilfe der Allgemeinheit herangezogen werde. Dann sprach noch der Stadtverordnete Trubig. Er polemisierte gegen den Stadtrat, der „zu bürgerlichen Veranstaltungen" immer komme und gegen die Aufsichtsbehörde, die immer „diktiere" wie man es auch hier gespürt habe. Geld sei für alles mögliche da (für ein Kriegerdenkmal, für die Geistlich keit, fürs Kinderheim), es müsse auch für ein Kulturwerk da sein. Der Schulhof sei nicht für Körperpflege geeignet, auch die Schule benötige den Sportplatz. Im Schlußwort stellte der Referent Emmrich fest, daß alle Redner im allgemeinen mit seinen Ausführungen einverstanden gewesen seien, daß alle Hebel in Bewegung gesetzt werden müßten, damit in absehbarer Zeit hier ein ordnungsgemäßer Sportplatz ersteht. Er faßte seine Ausführungen in einer Entschließung zusammen, daß die Versammlung mit Bedauern Kenntnis nehme, daß die Schaffung eines Sportplatzes auf unbestimmte Zeit vertagt sei. Das Sportkartell werde beauftragt, mit dem Wohlfahrts- Ministerium in Verbindung zu treten, daß Wege gefunden werden, damit hier schnellstens ein Sportplatz geschaffen wird. Die Entschließung fand einstimmige Annahme. Zum Schluß warf Stadtverordneter Holzschuh (Komm.) noch den sozial demokratischen Stadtoätern vor, daß sie nicht genügend für die Sportplatzstage eingetreten seien, vom Stadtverordneten Seidel wurde dem widersprochen. MppiMSwalde. Am Sonnabend hatte der „Glück zu!" zu einer Gastkneipe eingeladen, und Präside Welcher konnte eine recht stattliche Anzahl Gäste mit herzlichem Willkommen begrüßen, worauf Tierarzt Kettner, Ehrenmitglied des „Glück zu!", namens der, Begrüßten dankte und die gegenseitigen Interessen der Bürgerschaft und der Besucher der Müllerschule, besonders der „Glück zu!"er, in mancherlei Beziehungen in schwungvollen Worten kennzeichnete. Mit köstlichem Humor gewürzt fand Kettners Rede gewissermaßen eine Fortsetzung durch Studienrat Wolfs wohlgemeinte Ratschläge fürs das Wohlverhalten der jungen Herren der holden Weiblichkeit gegenüber, im Verkehr mit Vier-, Drei-, Zwei- und Eintausend wochenalten und schloß mit einem hochachtungsvollen Hinweis auf den 70. Geburtstag der Lindenwirtin Aennchen Schu macher in Eodelsberg, zu deren Ehrung Baumbachs Lied: „Keinen Tropfen im Becher mehr" mit Begeisterung gesungen wurde. Als nach einem schönen, kräftigen Tenorsologesang des Handelslehrer Schneider der Wunsch nach Einfügung einer Opernsingstunde in den Schulstundenplan austauchte, lehnte Studienrat Wolf dies zwar ab, war aber in seiner schalkhaften Weise erbötig, eine Operettendioa, nicht über 1000 Wochen, zu engagieren, was besonders von den jüngsten Semestern mit zustimmendem Beifall begrüßt wurde. Zu diesem spaßigen Wortwechsel gesellten sich noch verschiedene Kneiplieder sowie recht anmutige Vorträge der Hauskapelle (Klavier, Violine, Gitarre, Ziehharmonika und Gesang) und gelungene Fuchsenulke, so daß der Abend recht fröhlich ver lief. Aber auch der Ernst trat in seine Rechte, indem der Glück zu! er Bull im Anfang der Kneipe einen Vortrag hielt, in dem er mit Begeisterung dem Leben und den Dichtungen Löns einer geziemenden Würdigung zollte. MppoldiÄvalde. Seine Jahreshauptversammlung hielt am Freitag abend im „Schützenhaus" der Gesangverein „Liederkranz" (M. d. D. A. S.) ab. Den Jahresbericht erstattete Vorsitzender Walter Sieber, den Kassenbericht Kas sierer Ernst Gössel. Ersterer konnte Erfreuliches über den regen Besuch der Singestunden sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen berichten, wie auch darüber, daß während des vergangenen Jahres immer reges Leben im Verein pulsiert habe. Bei dem Kassenbericht aber zeigte sich der wirtschaftliche Druck, der aus einem großen Teile der männlichen Mitglieder lastet; ist es doch Tatsache, daß fast die Hälfte der aktiven Sänger arbeitslos ist. Und dieser Zustand muß naturnot wendig auch seinen Einfluß auf die Beitragszahlung ausüben. Hoffen wir, daß diese schreckliche Zeit im neuen Jahre ein Ende findet. Immerhin konnte noch ein ganz ansehnlicher barer Kassenbestand errechnet werden; in rechnerischer Be ziehung ist er sogar sehr gut zu nennen. Die Neuwahlen des Gesamtvorstandes ergaben fast das alte Bild mit dem bewährten Vorsitzenden Walter Sieber an der Spitze. Nur in der Liederkommission traten einige Aenderungen ein. Im weiteren Verlaufe der Versammlung wurde noch das Faschings- vergnügen besprochen und Stellung zu dem geplanten Oster konzert genommen, das in Form eines Volksliederabends statt- sinden und Volkslieder älterer und neuerer Art bieten soll. Weiter wurde auf das Uthmann-Gedächtniskonzert des Be zirkes Plauenscher Grund im Juni d. I. in Possendorf hin gewiesen, dessen Gesangsdarbietungen durch Rundfunk über tragen werden und schließlich Entschließung für das Herbst, konzert gefaßt, das den Namen eines Opernabend» tragen soll wenn möglich mit Orchesterbegleitung. Unter Anträgen waren besonders wichtig die schriftlich fixierten auf Erhebung von Wochenbeiträgen (also nicht mehr Monatsbeiträgen) und die Zusammenstellung eines gemischten Doppelquartetts, das auf Wunsch bei Beerdigungen befreundeter Verstorbener zur Ver fügung stehen soll. Beide Anträge wurden einstimmig an genommen. Unter Verschiedenes wurde noch manches Vereins interne unter sehr reger Anteilnahme seitens der Mitglieder besprochen, so daß der Vorsitzende, nachdem ihm und dem Liedermeister, Lehrer Bernau, für ihre ersprießliche Arbeit noch herzlich gedankt worden war, erst gegen 12.30 Uhr die Versammlung schließen konnte. Dippoldiswalde. Morgen MenSbag abend '/-8 Uhr läuft im SchühenhauSsaale der Film „DaS Dorf der Sünde" mit dem Beifilm aus dem Märchenlands „In Rübezahls Reich". Mo Handlungen deS ersteren sprechen auS dem zaristischen Rußland. Dippoldiswalde. Die seit Freitag früh abgängig« ledige Marie Schelle hat sich am Sonnabend non selbst wieder imMettin- stifte eingefunden. Sie will im Walde gewesen sein: Personen halten sie kurz vor ihrer Rückkehr im Alberlpark beobachtet. vberkäsllch. Abgängig ist seit gestern nachmittag die 20- jährige Tochter des Kutschers Kloppig, hier, die schon seit einigen Tagen ein gedrücktes Wesen zeigte. In ihrer Be gleitung befand sich der 24 Jahre Telegraphen-Bauarbeiter Schieritz aus Dippoldiswalde. Man vermutet, daß sich das Paar ein Leid angetan, den Tod im Heidemühlenteich oder durch Erschießen gesucht hat. Für Mitteilung etwaiger Be obachtungen sind die Angehörigen sehr dankbar. Auch der Eendarmerieposten Dippoldiswalde ninmt solche an. Reichstädt. Der Männergesangverein hielt am Donnerstag seine Hauptversammlung beim Herbergsvater Marttn Schuster ab. Zahlreich waren die Sänger erschienen, die passiven Mit glieder waren leider nur schwach vertreten. Der Vorsitzende Max Müller erstattete einen von ihm gutausgearbeiteten Jahres bericht. Er gab seiner Freude Ausdruck, daß das verflossene Vereinsjahr in Ruhe verlaufen war, nicht mit schweren An kämpfungen von außen wie in den letzten zwei Jahrm zuvor. Auch auf ein gesanglich erfolgreiches Jahr konnte der Verein zurückblicken; deshalb wurde dem Liedermeister Lehrer Salewski für seine Tätigkeit herzlichst gedankt. Der Verein bestand am Ende des Vereinsjahres alls 54 Mitgliedern und 3 Ehren mitgliedern (für Reichstädt allerdings weng befriedigend, jedoch seit dem Gründungsjahre 1862 die Höchstzahl des Mitglieder standes). Die Ehrenmitglieder sind im Besitze des tragbaren Ehrenzeichens in Gold und des Ehrenbriefes vom DSB. 7 Mitglieder können auf das tragbare Ehrenzeichen in Silber stolz sein. Ein durch den Tod entrissener Sangesbruder wurde nochmals durch Erheben von den Plätzen geehrt. Nachdem der Vorsitzende die Sänger zur weiteren Treue zum Verein ermahnt hatte, schloß er den Jahresbericht mit dem Sänger- spruche „Treu schlägt das Herz!"... Der seit mehr als 2V Jahren gewissenhaft amüerende Kassierer Albinus Köhler trug einen befriedigenden Kassenbericht vor. Die von den Rechnungsprüfern vorgenommene Prüfung ergab nur Gutes, so daß dem Kassierer und den Prüfern für geleistete Arbeit gedankt werden konnte. Der statutgemäß ausscheidende 2. Vor sitzende Reinhard Geißler lehnte eine Wiederwahl wegen vor gerückten Alters entschieden ab. Dem Ausscheidenden wurde Anerkennung und Dank ausgesprochen. An dessen Stelle wurde Kaufmann Kurt Jäkel und an Stelle des durch den Tod entrissenen 1. Schriftführers wurde Schneidermeister Otto Hähnel gewählt. Wegen des Wintervergnügens „Ein Gauller fest im Urwald", das am 1. Februur veranstaltet wird, wurden noch wichtige Angelegenheiten besprochen. Hierauf wurde die Versammlung geschlossen. Ernste und heitere Gesangsvorträge hielt die Sänger bis Eintritt der Polizeistunde noch zusammen. Oelsa. Am Dienstag spielte im „Oberen Gasthof" die bekannte Zwergentruppe aus Heidenau. Da sie schon früher ihre Künste gezeigt hatte, die stets gut gefielen, waren zahl reiche Besucher erschienen. In einem erstaunlich reichhaltigen Programm brachten sie Gedicht-, Lieder- und Musikvorttäge, Kouplets und ein kurzes Lustspiel. Abgesehen von gutem Vortrag haben die Darsteller eine sehr deutliche Aussprache, so daß sie gut verstanden werden. Sehr nett war die Dar stellung von „Lebendem Porzellan" durch drei kleine Damen in rosa Rokokokostümen und das Necklied „3 will net und i mag net". Schmiedeberg. Die nächste Mütterberatungsstunde findet am Mittwoch, dem 29.Januar, nachmittags von 2 bis 3 Uhr, in der alten Schule statt. Glaucha». Der größte Teil der im Glauchauer Kranken haus liegenden 13 Personen, die von der Papageienkrank heit befallen waren, ist entlassen worden. MNer kür morgen: Wolkig, zeitweise nebelig, mit vereinzelten Niederschlägen. 3m Flachland Temperaturen etwas unter, teils wenig über Mrlt- grad, im Gebirge schwacher Frost. In Richtung und 'Stärke ver änderliche Winde.