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die m schaffen können, zu gelangen. Er telephonierte nachmittags ES kam zu einer lebhaften Auseinandersetzung, in veren Verlauf vie Glänbigermächte an Deutschland eine Reihe van Zmuntungcu stellten, sie über den Ionugplan hinanSgingcn, rum Sen dents^cn JntercFcn Abreise zur Flottenkonferenz. Di« amerikanisch« Delegation in New York. — Henderson empfängt sie Japaner. — London, 8. Januar. Wie aus New Jork gemeldet wird, ist dort am heutigen Mittwoch die amerikanische Delegation für die Flottenkonferenz unter Führung des Staatssekretärs Stimson eingetrosfen. Der Dampfer „George Wa shington", der die Abordnung nach London bringen wird, wird am Donnersrag die Anker lichten. Die Meinungsverschiedenheiten, die eine Zeitlang zwischen dem Präsidenten Hoover und den Marine sachverständigen bestanden haben, dürften im Verlaufe der letzten Besprechungen der Abordnung mit dem Prä sidenten ausgeglichen worden sein. Präsident Hoover gab am Dienstag zu Ehren der Delegation ein Essen. Als sicher gilt, daß nun auch das Marineamt sich den Uneinigkeit im Haag. Kei«« Einigung über die während des Moratoriums aufgelaufene« Zahlungen. Der Agent war entschlossen, hinter das Geheim- «iS, wie Seebald sich diese hohen Beträge hatte ver- an die beiden Brü- ' — — WW-WWWMW Seebald wurde am selben Vormittag vernommen. Obgleich seine Aussagen in direktem Gegensatz zu den schriftlichen Hinterlassungen der Brüder standen, glaubte man ihm zunächst, und so fiel ein unwürdiger Makel auf diese beiden Unglücklichen, die bis zuletzt nach kaufmännischen Begriffen entschuldbar gehandelt hatten. Die Hoffnung Seebalds, Therese möchte zu ihr» Aurückkehren, erfüllte sich nicht. Sie wurde vielmehr die Gattin des Agenten und Häuserbesitzers Rieder- Die Gläubigermächte haben am Dienstag grundsätzliche Frage erörtert, was nach dem im Uoung- plan vorgesehenen zweijährigen Zahlungsmoratorium mit den aufgelaufenen Zahlungen zu geschehen habe. Es handelt sich um die im Joungplan offengelassene Frage, wie diese Zahlungen dann an die Alliierten überführt werden sollen. Die Gläubigermächte haben die Forderung gestellt, daß die während des Morato riums aufgelaufenen Zahlungen entweder auf einmal oder in Doppelraten gleichzeitig mit den neuen fäl ligen Joung-Jahreszahlungen zu leisten seien. Di« deutschen Vertreter haben diese beiden Zahlungsmoda litäten abgelehnt, da damit der wesentliche Zweck des Moratoriums gefälscht würde. Quinones de Leon unterrichtet König Alfons. E — Madrid, 8. Januar. Der spanische Botschafter in Paris, Quinones de Leon, der gegenwärtig in Madrid weilt, hatte eine län gere Unterredung mit dem Ministerpräsidenten Primo de Rivera. Unter Hinzuziehung des Generalsekretärs für auswärtige Angelegenheiten debattierten beide über die Mittelmeersrage, die ja auch während der Flotten- konferenz in London aufgeworfen werden dürfte. Eine weitere Unterredung über diese Frage wird der Bot schafter mit dem König Alfons haben, den er auf dec Jagd in Moratalla begleiten wird. Chronik des Tages. — Als Schlußtermin für die Haager Konferenz wird jetzt der kommende Dienstag genannt. — Im Hauptausschuh des Preußischen Landtags unter strich Minister Steiger die Notwendigkeit einer Senkung des Einfuhrüberschusses. — Der neue Thüringische Landtag wählte in seine« «ersten Sitzung den Landbundfllhrer Thümmel zu seinem Präsidenten. — Der Präsident der Vereinigten Staaten, Hoover, gab zu Ehren der amerikanischen Flottenabordnung, di« am Donnerstag nach London fahrt, ein Essen. — Die ameriranische Millionenanleihe für die Ber liner Verkehrsaktiengesellschaft scheint gesichert zu sein. — In Berlin wurde ein blinder Passagier festgenom- wen» der von Köln nach Berlin auf den Achsfedern unter «lnem Bremserhäuschen gefahren war. — Die Probefahrt der „Europa", des Schwester schiffes der „Bremen , wird voraussichtlich Mitte Februar stattfinden. — Bei einein Eisenbahnunglück in Algier kamen 12 Menschen ums Leben. mäyer, den sie zwar nicht liebte, bei dem sie aber eine hinreichende Versorgung fand. Sie hatte das Leben hinter den Kulissen kennen gelernt und war nie die Furcht ganz los geworden, es möchte ihr das Schicksal ihrer Mutter einmal be- schieden sein. Gerade dieser Mutter wegen hatte sie sich aber zuerst entschlossen, dem Drängen Niedermayers nach zugeben. Dieser hatte sich sozusagen auf den ersten Blick in sie verliebt und sich sogleich an ihre Mutter gewendet. Nach einer Auseinandersetzung zwischen Mutter und Tochter hatte Therese dann eingewilligt, des Agenten Frau zu werden. Warum auch nicht? sagte sie sich. Das Leben ist immer und überall schön, wenn man die Mittel be sitzt, es sich schön zu machen. Seebald erstickte seinen Zorn in einem Strudel von Vergnügen. Der Fasching war in München ein gezogen, und so taumelte der Neffe des Barons Reuth von Redoute zu Rcdoute. Einmal hatte er versucht, sich an Niedermayer zu rächen, als er ihn mit Therese auf einem Bal parS im Deutschen Theater traf. Er wollte ihn lächerlich machen, einen Skandal provozieren. Aber jener hatte ihm bloß ins Ohr geflüstert: „Seebald, hüten Sie sich! Sonst lenke ich dis Aufmerksamkeit des Untersuchungsrichters aus Ihren Lebenswandel und erzähle ihm von plötzlichen Reich tümern und Wechseln . . . vielleicht möchte da manches in der Sache gegen die Brüder Weilmann ein anderes Gesicht bekommen." Seebald wurde aschfahl und — schwieg. 4. Kapitel. „Hochverehrter Onkel! Sie werden es sicherlich dem aufrichtigen Interesse, das ich an Ihrem Hause nehme und das einem gut Teil Dankbar'ett ent springt, zugute halten, wenn ich Sie gleich bei Ihrer Rückkehr aus dem Bade auf ein Ereignis aufmerksam mache, das nun schon eine geraume Weile die Skandal sucht der Oeffentlichkeit gerade auf Ihre Familie lenkt. Welche näheren Umstände damit verknüpft sind, das entzieht sich meiner Kenntnis. Aber Sie werden eben so erstaunt und empört sein wie ich, wenn Sie das Gemälde des Malers Balder Ohmen bei Heinemann -in Promenadenplatz besichtigt haben. Ihr ergebener Seebald." sranopunrr Hoovers zu eigen gemacht hat, daß die Tonnage allein für die Stärke der Kriegsflotten nicht als Bergletchsmaßstab angenommen werden kann. Trifft das tatsächlich zu, dann dürfte die An- gleich«ng der englischen nnd d"er amerikanischen Alott« in der Weise hergestellt werden, daß die englische Flotte eine größere Zahl von Kreuzern und eine größere Ge samttonnage erhält, während die Bereinigten Staate« weniger, dafür aber größer« und starker bewaffnete Schiffe erhalten. Die Herstellung eines bessere« Ein vernehmens zwischen London und Washington müßte auf diesem Wege verhältnismäßig leicht fei«. Der englische Außenminister Henderson emp fing am Dienstag die lapanische Flottendelegation und hatte mit ihrem Ches eine längere Unterredung. Frankreich erstrebt zwei Flottenabkomme« Beachtung verdient eine Information der „Times", nach der dem japanischen Botschafter in 'London bei seinen Erkundigungen über die Absichten der französi schen Regierung der Bescheid wurde, Frankreich wünsche eigentlich zwei Verträge über die Seeabrüstung. Das eine Abkommen könne in London getroffen werden, wo bei die Geltungsdauer auf einige Jahre zu begrenzen sei, das zweite Abkommen aber müsse eine unbefristete Geltungsdauer haben; zuständig für diese zweite Ver einbarung aber sei der Völkerbund. v^rschlimniLriLU bei einem plötzlichen Kurssturz die Situativ». Durch uud durch ehrenhaft, hatten sie nicht einen Augenblick daran gedacht, sich an den anvcrtrauten Depots zu vergreifen. Aber nun sahen sic mit einmal ihre Gläubiger auf höchste geschädigt. Sie machten fieberhafte Anstrengungen, dtt Klippe zu überwinden, nnd wohl oder übel mußten sie Seebald, der sich ihr Vertrauen zu erschleichen gewußt, ein- wciheu. Dieser aber war nun selbst in so verzweifelter Lage'-uno innerlich so heruntergekommen, vaß tyn das Geschick seiner Chefs vollständig kalt ließ. Im Gegenteil! Da er eine Katastrophe voraus- sah, so benützte er die allgemeine Verwirrung, um sich Geld zu verschaffen. Durch verschiedene betrüge rische Manipulattonen eignete er sich höhere Betrüge an, die aus den Depots der Kunoen des Bankhauses stammten. Die Untreue Thereses ließ seine Leidenschaft für sie noch höher flammen. Er meinte, sie durch den Beweis neuer Mittel wieder gewinnen zu können und erschien eines Morgens bei Niedermayer, um ihm die schuldigen Beträge zu zeigen und zu ersuchen, di« Wechsel, falls sie ihm erreichbar seien, gleich einlösen zu lassen. Niedermayer pfiff durch die Zähne. Er hatte so gut wie kein Interesse mehr an Seebald, im Gegen teil, er sah in ihm den Nebenbuhler und wünschte sein Verderben. „Haben Sie sich mit Ihrem Herrn Onkel aus einandergesetzt?" fragte er. „Nein — ja — das heißt, gute Freunde haben mir ausgeholfen." Kcedir. Aber die" geschickten Spcku- ic unternahmen und die ihnen ein« einen neuen Aufschwung versprachen, KonferenzschlutzDienstag? 14 Tag« sind 8V Millionen w«rt. — Haag, 8. Januar. Die Schlutzkonserenz im Haag befindet sich jetzt nach den Verhandlungen der ersten Tage mitten in den Schwierigkeiten, von deren Ueberwindung der Ausgang der Konferenz abhängt. Ausführlich erörtert wurde bisher vor allem die Frage der Fälligkeit der deutschen Zahlun gen. Wie die deutsche Delegation bekanntgibt, beträgt die jährliche Mehrbelastung Deutschlands durch Zins verluste im Falle der Vorverlegung der Reparations zahlungen um 14 Tage 4—ö Millionen Mark. Auf die Gesamtdauer des Joungplans umgerechnet macht diese Lastenerhöhung sogar 80 Millionen Mark aus. Eine Einigung über den Zahltag konnten die Mi nister unter sich nicht erzielen, auch konnte keine Klar heit darüber geschaffen werden, welche Ausfassung bej den Sachverständigen in Paris vorherrschte. Di« Gläublgermächte vertraten den Standpunkt, daß ty Paris mit Zustimmung der deutschen Delegation der 18. jeden Monats als Zahlungstermin vorgeschlagen worden ist. Die deutsche Delegation widersprach die ser Ansicht und setzte sich tm Interesse der Klarstellung nochmals mit den deutschen Mitgliedern der Joung- Konserenz in Verbindung. Geheimrat Kastl, einer der deutschen Sachver ständigen, wird am heutigen Mittwoch im Haag etn- treffen. ReichSbankprasident Dr. Schacht, der sich erst am 12. Januar mit dem Badener Ausschuß nach Hol land begeben wird, wird der deutschen Mintsterabord- nung eine schriftliche Antwort auf ihre Anfrage erteilen. Die Hauptschwierigkeiten bereitet gegen wärtig die Sanktionsfrage. Wie verlautet, hat die französische Delegation der deutschen Abordnung am Dienstag eine Note überreicht, in der sie ihren Stand punkt darlegt. Da die Verhandlungen über dieses Do kument noch im Fluß sind, wurde die französische Note vertraulich behandelt. An Mutmaßungen über ihren angeblichen Inhalt fehlt es aber trotzdem nicht. 17. Fortsetzung Abends rief der Agent Seebald im Geschäft am „Die Sache ist beigelegt, mein Lieber. Der Wech sel wird auf drei Monate prolongiert . . . apropos ... ich habe mich mit Fräulein Therese, die sich Ihret wegen zu mir bemühte, verlobt. In vier Wochen werden wir heiraten." — Von dieser Stunde an war Seebald verloren. Man sah ihn bis in den frühen Morgen in der Odeonbar. Selbst seinen beiden Chefs fiel endlich sein Lebenswandel auf. Aber nun konnten sie ihn nicht mehr entlassen, denn Seebald war schon viel zu sehr in ihre Spekulationen eingeweiht und für sie unentbehrlich geworden. Die Brüder Weilmann hingen in unzertrennlicher Liebe aneinander. Man sagte sogar, der Aeltere, Jakob, sei nur darum ledig geblieben, um es dem Jüngeren zu ermöglichen eine Heirat einzugehen, die den Brüdern insofern größere Verpflichtungen auf erlegte, als Simon seine Liebe an ein armes, wenn gleich ungemein schönes Mädchen der besten Bürger- kreise verschenkt hatte. Bei allem rastlosen Fleiße hatte Simon aber einen Fehler: Er war sehr eitel. Nicht so sehr für sich, als für seine Gattin, und Margot liebte den Luxus um so mc.fr, als sie bis zu ihrer Verheiratung allen Mangel und die geheimen Demütigungen dÄ ver steckten Armut hatte kennen lernen müssen. Bald war sie eine der interessantesten Erschei nungen auf allen Wokltätigkeitsbasaren, und in dem Maße, als ihr Gatte seine Freigebigkeit steigerte, wuchs auch ihre Sucht, zu glänzen. Ihr Reichtum öffnete ihr manche Tür, die ihr sonst verschlossen gewesen und ohne die Verschwendung ihres Gatten wohl auch immer verschlossen geblieben wäre. Simon wollte für seinen Teil weder glänzen noch Ehren einhetmsen. Er war zufrieden, seine Frau im Mittelpunkt jener Kreise zu sehen, die im übrigen als exklusiv galten, Frau Margot sah nichts Schlim mes darin, sich von den Offizieren den Hof machen zu lassen. Während aber dre beiden Brüder fieber haft bemüht waren, die notwendigen Ausgaben für vie beiderseits vergötterte Margot aufzubringen, rech nete sie selber nicht im geringsten, und wenn Simon thr einmal leise Vorhaltungen machte, brach st« in Tränen aus und entwaffnete ihn von vornherein. So waren die beiden Brüder, ehe sie sich'ö ver sähe.,, in Schwierigkeiten geraten. Die waren ihnen allerdings nur selber bekannt, denn der gute Ruf des Bankhauses, das schon unter dem alten Weilmanu die Achtung der Bürgerschaft genossen^ gewährte ibuen der des Bankhauses und meldete für b«n kommenden Tag seinen Besuch an. Aber am nächsten Morgen geschah etwa« Un erhörtes, etwas Furchtbares: Die Brüder Weilmann erschaffen sich, nachdem sie alle Möglichkeiten, sich zu salvieren, erschöpft, gemeinsam in ihrem Bureau. Zuverlässige Mitteilungen über den Stand der Sanktionsfrag« wird man vor dem Abschluß der offi ziellen Besprechungen über diese Angelegenheit am heu tigen Mittwoch kaum erlangen. Unklar Üt auch noch die Haltung der englischen Delegation. Von politischen Strafbestimmungen und der Wiederbesetzung des Rhein landes will England selbstverständlich nichts wissen, ob Snowden aber auch gegen die Möglichkeit wirtschaft licher und finanzieller Sanktionen mit der erforder lichen Entschiedenheit eintreten wird, ist zunächst schwer zu sagen. Parallel mit der deutschen Reparationsfrage sind auch die Verhandlungen über die sogenannten Ostrepa- rationen fortgeführt worden. Die Frage der österreichi schen Kriegsschulden dürfte dahin entschieden werden, daß Deutsch-Oesterreich auch für die Zukunft keine Tribute zu zahlen hat. Ob diese Aufhebung der österreichischen Tributpflicht endgültig oder nur be fristet gilt — der Berichterstatter des „Daily Tele graph" spricht von einem 20jährigen Moratorium — scheint noch nicht festzustehsn. Für eine bettistete Be- ireiung wird angeführt, bis zum Jahre 1050 werde sich ja zeigen, ob Oesterreich als selbständiger Staat lebens- und bannt tributfähig sei, und wenn nicht, dann werde Oesterreich in diesem Zeitraum ja wohl in das Deutsche Reich aufgehen und damit — die deutsche Neparationsfähtgkeit erhöhen. In der ungarischen Reparationsfrage konnte bis her trotz aller Bemühungen noch kein Fortschritt er zielt werden; das gleiche gilt von den bulgarischen Reparationen. Die Stimmung ist, wie bekannt und üblich, auf französischer Seite betont hoffnungsfreudig, auf deut scher reserviert. Sensationell wirkte im Haag die Mit teilung, der deutsche Reichsfinanzmiuister Moldenhauer habe sein Ministerium angewiesen, Vorbereitungen auch für den Eventualfall zu treffen, daß der neue Reichs haushaltsplan nicht auf der Grundlage des Uoung- plans aufgebaut werden könne. Im übrigen wird tm Haag jetzt vielfach damit gerechnet, daß die wichtigsten Arbeiten der Konferenz bis Anfang nächster Woche — etwa Dienstag — bewältigt werden können. Bedauerlich ist, daß hie Saarfrage, deren Be handlung durch die deutschen und französischen Minister tM Rahmen der Haager Konferenz dringend erforder- Uch ist, bisher nicht zur Verhandlung kam.