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Sachsens Viehbestand. DaS vortSafige Ergebnis der letzten Viehzählung. Die vorläufigen Ergebnisse der Viehzählung vom 2. Dezember 19A liegen gegenwärtig im Statistisches LanbeSamt vor. Nach ihnen hat der Bestand an Pferden die im Jahre 1926 begonnene Abnahme fortgesetzt. Ermittelt wurden 154 647 Pferde, so datz seit dem 1. Dezember 1928 eine Verminderung deS Pferüebestandcs nm rund 7000 Stück oder 4,32 v. H. eingetreten ist. Der Bestand an Bindern, der am 1. Septem ber 1929 692 455 Stück betrug, ist auf 680 032 Stück gesunken, so datz eine Verminderung um 12 423 Stück im Zeitraum eines Vierteljahres stattfand. Der Rindcrbestand meist damit einen für Sachsen un gewöhnlichen Tiefstm" aus. Der Bestand an Schweinen wurde auf 644399 Stück ermittelt. Es ist mit dieser Zahl gegen über dem Bestand vom 2 September 1929 eine Zu nahme um 33 911 Stück oder 5,55 v. H. eingetreten. Der Bestand an Schafen zeigt eine Höhe von 60 839 Stück, 1773 Stück weniger als am 1. Dezember 1928. Ebenso verminderte sich der Bestand der Zie gen seit dem Jahre 1924, und zivar vom 1. Dezember 1928 bis zum 2. Dezember 1929 um 17 789 Stück. Der Bestand an Federvieh setzte dagegen seine Vermehrung fort. Die Gesamtzahl des Feder- Viehs stieg auf 3 854 000 Stuck, 258 885 Stück oder 7L0 v. H. mehr als im Jahre 1928. Die Zahl der Kaninchen nahm mit 378 169 Stück seit dem Jahre 1925 um 81167 Stück ab. Günstige Witterungsver- yältnisse verursachten eine Zunahme der Zahl der Bienenstöcke mit beweglichen Waben um 8251 Stück, der mit unbeweglichen Waben um 530 Stück Die Zahl der Hunde nahm auch im letzten Jahre ab. Der im Jahre 1927 festgestellte Bestand von 189 519 Hunden verminderte sich auf 181949 im Jahre 1928 und auf 173 900 Stück im Jahre 1929. Die feindlichen Brüder. «aubübersall aus einen Dampfer in China. — Kampf det Piraten um die Beute. Der Dampfer „Tuckwo" der englischen Indochina- Gesellschaft wurde auf dem Jangtse zwischen Nan king und Schanghai bei Tschinkiang von chinesischen Piraten überfallen. Diese kamen in Booten bis aus etwa 30 Meter an die „Tuckwo" heran und eröff neten dann das Feuer, wodurch ein chinesischer Pas sagier getötet und der chinesische Zahlmeister schwer verletzt wurden. Die Piraten kamen an Bord und nahmen eine eingehende Durchsuchung des Dampfers vor unter dem Vorwande, zwei Verbrecher zu suchen. Sie nahmen schließlich eine größere Menge Opium init. Der an Bord befindliche chinesische Sekretär der britischen Ge sandtschaft in Peking konnte dank seiner guten chinesi schen Kenntnisse verhindern, daß die Piraten unter den Fahrgästen ein Blutbad anrichteten. Inzwischen hatte eine andere Räuberbande vom Ufer aus den Dampfer heftig beschossen. Als cs sich erwies, Saß die an Bord befindlichen Piraten nach Durchführung der Aufgabe nicht mit dem erbeuteten Opium an Land zuriickkehrte», son dern stromabwärts fuhren, entstand zwischen den an Land zurückgebliebenen Räubern und ihren Konkur renten ans Sem Fluß eine längere Schießerei, wobei eS auf beiden Leiten Verwundete gab. „LrrdLKNerrVmanLik." In Arizona wird noch skalpiert. Die Jndianerromautik im Stil Karl Mays ist keineswegs vollständig auSgestorben. Es gibt noch heute Rothäute, die nicht vergessen können, daß ihre Vor fahren als freie und stolze Krieger das weite Amerika bewohnten. In den Bergpässen an der Grenze zwischen Mexiko und Arizona treibt seit Jahren eine Jndianer- bande ihr Unwesen, die manchen Ucberfall lind man chen Mord auf dem Gewissen hat. Der Farmer FimoreS aus Sonora hat jetzt der Bande auf eigeue Faust den Krieg erklärt. Vor zwei Jahren wurde nämlich seine Frau und sein Sohn von den Indianern ermordet. FimoreS schwor den Rothäuten blutige Rache. Er hat eine Schar Freiwil liger um sich versammelt, die, von Abenteuerlust be seelt, gegen die Indianer mit denselben Mitteln kämp fen, wie sie Karl May in seinen Geschichten beschreibt. Die Indianer führen ihre Abstammung auf die berüchtigte sogenannte Geronimobande zurück, die vor 50 Jahren ganz Arizona terrorisierte. Die Geronimo leute waren seinerzeit von einer Militärexpedition zer streut worden und hatten sich nach Mexiko gerettet, wo sie sich im Gebirge versteckten. Datz die Indianer ihren uralten Sitten noch lange nicht abgeschworen haben, beweist ein Vorfall, der sich vor kurzem gleichfalls in Arizona, in der Nähe des Städtchens Globe, abspielte. Dort wurde eine junge Lehrerin auf dem Heimwege von einem Indianer über fallen und skalpiert. Der Täter wurde nicht ent deckt. Bilanz der Sozialpolitik. Nach einer sehr verdienstvollen Zusammenstellung ote A. v. Bülow inr „Arbeitgeber" veröffentlicht, iß das gesamte Aufbringen der deutschen Sozialversiche rung vom Jahre 1913 bis zum Jahre 1928 von rund -1400 Millionen auf rund 6000 Millionen im Jahr« gestiegen, eine Ziffer, die jeden objektiven Beurteiler zunächst zu dem Glauben verleiten müßte, datz wir den Weltkrieg gewonnen hätten und unsere mehr als verdreifachten sozialen Leistungen nun erfreulicherweis« aus den Tributen unserer Feinde zu finanzieren ir der Lago seien, was bekanntlich nicht der Fall ist Die gesamten Ausgaben in der Sozialversicherung , haben sich von rund '1000 aus rund 6'000 Millionen ! gesteigert. Die am Jahresende vorhandenen Rücklage« sind dagegen mit rund 3000 Millionen unverändert geblieben. Von dem sozialen Etat des Jahres 1929, der rund 6 Milliarden beträgt, wurden 4825 Miv lionen durch Beiträge der Arbeitgeber und Arbeft nehmer aufgebracht: 787 Millionen stammen aui öffentlichen Mitteln, die durch Steuern aufkommen! die restlichen 303 Millionen gehen auf sonstige Ein nahmen der einzelnen Bersicherungszweige, insbeson dere auf Zinsen zurück. Der Aufwand des Jahres 1929 dürste noch über den Bettag von 6 Milliarden Mark hinausgehen, da z. B. die Aufwendungen süi ErwcrbSlosenfürsorge bereits im ersten Halbjahr 1921 aus 886 Millionen Mark (einschließlich der Darlehen des Reiches für die Arbeitslosenversicherung) gestiegen sind. Um einen Ueberblick über die sozialen Gesamt aufwendungen zu erhalten, muß man auch die Koster der öffentlichen Wohlfahrtspflege einbeziehen, die vor- wiegend eine Belastung des Haushaltes der Gemeinde« darstellen. Diese Fürsorgeausgaben betrugen 1927-2! (neuere Zahlen liegen noch nicht vor) insgesamt 1241 Millionen Mark. Im Jahre 1913-14 betrugen dies« Ausgaben insgesamt 413,6 Millionen Mark; es is also eine Steigerung aus das Dreifache eingetteten Die Zusammenstellung der sozialen Ausgaben, in dei die beträchtliche Steigerung der Aufwendungen der Fürsorgeverbände im Jahre 1928-29 noch nicht be rücksichtigt ist, ergibt somit schon für 1928 einen Be ttag von 7,164 Milliarden Mark. Natürlich lätzt sich dieser Aufwand der Sozial- fürsorae nur aufrecht erhalten, indem man der Wirt schaft die entsprechenden Mittel abzapft: das geschieh! in erster Linie durch die annähernd 5 Milliarden, dl« von der Wirtschaft in Gestalt der Beiträge zur So zialversicherung alljährlich gezahlt und in Gestalt vor Lohnerhöhungen der Arbeiterschaft zuletzt doch wiedei auf den Unternehmer abgewälzt werden, in zweite: Linie durch die immer steigenden Steuern. Wie hoch diese sind, das geht besonders deutlich aus einem von Dr. Haller ausgearbeitet'en Vergleich über die steuer liche Belastung eines Unternehmers hervor, der bei einem Eigenkapital von 4 Millionen M. und einem Umsatz von 6 Millionen M. mit einer Dividende von 7 Prozent arbeitet. Bei einem derartigen Einzel unternehmen in Deutschland beträgt die jährlich« Steuerbelastung 645 500 M. (im Frieden 94 400), in England 297 000, in der Schweiz 125 000 M. Die steuerliche Leistung ist also in Deutschland nahezu auf das Sechsfache gestiegen, während sie sich in Eng land nur verdoppelt hat und in der Schweiz noch et was unter den Friedenssatz gesunken ist. Die Folge dieser deutschen Steuerpolitik ist vor allem eine zunehmende Abwanderung von deutschem Kapital nach dem Ausland. Allein in der Schweiz ist die Zahl der sogenannten Holding-Gesellschaften von 430 Ende 1925 auf 770 Ende 1928 gestiegen: ihre Kapitalhöke wird 2 Milliarden Mark zur Zeit übersteigen. Drese Abwanderung ist nicht als Kapital flucht zu bezeichnen, sondern sic ergibt sich aus der Not wendigkeit, zur Fortführung der Betriebe und der Mo- dernisrerungsarbeiten die Beträge zur Verfügung zr halten, die in Deutschland weggesteuert werden, weil in Deutschland der Zusammenhang zwischen Steuer höhe und Arbeitöbeschaffungsmöglichkeit nur ungenü gend erkannt ist. Es ergibt sich also das groteske Resultat, datz wir, um Sozialpolitik zu treiben, das Kapital vertreiben und dadurch die Arbeitsgelegen heiten vernichten. Die Arbeitslosigkeit wird durch di« Sozialpolitik gesteigert, und die gestiegene Arbeitslosen ziffer bedingt wiederum eine Steigerung des sozial- : politischen Aufwandes. Eine erfreuliche Bilanz der Sozialpolitik ist das nicht gerade. Zur Indienststellung des Kreuzers „Köln". Unser Bild gibt uns den Augenblick wieder, in dem unter dem Kommando: „Hitz Flagge und Wimpel auf Kreuzer Köln", Flagge und Kommandozeichen auf der „Köln" emporsteigen. „Bo«k"-Bier. : Einer Legende nach soll der Name „Bock"-Bier für das edle Gerstengetränk, das alljährlich im Winter um diese Zeit zur Freude aller Biertrinker ausgeschenkt wird, durch einen Rittersmann entstanden sein, der sich an dem alkoholischen Nektar etwas zuviel getan und den „der Bock gestoßen hatte". In Wirklichkeit hat dieser Name aber einen ganz anderen Ursprung. Im 15. und 16. Jahrhundert genoß das Bier, das in der Stadt Einbeck kn Südhannover hergestellt wurde, Weltruf. In Hamburg, Braunschweig, ja selbst in München bestanden zahlreiche Bierstuben, wo man das beliebte „Einböcker Bier" für die durstigen Büracr- kehlen vorrätig hielt. Als Doktor Martinus Luther im Jahre 1521 auf dem denkwürdigen Wormser Reichstag seine Re-, den Kieft, erfreute und stärkte ihn ein fürstlicher Gön- ner, der Herzog Erich von Calenberg, mit einer Kanno Einbecktschen Bieres. Dieses Bier, ein obergärtges Helles, außerordentlich wohlschmeckendes Getränk, des, sen altes Rezept leider im Laufe der Jahrhunderte verlorengegangen ist, wurde nur im Winter von Mar tini bis spätestens 1. Mai gebraut, und in diesem kräf tigen und doch bekömmlichen Männerirunk dürfen wir m Wahrheit unseres (Eln-)Bockbieres Vorläufer er blicken. Das Bier wurde nicht, wie heute, in größeren Brauereien hergestellt; einzelne Bürger besaßen Brau gerechtigkeit. Man nannte sie „Bödeker" (daher das Wort Budike für einen Ausschank). Alljährlich ein mal, bet dem Fest der sogenannten „Nachbarschaften", tat sich groß und klein daran gütlich. Unsere Bockbierfeste sind als entartete Nachkommen ehrwürdiger Vorfahren nur noch ein karger Rest der alten Sitten und Gebräuche, zu denen man in unserem Zeitalter des schnelleren Laufs einfach keine Zett mehr hat. Scherz und Ernst. tl. Götzcnkult und Therapie mit Papierkügelchen. An der sogenannten Heiligen Straße in Japan steht ein Götzenbild, das das Ziel von Wallfahrern bildet und in höchst merkwürdiger Form von diesen verehrt wird. Das ganze Bild ist von unten bis oben mit kleinen getrockneten Papierkügelchen bedeckt. Wer sich eine Weile in der Nähe aufhält, kommt bald dahinter, was diesem eigentümlichen „Schmuck" zugrunde liegt. Die Japaner pflegen nämlich ihr Gebet um etwas, was ihnen besonders am Herzen liegt, auf ein Stück Papier zu schreiben, dieses dann zu einer Kugel zu sammenzurollen und es zu kauen, bis es vollkommen durchnäßt ist, worauf sie es nach dem Götzenbilde wer fen. Trifft das Papierkügelchen das Antlitz des Gottes und bleibt es dort haften, so ist der Bittsteller sicher, daß der Gott ihn erhört hat, und glücklich zieht er wieder heim. Bleibt das Kügelchen aber an einer anderen Stelle der Statue kleben, so sind die Aussichten auf Erhörung nicht so günstig, und fällt es zu Boden, dann schwindet dem Wallfahrer überhaupt jede Hoff nung auf Erfüllung der Bitte. Dieser merkwürdige Kult hat ein Gegenstück in der Sitte primitiver Völ ker Jnnerasiens, bei denen der Arzt einen Zauberspruch auf Papier schreibt und der Patient diese „Medizin" einnimmt, in der felsenfesten Ueberzeugung, geheilt zu werden. tk. Rach zwanzig Jahre« Strafporto. Der Flei schermeister Siring in Kolberg erhielt eine Postkarte, die am 5. März 1910 in Belgrad aufgegeben und abgestempelt worden ist. Der Empfänger hat jetzt nach zwanzig Jahren nicht nur die durch die Karte ausge tragenen Grüße an seine Braut, jetzige Frau, prompt übermittelt, sondern auch noch die von der Post ver langten 15 Pfennig Strafporto bezahlt. tk. Wen« die Feuerwehr im Gefängnis sitzt. In Miyazaki, der Hauptstadt der gleichnamigen japani schen Provinz, hatten bei einem Straßentumult die Mitglieder der städtischen Feuerwehr die Partei der Aufrührer ergriffen und die vordringende Polizei mit dem Wasserstrahl ihrer Spritzen bekämpft. Die Feuerwehrleute waren deshalb später hinter Schloß und Riegel gesetzt worden und sehen dort ihrer Ver urteilung wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt entgegen. Während sie in Haft saßen, brach ein Scha denfeuer aus, das sich mit Windeseile verbreitete, da niemand da war, der die Pumpen und Spritzen hätte bedienen können. Trotz der Anstrengungen der Po lizei und der aus den Nachbarorten herbeigerufenen Feuerwehren gelang es erst, den Brand auf seinen Herd zu beschränken, als dem Feuer durch die starke Steinmauer des Verwaltungsgebäudes der Miyazaki- t Eisenbahngesellschaft ein Ziel gefetzt wurde. Man ! nimmt an, daß es sich bei dem Feuer um böswillige . Brandstifter handelt, die annahmcn, daß man angesichts ; der Gefahr die mit dem Löschwesen vertrauten An- f geklagten sofort in Freiheit setzen würde. „Ster«sch«uppcn-Galtertc". Zu Begrün des Win- : ters sieht man aus den Wiesen zuweilen merkwürdig ! aussehenbe, gallertartige Massen, die sogenannte „Stern- f schnuppen-Gallertc", die man bisher, weil eingehende '- diesbezügliche Untersuchungen fehlten, für Ansammlun- ! gen mikroskopischer Blaualgen hielt. Nun hat der Forscher j Buß kürzlich diese Frage gelöst. Er untersuchte die j Gallertmaffen und sand dabet, daß sie Teile aus dem . Körper weiblicher Frösche enthielten. Da um diese Zeit die Frösche aber längst ihre Winterruhe an- f getreten haben, konnte es sich nur um die Nahcungs- j reste eines Tieres handeln, das sich einen Vorrat von Fröschen für den Winter gesammelt hatte, und die weitere Untersuchung ergab tatsächlich, daß die ge heimnisvollen „gefallenen Sternschnuppen", wie sie der Volksmund nennt, nichts anderes sind als das Gewölle - oder die Fäkalien von Iltissen, die gerade weibliche ; Frösche fräßen. Denn vom Iltis weiß man, daß er > bisweilen Frösche aus Vorrat fängt, um sie dann zu ! gelegener Zeit zu verspeisen. l Der Man«, der den Schlaf verachtet. Der 70jäh- rige Bäcker Michael Mc Carthy aus Kinsale in der irischen Grafschaft Cork darf Anspruch darauf erheben, f unter seinen Altersgenossen eine Ausnahmestellung etn- zunehmen. „Der gewöhnliche Mensch," so erklärte er einem Berichterstatter, schläft in einer Woche soviel, wie ich in einem ganzen Jahr. Das habe ich früher auch so gehalten, habe mir aber die unleidliche Schlaf sucht abgewühnt, als ich dahknterkam, daß das Schlafen nkchtS Wetter als eine schlechte Gewohnheit sei. Diese Schlasentziehungskur war anfangs nicht leicht; allmäh lich aber habe ich mich daran gewöhnt, die Schlas- anwandlung zu bekämpfen und ohne Schlaf auszu kommen. Natürlich mache ich hin und wieder ein Nik- kerchen und schlummere ein wenig, wenn ich gerade nichts Besseres zu tun habe. In der Erkenntnis, daß das Schlafen nur eine Sache der Gewohnheit ist, schlafe ich nur fünf oder sechs Stunden in einem Monat. Früher überkam mich, wenn ich schläfrig wurde, noch