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Liedform und verwendet hymnisch Wagnersches Chroma und Tristansche Sequenztechnik. Das Lied „Sommertage" (1908), besonders auffäl lig, ja magisch durch die reife Instrumentation von 1928 „verwandelt", ist streng thematisch komponiert und erinnert in seinem Über schwang entfernt an den „schwungvollen" Sei tensatz von Mahlers 6. Sinfonie. Die Urauf führung der Orchesterfassung der „Sieben frühen Lieder" fand am 6. November 1928 un ter Leitung von Robert Heger mit Claire Born als Solistin in Wien statt. Wie Ludwig van Beethoven in der Reihe seiner Sinfonien zwischen Werken kraft voll-männlichen und anderen mehr lyrisch weiblichen Charakters abwechselte, steht auch sein Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur o p. 5 8 ein wenig träumerisch zwischen dem heroischen c-Moll- und dem grandiosen Es- Dur-Konzert. Erstmalig aufgeführt wurde dieses Werk, von Beethoven selbst gespielt, im März 1807 bei einer seiner Akademien im Palais Lobkowitz in Wien. Der bekannte Lie derkomponist und Musikschriftsteller Johann Friedrich Reichardt, der das Konzert bei einer Wiederholung im Dezember des folgenden Jahres zusammen mit zahlreichen anderen Kompositionen Beethovens hörte, berichtete darüber: „Das achte Stück war ein neues Pianofortekonzert von ungeheurer Schwierig keit, welches Beethoven zum Erstaunen brav in den allerschnellsten Tempi ausführte. Das Adagio, ein Meistersatz von schönem durch geführten Gesang, sang er wahrhaft auf sei nem Instrumente mit tiefem melancholischen Gefühl, das auch mich dabei durchströmte." In der Tat ist im G-Dur-Konzert die Form des Solckonzertes mit Orchester in ganz idealer Weise gemeistert. Der Solist, dessen virtuos- pianistische Forderungen nie außer acht ge lassen, aber geistvoll als organischer Bestand teil des Werkes eingesetzt werden, und das Orchester sind hier durchaus selbständige und doch motivisch-thematisch aufs genialste miteinander verknüpfte Partner. Sie dienen gemeinsam der sinfonischen Idee, die die drei kontrastierenden Sätze des Werkes zu einer entwicklungsmäßigen Einheit verbindet, so daß man hier, wie auch beim Es-Dur-Konzert, mit vollem Recht von einer „Klaviersinfonie" sprechen kann. Als Kernstück des Konzertes, in dessen Grundhaltung die lyrisch-idyllischen Züge dominieren, ist der dialogisierende Mit telsatz mit seinem poetischen Gegenspiel von Klavier und Orchester anzusehen. Der erste Satz (Allegro moderato) bringt zu Beginn, solistisch vorgetragen, das zarte wei che G-Dur-Hauptthema, auf dessen motivi sche Beziehung zu dem berühmten „Schick salsmotiv" der 5. Sinfonie häufig aufmerksam gemacht wurde. Auf der Dominante endend, erfährt das Thema durch einen plötzlichen Wechsel nach H-Dur eine neue Beleuchtung. Nach einer Weiterentwicklung im Tutti 4B klingt zuerst in den Violinen das stolze,WF gnalartige zweite Thema. Mit diesen Haupt gedanken, die jedoch durch mannigfache neue Seitengedanken bereichert, vom Klavier in ausdrucksvollen Akkordfigurationen um spielt und immer wieder abgewandelt wer den, entsteht nun ein wundervolles, von größ tem Empfindungsreichtum zeugendes Zusam menwirken von Soloinstrument und Orchester, das nach der großen Kadenz rauschend schwungvoll beendet wird. Höchste poetische Wirkungen erreicht der er greifende langsame Satz (Andante con mo to), der die Romantiker verständlicherweise ganz besonders begeisterte. Eine Überliefe rung zufolge soll er von der Orpheus-Sage inspiriert sein und die Bezwingung der fin steren Mächte der Unterwelt durch die Macht seelenvollen Gesanges zum Inhalt haben. In leidenschaftlichem Dialog zwischen Klavier und Orchester erfolgt, charakterisiert durch zwei äußerst gegensätzliche Themen, ein dü ster-drohendes und ein innig-flehendes, diese entscheidende Auseinandersetzung zweier Prinzipien. Der sich unmittelbar anschließende Schuß satz, ein Rondo, zeigt danach nun in se^B Gestaltung stürmische Lebensfreude, heitere Glücksempfindungen. Phantasievolle Kombi nationen des tänzerischen Rondo-Themas und eines lyrischen, schwärmerischen Seitenthe mas münden in einen glanzvollen Abschluß des Konzertes. Dr. Dieter Härtwig Programmblätter der Dresdner Philharmonie Redaktion: Dr. habil. Dieter Härtwig Spielzeit: 1984/85 — Chefdirigent: Prof. Herbert Kegel Druck: GGV, BT Heid. 111-25-16 494110 2,8 JtG 009-55-84