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Zschopauer Tageblatt : 24.12.1942
- Erscheinungsdatum
- 1942-12-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1780081065-194212245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1780081065-19421224
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1780081065-19421224
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Zschopauer Tageblatt
-
Jahr
1942
-
Monat
1942-12
- Tag 1942-12-24
-
Monat
1942-12
-
Jahr
1942
- Titel
- Zschopauer Tageblatt : 24.12.1942
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Nr. 2 - Zschopuarr Tagrdtatt Darum wollen und sollen wir nicht vergessen, daß auch tn dieser Welt der Härte und Lieb« losigkeit, wie sie uns jetzt zur vierten Kriegs- Weihnacht wohl manchmal erscheinen mag, denn« noch eine große, heilige Lieb« waltet, wie wir sie eben nur zu Weihnacht einmal schauen dür fen und wie sie in aller ausbrechenden mensch lichen Liebs einen schwachen Abglanz findet. Dann wird di« alte, liebe deutsche Weihnacht wieder überall ihr altes Wunder wirken und die Herzen froh und fröhlich, tapfer und treu, sreud- und friedevoll machen. Dann ist sie wie- der da, die fröhliche, selige, gnadenbringende Weilnachtszeit. Weihnacht überall! England Merl um sein Kolonialreich (Fortsetzung von Se'te l) in Burma als die Befreier begrüßt wurden, hat man im britischen Kolonialamt nach dieser Behauptung des Herrn Ministers noch nichts ersahrcn oder besser gesagt noch keine Notiz ge nommen. Kolonialminister Stanley setzte sich in seiner Nedo aber nicht so sehr mit Forderungen der versklavten Kolonialvölkcr als mit dem Wunsch der USA.-Machthaber auseinander, diese Kolo nien England abzuknöpfen. Dabei machte er einen höchst bemerkenswerten Vorschlag, der im Grunde genommen eine tiefe Verbeugung vor Roosevelt ist. Ein neues Zeichen dafür, datz England sich den USA.-Anfprüchen auf das bri- tische Weltreich ernsthaft nicht mehr zu wider setzen wagt. Mit einem Kompromiß glaubt man vielleicht noch einen Teil der Herrschaft retten zu können. So erklärte Stanley, er hof fe, auf dem Gebiet der Kolonialpolitik ein „Weiterbestehen der nationalen Souveränität, kombiniert mit dem Grundsatz der internationa len Zusammenarbeit" zu sehen. Es gebe viele Probleme, die einzeln nicht gelöst werden könn ten. Die anglo-amerikanische karibische Kom mission sei ein Beispiel für die Art und Weise, in der die Probleme der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung untersucht und behandelt werden könnten, ohne dabei auf Fragen der Souveränität einzugehen. Dieses Beispiel hätte Stanley am wenigsten anführen dürfen. Denn gerade um die karibischen Inseln tobt zur Zeit ein heftiger Streit zwischen England und den USA., in dem es nicht um die wirtschaft lichen oder sozialen Probleme der Bevölkerung geht — um di« kümmern sich weder die Eng länder noch die Schergen Roosevelts auch nur im geringsten — sondern um die Herrschaft in die sem Gebiet. Mit den Stützpunkten, die* die USA.-Machthaber dort in dem Zerstörer-Ge schäft mit Churchill eingehandelt haben, ist Roosevelt nicht zufrieden. So hat sich dort, und zwar unter dem Vorsitz eines USA-Vertreters, «ine Kommission gebildet, die auch über di« ge samten inneren Angelegenheiten der karibischen Inseln entscheiden will. England ist aufgefor dert worden, Geld für mancherlei Maßnahmen dieser Kommission zur Verfügung zu stellen und, wenn es dazu nicht mehr in der Lage sei, diese Beträge von den USA. „vorschießen" zu laßen. Was diese Forderungen bedeuten, können sich die Engländer anhand der soeben veröffentlich ten USA.-Erinnerungen an di« Pariser Fri«- densverhandlungen von 1919 klar machen, di« in Washington nach dem Motto kommentiert werden: Solche Fehler machen wir nie wieder. Mit anderen Worten: die USA.-Machthaber sind fest entschloßen, mindestens alles das zu be halten, was ihnen in diesem Krieg erst einmal in die Hände fällt. Mit dem Hinweis auf di« anglo-amerikanische Kommission auf den Kari» bischenJ nseln hat Englands Kolonialminister Stanley daher ein heißes Eisen angefaßt. Man fechint sich in London schon damit abgefunden zu haben, daß man unter den heutigen Verhält nissen mehr als eine formale Souveränität von Roosevelt kaum noch verlangen kann. So bie tet man ihm die „Mitarbeit", das heißt die Ge winnbeteiligung an den Kolonien, schon lieber „freiwillig" an.. Hoch größere Anforderungen an Englands Ilotle Ein Stoßseufzer des britischen Kriegstransporkministers Englands Kriegstransportminister Lord die Handelsmarine zweifellos noch viel größere Leathers hat die Lloyds-Liste durchgesehen, wie Anforderungen als bisher gestellt werden, und Reuter berichtet. Dabei hat er sich mit einem er beklagt« sich darüber, daß die Oeffentlichkeit sich niemals Rechnung ablege von der Größe der Anstrengungen, die di« Flotte machen müße, um Englands militärische Stellung ausrecht zu erhalten. Mit anderen Worten, das englische Volk hat nach dem Geständnis seines Kriegs- sür England sehr ernsten Thema beschäftigt. Aus dieser Liste dürste nämlich zu ersehen sein, welche Versicherungssummen bei Lloyds fällig geworden sind, weil die versicherten Schiffe in zwischen untergegangen sind. Zu Anfang des Krieges ließ man wie in Friedenszeiten auf der Londoner Börse noch die Lloyds-Glocke er tönen, wenn es ein Schiff weniger gab. Von diesem Brauch kam man aber bald ab. Die Glocke ertönte zu oft, was nicht nur auf die Vörsenbesucher, sondern auf das ganze englische Volk einen außerordentlich ungünstigen Ein druck machte. Die Lloyds-Liste aber verschwand wie alle wahrheitsgetreuen Versenkungszisfern in Churchills Riesenschublade. Das war da mals, als Deutschland nur «inen Bruchteil der U-Boote besaß, die heute der Versorgungsschiff fahrt Englands und seiner Verbündeten das Leben schwer machen. Kein Wunder, daß sich bei Durchsicht der Lloyds-Liste dem englischen Kriegstransportminister ein Stoßseufzer ent rang. Selbst nach der wortkargen Reuter- Meldung sagte Lord Leathers nämlich, daß an Trostlose Lage Tschungklng-Wnas Ueber di« Lag« Tschungking-Chinas macht der Englisch« Brigadegeneral C. R. Woodrof fe in seiner Eigenschaft als Leiter der Peking Syndicate Aktiengesellschaft bet der Erstat tung des Jahresberichts seiner Gesellschaft aufschlußreiche Mitteilungen. Er erklärte, daß Tschungking-Chtna in diesem Augenblick nichts Andere» mehr sei, als ein von allen Seiten belagertes Land, das nur noch aus der Luft versorgt werden könne. Woodroffe sagte weiter: „Die Niederlagen Englands, insbesondere der Verlust von Burma, lösten ohne Zweifel tn China eine moralisch« Er schütterung aus, die noch schwerer wiegt, als die materiellen Verluste. Es ist deshalb absolut lebenswichtig, daß Burma so rasch wie möglich zurückerobert wird, damit Tschungking sein Kriegsmaterial wieder er halten kann. Tschungking benötigt vor allem Flugzeug«, Panz«rwagen und schwere Artil- transportmiuisters keine Ahnung davon, wie es um seine Flotte steht. Es will viel heißen, datz dieses Geständnis gerade in diesem Zeitpunkt abgelegt wird, in dem Winterstllrme auf den Weltmeeren den deutschen U-Booten die Arbeit außerordentlich erschweren. Man spürt den außerordentlichen Eindruck, den die Durchsicht der Lloyds-Liste auf den englischen Kriegs transportminister gemacht hat. Daß das eng lische Volk sich über die verheerenden Schiffs verluste, die hier verzeichnet sind, vorausgesetzt, daß di« Liste ordnungsgemäß geführt ist, keine Rechenschaft ablegt, ist selbstverständlich. Nach den Versenkungsziffern, di« Churchill veröffent lichen läßt, kann es das auch gar nicht. Viel leicht bekommt es aus dem Stoßseufzer seines Kriegstransportministers «in« Vorstellung da von, wie unerhört es belogen wird. lerie. Das ist Kriegsmaterial, da» es nicht im eigenen Lande Herstellen kann. Wirkliche Hilf« kann Tschungking nicht erhalten, ehe di« Burmastraße, Chinas lebenswichtige Ver bindungslinie, wieder geöffnet und gesichert ist". Mit solcher Klarheit und Offenheit ist die Lag« Tschungktng-ChinaS und der Erfolg Japan» von anglo-amerikantscher Seit« bis her nicht gekennzeichnet worden. Ritterkreuzträger Oberst Botho vo» Frauyiu« gefallen. Bet d«n schweren Kämpfen an der Abwehrfront von Toropez fand der tn Sawdin (Kreis Graudenz) geboren«, in Potsdam-Neu fahrland wohnenhaft« Ritterkreuzträger ObeHt Botho von Frantzius als Kommandeur eine» Grenadier-Regiments den Heldentod. Weihnacht«« 1SL Meiste Siegeszuversicht Fknnisch« Stimmen zur KrtegSlveihnacht. Zum Weihnachtsfeste richten di« Führer der großen militärischen und halbmilitäri schen Vereinigungen an ihre Gefolgschaft Grütze, tn den«n auch tn herzlichen Worten di« Arbeit des verflossenen Jahres «lne Wür digung findet. Ebenso bringen sämtliche Lettausfätz« d«r Zeitungen zum Weihnacht-fest 1942, wobei die diesjährige Kriegsweihnacht al» «in Fest de» Dankes und der Freud« Mr da» mit vie len Opfern bisher Erreichte gewertet wird und die Zuversicht auf den Endsieg in allen Blättern stärker denn j« zum Ausdruck kommt. Zn aller Kürze Vier neue Ritterkreuzträger des Heeres. Der Führer verlieh das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an: Oberst Alexander Vial, Komman deur eines Grenadier-Regiments; Major Karl Lorenz, Kommandeur des Pionier-Bataillons „Eroßdeutschland"; Oberleutnant d. R. Gerhard Türke, Kompaniechef in einem Grenadier-Regi ment; Oberfeldwebel Bruno Kohns, Zugführer in einem Jägerregiment. Endgültige Urteilssällung im Prozeß wegen des Bombenanschlags aus Botschafter o. Papen. Der Prozeß wegen des Bomb«nattentats auf Botschafter von Papen wurde am Mittwoch mit der Abweisung der Berufung der vier Ange klagten abgeschlossen. Das Urteil des Schwur gerichts lautet auf 16 Jahre Zuchthaus für die beiden sowjetischen Angeklagte« Pavolow und Kornilow und auf 10 Jahre für die beiden tür kischen Staatsangehörigen Sigol und Seymann. Di« entsprechenden Strafep in der ersten In stanz betrugen 20 bezw. 10 Jahre Zuchthaus. Massenflucht aus Kalkutta. Nachdem Kal kutta in der Nacht zum Mittwoch zum dritten Mal von japanischen Flugzeugen angegriffen wurde, hat eine Mastenflucht aus der Stadt eingesetzt. Alle Straßen und Beförderungsmit- t«l, die aus der Stadt führen, sind mit Flücht lingen überfüllt. Die Hälfte der schwedischen Handelsschiff« in anglo-amerikanische« Dienste«. In der anglo-amerikanischen Schiffahrt sind, nach einer Etgenmeldung von „DagenS Nyheter" aus New Dort, zur Zeit 5335 schwedisch« Se«l«ut« eingesetzt. Ungefähr di« Hälfte der schwedischen Handelsflotte befindet sich tn anglo-amerikanischen Diensten. Viele dieser Schiffe fahren jetzt zwischen anglo--amerika nischen und neutralen überseeischen Häfen. Zwei Seheimsttzung«« d«s Senat» t» Chile. Der chilenisch« Senat hielt am Dienstag zwei Eemeinsttzungen ab. Der autzenpolttische De batte wohnten der Außenminister Fernandes und sieben andere Minister bei. Zwei Brüder» durch Mt«e»«xplosio» getötet. Nach «in«r Meldung aus La Linea wurde tn der Nähe von San Roqu« am Strand von Poniente eine Mine angespült, bei deren Ex plosion zwei Brüder im Alter von 14 und ist Jahren getötet wurden. knien uM Uniisrsäscks« sümvlgvn - Indiens Valkkl recktlv« InäiZcks Wenn etwas in Indien zu loben ist, dann sind es die Eisenbahnen. Nicht nur deswegen, weil man unbedenklich sechs Koffer als Hand gepäck ohne Gebühr mitnehmcn kann. Die Eisenbahnen sind in privaten Händen. Es gibt mehrere große Linien, darunter die East In dian, die Bengal Nagpur, die Audh und Royilk- hand. Das Abteil für den Europäer ist wie «in kleines Zimmer, zu jedem Abteil gehört das Badezimmer mit Brause, Kalt- und Warm wasser. Die Fenster sind fünffach. Das nor male Glasfenster ,das blaue Fenster, das die Augen vor der Sonne schont, die Holzjalousie, das vrahtgeflechtsenster, das gegen Moskitos schützt, wenn alle anderen Fenster ossen stehen und ein Rohrfaser-Sonnenschutz. Dieses Rohrfasersenster besitzt eine äußerst lobenswerte Eigenschaft: Man zieht an einer Quaste und vom Dache rinnt Wasser über das Fenster, dessen rasch« Verdunstung während der Fahrt das ganze Ab teil kühlt. Jeder Reisende hat natürlich seinen eigenen Boy, der den Tee zum Bett bringt, die Schuhe putzt, die Betten macht. Billigerer Bahntarif für Engländer Der Preis für hundert Kilometer beträgt un gefähr ein Viertel unserer deutschen Bahnpreise. Hinzugesetzt: für den Weißen. Für den Einge borenen ist die Staffelung wesentlich höher, und den meisten ist die Bahnkarte unerschwinglich, sie ziehen es vor, wochenlang neben den Schie nen in der Sonnenglut zu wandern und ihr Gepäck auf dem Kopfe zu tragen. In solch einem Eisenbahnzug lernte ich einen Inder kennen, er hieß Cowasji und hatte noch einige Namen, die man sich nicht merken kann. „Welche Städte kennen Sie in Indien?" fragte er mich. „Nun, außer mehreren Häfen nur Bombay, Kalkutta Madras und Kolombo!" „Natürlich," sagte der Inder. „Di« Städte, die nicht indisch sind. Es sind europäische Städte." „In Bombay gibt es doch nur 12 000 Eng länder?" widersprach ich. „lind fast eine Mil lion Inder!" „Gerade deshalb! kam die Antwort. Gibt cs in Bombay indische Bariten? Ich sehe nur an jeder Ecke das Denkmal eines englischen Ad mirals oder Gouverneurs. Villen, Banken, Regierungsgebändc, englische Hotels und Klubs. Und ein paar Dutzend Kirchen." „Eintritt für Eingeborene verboten!" „Und Kalkutta!" warf ich «in. Lrledni886 von ^.loxsnäsr von „Fünftausend Weiße und eine Million In der", kam prompt die Antwort. „30 protestan tische meist anglikanische und 10 katholische Kir chen. Dafür gibt es in Kalkutta nicht einen einzigen Hindutempel! In die botanischen. Gärten dürfen keine Eingeborenen hinein. Ha ben Sis noch eirr Beispiel?" Ich schwieg. Ich mußte dem Mann recht ge> ben. Ich stehe nicht auf dem Standpunkt, datz die Beamten in Indien in unbequemen Häu sern wohnen sollen, daß ihre Gattinnen sparen sollen, um mit dem Wirtschaftsgeld auszukom men. Nein, aber für die Inder müßt« auch et was geschehen. Ich sagte dies meinem Reise genossen ganz ungeniert. „Der englische Beamte dient seine fünf Jahre, macht sich in dieser Zeit ein Vermögen, dann kehrt er in die Heimat zurück. Kann ein Be amter in Europa sich in fünf Jahren ein Ver mögen ersparen?" „Nun ja, das gewiß nicht. Bedenken Sie das Klima für den Weißen?" antwortete ich. „Welches Volk der Welt würde sich gefallen lassen, daß ein Beamter in fünf Jahren ein Vermögen erwirbt, von besten Zinsen seine Fa milie und seine Nachkommen durch hundert Jahre hindurch leben können?" „Und warum läßt es sich das Volk doch ge fallen?" lautete meine Gegenfrage. „Weil unsere eigenen Fürsten es mit den Engländern halten. Die führenden Kreise in jedem einzelnen Staate wissen, daß England ihnen die Garantie gibt, auf unbeschränkt« Zeit die ungeheuren Einkünfte aus dem Polke pres sen zu können. Unsere Fürsten und Maharad schas! Sie besorgen die Geschäfte der Eng länder. Nur unter der englischen Herrschaft können sie ihre Riesencinkommen weiter be ziehen. Die Fürsten haben wieder ihre gut bezahlten Beainten." Prunkvolles FUrstensest aus Volkskosten „Und es gibt keine Bewegung gegen diese Fürsten?" fragte ich. Mir fiel dabei ein eige nes Erlebnis ein. Ein Maharadscha, der auf unserem Schiffe nach Indien fuhr, halte beim Abschied unseren Kapitän zu einem Festesten cingeladcn, Der Kapitän mußte dankend aü- lchncn, weil er an diesem Abend bereits seinen Passagieren zugesngt hatte, bei dem von ihnen veranstalteten Bordball teilzunehmcn. „Wievicle Passagiere haben Sie, Kapitän?" hatte der Maharadscha gefragt. „Achthundert ungefähr. Hoheit." „Dann bringen Sie Ihre 800 Passagier« ein fach mit", entschied der Maharadscha. Am Abend standen 400 Autos vor dem Schiffe. Die eigenen Prunkwagen des Maha radscha. Bei der Tafel erhielt jeder East ein Geschenk. Die Damen kostbare Armringe mit Brillanten di« Herren goldene Zigarettendosen, auf denen die Initialen des Fürsten mit Edel steinen eingesetzt waren. Mehr als dreihundert Tänzerinnen führten während der Tafel Tänze! aus. Das Feuerwerk, das am späten Abend ab-j gebrannt wurde, kostete allein soviel, wie «in deutscher Handwerker im Laufe von dreißig! Jahren Einkommen hat. l „Doch, es gibt «ine Bewegung gegen di«; Fürsten", sagte Cowasji. „Unsere Freiheits bewegung arbeitet ebenso gegen die Maharad schas und die anderen tausend großen und klei nen Fürsten wie gegen England." „Sehr gut. Sie sagen Freiheitsbewegung, und meinen Gandhi. Wir kennen natürlich' Gandhis Lehren. Und seinen berühmten Marsch zum Meer, um das Salz aus der See zu gewin nen." ! Der Weg Gandhis „Leider", sagte jetzt der Inder. „Seine Ar»; beiten erschienen ja auch in deutsch und englisch.' Jed« dieser Sprachen wird von Millionen! Menschen gesprochen, gelesen. Hier in Indien müßt« man erst 200 Millionen Menschen eine gemeinsame Sprach« lehren, damit sie die Bü cher Gandhis lesen könnten. Dann wäre es mit einen, Schlage mit Englands Herrschaft aus" „Seine Salzgewinnung hatte also keinen Er folg?" fragte ich. „Das war doch nur ein Symbol", kam di« Antwort. „Gandhi predigt den passiven Wider stand. Das Nichtgehorchen. Schon nach dem Blutbad von Amritsa im Jahre 1920 schuf Gandhi die Bewegung. Leider brach der Ma hatma selbst später die Bewegung ab. Weil Indien noch nicht reif dafür war! Wir blieben beim passiven Widerstand. 1932 kam Gandhi von der berühmten Nound Table Konferenz zu rück. Ohne ciwas erreicht zu habeiz, die Eng länder haben immer nur versprochen. Und nie! etwas gehalten. 2m Jahre 1936 hat endlich s unser Nationalkongrcß den Sieg davongetragen. Wer hat ihm Hilse geleistet? Die Maharad schas, die Fürsten, die persischen Großkaufleute." ..Und wo» würde Indien tun. wenn es sein« Freiheit wieder erlangen würde?" lautet« meine letzte Frag«. „Darauf gibt es nur eine Antwort", erwider te der Inder. „Indien für Indien! Keinen Hungerlohn für di« Arbeit auf indischem Bo den. Gerecht« Löhne, Anteil am Ertrag der Arbeit." Ich mutzte noch an den Inder und seine lei denschaftlich vorgsbrachten Gründe denken, als ich schon in Madras war. In jeder indischen Stadt gibt es einen englischen Rennplatz. Ne ben Königs Geburtstag ist das größt« natio nale anglo-indische Fest das große Kalkutta Sweepstake. Auch dem kleinen Inder wird das Geld für diese Pferderennen aus der Tasche ge zogen. Denn bezahlen muß dies« teuren Renn pferde und diese Rennbahnen der Eingeboren«. Schon um zehn Rupien kann man wetten. Und kann ein« halbe Million Pfund gewinnen — unter Umständen. Am Abend — es war in Haiderabad — traf ich wieder meinen indischen Freund von der Bahn. „Ich schätze Sie nicht als Durchschnittstouri sten «in", sagte er zu mir. „Wenn Sie alber et was sehen wollen, was ein englischer Tourist gesehen haben muß, dann kommen Sie mit mir. Ich möchte Ihnen etwas zeigen, was Sie nachdenklich machen wird." Und so gingen wir zu Rahatmö llmfal. Das Nautsch-Sirl — und Eduard VH Frau Rahatmö war «ine alte Inderin. Sie war einst «ine der schönsten Frauen Indiens. Bester gesagt: eines der schönsten Nautsch-Girls. Sie verdiente sich ihren Unterhalt nicht nur mit dem Tanzen. Und so wie andere Tänzerinnen Juwelen oder Geld nehmen, so verlangte sie von jedem Liebhaber nebenbei seine Unterschrift. Ihr Vater war der berühmteste Tätowierer von Haiderabad. Er tätowiert« diese Unterschriften säuberlich auf die Haut der schönen Tochter. Und es gab viel zu tätowieren, sehr viel. Heute verdient Rahatmö Umfal ihren Le bensunterhalt, indem sie ihre Unterschriften, sammlung den reisenden Touristen zeigt. Ge gen geringes Entgelt. Die Samlung ist längst wegen Platzmangel abgeschlossen. Dis Lords nehmen in der Sammlung den ersten Platz ein. Sogar ein Gouverneur ist dar unter, berühmte Reisende und Schriftsteller. Namen in allen Sprachen. An bevorzugter Stelle die Maharadschas und Fürsten. Mein indischer Freund zeigte mir jedoch einen Namen, der aus allen anderen hervorstach: König Eduard der VII. Als er noch als Prinz von Wales Indien bereist hatt«.
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