Volltext Seite (XML)
3. ZYKLUS-KONZERT FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY Festsaal des Kulturpalastes Dresden Donnerstag, den 8. Dezember 1983, 20.00 Uhr Freitag, den 9. Dezember 1983, 20.00 Uhr dresdner olnillnöirnnonte Dirigent: Horia Andreescu, SR Rumänien Solist: Dang Thai Son, SR Vietnam, Klavier Johannes Paul Thilman 1906-1973 Fryderyk Chopin 1810-1849 Versuche für Streichorchester (1972) Breit, ausdrucksvoll Sehr lebhaft Sehr langsam, voller Trauer Bewegt und markant Uraufführung Konzert für Klavier und Orchester f-Moll op. 21 Maestoso Larghetto Allegro vivace PAUSE Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 Sinfonie Nr. 3 a-Moll op. 56 (Schottische Sinfonie) Andante con moto - Allegro poco agitato Vivace non troppo Adagio Allegro gueriero vivacissimo — Allegro maestoso HORIA ANDREESCU, 1946 in Bra$ov geboren, entstammt einer Musikerfamilie. Er studier te in seiner Heimatstadt und an der Musikakademie „Ci- prian Porumbescu" in Bukarest (Dirigieren bei Constantin Bu- geanu und Komposition bei Stefan Niculescu). 1967 debü tierte er mit dem Jugendorche ster von Brasov, dann leitete er das Kammerorchester der Bu karester Jugend. 1973/74 vertief te er seine Ausbildung an der Bukarester und — bei Hans Swa- rowsky — an der Wiener Mu sikakademie. Außerdem besuch te er Dirigentenkurse von Ser giu Celibidache. Er ist Chefdi rigent der Staatsphilharmonie von Ploiesti, gleichzeitig stän diger Gast der führenden Or chester seines Landes. Er machte zahlreiche Aufnahmen für Funk und Fernsehen und gastierte sehr erfolgreich in vielen Län dern (u. a. 1979 in den USA, seit 1981 wiederholt in der DDR). Mit DANG THAI SON, Jah< gang 1958, konzertiert zum er sten Mal bei der Dresdne Philharmonie ein Künstler aus der SR Vietnam. Als Sieben jähriger begann er seine Klo» vierstudien an der Musikschule in^^ioi, an der ihn die Mut- tp^^Blbst eine namhafte Pia- nis^n und Musikpädagogin, unterrichtete. Als 1972 die Mu sikschule evakuiert werden muß te, erfolgte der weitere Lehr betrieb in Höhlen. An den Konservatorien von Gorki und Moskau konnte er schließlich seine Ausbildung vertiefen. 1980 gewann er den 1. Preis des Internationalen Chopin- Wettbewerbes in Warschau. Da mit wurde eine glänzende in ternationale Solistenkarriere eingeleitet, die den Künstler bereits in viele Länder führte. ZUR EINFÜHRUNG Vor 10 Jahren - am 29. Januar 1973 — verstarb, erst 67jä hrig, der Dresdner Komponist Johan nes Paul Thilman, mit dem die Dresd ner Philharmonie jahrzehntelang aufs engste verbunden war, brachte sie doch zahlreiche seiner Werke aus den verschiedensten Schaf fensperioden zur Uraufführung. Der einstige Schüler von Hermann Grabner, Hermann Scherchen und Paul Hindemith wirkte langjäh rig — bis 1967 — als verdienstvoller Professor für Komposition an der Dresdner Musikhoch schule „Carl Maria von Weber”. Viele Jahre war er als 1. Vorsitzender des Verbandes der Komponisten und Musikwissenschaftler im Be zirk Dresden tätig, bis 1968 auch im Zentral vorstand des Verbandes, den er 1951 mitbe gründete. Johannes Paul Thilman gehörte zu den führen den Komponistenpersönlichkeiten der DDR auf dem Gebiet der Instrumentalmusik. Für sein vielseitiges und umfangreiches Schaffen, das sich durch Musikantentum, handwerkliche Reife, durch Prägnanz, Linearität sowie durch for male Durcharbeitung im Detail auszeichnet, erhielt er zahlreiche Ehrungen (Nationalpreis und Martin-Andersen-Nexö-Kunstpreis der Stadt Dresden 1960, Vaterländischer Verdienst orden 1966 und 1972). Die Akademie der Kün ste der DDR berief ihn zum Korrespondieren den Mitglied. Auch als Musikschriftsteller trat der Komponist mit drei Büchern zu Fragen der neuen Musik und mit Aufsätzen über Musik in in- und ausländischen Fachzeitschriften her vor. In seinem Nachlaß fand sich ein bisher weder aufgeführtes noch veröffentlichtes Werk, das trotz bescheidener äußerer Dimensionen ge wissermaßen als sein Vermächtnis zu betrach ten ist, entstand es doch einen Monat vor sei nem plötzlichen Ableben, im Dezember 1972: Versuche für Streichorchester. Der Titel — möglicherweise ein Arbeitstitel - ver rät, daß der Komponist noch in seiner letzten Zeit ständig auf der Suche nach neuen Form- und Ausdrucksmitteln war, gleichwohl haftet der Arbeit nichts Experimentelles an. Sie be sitzt vielmehr alle Merkmale seines reifen Spät stils, wozu auch die aphoristische Knappheit, der Miniaturcharakter des Ganzen gehört. Vier kurze, nachdenklich-ausdrucksvolle und geistvoll-spielerische Stücke, kontrastreich in ihren Stimmungen angelegt, sind locker, suiten- haft aneinandergereiht. Rhythmische Kräfte do- minimieren, die Farbigkeit des (vielfach unter teilten) Streicherapparates wird apart ausge schöpft, aber auch melodische Bögen werden — in den langsamen Partien zumal — gespannt, überaus kunstvoll ist der Satz angelegt, inten siv die harmonische Gestaltung. Sein Klavierkonzert f-Moll op. 21 vollendete Fryderyk Chopin ebenso wie das e-Moll-Konzert op. 11 im jugendlichen Alter von kaum 20 Jahren. Die Uraufführung des Werkes, bei der der Komponist den Solo part selbst übernommen hatte, fand am 17. März 1830 in Warschau statt. Obwohl das f-Moll-Konzert bei seiner späteren Veröffentj lichung im Jahre 1836 der polnischen Gräfin Delfina Potocka gewidmet wurde, war es ursprünglich unter dem Eindruck seiner Ju gendliebe zu Konstancja Gladkowska, einer Opernsängerin am Warschauer National theater, entstanden. Das Konzert, mit dem Chopin übrigens auch in Paris debütierte, knüpft zwar in seiner formalen Anlage und in technischer Hinsicht an die virtuosen Kla vierkonzerte der Zeit an, zeigt sich aber in seiner Tiefe des Gefühls, seiner Poesie, seiner reich figurierten, typischen Melodik und in seiner bezaubernden jugendlichen Frische und Leichtigkeit bereits als echtes Werk seines Schöpfers. Der erste Satz (Maestoso) entwickelt sich in seinem Verlauf zu einem ausgeprägt virtuosen Musikstück. Auf zwei kontrastierenden The men, einem betont rhythmischen und einem eher lyrisch-ausdrucksvollen, aufbauend, bringt der Satz in seiner Durchführung statt einer Verarbeitung dieser Themen im Sinne drama tischer Spannung und Entspannung eine reiche Ausdeutung des thematischen Ma terials durch die Erzeugung wechselnder Stimmungen, wobei das Soloinstrument mfl glitzernden Passagen, brillanten Läufen unff feinen, arabeskenhaften Ornamenten die Grundgedanken virtuos umspielt. Das fol gende Larghetto gehört zu Chopins poetisch sten Einfällen überhaupt. Dieser schwärme risch-innige Satz, der von einem bezaubernden Nocturne eingeleitet wird, scheint in seiner wundervollen, liedhaften Melodik, seiner da mals ganz neuartigen harmonischen Sprache den von verhaltener Erregung durchglühten Ausdruck reinster, zärtlichster Gefühle wider zuspiegeln. Nach einem leidenschaftlich-be wegten Mittelteil (Appassionato) erklingt noch