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ZUR EINFÜHRUNG Die im Frühjahr 1824 vollendete Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 11 gilt als erstes Werk, das der fünfzehnjährige Mendels sohn für großes Orchester komponiert hat. Mit dieser Sinfonie, die noch von seinen Stil übungen, Formexperimenten und von der Er probung seiner handwerklichen Fähigkeiten Zeugnis ablegt, gleichwohl seinen Ansprüchen genügte und von ihm als gelungen betrach tet wurde, fand die Periode der Kompositions studien, in der er u. a. insgesamt 13 Jugend sinfonien schrieb, ihren Abschluß. Streng ge nommen ist die c-Moll-Sinfonie nur eine Fortführung der zwölf im Alter von 12 bis 15 Jahren komponierten frühen Streichersinfonien, denn das Autograph trug noch die Nummer XIII. Obgleich als Ergebnis der Auseinander setzung mit Vorbildern der Wiener Klassik in der c-Moll-Sinfonie, die den Typ der klassi schen viersätzigen Sinfonie repräsentiert, Ein flüsse vor allem Beethovens, Mozarts, Haydns, aber auch Webers deutlich zum Ausdruck kommen, überraschen Ideenfülle und meister liche Beherrschung der kompositorischen Mit tel des jungen Mendelssohn. Das Werk er klang erstmalig 1827 unter Johann Christian Philipp Schulz im Leipziger Gewandhaus. (1829, als Mendelssohn die Sinfonie der Lon doner Philharmonischen Gesellschaft widmete, erhiet sie eine neue Fassung: Anstelle des ursprünglichen Menuetts setzte er ein elegant orchestriertes Scherzo aus dem Oktett op. 20). Der Komponist gestaltete die Themen des ersten Satzes in Anlehnung an Beethovens Coriolan-Ouvertüre. Das erste ungestüme, kraftvolle Thema in c-Moll, aus Arpeggien und Läufen gebildet, von Violinen vorgetra gen, wird mit einem lyrischen zweiten Es-Dur- Thema konfrontiert, das in den Oboen, Klari netten und Flöten erklingt. Das Ende der Ex position erinnert jedoch nicht mehr an Beet hoven, sondern vielmehr an die jubelnden Skalen aus Webers Freischütz-Ouvertüre. Nach kurzer Durchführung erscheinen die Themen nochmals in ihrer Originalgestalt. Diese Themenwiederholung mündet in ein Orche stertutti mit mächtigem Paukendonner, das den ersten Satz beschließt. Im Gegensatz zum vorangegangenen stürmi schen Satz strahlt der liebenswürdige zweite Satz (Andante, Es-Dur) Ruhe aus und ent spricht mit seiner volksliedhaften, kantablen Melodik schon späterer Mendelssohnscher Eigenart. Auffallend ist in diesem Satz, in dem sich Variations- und Sonatenform ver einigen, die äußerst durchsichtige Instrumen tation, deren farbige Nuancierung schlichte Naturstimmungen hervorruft. Sparsam ange wendete, dynamische Effekte beleben den ruhigen Verlauf des Adagios. Im folgenden ursprünglichen Menuett (Alle gro molto, c-Moll) erklingt ein stark synko piertes Thema, das imitatorisch verarbeitet wird. Die Wildheit und der fast grobe Klang des Menuetts erfahren im Trio eine Milde rung. Choralartige Akkorde in den Holzblä sern, die von Streicherpizzicato und Paukentönen begleitet werden, lassen SK wehmütige Stimmung aufkommen. Der Satz mit seinen bezaubernden Klangwirkungen kann Mozartsche Einflüsse nicht verleugnen. Ein energisches, knappes Finale (Allegro con fuoco) beschließt die Sinfonie. Nach der Ex position des kraftvollen Hauptthemas schwingt sich in den Holzbläsern eine liebliche Melo die über gezupften Streichern empor. Ein sich anschließendes kurzes, aber energiegeladenes Streicherfugato führt nach Wiederholung zur Coda hin, die mit der Wendung von c-Moll zu C-Dur einen hellen, optimistischen Schluß punkt setzt. Da Mendelssohn nur einen Teil seiner Werke, und zwar in der Reihenfolge ihrer Veröffent lichung, mit einer Opuszahl versehen hat (op. 1—72), stimmen bei den Sinfonien, die z. T. erst nach dem Tod des Komponisten heraus gegeben wurden (die 1. Sinfonie erstmalig 1854), Numerierung und Werkzahlen nicht mit der Entstehungszeit überein. Paul Hindemith (1895—1963) ge^^ neben Arnold Schönberg, Charles Ives, Bela Bartök und Igor Strawinsky zu den führenden Komponisten der bürgerlichen Musikkultur im 20. Jh. Sein umfangreiches kompositorisches Schaffen umfaßt nahezu alle Gattungen und Gebiete der Musik: Lied, Kinder- und Schul musik, Kammermusik, sinfonische Musik, Ora torium, Ballett und Oper. Zugleich war Hinde mith Mitglied des Amar-Quartetts, berühmter Solist auf der Bratsche und vor allem in sei nen späten Lebensjahren ein erfahrener Diri gent. Auch als Pädagoge vermittelte er viel- HANS-DETLEF LÖCHNER, 1952 geboren, erhielt seine musikalische Ausbildung an der Spezialschule und an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber" Dresden in den Fächern Klavier, Komposition und Klarinette. Seine Lehrer im Fach Klarinette waren die Kammervirtuosen Manfred Wünsche (Staatskapelle Dresden) und Werner Metzner (Dresd ner Philharmonie). Nach dem Staatsexamen trat er 1973 sein erstes Engagement beim Philharmonischen Orchester des Volkstheaters Rostock an. 1974 wurde er als Soloklari nettist an die Dresdner Philharmonie verpflichtet. Als Solist konzertierte er bei den füh renden Orchestern der DDR und u. a. in der CSSR, in Rumänien, Italien, Frankreich, der BRD, in England, Österreich und der Schweiz. Seit 1976 wirkt er neben seiner Tätig keit bei der Dresdner Philharmonie als Lehrbeauftragter im Fach Klarinette an der Hoch schule für Musik „Carl Maria von Weber" Dresden. Er ist einer der Mitbegründer des Bläserquintetts „Dresdner Bläsersolisten". Das Hindemithsche Klarinettenkonzert spielte er — mit der Dresdner Philharmonie unter Herbert Kegel — für Eterna ein.