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tional-historische und landschaftliche Bild be stimmt den musikalischen Grundgehalt, die Stimmung des Satzes. Dazu wird mit ver- schwimmenden, samtenen Farben, Tönungen und Schattierungen und erregenden, gleiten den Rhythmen der verführerische Zauber einer südländischen Nacht „gemalt". Aus einer am Beginn von den Bratschen vorgetragenen Grundmelodie, die im Sinne der südspani schen Folklore erfunden wurde mit engschrit- tigen und monotonen Intervallen, entwickelt sich in mehrfacher freier Variierung der ganze Satz. Das Thema des zweiten Satzes ist aus dem des ersten gewonnen worden, während das des dritten Satzes an Motive des zwei- Hh anschließt. „Ferner Tanz" ist der zweite Rftz überschrieben — wie von weit her klingt eine schlichte, ausdrucksvolle Tanzweise auf. Bisweilen ist es, als trage sie der laue Nacht wind nahe heran. Aber schließlich sinkt sie wieder zurück in die nächtliche Ferne. „In den Gärten der Sierra Cordoba", wohin uns der dritte Satz führt, erleben wir ein leiden schaftliches musikalisches Geschehen, sam meln wir bunte, grelle Eindrücke, über dem Ganzen aber liegt schließlich nächtliche Stille. Peter Tschaikowski, der Klassiker der russischen Musik, weilte zweimal in un serer Stadt. Das erste Mal kam er 1873, also 33jährig, mit seinem Verleger Jürgenson zu einem Sommerausflug nach Dresden, von wo er zuerst die Sächsische und dann die richtige Schweiz besuchte. 16 Jahre später, auf der Höhe seines internationalen Ruhmes also, im Februar 1889, führte ihn sein Weg über Köln, Frankfurt/M. nach Dresden, wo er im V. Philharmonischen Konzert (des Gewerbe hausorchesters, wie der Vorläufer der Philhar monie hieß) am 20. Februar 1889 die Erstauf- ■fcrung der 1877/78 komponierten Sinfonie |R. 4 f-Moll o p. 36 dirigierte. Im glei chen Konzert spielte der jugendliche Emil Sauer, ein Schüler Nikolai Rubinsteins in Moskau, das b-Moll-Klavierkonzert. Der Erfolg dieses Konzertes muß außerordentlich gewe sen sein. Die Presse feierte den russischen Meister als den „Ersten seiner Nation". Im „Dresdner Anzeiger" vom 22. Februar 1889 stand u. a. zu lesen: „Von allen den bis jetzt stattgehabten Philharmonischen Concerten dieses Winters dürfte das fünfte als das in teressanteste zu bezeichnen sein. Herr Peter Tschaikowsky, der nächst Rubinstein bedeu tendste Componist russischer Nation, be herrschte diese Aufführung als Dirigent und in der Hauptsache auch als schaffender Künstler. Einen sehr vorteilhaften Eindruck machte seine Art und Weise der Leitung des Orchesters. Mit künstlerischer Ruhe, großer Umsicht und Sicherheit führte er den Stab. Der Wiedergabe der beiden umfangreichen Werke Tschaikowskys fehlte bei dessen Lei tung, trotz der zu überwindenden großen tech nischen Schwierigkeiten, ein gutes Gelingen nicht, ebensowenig gebrach es auch an feurig pulsirendem Leben, und solches ist unab- weisliche Nothwendigkeit, um diese Werke zu voller Geltung zu bringen. Tschaikowsky ist den größeren musikalischen Kreisen außerhalb Rußlands durch seine reizenden Clavier-Com- positionen längst vorteilhaft bekannt, auch einige seiner Werke für Kammermusik fan den in Deutschland gerechte Würdigung, während ein Orchesterwerk von ihm, das die Königl. Kapelle vor einigen Jahren in einem ihrer Concerte brachte, nur wenig Anklang fand. Eines vollen Erfolgs hatte sich jedoch seine vierte Sinfonie (F-moll) zu erfreuen, mit der das fünfte Philharmonische Concert eröffnet wurde . . . Eine glänzende Aufnahme fanden sowohl Tschaikowskys Werke, als auch die Darbietung des Herrn Sauer. Nach der Sinfonie ward deren Componist mit einem Tusch vom Orchester gefeiert" (F. Gleich). Tschaikowski fuhr von Dresden weiter nach Berlin, Leipzig, Genf, Hamburg, Paris und kehrte über London in die Heimat zurück. Der Komponist widmete die 4. Sinfonie seinem „besten Freunde", seiner Gönnerin Nadje- shda von Meck, die ihm seit 1877 als verständ nisvolle, seine Musik bewundernde Feundin zur Seite stand. Ihr teilte er in einem Briefe mit, daß die „Vierte" programmatisch zu deu ten sei. Danach enthält die Einleitung des an dramatischen Auseinandersetzungen reichen ersten Satzes „den Keim der ganzen Sinfonie, ohne Zweifel die Kernidee." Der Triolenge danke des Anfangs symbolisiert das „uner bittliche Fatum, jene Schicksalsgewalt, die un ser Streben nach Glück hindert, die eifersüch tig darüber wacht, daß Glück und Friede nicht vollkommen und ungetrübt seien". Melancho lische Erinnerungen werden im zweiten Satz wach. Bilder, „wie sie uns beim Einschlafen durch den Sinn huschen", begegnen uns im Scherzo: ein betrunkenes Bäuerlein, ein Gas senhauer, „dann zieht irgendwo in der Ferne Militär vorüber". Variationen über das russi sche Volkslied „Auf dem Felde eine Birke stand" bringt das Finale, das mit der Schilde rung eines frohen Volksfestes schließt. Dr. Dieter Härtwig VORANKÜNDIGUNG: Programmblätter der Dresdner Philharmonie Redaktion: Dr. habil. Dieter Härtwig Freitag, den 7. Oktober 1983, 20.00 Uhr (AK/J) Sonnabend, den 8. Oktober 1983, 20.00 Uhr Festsaal des Kulturpalastes Dresden (Freiverkauf) 2. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Herbert Kegel Solist: Iwan Moravec, CSSR, Klavier Werke von Debussy, Beethoven und Sibelius Chefdirigent: Prof. Herbert Kegel — Spielzeit 1983/84 Druck: GGV, Betriebsteil Heidenau JtG 009-40-83 EVP 0,25 M 1. AUSSERORDENTLICHES KONZERT 1983/84