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Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser Felix Mendelssohn Bartholdy 1 Chor Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir. 2 Arie Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gotte. Wann werde ich dahin kommen, daß ich Gottes Angesicht schaue? 3 Rezitativ (Solosopran und Knabenchor) Meine Tränen sind meine Speise Tag und Nacht, weil man täglich zu mir saget: Wo ist nun dein Gott? Wenn ich dess’ inne werde, so schütte ich mein Herz aus bei mir selbst. Denn ich wollte, gern hingehen mit dem Haufen und mit ihnen wallen zum Hause Gottes, mit Frohlocken und mit Danken wallen zum Hausö| Gottes, mit Frohlocken und mit Danken unter dem Haufen, die da feiern. 4 Chor Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott! Denn ich werde ihm noch danken, daß er mir hilft mit seinem Angesicht. 5 Rezitativ (Solosopran) Mein Gott, betrübt ist meine Seele in mir, darum gedenke ich an dich! Deine Fluten rauschen daher, daß hier eine Tiefe und dort eine Tiefe brausen; alle deine Wasserwogen und Wellen geh’n über mich. Mein Gott, betrübt ist meine Seele in mir! 6 Quintett (Solosopran und Männerchor) Der Herr hat des Tages verheißen seine Güte, und des Nachts singe ich zu ihm und bete zu dem Gotte meines Lebens. Mein Gott, betrübt ist meine Seele in mir, warum hast du meiner ver gessen? Warum muß ich so traurig geh’n, wenn mein Feind mich drängt? 7 Schlußchor Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott! Denn ich werde ihm noch danken, daß er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist. Preis sei dem Herrn, dem Gott Israels, von nun an bis in Ewigkeit! Recordare Luc Balmer Recordare Jesu pie, quod sum causa tuae viae, ne me perdas illa die. Quaerens me sedisti lassus, redemisti crucem passus; tantus labor non sit cassus. Justre judex ultionis, donum fac remissionis ante diem rationis. Ingemisco tanquam reus, culpa rubet vultus meus; supplicanti parce, Deus. Ach, gedenke, treuer Jesu, daß du einst für mich gelitten; laß mich jetzt nicht untergehn! Müde hast du mich gesuchet, Kreuzestod auf dich genommen; laß die Müh’ nicht fruchtlos werden. Richter im Gericht der Rache, laß vor dir mich Gnade finden, eh’ der letzte Tag erscheint. Schuldig seufze ich und bange; Schuld errötet meine Wange, Herr, laß Flehen dich versöhnen! Qui Mariam absolvisti, et latronem exaudisti mihi quoque spem dedisti. Preces meae non sunt dignae, sed tu, bonus fac benigne, ne perenni cremer igne. Inter oves locum praesta, et ab hoedis me sequestra, statuens in parte dextra. Requiem aeternam dona eis, Domine, et lux perpetua luceat eis. Der Marien hat erlöset und erhöret hat den Schächer, mir auch Hoffnung hat gegeben. All mein Flehen ist nicht würdig, doch, du Guter, übe Gnade, laß mich ewig nicht verderben. Laß mich unter deiner Herde, von der Strafe freigesprochen, dann zu deiner Rechten stehn. Ewige Ruhe gib ihnen, Herr, und ewiges Licht leuchte ihnen. in terra pax Frank Martin F 2 Baritonsolo und Chor Da das Lamm das erste Siegel brach, schaute ich auf, und ich sah, es erschien ein weißes Pferd. Der darauf saß, den Bogen trug, und ihm ward’ geben die Krone, und er zog aus als ein Held, um zu siegen. Da das Lamm das zweite Siegel brach, da erschien ein rotes Pferd. Dem, der dar auf saß, ward’ geben die Macht, allen Frieden der Welt zu vernichten, auf das alle Menschen sich töten untereinander. Da es der Siegel drittes brach, da erschien ein schwarzes Pferd. Der Reiter, der es ritt, der hielt in der Hand eine Waage. Da das Lamm sodann das vierte Siegel brach, schaute ich abermals und ich sah, es erschien noch ein fahles Pferd. Und der darauf saß, das war der Tod, und die Hölle kam nach. Ihnen ward die Macht, die Menschen zu vernichten durch das Schwert, durch Not und Hunger, Pest und schwere Plagen. Und siehe, die Erde erbebte. Die Sonne ward schwarz wie ein här’ner Sack und der helle Mond ward rot wie das Blut; die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, gleich wie die Feigen fallen vom Baume, geschüttelt vom Wind. Der Himmel entwich wie ein Buch, das man rollt und die Inseln wurden erschüttert. Die Herren auf Erden, die Reichen, die Hauptleute, die Träger der Macht, alle Freien und auch alle Knechte verbargen sich in den Klüften, und sie schrien auf zum Gestein und zu den Bergen: Vernichtet uns, daß wir verschwinden vor seinem Antlitz! Denn der Tag bricht herein, Tag des Fluchs, der große Tag des Zornes. Und vor ihm, wer wird da bestehn? Chor Klein Gott, warum hast Du mich verlassen? Warum entfernst Du Dich, ohne mir zu helfen und hörst nicht meine Klage? Mein Gott, ich schrei des Tags und Du erhörst mich nicht, und des Nachts find’ ich auch keine Ruh’. Mein Gott, warum hast Du mich verlassen ? Baßsolo und Chor O Schmach! O wehe des sündigen Volks! Des verderbten Stammes, des boshaften Samens! Wie kann ich neue Strafe euch ersinnen, so ihr immer von neuem Verrat übt? Dies ist der Tag, der große Tag des Herren. Tag der Not, grausamer Tag un barmherzigen Zorns. Er wird das Land zerstören und vernichten. Er wird ver tilgen die Sünder der Welt.