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Zoltän Kodäly: Psalmus Hungaricus Als König David manch schwere Leiden, Haß und Verfolgung litt von den Freunden, Da er im Herzen bitteren Gram trug, Niedergebrochen rief er zu Gott empor: Ewiger Herrgott, Vater, höre mich, Wende mir zu dein heiliges Auge, Du mein Erlöser, Gott, erbarme dich, Denn allzu schweres Herzeleid trage ich. So wein' ich, klag’ ich Tage wie Nächte, Trüb ist mein Sinn, verzehrt meine Kräfte, Schwer ist mein Herz von bitterem Leid, von Zorn über elend heuchlerische Feinde. Hätte der Herr mir Flügel gegeben, Wär' ich nimmer hier, wär' längst schon entflogen. Hätt' es mein guter Gott zugegeben, Wäre ich lange schon entflohen. Und ich wollt' lieber Wüsten bewohnen, Irren in düstren Wäldern, verloren. Als in der Mitte derer zu wohnen, Die mich verfolgen, weil ich die Wahrheit sprach. Als König David manch schwere Leiden, Haß und Verfolgung litt von den Freunden, Da er im Herzen bitteren Gram trug, Niedergebrochen rief er zu Gott empor: Ach, sie ersinnen gottlose Pläne, Streuen Zwist und Verleumdung jederzeit. Um mich in ihre Fallen zu locken Und laut zu jubeln über all mein Weh und Leid. Als könnt' die Stadt nur zürnen und hassen, Hader und Streit füllt Mauern und Straßen! Solch einen Goldrausch, solch’ Gier der Reichen, Trägt die Erde wohl nirgends ihresgleichen. Oft halten Frevler Rat unter ihnen, Witwen und Waisen arg zu betrügen, Nicht Gottes Geist lenkt ihr Tun und Sinnen, Die seinen Namen in Hochmut entheiligen. Als König David manch schweres Leiden, Haß und Verfolgung litt von den Freunden, Da er im Herzen bitteren Gram trug, Niedergebrochen rief er zu Gott empor: O, leichter wär's die Qual zu erdulden, Wenn’s Feinde wären, die mich verfolgen; Wären's Feinde, so könnt' ich mich wehren, Müsste nicht leeren bitteren Leides Kelch! Doch er, mein Freund, mein liebster Gefährte, Er, dem mein Herz Vertrauen gewährte, Sind wir doch einen Weg einst gegangen, Der war mein Feind, mein ärgster Feind von allen! Strafe ihn furchtbar, strafe sie alle, Macht und Gewalt der Heuchler verfalle, Fluch ihrem eitlen, gottlosen Spotte, Fluch ihrer wüsten, frevlerischen Rotte! Höre mein Jammern, Herr, ich rufe dich, Rufe dich abends, ruf’ dich am Morgen, Sende Errettung, sende Erlösung, Wenn Feind und Leid mich fürchterlich bedrohen. Doch du mein Herz sei froh und zage nicht, Gott ist dein Tröster, Gott dein Sonnenlicht. Er nimmt der Seele alle, alle Erdennot, Und leuchtet dir im Leben und im Tod. Der du Gericht hältst, ewig Gerechter, Die blut'gen Frevler duldest du niemals. Du segnest nimmer, nimmer ihr Treiben, Langes Leben wird ihnen nicht auf Erden. Doch den Gerechten wirst du bewahren, Dem Treuen bist du ewig feste Burg. Wer tief erniedrigt, hoch erhebst du den, Die kühn Vermeß’nen schmetterst du zu Boden. Wen du zuweilen heimsuchst auf Erden, In glüh’nden Feuers Qualen ihn prüfend, Dem gibst du wieder ewige Ehre, Bald wird Erlösung, Jubel und Licht sein Lohn. Ihm gibst du wieder ewige Ehre, Hebst ihn zum Lohne mächtig, herrlich empor, Hebst ihn empor, hebst ihn empor. So sagt's die Bibel, so schrieb es David, So steht’s im fünfundfünfzigsten Psalme, Daraus ein Frommer, traurig im Herzen, Allen zum Tröste diesen Gesang erdacht. Deutsche Übersetzung: Benedikt Szabolcsi