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Dresdner Journal : 08.09.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190309085
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19030908
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19030908
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-09
- Tag 1903-09-08
-
Monat
1903-09
-
Jahr
1903
- Titel
- Dresdner Journal : 08.09.1903
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v«i»»«»ret»: »«im Bezüge durch die inner»«» Drei»«»» 2,5« M (rinschl. Zuiraguag), durch die un D«ulfchen Reiche 8 M. (autfchließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummer« 10 Pf. Wird Zurückfendung der für die Schnftleitung bestimmte«, eber von dieser nicht ein» geforderten Beiträge bean» fprucht, fo ist da« Postgeld beizufüge» Dresdner ZMiMl. Herausgegeben von der König!. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheine» r Werttag« nachm. 8 Uhr. — Originalberichte und Mitteilung«« dürfe« «ur mit »oller Quellenangabe nachgedruckt werden. «akünbigung-gebützre»: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi- guagS< «eite oder deren Raum Sv Ps Bei Tabellen- und Ziffernfad 8 Ps. Ausschlag sür die Zeile Unterm Re- daktionSstrich (Tingesand', »i« Lextzeile mittler Schrift oder deren Raum 80 Pf. Aebühren > Ermäßigung bei üsterer Wiederholung. Nnnahme der Anzeigen bi« mittags 12 Uhr für die nach mittags erscheinende Nummer. O208. Dienstag, den 8. September nachmittags. 1903 Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Postrat Schuster in Chemnitz, der Postdirektor Sturm in Zwickau, der Ober-Telegraphenassistent Richter in Zwickau, der Öber-Postassistent Rosenberg in Reichenbach (Vogt land), sowie die Ober-Briefträger Böhme in Frankenberg und Hößler in Chemnitz die ihnen von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen verliehenen Dekorationen, und zwar Schuster und Sturm den Roten Adlerorden 4. Klasse, Richter und Rosenberg den Kronenorden 4. Klasse, Böhme und Hößler das Allgemeine Ehrenzeichen, anlegen. Er»e«»u«ge«, Versetzung»« rc. im Sffent- liche« Dienste. Am «eschäftSberetche des Ministerium» de» Kult«» «. Sstentl. Unterricht». Zu besetzen: 1. die ständ. Lehrerstelle zu Obernatzschung b. Rübenau. Koll.: die oberste Schulbehörde. 1201 M Gehalt, 85 M. sür Turn unterricht, 200 M. widerruft. Pers. Zulage und sr. Wohnung im Schulhause; 2. die 2 ständ. Lehrerstelle zu Venusberg. Koll.: die oberste Schulbehörde 1200 M. Gehalt, 85 M. für Turnunterricht, 150 M. pers. Zulage u. fr. Wohnung im Schulhause Gesuche mit den ersorderl. Beilagen bis 21. Sept, an BezirkSschulinspektor Schulrat vr Bräutigam, Marien berg; — an den Bürgerschulen in Rochlitz sobald als mög lich, spätestens 1. Dez. eine ständ. Lehrerstelle. Im 22., 23., 24 Leben«,. 1500 M., im 25., 28, 27. LebenSj. 1800 M , im 28., 2S , 30. Lebens,. 1700 M, dann aller 2 Jahre 100 M mehr bis 3000 M , immer einschl. 300 M. Wohnungs geld. Bewerbungsgesuche nebst Zeugnissen und einer Angabe darüber, wann der Antritt erfolgen könnte, bis 19. Sept, an den Stadtrat. (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile) Nichtamtlicher Teil. Namentliche Abstimmungen im Reichstage. Die „Königsb. Hartungsche Ztg." hat kürzlich eine Betrachtung über die im Reichstage erfolgten namentlichen Abstimmungen angestellt, die auf die Zolltarifobstruktion ein interessantes Licht wirft. Man erfährt daraus, daß in den 27 Jahren von 1871 bis 1898 im Reichstage insgesamt nur 359 namentliche Abstimmungen stattgefunden haben, das ergibt durchschnittlich auf das Jahr rund 13, auf jede der neuen Legislaturperioden rund 40 nament liche Abstimmungen. Dagegen sind in der einen Legislaturperiode von 1898 bis 1903 allein 188 nament liche Abstimmungen, also halb so viel wie in den vorangegangenen 27 Jahren vorgenommen worden. Bei der Beratung des Zolltarifs von 1879 haben in der Zeit vom 16. Mai bis 12. Juli im ganzen 14 namentliche Abstimmungen stattgefunden, davon 11 in der zweiten Beratung über Roheisen, Roggen, Weizen, Holz, Gerberlohe, Schmalz, Kaffee, Petroleum, Transitläger, Franckensteinsche Klausel, und drei zur dritten Beratung: außer der Gesamtabstimmung über den Zolltarif noch Abstimmungen über Roggenzoll und über eine anderweite Klassifikation der Eisen waren. Bei der Beratung des neuen Zolltarifs in der letzten Tagung aber sind 129 namentliche Ab stimmungen erforderlich gewesen. In dem ganzen letzten Abschnitt der letzten Tagung vom 14. Ok tober 1902 bis zum Schluß der Legislatur periode ist nur eine einzige namentliche Abstim mung (zum Krankenversicherungsgesetz) vorgenommen worden, die nicht den Zolltarif oder seine Er ¬ ledigung betraf. Von den 129 namentlichen Ab stimmungen, die während der Verhandlungen über den Zolltarif stattgesunden haben, galten 70 dem Inhalt des Zolltarifs und des Zolltarffgesetze», 59 betrafen Fragen der Geschäftsordnung Eine namentliche Abstimmung durch Namens aufruf Pflegte im Durchschnitt 35 Minuten in An spruch zu nehmen, nach Einführung der Stimm karten aber war eine namentliche Abstimmung nach etwa 8 Minuten beendet. Von den 127 nament lichen Abstimmungen zum Zolltarif bis zu dessen Annahme am 14. Dezember sind die ersten 44 durch Namensaufruf, die übrigen 83 nach Annahme der 1«i Aichbichler am 14. November 1902 bis zum 14. Dezember durch Stimmkarten vorgenommen worden. Die letzten 2 von den 129 namentlichen Abstimmungen zum Zolltarif aalten nach Neujahr den Resolutionen zum Zolltarif. Die 44 nament lichen Abstimmungen durch Namensaufruf haben zu sammen etwa 1540 Minuten oder etwa 26 Stunden, das heißt etwa den Zeitraum von vier sechsstündigen Reichstagssitzungen in Anspruch genommen. Die 83 namentlichen Abstimmungen durch Stimmkarten aber haben etwa 660 Minuten, oder 11 Stunden bean sprucht, das heißt die Dauer von zwei gewöhnlichen Sitzungen nicht überschritten. Im ganzen haben so mit die 127 Abstimmungen bis zur Annahme des Zolltarifs noch nicht die Dauer von sechs Sitzungs tagen voll ausgefüllt. Es ist also ganz anders ge kommen, als Bebel am 1. November in Hamburg prophezeite, indem er ankündigte, die Sozialdemo kraten würden zu den 900 Positionen des Tarifs unbedingt 700 namentliche Abstimmungen bean tragen, die allein 350 Stunden beanspruchten und 50 Sitzungen, wenn ununterbrochen abgestimmt würde. Tagesgeschichte. Dresden, 8. September. Se. Majestät der König hat heute wiederum den Truppenübungen im' Manövergelände beigewohnt und wird nachmittag 6 Uhr einer Einladung des Königl. Gesandten in Berlin Wirkt. Geh. Rat vr. Grafen v. Hohenthal und Bergen, Exzellenz, zum Tiner in Knauthain Folge leisten. In der Begleitung Sr. Majestät des Königs nach Knauthain werden sich befinden: Se. Exzellenz Hausmarschall Wirkt. Geh. Rat v. Carlow itz-Hartitzsch, Oberstallmeister v. Haugk, General »I« suite General major d'Elsa, die Flügeladjutanten Oberstleutnant v. Kospoth, Majore v. Schönberg und v. der Decken, Generaloberarzt vr. Selle und Ordonnanzoffizier Königl. Preußischer Oberleutnant v. Mandelsloh. Deutsches Reich. Berlin. Aus Merseburg wird ferner berichtet: Dem gestrigen Manöver, über das die Leser an der Spitze der Beilage unter der Rubrik „Kaisermanöver" einen eingehenden Bericht finden, wohnten Ihre Maje stäten der Kaiser und der König von Sachsen so wie die übrigen Fürstlichkeiten bei. Bon der „roten Armee" standen das 4. Korps und die Kavallerie division A. nordwestlich von Weißenfels; das 11. Korps stano nordwestlich von Merseburg. Von der „blauen Armee" gingen das 19. und 12. sächsische Korps sowie die Kavallenedivision 8 aus einer Linie Großdölzig— Knautnaundorf—Groitzsch nach Westen vor, überschritten teilweise die Saale und bedrohten den rechten Flügel der „roten Armee" mit Umfassung. Se. Majestät der Kaiser verblieb im Manövergelände in Gosek, westlich von Weißenfels. — Ihre Majestät die Kaiserin, Allerhöchstwelche Sich gestern vormittag nach Magde burg begeben hatte, empfing im dortigen Oberpräsidium die Damen des landsässigen Adels, der höheren Offiziere und höheren Beamten. Hierauf fand ein Diner zu 150 Gedecken statt. Nachmittags ^4 Uhr begab Sich die Kaiserin mit Gefolge zu Wagen durch die Königs straße nach der Volksheilstätte bei Gommern, woselbst die hohe Frau um H5 Uhr eintraf. Die Magdeburger Sanitätskolonne sowie die Schulen aus der Umgebung bildeten Spalier. Die Kaiserin wurde von der Oberin empfangen und unternahm einen Nundgang durch die Gebäude. Hierauf wurde der Tee eingenommen. Die Kaiserin schrieb Sich in das neu angelegte Buch der An stalt ein. Von einem Kranken wurde ein Gedicht vor gelragen Um ^7 Uhr reiste die Kaiserin weiter. — Dem Vernehmen nach liegt es in der Absicht, auch das Statistische Warenverzeichnis im An schluß an den neuen Zolltarif umzugcstalten. U. a. soll dabei der Mißstand beseitigt werden, daß die Num mern des Statistischen Warenverzeichnisses sich mit denen des Zolltarifs nicht decken. Man will für das neue Verzeichnis die Nummern der neuen Tarifstellen wählen und bei den einzelnen Nummern Unterabteilungen schaffen. — Der nach dem Finalabschluß der Reichskasse für das Rechnungsjahr 1902 verbliebene Fehl betrag von nahezu 31 Mill. M. ist in der Haupt sache auf Mindereinnahmen zurückzuführen. Unter diesen nimmt die Zuckersteuer mit einem Weniger gegen den Etatsansatz von 16,7 Mill. M. die erste Stelle ein. Sie war für 1902 im Etat mit 114,9 Mill. M veranschlagt, hat aber nur 98,2 Mill. M. er bracht. Mit Rücksicht auf die durch die Steuersatz minderung bedingte Tendenz des weiteren Einnahmefalles ist sie im Etat für 1903 mit 98,6 Mill. M. angesetzt, entspricht damit also nahezu ganz dem wirklichen Er trage des Jahres 1902. Ob im laufenden Finanzjahre aber tatsächlich der Einnahmeansatz erreicht werden wird, bleibt, obschon die Einnahmeausweise für die ersten Monate sich günstig anließen, abzuwarten, da erst mit dem 1. September d. Js. die Wirkung der Änderung in der Zuckersteuergesetzgebung begonnen hat. Der zweite bedeutende Ausfall in den Einnahmen des Reichs im Etatsjahre 1902 ist beim Bankwesen zu verzeichnen. Aus ihm d. h. aus dem Reingewinne der Reichsbank, sowie aus der Steuer von den durch entsprechenden Bar vorrat nicht gedeckten Banknoten wurde nach dem Etat für 1902 eine Einnahme von 18,4 Mill. M. erwartet, das tatsächliche Ergebnis hat sich auf etwas mehr wie die Hälfte, auf 9,3 Mill. M. belaufen. Durch den Ab schluß der Reichsbau! war man auf diesen Ausfall schon vorbereitet, hoffentlich wiederholt er sich für 1903, dessen Etat aus dem Bankwesen eine Einnahme von 15,9 Mill. M. vorsieht, nicht. An diese beiden Hauptausfall posten schließen sich dann noch kleinere. So blieben die Einnahmen der Rcichspost- und Telegraphen verwaltung mit 3,6 Mill, hinter der Etats erwartung zurück. Ausfallen muß ferner das Sinken der Einnahme aus der Brausteuer. Die Brausteuer gehörte früher zu den Einnahmeposten, die stets mehr als den Etatsansatz erbrachten, seit zwei Jahren hat sich bei ihr die umgekehrte Entwicklung bemerkbar gemacht. Im Etat für 1903 hat man dieser Änderung durch Er mäßigung des Einnahmeansatzes um 0,7 Mill. M. Rechnung getragen, ob die Herabminderung jedoch aus- reichen wird, ist nach dem Endergebnis des Etatsjahres 1902, das ein Weniger gegen den Etat von 2,5 Mill, betragen hat, noch nicht sicher. Daß endlich, da Brau steuer sowie Post und Telegraphie in ihren Einnahmen zurückgingen, auch die Ausgleichsbeträge für die nicht allen Bundesstaaten gemeinsamen Einnahmen, die hauptsächlich darauf basiert sind, sanken, ist selbst verständlich. Sie haben den Abschluß mit über 1 Mill. Mark verschlechtert. Nahezu um 33 Mill. M. sind die erwähnten Einnahmeposten zusammen hinter den Etats anschlägen zurückgeblieben Glücklicherweise haben andre Quellen über den Etat hinausgehende Erträge geliefert, so daß die Mindereinnahme nicht mit der ganzen an geführten Summe auf die Reichskaffe drückte, jedoch zeigen auch so die Zahlen, daß die Einnahmeverhältnisse des Reichs keine rosigen sind. Knust und Wissenschaft. Königl. Schauspielhaus. Am 7. d Mts : „Gyges und sein Ring". Tragödie in fünf Akten von Friedrich Hebbel. Es darf der besondere Stolz unsres Schauspiels sein und bleiben, das poetisch so tiefe als mächtige Gyges- drama Hebbels, in vollendeter Darstellung, dem Spiel plane zuerst dauernd eingefügt zu haben. Jede Wiederholung verstärkt den gewaltigen, durchaus innerlichen Eindruck, den die lebensvolle leidenschaftliche Schönheit, die dunkle Tragik und die leuchtend klare Formvollendung dieser im höchsten Sinne symbolischen Schöpfung hinterläßt. Auch die Darstellung bleibt auf der Höhe, die das Werk gebieterisch fordert, und die Vertreter der großen Haupt gestalten der Tragödie sorgen dafür, daß kein Minder an vergeistigter Kraft und lebensvoller Wärme, kein Minder an der stilvollen edlen Plastik der Wieder gabe wahrzunehmen ist. Ja eher möchte man von einer Steigerung sprechen, die am gestrigen Abend in Spiel und Sprache, sowohl bei Frau Salbach (Rho- dope) als bei Hrn. Wiecke (König Kandaule«), hervor trat. Ohne Frage steht die ergreifende Schlichtheit chrer Gestaltung, di« erschütternde Wahrheit und tiefe Weh mut ihre« Grundton« der Intention des Dichters näher al« die interessante, aber allzu absichtliche, allzu posierte Verkörperung de« Gyge«, die ein Gast, Hr. Ruvolf Christians vom Königl. Schauspielhaus in Berlin, un« gestern abend vor Augen stellte. Der Künstler verfügt über reiche Mittel und brachte gewiße Einzecheiten der Rolle zu kaum geahnter Wirkung. Aber ein wie c« scheint au» der Darstellung modern nervöser Figuren stammender überrrichtum der EmzelauSführung, em unruhige« allzuviel ausdrückenwollendeS Mienenspiel, der häufige Gebrauch von Kemsipausen und kleineren Künsten der Deklamation, der Wechsel von Dehnung und nervöser Hast, gefährden die überzeugende Kraft von Hm. Christians Darstellung. Einzelnes kann man nicht schöner sehen und hören, die ganze Verkörperung des Gyges entbehrt des frischen Naturhauchs, den der Dichter bei aller Kunst seinem Helden gegeben hat, sie ist zu ge schminkt und parfümiert. Gleichwohl haben wir alle Ur sache, dem Berliner Gast dankbar zu sein, daß seine Mitwirkung die Wiederaufführung der Tragödie über haupt ermöglicht hat, da Hr. Franz, der bisherige Dar steller des Gyges an unsrer Hofbühne, leider erkrankt ist. Im übrigen war die Besetzung die mehrfach an erkannte und die Damen Frl. Serda (Lesbia) und Frl. Gasny (Hero) und die Herren Müller (Thoas) und Eggerth (Kama) trugen das Ihrige zur vollen Be lebung der Hebbelschen Schöpfung bei. A. St. Wiffenschaft. Physik. Die physikalische Wissenschaft ist um einen Begriff reicher geworden, nämlich um den de« Ultramikroskopischen. Dieser Name führt bereits darauf hin, daß e« sich um eine Steigerung der Fähig keiten des Mikroskops nicht nur über seine bisherigen, sondern auch über die seither als möglich betrachteten Leistungen hinaus handelt Von der Erfindung selbst, die diesen Fortschritt ermöglicht hat und von den Forschungen der beiden Physiker Siedentopf und Zsigmondy ausgegangen ist, hat man in aller Welt bereit« gebührend Kenntnis genommen. Die erste darauf bängliche Veröffentlichung der genannten Gelehrten hat sich nn wesentlichen auf die Beschreibung de» Prinzip», de« darauf begründeten Apparats, den man mit vielem Recht al« ein „Übermikroskop" bezeichnen könnte, und der rein sachlichen Erfolge beschränkt Jetzt hat Prof. Raehlmann, der hervorragende Augenarzt, in de, „Lphthalmologischcn Klinik" ein« weitere Untersuchung mit dem Übermikroskop veröffentlicht, au» der man bereits die Vermutung einer praktischen Verwendung des neuen Apparats schöpfen kann Prof. Raehlmann hat in dem ihm zur Verfügung gestellten Laboratorium der Carl Zeiß-Snftung in Jena eine Reihe von Farbstoffen mit dem neuen Mikroskop geprüft, und zwar Chromgelb, Preußisch Blau in wässriger Lösung, eine Mischung beider von grüner Farbe, Ultramarin in Wasser, eine Mischung von Ultramarin in Chromgelb, Carmin, Naphtholgelb, Methylviolett und eine rötlich-orange ge- färvte Mischung der beiden letztgenannten Verbindungen. Als vorläufige Ergebnisse seiner Beobachtungen nennt Prof. Raehlmann folgende Tatsachen. Mittels des neuen Verfahrens laßen sich kleinste Farbstoffteilchen, die den bisher erreichbaren Vergrößerungen nicht zugänglich waren, deutlich, und zwar in ihrer eignen Farbe sichtbar machen. Die auch bisher schon sichtbar ge wesenen Teilchen werden durch die bei dem neuen Mikroskop angewandte seitliche Beleuchtung in ihrer Eigenfarbe selbstleuchtend. Da die kleinsten auf diesem Wege noch wahrnehmbaren Teilchen nur eine Größe von 5 bis 10 Millionstel Millimetern besitzen, fo können sie nach der heutigen Vorstellung in ihrer Größe von den Molekülen der betreffenden Stoffe nicht mehr er heblich verschieden sein. Es ist also der Bewers ge liefert worden, daß die Farbe selbst auch an dem kleinsten Teilchen des Stoffs haftet. Da sich jeder Farbstoff unter dem neuen Mikroskop in seine Grundfarben auf löst, so gewährt die Untersuchung einen ungeahnten Einblick in die physikalische und physiologische Natur der Farben und ist von der größten Wichtigkeit für unsre Vorstellung von der Farhcnmischung. BesondnS auffallend ist der Umstand, daß sich ein reiner Farbstoff noch an seinen kleinsten Teilchen nicht nur nach ihrer Farbe, sondern höchst wahrscheinlich auch nach ihrer Form und Bewegung von allen andern Farbstoffen unterscheiden läßt, so daß er mit Hilfe de« Über mikroskop« in jeder Lösung sicher zu erkennen ist. Die — Der Internationale Statistische Kongreß tagt während der Zeit vom 20. bis 25. September in den Räumen des Reichstages. Die Vorbereitungen sind vom Präsidenten des deutschen Reichs - Statistischen Amtes, grh. Oberregierungsrat Wilhelmi getroffen worden. — Dem Reichstage wird in der nächsten Gcsetz- gebungsperiode eine Novelle zur Maß- und Ge wichtsordnung zugehen. Wie die „N.-L. K " hört, wird der Entwurf den Begriff der Eichverpflichtung anders und weiter fassen. Es sollen mehr Nieß- und Gewichtswerkzeuge als bisher der Verpflichtung zur Eichung unterworfen werden. So beispielsweise auch Wassermesser rc. Dem Bundesrat soll das Recht zu stehen, die Reihe der einer Eichungsverpflichtung unter liegenden Gegenstände zu erweitern. Dem vielfach zum Ausdruck gebrachten Wunsche, die bestehende Maß- und Gewichtsordnung auch dahin abzuändern, daß Brenn material lediglich nach Gewicht verkauft werde, dürfte aber schwerlich Rechnung getragen werden. Bei Er örterung dieser Frage haben sich zu große technische Schwierigkeiten ergeben, namentlich wegen der hygro skopischen Eigenschaften des Brennmaterials. — Die diesjährige Generalversammlung des „Bundes der Industriellen" ist für den 19. Oktober in Berlin in Aussicht genommen. Dessau. Nach amtlicher Feststellung wurden bei der am 3. d Mts. im ersten Wahlkreis des Herzogtums Anhalt erfolgten Reichstagsersatz wahl 27 306 Stimmen abgegeben. Hiervon erhielten Landtagsabgeordneter Käppler-Altenburg (Sozialdem.) 12 715 Stimmen, Eisenbahndirektor a. D. Schrader- Berlin (freis. Vereinigg.) 11083 Stimmen und Ritter gutsbesitzer Schirmer-Neuhaus (kons, Bund der Land wirte) 3494 Stimmen. Es ist somit eine Stichwahl zwischen Käppler und Schrader erforderlich. Cassel. Der neue Oberpräsident v. Windheim ist gestern abend hier eingetroffen und wird heute sein Amt übernehmen. Österreich-Ungarn. Wien. Gestern vormittag fand im Abgeordneten haus« die Eröffnungssitzung der Interparlamentari schen Konferenz statt. Bei Beginn der Sitzung wählte die Konferenz durch Zuruf v. Plener zum Vorsitzenden, ferner zu Vizepräsidenten den Grafen Apponyi (Ungarn), Beernaert (Belgien), Hirsch (Deutsch land), Horst (Norwegen), Labiche (Frankreich) und Sranhope ^England). Der Vorsitzende vr. v. Plener begrüßte alle fremden Gäste herzlichst und erklärte, die österreichische Gruppe sei stolz darauf, daß die Konferenz in Wien tage. Redner hob sodann den Fortschritt hervor, den der Gedanke der internationalen Schiedsgerichte gemacht habe. Die öffentliche Meinung arbeite beständig in diesem Sinne, und wenn diese Kon ferenz ihr Teil dazu beitrage, um diese Entwicklung zu beschleunigen, werde sie ein gutes Werk geleistet und sich um den allgemeinen Fortschritt der Völker verdient gemacht haben. Redner begrüßte sodann den Ministerpräsidenten vr. v. Koerber, den italienischen Botschafter Graf Nigra, den spanischen Botschafter, den amerikanischen Gesandten und den Bürgermeister von Wien. Der Minister präsident vr. v. Koerber ergriff hierauf, mit Beifall empfangen, das Wort und führte aus: Die Kriege, die nur auf Eroberung fremder Länder- gebiele abziellen, würden in unsrer Zeit nicht mehr gut- geheißen In der zivilisierten Welt seien die Staatsober häupter die besten Anwälte des Friedens, wie ja von einem groß herzigen Monarchen jene Konserenz vorgeschlagen worden sei, die das Friedensgericht für alle Staaten errichten wollte. Allein die Keime einer Kriegsdrohung lägen aus dem Grunde des Völkerlebens. Nicht mehr das Geschick der Einzelnen, aber die Ehre eines ganzen Volkes sei imstande, alle Leidenschaften aufzustacheln. Ausgabe der Machthaber sei es nicht nur die Ehre des eignen Stammes zu hüten, sondern auch die Ehre eines andern Volkes nicht anzutasten. (Lebhafter Beifall und Händeklatschen ) Alsdann seien auch andre Interessen im stande, Konflikte herbeizuführen. Doch die fortschreitende Kultur mildere dies. Selbst die Sorge unsres Jahrhunderts, die soziale Frage, verliere ihren konvulsivischen Charakter und dadurch gebotene Möglichkeit, bestimmte Farbstoffe in Lösungen nachzuweisen, sie zu analysieren und auf ihre Reinheit zu prüfen, muß eine große Bedeutung für die Farbentechnik und auch für manche gerichtliche Ent scheidung besitzen. Bei Mischfarben, namentlich dem aus gelben und blauen Farben entstehenden Grün, können durch das neue Mikroskop die kleinsten Teile der Farben nebeneinander unterschieden werden. In vielen Fällen aber werden durch eine solche Mischung mehrere Farb stoffe, wie erst jetzt ermittelt ist, wirklich neue chemische Verbindungen erzeugen, so daß man nunmehr zwischen physiologischen und chemischen Farbenmisqungen zu unterscheiden haben wird. * über die Verwendung von Fluqdrachen, die so lange nur als Kinderspielzeug gegolten haben, zu wissenschaftlichen Zwecken berichtet W. Napier Shaw in „The Worlds Work". Sie werden jetzt auf dem Lande wie auf der See gebraucht; in vielen Be ziehungen ist der Drache vom Deck eines Dampfers aus besser zu handhaben al« auf Land, weil die Dampfer beweguna nutzbar gemacht werden kann, um den Wind nach Belieben zu stärken oder zu mäßigen. Erst vor etwa zwei Jahren erhielt A L. Rotch von der Blue Hill-Sternwarte die ersten Registrierungen von Instru menten, die man vom Deck eines Schiffes hatte steigen laßen Die Schiffe der antarktischen Expeditionen sind mit Drachen ausgerüstet; aber die damit erzielten Er- gebniße sind noch unbekannt Die einzigen wichtigen Beobachtunasreihen von Bord eines Schiffes hat W. H. Dines im vorigen Jahre in der Höhe der Westküste Schottlands ausaeführt Ein Drache ist nur eine der drei anerkannten Arten, aus beträchtlicher Höhe über der Erdoberfläche Daten zu erhalten: der bemannte und unbemannte Ballon sind die beiden andern Allen dreien hat man in den letzten Jahren besondere Aufmerksamkeit geschenkt Der unbemannte Ballon kann bis zu 60000 Fuß Höh« gelangen, der
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