Peter Tschaikowsky Rokoko-Variationen op. 33 für Violoncello und Orchester Die Rokoko-Variationen sind für Cellisten eine enorme tech nische und musikalische Herausforderung. Die Virtuosität des Soloparts paart sich mit klassizistischer Transparenz. Glasklar gearbeitete Bravourgirlanden zwingen den Cellisten zu sau berster Artikulation. Dadurch stellen Tschaikowskys Rokoko- Variationen an Cellisten ähnlich hohe Ansprüche wie die Klavieretüden Frederic Chopins an Pianisten. Hinzu kommen sehr lyrische, zarte Variationen, für die der Solist über hohe emotionale Sensibilität verfügen und sie mit dem Cello hörbar machen muss. Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, Tschaikowskys Zeit, ist bereits weit entfernt von der Epoche des Rokoko. Früh klassik nennt sich der musikalische Epochenbegriff für jene Zeit des mittleren 18. Jahrhunderts. Die Bach-Söhne lockerten den wuchtigen Barockstil der Väter-Generation etwas auf. Der galante und empfindsame Stil bildete sich heraus. In diese scheinbar heile Welt der Vergangenheit träumt sich der zu Melancholie neigende Tschaikowsky hinein und lässt sich romantisch überhöht wiederauferstehen. Die Orchestereinleitung klingt eher spätbarock als frühklas sisch. Die ersten Akkorde erinnern ein wenig an Händel. Das dann folgende Variationsthema besitzt wiederum klassische Heiterkeit, und es scheint, als ließen Haydn und Mozart grüßen. Insbesondere zu Mozarts Musik hatte Tschaikowsky ein sehr inniges Verhältnis, das sich vor allem in seiner Suite »Mozartiana« widerspiegelt. Das in den Rokoko-Variationen vorhandene Wechselspiel zwischen Bravour und Behaglich keit ist unterdessen typisch für die Rokoko-Zeit mit ihrem galanten, virtuosen Stil in Ecksätzen und dem empfindsamen Ausdrucksstil in den Adagios.