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Grzgeb-Wlkssreun- Redaction, Verlag und Druck von C. M. Gärtner in Schneeberg. Insertionlgtiührm . dir gespaltene ZeV" 10 Pfennige, die ,weispaltige Aelle M amtlicher Inserate d sv Pfennig«. r Erscheint «glich, m' Luenahme der kann, und Festtage. Prei« vierteljShrlich 1 Mark SO Pfennige. Amtsblatt für die königlichen und Müschen Behörden in Aue, Grünhain, Hartenstein, Johanngeorgenstadt, Lößnitz, Neustädtel, Schneeberg, Schwarzenberg und Wildenfels 256. Freitag, den. 3. November 1882. Aus Anlaß des Amtsantritts des Herrn Bürgermeister GareiS wird nächsten steht es jedem Contribuenten frei, dem Stadtrathe schriftlich auzuzetgen, wie hoch er sein Sonnabend, den 4. j dieses Monats Nachmittag- beim Etädtrath und der Sparkasse jährliches Einkommen veranschlagt. Nicht expedirt. Heinke. Böttcher. Nach 8 21 des Regulativs für Aufbringung der städtischen Anlage« Wir bringen dies awch hierdurch zu öffentlicher Kenntniß mit dem Bemerken, daß die Selbstabschätzungen binnen 14 Tagen bei uns einzuretchen find. Schneeberg, am 30. Oktober 1882. Stadtrath Schwarzenberg, am 1. November 1882. I. St.: Borges, Stdtr. furchtbare Stürme und gewaltige Regengüsse großen Scha- den angerichtet. Die Städte Cannes, Digne, Toulon und andere Orte von geringerer Bedeutung sind überschwemmt worden. Zwischen Marseille und Nizza sind fast alle Fiüsse ausgetreten und die Brücken weggerissen. Die Eisenbahn ist unterbrochen und man glaubt, daß fünf Tage nöthig sein werden, um die Verbindung auf der Bahn Paris- Lyon-Mediterranöe wieder herzustellen. Zu Digne ist nach einem Platzregen, wie man seit Menschengedenken keinen ge sehen hatte, ein Deich weggespült, der schon seit hundert Jahren standgehalten hatte, und es sind mehrere Menschen ertrunken. Toulon und Umgegend sind von einem wahren Wolkenbruch überschwemmt worden. Die Dächer wurden vom Sturm abgedeckt und die Bäume umgeriffen. Bei St. Raphael sind sieben Schiffe an der Küste gescheitert und man fürchtet noch mehr Schiffbrüche am Mittelmeer. In Bordeaux hat die vom Sturm getriebene Fluth die nied rigen Theile der Stadt überschwemmt. Zu Soulac in der Gironde ist der große Schutzdeich durchbrochen. Die Nie derungen des Medoc sind überschwemmt, was seit einem Jahrhundert nicht vorgekommen war. Bei Bannes ist der neue Hafendamm von St. Jacques gebrochen und die Nie derungen des Morbihan sind vom Meerwafser überschwemmt. Von der ganzen westlichen Küste werden Schiffbrüche ge meldet. und viele der kleinen Fischerfahrzeuge sino zu Grunde gegangen. Auf der Insel Rs sind die Deiche gebrochen und die Salzteiche überschwemmt, sodaß große Salzvorräthe verloren gingen. In Cherbourg wüthete der Sturm schreck lich ; das Panzerschiff Devastation war in Gefahr, sich los- zureißen, und die Schiffe der Flotte hatten alle ihre Feuer angezündet, um in diesem Falle ausweichen zu können. Auch im Innern hat Sturm und Regen geherrscht, so zu Bordeaux, Grenoble, St. Etienne und andern Orten. Bon Valence wird gemeldet, daß die Rhone unerhört hoch steht. Zu Lyon sind die Quais überschwemmt. Die letzten Nach richten von Olvron, La Rochelle, Lorient und St. Malo melden Schiffsunfälle. Das Unwetter hat an den Küsten der Gascogne und der Bretagne jetzt aufgehört, aber es herrscht noch in der Manche und im Pas de Calais; die Wetterkundigen fürchten aber eine baldige Wiederkehr des Sturmwetters. Lyon, 31. October. Gestern sind hier 7 Anarchisten unter der Anschuldigung des Mordes verhaftet worden, zwei derselben werden auch der heimlichen Anfertigung von Dynamit beschuldigt. Aus Lille wird über einen öffentlichen Bortrag tele- graphirt, den Louise Michel gestern in jener Stadt zu Gun sten der dortigen Seidenzwirnerinnen, welche streiken, hal ten sollte. Die Redaction des revolutionären Blattes „Le Forcat" (der Sträfling") holte sie am Bahnhofe ab, wo eine so dichte Menge schon ihrer harrte, daß die Gesellschaft sich durch eine Hinterthür drückte. Im Hippodrom, wo die „große Bürgerin" sich produciren sollte, waren alle Plätze besetzt und drängten sich über siebentausend Personen, Bürgersleute und Arbeiter. Auf einer Estrade war eine Zahl der streikenden Frauen mit rothen Cocarden zur Schau ausgestellt. Schon ehe Louise Michel erschien, herrschte be täubender Lärm im Saal, und wie sie sich uun zeigte, brach ein entsetzlicher Tumult aus, der durch schrilles Pfeifen und das Absingen des Gassenhauers „l.» mere bliebel," welchem die Studenten der Staatsfacultäten sich mit fürch terlichem Eifer widmeten, noch erhöht wurde. Der Präsident verfüchte Schweigen zu gebieten, aber das gelang ihm eben so wenig, als der überraschten Gästin, die kreischend ihre Galle über die „bürgerlichen Rädelsführer" ergoß. Eine volle Stunde dauerte das Getöse, an dem sich die Freunde Loui- sen's nicht besser zu betheiltgen wußten, als indem sie Hoch rufe auf das Dynamit und die Commune ausbrachten. Da man sich mit Worten nicht zu verständigen vermochte, ging man zu Thätlichkeiten über, Hüte wurden eingetrieben und die Todtschläger blieben auch nicht müßig. Der Chefredac teur des gambettistischen „ProgreS du Nord" mußte sich vor den Mißhandlungen aus dem Staube machen und der Polizeicommiffar Mornave löste, mit der dreifarbigen Schärpe geschmückt, unter unbeschreiblichem Toben die Ver sammlung auf. Auf dem Platze vor dem Hyppodrom wie derholten sich die feindlichen Kundgebungen gegen ^„Jung frau von Belleville," welche von einer Gruppe Studenten zum Bahnhofe geleitet wurde, wo sie den ersten Zug nach Paris benutzte. Die Provinz und das Ausland sind ihr entschieden nicht günstig. Wie man sich erinnert, hatte sie unlängst in Versailles und Brüssel ähnliches Ungemach zu bestehen. Vielleicht tröstet Louise Michel sich aber mit dem Gedanken, daß die Einnahme im Hyppodrom zu Lille 3000 FrcS. betrug, welche den Strtkenden bleiben. Tagesgeschichte. Deutschland. Berlin. Nach der „Kreuz Zig." werden die Konser vativen im Abgeordnetenhause das Präsidium für sich be anspruchen und dem Centrum den ersten, den National- libercckea dm zweiten Bicepräsidenten anbieten. Berlin, 31. Oktober. Scharlach und Diphtheritis treten mit seltener Heftigkeit in dem zauch-belziger se auf. In dem Dorfe Reetz ist der tief erschütternde ^wrgekommen, daß in einer Familie alle sieben Kinder .üngsten bis ältesten einem 16jährigen Mädchen, dem ^om zum Opfer sielen. Zwei der Kinder, darunter dieses Mädchen, waren vom Hause entfernt worden. Nach mehrwöchentlicher Abwesenheit zurückgekehrt, fielen auch sie dem Tode zur Beute. — Sämmtliche Termine, welch am Tage der Urwahlen anstanden, mußten aufgeho- ' ^werden und dafür neue Ladungen erfolgen. Nach ei- ^läßigen Ueberschlag sind hierdurch dem Staat 50,000 M. ^sten entstanden. Berlin, 1. November. Der ..Börsencourier" kündigt den bevorstehenden Tarifkampf Preußens gegen die sächsischen Bahnen an. Derselbe schreibt: In den letzten Tagen hat im hiesigen Arbeitsministerium eine Konferenz der Vertreter der Mitteldeutschen Bahnen, welche sich ja fast durchweg im preußischen Staatsbesitz befinden, stattgefunden, in welcher über die Kündigung der sogenannten Hofer Verkehre-Be schluß gefaßt worden ist. Es handelt sich hier um die Jn- stradirung der Verkehre von Preußen nach Süddeutschland, besonders nach Bayern. Diese Verkehre sind den sächsischen Staatsbahnen gekündigt worden, und dieselben werden in Zukunft unter thunlichster Umgehung der sächsischen Staats bahnen befördert werden. Die Bahnen, denen aus dieser veränderten Politik ein Vortheil erwächst, dürften in erster Linie die Oberlausitzer, die Halle-Sorau-Gubener und auch die Mrrabahn sein. Diese Nachricht, für welche wir dem „Börsencourir" die,Verantwortung überlassen müssen, ist bis her von keiner anderen Seite bestätigt worden. Krantreich. Paris, 30. Oct. Während in Lyon vollste Ruhe herrscht und die dortige Bevölkerung sich allmählich von ihrem ersten Schrecken erholt, scheinen wir hier in Paris Ereignissen entgegenzugehen, die unter Umständen recht ernste Folgen haben können. Ich meine die für nächsten Mitt woch angedrohte Schließung aller Werkstätten für Möbel tischlerei, wodurch 40,000 Arbeiter brotlos werden. Dies mal sind es die Arbeitgeber, welche angriffsweise vorgehen, und es handelt sich dabei um den Versuch der Arbeitgeber, sich von der lästigen Einwirkung der Arbeitersyndicale zu befreien und vor allem die „mise en inäex", die Jnachter- klärung einzelner Geschäfte, fernerhin unmöglich zu machen. Die Arbeitgeber scheinen sich auf alle Fälle vorbereitet zu haben. Sie erklären, daß sie auf dem Wege der Zugeständ nisse nicht Wetter gehen könnten, namentlich wegen der mit jedem Tage gefährlicher werdenden Concurrenz des Auslan des, das die französischen Möbelwaaren bereits von verschie denen Märkten verdrängt habe und alle andern ernstlich bedrohe. Die Arbeitgeber behaupten nun, und darin schei nen sie recht zu haben, daß alle Maßnahmen der Arbeiter- syndicate und die Jnachterklärungen keinen andern Zweck hätten, als den Arbeitgeber in eine gänzlich abhängige Stel lung zu bringen, in der er dann die schließlich an ihn zu stellende Forderung auf Lohnerhöhung nicht mehr abweisen könne. Bei andern Strikes ist den Arbeitern meist dadurch der Sieg geworden, daß sie von andern Arbeitergenossen schaften während des Feierns mit Geldmitteln unterstützt wurden. Auch in diesem Falle werden jedenfalls Unter stützungen fließen, aber es ist zu bedenken, daß die 40,000 Menschen erhalten werden müssen. Rechnet man hinzu, daß wir am Anfang des Winters stehen, so kann man sich eine Vorstellung davon machen, welche Leiden und Ent behrungen namentlich über die Familie» der feiernden Ar beiter kommen werden. 40,000 unbeschäftigte Menschen sind aber auch für eine ihrem Temperament nach viel ruhiger angelegte Stadt als Paris eine unverkennbare Gefahr, zumal eS hier nicht an Leuten fehlt, die nicht davor zurück schrecken, die Beschäftigungslosigkeit und den Mißmuth der Arbeiter zu politischen Zwecken auszubeuten. Die anarchi stische Partei, welche fortwährend ihre Versammlungen ab- hält, wird in den unthättgen Arbeitern neue Zuhörer und neue Recruten finden, die den vielverheißenden Versprechun gen der Wühler um so eifriger lauschen werden, je weniger sie gegessen haben. Paris, 29. Oct. Im Süden von Frankreich und a» der Atlantischen Küste haben in den letzten Tagen Schweiß. Bern, 28. Oct. Der Bundesrath hat die Regie rung des CantonS Genf angewiesen, zu untersuchen, was daran wahr sei, daß, wie von Frankreich aus behauptet worden, in Genf ein internationales anarchistisches Central- comits bestehe, daß die in Montceau-leS-Mines und in an dern Orten Frankreichs entstandenen Unruhen angeregt ha ben solle. — Die Werbungen für den egyptischen Polizei dienst nehmen, obschon sie verboten sind, ihren Fortgang. Das erste Detachement ist am 8. ds. in Alexandrien ein getroffen und vom Polizetchef, einem Schweizer, empfangen und in die Caserne geführt worden, wo sich bereits zwei De tachements, ein italienisches und ein österreichisches, befan den. Einem von dort hier eingegangenen Privatbriefe zu folge beträgt die tägliche Löhnung 5l>, wovon 1kr 15o für Kost abgezogen werden; das Leben dort sei nicht theuer. Kein Tag vergehe, ohne daß irgend ein unglücklicher Ara ber, der Theilnahme an der Plünderung der Stadt be schuldigt, aufgehängt werde, worüber die Bevölkerung sehr aufgebracht sei. Der Föhnsturm, der am letzten Freitag (27. October) nachmittags über das Berner Oberland hereinbrach, hat vornehmlich das Thal der schwarzen Lütschine, den soge nannten Grindelwald, schwer verwüstet. Ec kam über die Gletscher des Wetterhorns daher und packte die Ortschaften Gydisdorf (Grindelwald), Jtramen und Burglauenen und deren bewaldete Berghänge mit unwiderstehlicher Gewalt. Etwa 12 Wohnhäuser sind vollständig zertrümmert und et wa 40 aufs schwerste beschädigt; etwa . 100 haben die Be dachung verloren. Centnerschwere Steine flogen an tausend Schritt weit, Dachsteins und Schindeln liegen im ganzen Thale verstreut. Ganze Strecken der Bergwaldung liegen wie niedergemäht. Das Schulhaus in Jtramen ist ein wüster Trümmerhaufen. Der in die dachlosen Scheunen einfallende Regen richtet das Heu zugrunde, dessen das Vieh über Winter bedarf. Die Telegraphenleitung nach Inter laken war ebenfalls zerstört, ist aber bereits am Samstag wieder hergestellt. worden. Spanien. Der General-Capitän der Philippinen-Inseln hat an die Regierung nach Madrid folgendes Telegramm gesandt: „Manila, 21. October. Eine neue und schreckliche Kata strophe hat Manila betroffen. Ein fürchterlicher Orkan hat die Stadt fast gänzlich zerstört. In weniger als einer Stunde waren die Häuser der Eingeborenen und auch die Block häuser vernichtet; auch solide Steingebäude und selbst solche mit Eisenconstruction wurden abgedeckt und unbewohnbar gemacht. Mehr als 60,000 Familien sind obdachlos. Die Baracken, Spitäler, Aemter, Läden und Magazine sind zer stört, mehrere Schiffe sind zu Grunde gegangen. Unter den Menschen sind verhältnißmäßig wenig Unglücksfälle vorgr- kommen. Ich bin ohne Verbindung mit den Provinzen. Malacanan ist vollständig zerstört." In einem später» Te legramm des General-CapitänS heißt es: „Die Behörden von Balacan und aus dem Innern der Insel melden eine gleiche Zerstörung, die durch den Orkan herbeigeführt wor den ist und wodurch mehr als 15,000 Menschen obdachlos geworden sind." Rußland. Petersburg, 26. Octbr. In den Ostseeprovinzen sind die Dinge nun so weit gediehen, daß man jeden Tag auf,eine ernste Katastrophe gefaßt sein muß. Dis russische Presse sieht jetzt selbst theilweise ein, daß man früher — möglicher weise auf beiden Seiten — zu weit gegangen ist: auf rus sischer Seite im Hetzen und auf deutscher vielleicht in einer allzu hitzigen Art der Abwehr. Nun ist aber der Unter schied der, daß die deutschbaltische Presse schon längst auf die Gefahr hingewiesen hat, welche durch Entfesselung von Neid und Habgier, durch die nicht abzuleugnende Bei bringung socialistischer Grundsätze im Volke großgezogen wurde, während die nationale Hofpresse über die Bange- macheret einfach spöttelte oder wohl auch wegen solcher nie derträchtigen Anschuldigungen in Hellen Zorn gerieth. Der > esthnischen und lettischen Presse sammt Bolkskalendern u. s. w. gebührt ferner das Verdienst, in der Folge in di-ser Frage ihre werthen russischen College» I» Nowoje Wremja, Wedomosti, Sowremennija JSwestrija (Zeitgenössischen Nach richten) und Genossen überflügelt und an Gemeingefährlich keit der Bestrebungen noch übertroffen zu haben, so daß die drei baltischen Provinzen sich heute rühmen können, mit den irischen Zuständen so ziemlich gleichen Schritt zu halten. Vor einer Woche wurde ein Baron Maydell schwer ver wundet, vor einigen Tagen ein Baron Meymdocf-Ramkau durch den Arm geschossen, und der rothe Hahn fliegt bei de» Gutsbesitzern von Dach zu Dach. Es fehlt bloß noch die feste Organisation einer „Mondschein- oder schwarzen