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1014 — Tagesordnung des Bezirksausschusses der Königs. Kreishauptmannschaft zu Zwickau, Mittwoch, am 1. November 1882. 1) Antrag des Conditor Barthel in Chemnitz auf Resti tution angeblich zu viel bezahlter Biersteuer. 2) Recurse des Schuhmacher Joh. Dav. Trumpoldt und des Riemer meister Franz Ludwig Klopfer in Werdau gegen deren Ab- schätzung zur Centralsteuer daselbst. 3) Recurs des Kauf manns Wilh. Brunner 'in Plauen gegen seine Abschätzung zu den dortigen Communanlagen. 4) Beschwerde des Dach decker Ernst Friedrich Wetzel in Glauchau gegen seine Ab schätzung zu den Communanlagen daselbst. 5) Recurs des Fabrikanten Emil Ringk in Reichenbach wegen Heranziehung der Firma Glob. Ringk in Oberreichenbach zu den commun- lichen Anlageü in Reichenbach. 6) Nachtrag zum Regulativ über Besteuerung des Kleinhandels mit Branntwein in Geyer. 7) Antrag auf Abänderung der Oessen-Kehrbezirke im Be zirke der Amtshauptmannschaft Annaberg. 8) Recurs resp. Beschwerde der Gebr. von Arnim wegen der Entrichtung von Besitzveränderungsabgaben in Thum. 9) Das revidirte Anlagenregulativ für Meerane. 10) Differenzen zwischen den Ortsarmenverbänden von: ». Chemnitz und Aue wegen Erstattung der der Emilie Lina verehel. Müller gewährten Unterstützung. I). Plauen und Reusa wegen Unterstützung der Familie Wirth, e. Reichenbach und Auerbach wegen Erstattung der der verw. Schubert gewährten Unterstützung. 6) Auerbach und Reichenbach wegen Unterstützung der verehel. Herold. Schandau HandfertigkeitScurse ins Leben gerufen, sondern auch in Löbau wendet man der Angelegenheit Interesse zu. Dort ist der HandfertigkettSunterricht, wie die „Preußische Schulzeitung" schreibt, an der Elementarschule eingesührt. Die Knaben werden von einem an dieser Schule wirkenden Lehrer vorläufig in der Anfertigung von Papp- und Laub sägearbeiten unterwiesen. Einigrs aus der Cntwickelungsgeschickte unserer Schrift. k. Da gegenwärtig durch einen Brief Bismarcks die all gemeine Aufmerksamkeit auf die Frage, ob unsere deutschen Werke in lateinischen oder deutschen Lettern gedruckt werden sollen, gelenkt worden ist, so dürfte ein kurzgedrängter Abriß der Entwickelung unserer Schrift urtheilsschärfend und nicht uninteressant sein. Die Schlichtheit der Gedanken, die in grauen Vor zeiten des Menschen Geist bewegten, prägte sich auch in den Zeichen aus, in'denen sie versinnlicht wurden. Mit Hilfe einfacher Bilder, wie sie die Natur tausendfach dem mensch lichen Auge bietet, legte der Erdensohn das, was sein Herz oder seinen Geist erfüllte, auf Steine oder Gerätschaften nieder: seine Schrift war eine Bilderschrift. Als später der Mensch in geistiger Hinsicht immer mehr und mehr er starkte. schuf er sich durch Zusammenstellung mehrerer Bilder die Silbenschrift. Diese bildet nun den Uebergang zu der letzten Stufe der Entwicklung der Schrift, zu der Stufe, auf welcher der Mensch die Sprache in einzelne Laute, in die Buchstaben, aufzulösen verstand, und dieser Fortschritt wurde schon nach der Meinung der Alten den kundigen Phöniziern zugeschrieben. Von diesem Volke, so berichtet die Sage, habe Kadmus die Bucbstaben den Bewohnern Griechenlands gebracht, und im Verkehre mit den Griechen lernten die stolzen Römer die neue phönizische Kunst kennen und. scbätzen. Diese bahnte sich im Laufe der Jahrhunderte den Weg vom Süden Europas nach dem Norden dieses Erdtheils und wurde auch von unseren tapferen Vorfahren, den alten Germanen, geübt. Tie Ansicht des schwedischen Professors Olde, daß das germanische Schriftthum direkt dem phönizischen entstamme, hat Professor Kirchhoff (Berlin) widerlegt, indem er bewies, daß die deutschen Schriftzeichen durch Vermittlung der griechischen und altitalischen ent standen sind. Die «^germanischen Buchstaben bilden die sogenannten Runen, welches Wort von dem altnordischen iun d. i. 1., Geheimniß und 2., Buchstabe, stammt und noch mit dem neuhochdeutschen Zeitwort „raunen" zu sammenhängt. Schon der Name „Rune" deutet also an, daß diese Schrift ein Geheimniß war und wahrscheinlich nur den Priestern bekannt. Ihre Verwendung bei den Germanen war eine dreifache: 1 ., zur Bezauberung, wie uns der gelehrte Hrabanus Maurus berichtet; 2 ., heim Losen, was uns Tacitus erzählt; 3 ., zu Niederschriften; so fordert z. B. Venantius For- runatuS (535—600) einen seiner Freunde auf, ihm doch einmal zu schreiben, indem er ihm empfiehlt, „die Runen auf Eschenholz zu malen." Leider ist uns eine solche Holztafel nicht erhalten, aber wir besitzen zahlreiche Speerspitzen, Schwerter, Ringe, Arm bänder und vorzüglich Steine, auf welchen unsere Vor väter mit kunstloser Hand ihre Nunenichriftzeichen eingeritzt haben. Im skandinavischen Norden hat man Tausende von FclSstücken gesunden, welche der Germane theils dem An denken der theuren Eltern oder Geschwister oder eines lieben Freundes gewidmet, den die Schlachtenjungfrauen zur Wal halla geführt — ehrwürdige Zeugen germanischer Treue und Freundschaft. Erhebende Gefühle beschleichen uns, , wenn wir vor einem derartigen Boten altgermanischer Vor- ; zeit stehen, der anderthalb Jahrtausend Sturm und ' Wetter getrotzt hat und uns jetzt einen schönen Beweis der Pietät unserer Vorfahren liefert. — Aus dem Anfänge des dritten Jahrhunderts n. Chr. stammen die ältesten jener mit Runenschriften versehenen Ueberreste aller Zeiten, so ! z. B. das sogenannte Gallehuuser Horn, welches von Gold und auf beiden Seiten offen ist. Dieses wurde 1734 bei , Gallehuus unweit Tondern gefunden, aber 1802 aus der ' Kopenhagener Kunstkammer gestohlen und von den Dieben eingeschmolzen. Glücklicherweise waren schon früher ver fertigte Abbildungen desselben vorhanden, aus denen die ^Inschrift allmählich entziffert und gedeutet werden konnte: fSie lautet: ek hlevagastir holtingar Horna tavido. Ich, hlevagastir, den Holsteinern die Hörner habe gemacht. -Diese Ueberreste der altgermanischen Runen mahnen wie di: Trümmer eines ehemals herrlichen Palastes, dessen ver gangener Glanz nur noch durch einige gut erhaltene Säulen oder durch unversehrte Glieder verfallener Götterstatuen verkündet wird, an das bekannte Schillersche Wort: „Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, Und neues Leben blüht aus den Ruinen," denn allmählich wurden bei sämmtlichen germanischen Völ kern, mit Ausnahme der Gothen, die ihr eignes von UlfilaS geschaffenes Alphabet hatten, die Runen durch die lateini schen Buchstaben vetdrängt und nur im Norden einige Ru nenzeichen, die man nicht entbehren konnte, beibehalten. Für die Entwicklung unserer Schrift war nun der Umstand von Bedeutung, daß das lateinische Alphabet, 'welches sich nach Deutschland Eingang verschaffte, vier verschiedene Schreib weisen kannte und zwar, erstens: die alte Kapitalschrift, welche gegossen oder in Stein gehauen wurde- zweitens: die zum Schreiben bestimmte sogenannte Unzialschrift; drittens: die Kursivschrift der Notare und viertens: die tironischen Noten, die lateinische Stenographie. — Bis ins 6. und 7. Jahrhundert wurden in Deutschland alle Bücher in Unzial schrift niedergeschrieben, wobei Buchstabe für Buchstabe ge malt wurde und die Worte nicht getrennt waren. Mit dem 9. Jahrhundert begannen sich die sogenannten Minuskeln, eme kleinere bequemere Schrift zu entwickeln, und hiermit war zugleich eine Trennung der Worte von einander ver knüpft. Die größeren Zeichen der Unzialschrift wurden nun im Gegensätze zu den Minuskeln Majuskeln genannt und zu Verzierungen, bei Anfängen, zur Hervorhebung u. s. w. angewendet. Bei den verschiedenen Stämmen war die Mi nuskelschrift wiederum theils mehr, theils minder verschie den, jedoch seit dem 9. Jahrhundert trugen die fränkischen Minuskeln den Sieg über die anderen davon. Wenn wir nun Aktenstücke aus dem 12. Jahrhundert durchschauen, so bemerken wir, daß sich von dieser Zeit an die Neigung gel tend macht, die runden Züge abzuecken und allerhand Schnör kel anzubringen, was sich das ganze 13. Jahrhundert hin durch steigert, im 14. seinen Höhepunkt erreicht und offen bar mit der Entfaltung des gothischen Stils mit all' seinen Eckchen, Thürmchen und Spitzchen zusammen hängt. Als nun im nächsten Jahrhundert die Buchdruckerkunst erfunden wurde, war die Druckschrift zunächst die Wiedergabe der eckigen, verzierten Schrift der Zeit. Jedoch bald versuchte man Vereinfachungen einzuführen und indem man wieder auf die alten Handschriften zurückgriff, fanden die runden Züge derselben allmählich neuen Eingang. In Italien wurde die alte Unzivlschrift zwischen 1450—1500 wieder eingeführt und zwar unter dem Namen „antiqua", wogegen man die eckige, verschnörkelte Schrift nun „fraktur" nannte. Wir gegenwärtig haben diese Namen im gewöhnlichen Leben auf gegeben und unterscheiden zwischen lateinischer und deutscher Schrift. Dieser Gegensatz hat sich bei uns in der Reforma tionszeit entwickelt; denn während bis dahin alles Lateini sche, Französische u. s. w. in fraktur, also in deutscher Schrift erschienen war, druckte man es von da an nur noch in an- tiqua, dagegen das Deutsche in fraktur. Diese Regel hat mit sehr wenig Ausnahmen bis ins vorige Jahrhundert ge golten, seit dessen Mitte sich eine Reaktion gegen die Frak- turschrist und das Bestreben geltend machte, alles in anti qua erscheinen zu lassen, so z. B. auch die ersten Drucke von Göthe, Wieland, Voß u. a. Dieser Bewegung wurde jedoch ein energisches Halt! entgegengerufen und zwar von den Verlegern, die mit Recht darauf aufmerksam machten, daß die lateinisch gedruckten Bücher keinen Absatz fänden, weil das Publikum diese Schriftzeichen nicht liebe und seit dieser Zeit druckt man gewöhnlich nur noch wissenschaftliche Werke in lateinischer Schrift, Volksschriften aber in deutscher. Lassen wir nun zum Schlüsse vor unseren Augen den Entwicklungsgang unserer deutschen Schrift kurz vorüberziehen, so erkennen wir, daß die jetzige Gestaltung derselben, wenn sie aucb auf dem lateinischen Alphabete fußt, doch eine eigne Neuschöpfung des Deutschen ist und als solche Be rechtigung und Anspruch hat, selbständig weiter zu bestehen. Sie sollte aber nicht nur in unseren Volksschriften weiter leben, sondern auch in den deutschen wissenschaftlichen Werken; denn wozu brauchts hier der lateinischen Schrift? Etwa um anderen Nationen die Lektüre unserer Bücher zu erleichtern? Ebensogut wie wir beim Lesen englischer und französischer Werke in fremden, in lateinischen Buchstaben lesen müssen, können doch auch die Ausländer unsere Schriften in deutschen Typen studiren, und der deutsche Michel braucht nicht immer über den Interessen fremder Völker die eignen zu vergessen. Wenn man etwa einwen den sollte, daß in deutschen wissenschaftlichen Werken die lateinische Schrift schon wegen der häufigen Fremdwörter vorzuziehen sei, so ist dem entgegenzuhallen, daß sich die selben ebensogut in deutschen Lettern lesen lassen, da sie dem Fachmann eben keine Fremdwörter mehr sind, und daß für uns Deutsche die Lektüre eines in unserer Sprache geschriebenen aber lateinisch gedruckten Werkes bedeutend mehr Zeit in Anspruch nimmt, als die einer Schrift in deutschen Lettern. F e uilLet o n Nm Ehre und Leben. Roman von Ewald August König. (6. Fortsetzung.) 4. Der Baron v. Brühl kam zu spät, um den erwarteten Freund am Portal des Hotels zu empfangen, Herr v. Bar denfeld befand sich bereits in seinem Zimmer, und Meta hatte sich ebenfalls in das ihrige schon zurückgezogen, als der Baron seiner Freundespflicht nachkam. Der Freiherr schüttelte ihm mit herzlicher Wärme die Hand und ließ die klaren, blitzenden Augen eine Weile prüfend auf ihm ruhen. „Da wären wir," sagte er mit sonorer Stimme, „nun wollen wir auch sorgen, daß Körper und Geist in der frische», erquickenden Schweizerlust wieder er starken. Wir gehen für die nächste Parlamentssaison einem harten Kampfe entgegen, aber wie er auch enden »lag, endlich und zuletzt müssen wir doch siegen." „Wir wollen das hoffen," erwiderte der Baron, während er in dem ihm angebotenen Sessel Platz nahm, „und erfüllt diese Hoffnung sich nicht, so dürfen wir uns sagen, daß wir das Unsrige redlich gethan haben, um diesen.Alles unterwühlenden Bestrebungen des Liberalismus den Todesstoß zu gebest. Bringen Sie unangenehme Nachrichten aus der Heitnath mit?" „Das gerade nichts im Gegentheil, unsere Freunde sehen muthig den Kommenden Dingen entgegen. Wir ar beiten im "Stillen unverdrossen und befolgen dabei noch im mer die Taktik, den Boden zu unterminiren." „Und die liberalen Parteien bemerken davon nichts?" „Gewiß," sagte der Freiherr lächelnd, während ec mit der breiten Hand über den kurz geschorenen Vollbart strich, „aber sie haben nicht das Geschick und auch nicht die rech ten Leute, uns entgegen zu arbeiten. Sie vertrauen dabei zu sehr auf ihre Stärke, es erscheint ihnen ganz unmöglich, daß sie unterliegen können, und eben dieses Selbstvertrauen kommt uns zu sehr zu Statten. Die große Masse, lieber Freund, huldigt stets dem Erfolg, haben wir den ersten Steg gewonnen, so folgt Alles unsern Fahnen." Der Baron nickte zustimmend. „Und diesen Sieg werden wir erringen," erwiderte er, „unser erster Sieg stürzt das jetzige Ministerium, und dann beginnt für uns eine neue Aera. Gedenken Sie lange in Luzern zu bleiben?" „Nur einige Tage, dann reisen wir über den Gott hard nach Italien." „Nach Nom?" „Vielleicht, ich weiß das noch nicht. Werden Sie sich uns anschließen?" „Wenn Sie erlauben, mit Vergnügen," sagte der Ba ron, sichtbar erfreut, „ich fürchte nur, daß Fräulein Meta nicht ganz damit einverstanden sein wird." Der Freiherr zog die buschigen Brauen zusammen, das Lächeln verschwand von seinen Lippen. „Was berechtigt Sie zu Befürchtungen?" erwiderte er vorwurfsvoll. „Sie haben mein Wort, und daß ich es unter allen Umständen einlösen werde, müßten Sie wissen. Haben Sie denn keinen Muth? Meta kennt meinen Willen, sie weiß auch, welche Antwort ich dem Graf Segendorf ge geben habe, wenn Sie nur einmal einen ernsten und ent scheidenden Schritt thun wollen, wird sie sich schon in das Unabänderliche fügen. Aber so lange Sie zögern, habe ich keine Veranlassung, das verpfändete Wort einzulösen." Der Baron zuckte die Achseln und rieb emsig an den Gläsern seines Lorgnons. „Ueber's Knie läßt sich das auch nicht brechen," sagte er, „und so lange Graf Segendorf, ehrlich herausgesagt, mein begünstigter Nebenbuhler war, habe ich mich fern ge halten, um alle Gehässigkeiten zu vermeiden. Jetzt aber werde ich Ihren freundlichen Rath befolgen, und ich hoffe, die vor uns liegende gemeinschaftliche Reise wird mir dazu Gelegenheit bieten." „Graf Segendorf soll, wie ich gehört habe, ebenfalls in der Schweiz sein; ich wünsche nicht, ihm zu begegnen." Der Baron strich mit der Hand leicht über seine Augen. „Sie wissen also noch nicht, was sich hier am Vier waldstädter See ereignet hat?" fragte er. „Freilich, die entsetzliche Katastrophe kann Ihnen noch nicht bekannt sein, sie dalirt ja erst von heute Morgen." „Eine Katastrophe, die sich auf den Graf Segendorf bezieht?" erwiderte der Freiherr, den Blick voll gespannter Erwartung aus ihn heftend. „Jawohl, er hat sich erschossen." „Das ist unmöglich!" sagte eine zitternde Stimme hinter dem Baron, der sich hastig von seinem Sitz erhob und mit einer tiefen Verbeugung auf das schöne Mädchen zuschritt, das in der Thüre des anstoßenden Zimmers stand. Die Ingeborg der Frithjofsage! Mair konnte in der That den Vergleich gelten lassen beim Anblick dieser hohen, schlanken Gestalt mit den liebreizenden und doch energischen Zügen, den tiefblauen, leuchtenden Augen und dem gold blonden, lockigen Haar, die jetzt zürnend und doch mit un sagbarer Angst dem Baron in's Antlitz schaute. „Meine Botschaft sollte nicht Ihnen, sondern Ihrem Herrn Vater gelten," sagte er leise, „es war mein Wunsch und Wille, daß er Sie darauf vorbereiten möge." Gleich einer Statue stand Meta v. Bardeufeld vor ihm, nur der glühende Blick und das Zucken der Lippen bekundeten, daß diese klassisch schöne Gestalt lebte. „Ich bin stark genug, jeden Schicksalsschlag zu ertra gen," erwiderte sie mit mühsam erzwungener Ruhe, „aber nochmals behaupte ich, ich halte es für unmöglich, daß Graf Adolph v. Segenvvrf selbst sich das Leben genommen ha ben soll." „Und dennoch ist es geschehen, ich bedaure tief, Ihnen das berichten zu müssen." „Wann ist es geschehen?" fragte der Freiherr mit einem besorgten Blick auf seine Tochter, die langsam eintrat und vor dem Tische stehen blieb, auf den sie leicht die schmale Hand stützte. „Heute Vormittag in Brunnen," erwiderte der Baron, dem Blick der Baronesse, der unverwandt auf ihm ruhte, ausweichend. „Wir erhielten die erschütternde Nachricht, als wir an der Mittagstafel saßen." „Und welche Gründe haben ihn dazu bewogen?" „Ich weiß es nicht, vielleicht findet man in seinen hinterlassenen Papieren befriedigenden Ausschluß. Sein Ge päck befindet sich noch hier im Hotel, wir Alle glaubten, er habe nur eine kleine Tour unternommen, von der re heute Abend oder morgen zurückkehren werde." „Seltsam!" sagte der Freiherr, während er langsam auf und nieder wanderte. „Graf Segendorf war reich und unabhängig, jung und kerngesund, was könnte ihn zu diesem unseligen Schritt veranlaßt haben?" „Lösen Sie dieses Räthsel, wenn Sie es vermögen!" wandte Meta sich zu dem Baron, und ihre Stimme klang scharf und befehlend. „Ist es möglich, daß Graf Segen dorf das Opfer eines Verbrechens geworden ist?" „Er würde wohl in diesem Falle nicht einen Brief hinterlassen haben —" „Wo ist dieser Brief?" „Herr von Bergen hat ihn empfangen, er war an ihn adressirt." Ein schwerer Seufzer entrang sich der Brust des Mädchens. „So ist Herr v. Bergen hier?" fragte sie.