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Erzgebirgischer Volksfreund : 21.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-188210210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-18821021
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-18821021
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-10
- Tag 1882-10-21
-
Monat
1882-10
-
Jahr
1882
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 21.10.1882
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Feuilleton. Ehre und Leben. der MM Anweisung, entgegen ne Um Roman Zwei werden fü fort oder ii erfragen ü Schneeberg. von geschliff wird in dies schon von 7 „Seit wann i Baron spöttisch. „Bah, D, diese Erinnern Schack achselzu ard, wir geft spielen. Kenn Der Bai aber auf halb« starren Blick s „Ich Hal Deine Hände? „Du war lasten, ich hob „Bah, ei verloren hätte wieder gefuni schäft konnte i Robert." „Ich Wil bewahren." „Ach tvw gesten werden, werfe sie mor der Welt End Der Ba Würfel in E Schack ihn wi „Vielleick denken," erwi die Lage kom müssen. Re nöthige Aufre gemeinsame l Dich auf mev Der Ba gepreßt, glüh „Ich we soll," sagte e „habe ich ein „Bewah anlassen?" „Das N daß Du den -urückgeben n „Befrem leicht zu erro falls eine Ci< nicht beunrul Freunde gew Lassen wir d thun?" „Das if „Freiliä dabei doch zr „Willst „Gott b ihn zu hören Der B blickte eine mannigfachen „Du frc einer Weile, schreite ich a reicht habe, halbem Weg> der Bahn m „Ist er möchte das s beseitigt, ab zuwenden wi „Ich h- „Und 8 Geliebten tr< „Bah, 1 „Behan ist einer jen Schicksal niö hauptest, m ihren Verlol „Das t „Du se zweifle ich r glauben, dai wird? Sei von Ewald August König. (2. Fortsetzung.) bist Du denn adelig, Robert?" fragte ,. „Herr v. Schack — das klingt aller dings vornehm, aber —" i — In unserem engeren Vaterland hat sich in der Kohlenbranche eine neue Industrie aufgethan, welche für die betreffenden Gegendem von großem Nutzen ist. Es ist dies die durch bedeutende maschinelle Einrichtungen erzielte steinartige Verdichtung, Brikettirung, der Braunkohlen jüngerer Formation, wie solche besonders in Norddeutschland in großen und mächtigen Lagern vorkommen. Durch diese Behandlung der Braunkohlen wird ihr Heizwerth so erhöht, daß derselbe dem der mittleren Steinkohle fast gleichkommt. Solche Anlagen sind in Preußen bereits in größerer Anzahl vorhanden. In Sachsen sind bisher zwei derselben entstanden, in Skaska bei Kamenz nnd in Arntitz bei Lommatzsch. Letztere liefert beispielsweise täglich 600 Centner solcher Braunkoh lenbriketts, welche größtentheils von der Umgegend konsumirt werden. Dieses Brennmaterial, welches in Berlin nnd ande ren Städten längst allgemein eingeführt ist, stellt sich nicht viel theuer als böhmische Braunkohlen, hat vor diesen aber die Vortheile voraus, das es reinlich wie Holz ist, lange Glut hält und daß durch Abzählen der Stücke die Zimmer temperatur genau regulirt werden kann. — Zwickau, den 19. October. Das definitive Re sultat der gestern Mittag beendeten Fischerei des Schwanen teiches ergiebt an Erlös für Karpfen 3053 M. 63 Pf., Satzkarpfen 405 M. 15 Pf., Barsche 160 M. 20 Pf., Hecht 5 M. 50 Pf., kleine Fische 1088 M. 78 Pf., in Summa 4713 M. 26 Pf. Dazu kommt der Werth für den zurückgehaltenen, bez. in den kleinen Teich gebrachten Satz (über 2000 Stück schöner Satzkarpfen) 1321 M. 74 Pf., sodaß sich der Ertrag auf 6035 M. beläuft. — Dieses Ergebniß bleibt zwar mit 1965 M. hinter dem Voranschlag zurück, ist jedoch, wie wir früher erwähnten, noch immer ein leidliches. — Auffällig erscheint der gänzliche Mangel an Schleie und das Vorhandensein so weniger Hechte. Es sollen nur drei Hechte gefangen worden sein, während über 60 Stück im Jahre 1879 in den Teich gesetzt worden seien. Von vielen Seiten wird behauptet, daß die Barsche ein ge fährlicher Feind selbst des Hechtes sei und daß große Bar sche beim Schlachten vielfach noch kleine Fische im Leibe ge habt haben. Es scheint sonach, daß dieser Fisch, der sich ja auch in namhafter Menge im Teiche vorfand, nicht ohne Einfluß für die Schleien- und bez. Hechtzucht gewesen ist. — Ruppertsgr ün. Das hiesige Rittergut wird von Brandunglück arg heimgesucht. Nachdem am vergangenen Ostern bereits ein ganz bedeutender Strohfeim in Flammen aufgegangen war, ist am vorigen Sonnabend daselbst ein die ansehnliche Menge von 138 Schock Weizen enthaltende Feim durch Feuer vernichtet worden und schon am darauf folgenden Montag brannte wieder ein großer Strohfeim. Zum Glück war das letztere, gerade zur Mittagsstunde'auf- gegangene Feuer sofort bemerkt, auch die anerkannt tüchtige Orts-Feuerwehr unverzüglich alarmirt worden, so daß in Folge dessen noch viel gerettet und die totale Ausdehnung des Feuers verhindert werden konnte. Immerhin sind dem Vernehmen nach gegen 6 bis 8 Schock Stroh verbrannt. In Bezug auf die ersteren beiden Fälle ist es bisher nicht gelungen, die Thäterschaft zu ermitteln, dagegen soll man wegen des letzteren, angeblich durch Kinder verursachten Feuers auf der Spur sein. Uebrigens sind, wie verlautet, die in den erstbezeichneten Fällen vernichteten Quantitäten Stroh und Weizen versichert gewesen. Glashütte. Die Dachuhr der Uhrmacherschule be- teht in einem electrischen Zeigerwerk und der Minuten zeiger springt von Minute zu Minute. Das Zifferblatt, 1 Meter im Durchmesser, ist von polirtem Spiegelglas mit inwendig darauf geklebten Zahlen von Papier, ebenfalls sind die Zeiger aus Papier. Hinter dem Zifferblatte ist ein schwarzer Schirm, so daß bei Tage das Zifferblatt den Anschein hat, von schwarzem Marmor mit weißen Zahlen zu sein. Wird es aber Nachts beleuchtet, so sieht man nur glühende Zahlen und glühende Zeiger aus dem schwar zen Nachthimmel. Diese Construction hat den Vortheil größerer Deutlichkeit bei Beleuchtung den matt geschliffenen Blättern gegenüber und erfordert kein Deckglas vor dem Zifferblatte, welches bei electrischen Zeigerwerken nicht ent behrt werden kann, wenn die Zeiger außerhalb des Blattes, wie gewöhnlich, angebracht sind. „Dem dummen Volk und absonderlich diesen Kellnern imponirt es," unterbrach der Angeredete ihn, während er den Hut ablegts und die gelben Glaceehandschuhe auszog, „im Uebrigen hat ja Niemand.Schaden dadurch. Wie lie gen die Dinge? Ist es geschehen?" Die hellgrauen Augen des Fragenden hefteten sich mit durchdringendem Blick auf das Arntitz des Barons, das noch fahler geworden war. „Jawohl," erwiderte der Baron nach einer kurzen Pause, „die Sache ist glatt geordnet." „Wann geschah es?" „Heute Morgen; man hat die Leiche in Brunnen ge funden, Bergen fit bereits hin, um sie zu holen." „Bergen?" fragte Schack bestürzt. „Weiß er —" „Nichts, und Du wirst natürlich schweigen!" Es lag etwas Verletzendes in dem barschen, befehlen den Tone, mit dem der Baron diese Worte gesprochen hatte, das fühlte sein Freund auch. „Und was, wenn ich fragen darf, verpflichtet mich da zu?" fragte der Letztere, in dessen Augen es zornig auf blitzte. „Ich war allerdings Zeuge der Katastrophe, aber ich habe mich nicht an ihr belheiligt —" „Indirekt doch," siel der Baron ihm in die Rede, wäh rend er mit fieberhafter Hast in seiner Tasse rührte, „und wolltest Du es auch nicht meinetwegen thun, so würdest Du doch aus anderen Ursachen dazu genölhigt." „Aus anderen Ursachen?" „Soll ich Dich an die alten Geschichten in Baden-Ba den, Berlin, Wien und Paris erinnert?" - S94 — allgemein. Ebenso allgemein ist heute die Befestigung der Voraussetzung, daß der Brand unseres Stadttheaters am 14. Juni einem gleichen Bubenstück seine Entstehung ver dankt. Die Frage liegt nahe, ob der Brand unseres alten Kunsttempels nicht mit diesem teuflischen Anschläge auf den interimistischen Bau in direktem Zusammenhangs stehe." ist Heilbai gratis un hold R (Sachsen) Ein or chen von nach ausw< einen guter Näheres in Schneeb Sächsische und örtliche Angelegenheiten. Schneeberg, den 20. Oktober 1882. Die am gestrigen Abende veranstaltete Versammlung des Gewerbevereins zu Schneeberg erfreute sich eines sehr zahlreichen Besuches. Zur Vorführung gelangten zu nächst die von der Polytechnischen Gesellschaft zu Leipzig übersandten Neuheitsobjekie, nämlich eine Winkelsäge von P. JührS in Rochlitz, ein Kaffeebrenner und Laubsägebcgen von OSkar Teuchert in Lindenau-Leipzig, ein Schloß und ein Patent-Wafferableiter von Teuchert. Besondere Beach tung fand die Winkelsäge zum, Ausschneiden von Zapfen und Zinken bei der Verfertigung von Kisten, Schränken rc. und sodann der Kaffeebrenner, das zur Ausstellung gelangte Schloß entsprach leider nicht der beigefügten Beschreibung. Im Verlaufe des Winters werden vier weitere Serien der artiger Neuheiten im Vereine zur Vorzeigung gelangen. Die von der obengenannten Gesellschaft getroffene Einrich tung, durch welchen Gewerbevereinen kleinerer Orte gegen mäßige Entschädigung Gelegenheit geboten wird, Kenntniß von gewerblichen Neuheiten zu erlangen, ward allseitig als eine sehr schätzenswerthe bezeichnet; zu wünschen wäre jedoch noch, daß der Preis der ausgestellten Gegenstände angegeben und eine bessere Reihenfolge der Vereine betreffs der Zusendung bewirkt würde. Nach der Vorführung der näher bezeichneten Gegenstände sprach Herr Oberlehrer Mö ckel über das Institut der Lebensversicherung. Der Vortragende zeigte, wie die Lebensversicherung auf leichte und sichere Weise die Kapitalbildung ermöglicht, die Vollen dung das Kapital bildenden Strebens aucb bei frühzeitigem Tode garantirt, den persönlichen Kredit hebt, zur Wirth- schaftlichkeit erzieht, die Thatkraft stärkt und in Fällen der Noth Trost und Beruhigung gewährt, worauf er sodann die verschiedenen Arten der Versicherung erwähnte und wei ter die gegen die Lebensversicherung geltend gemachten Be denken widerlegte und den Anschluß an eine als solid be währte Lebensversicherunganstalt dringend empfahl. Der Vortragende führte zum Schluß seiner Darlegungen die Geschäftsergebnisse einiger der bedeutendsten Lebensversiche rungsanstalten, der Gothaer, Leipziger (Lebensversicherungs- gesellschaft) (Stuttgarter L. V. und E. B.), der Karlsruher und Stettiner (Germania) an; die vier ersten sind Gegen seitigkeitsanstalten, während die letztgenannte Aktiengesell schaft ist. Gotha, die älteste und größte Anstalt, erzielte im Jahre 1881 an Versicherungen einen reinen Zuwachs von 16,556,600 M. (gegen das Vorjahr mehr 2,563,300 M.), bei Stuttgart betrug derselbe 15,256,005 Mark (mehr 2,748,361 M.), bei Karlsruhe 12,035,291 Mark (mehr 1,138,932 M.), bei Leipzig (Leb.-Bers.-Gesellsch.) 10,624,700 M. (gegen 1880 weniger 364,950 M.), bei der Germania in Stettin 9,183,870 M. (weniger 352,255 M.) Nach dem gesammten Ve rsicherungsbestande Ende 1881 folgen obengenannte so wie einige andere Institute in nachverzeich neter Ordnung auf einander: Gotha (394,564,300 M.; am 1, Oktober 1882 waren hier 59130 Personen mit 408,678,000 M. versichert), Germania in Stettin 228,850,353 M.), Stuttgart (L. V. und E. B.) (173,674,012 M.), Leipzig (170,719,500 M.), Conkordia in Köln (146,107,080 M.), Lübek (115,682,213 M.) und Karlsruhe (112,533,694 M.), Köln hatte 1881 einen reinenZuwachs von 2,794,444 M. (weniger gegen 1880 1,225,985 M.) und Lübeck einen solchen von 2,147,194 M. (mehr 601,448 M.) zu verzeich nen.; beide sind Aktiengesellschaften. Die Dividende der Versicherten betrug im fünfjährigen Durchschnitt in Prozent der Prämie: Gotha (39,6; 1882 42 Prozent und 1883 wird sie 43 Proz. und 1884 voraussichtlich 44 Proz. be tragen.) Stettin (25,4), Stuttgart (37), Leipzig (38,2 ; 1883 39 Proz.), Köln (im Jahre 1881 ist an die mit Gewinn-Antheil Versicherten die erste Dividende mit 25 Proz. der Jahresprämie vertheilt worden), Lübeck (7,8) und Karlsruhe (1881 5 Proz.). Nur bei Gotha und Stuttgart werden beim Aufhören der Versicherung die rückständigen Dividenden auf die 5 letzten Jahresprämien baar nachver gütet; Stettin gewährt die Prämie vom 3. Jahre ab. Die Ausgaben für Sterbefälle betragen im Jahre 1881 bei Gotha 6,599,100 M. (1,503,801 M. weniger als er wartet), Stettin 3,370,346 M. (weniger 132,322 M.), Stuttgart 1,995,631 M. (weniger 570,949 M.), Leipzig 2,585,445 M. (weniger 219,364 M.), Köln 2,448,065 M. (mehr als erwartet 96842 M.), Lübeck 2,237,030 M. (mehr 111,859 M.) und Karlsruhe 886,332 (weniger 292,614 M.) Bei den genannten Anstalten, die als die größten zu bezeichnen sind, verzehrte der Verwaltungsaufwand im Durchschnitt bei Gotha 5,05 Proz., Stuttgart 5,74 Proz., Leipzig 9,06 Proz., Karlsruhe 9,16 Proz., Köln 10,52 Pc., Lübeck 10,95 Pr., Germania in Stettin 14,99 Proz. der Jahreseinnahme. Die gesammten Aktiven betrugen Ende 1881 bei Gotha 102,470,709 M., bei Stettin 47,907,166 M., Stuttgart 36,853,562 M., Leipzig 34,413,912 Mark, Karlsruhe 31,228,047 M., Lübeck 25,165,619 M. u. Köln 47,817,597 M. Bemerkt sei noch, daß in den Angaben über den Ver sicherungsbestand und den Zuwachs an Versicherungen die Nebenversicherungszweige nicht mit berührt sind. Neustädtel. Am Dienstag Abend fand im CarlS- bader Hause die sehr zahlreich besuchte Generalversammlung des hiesigen ZweigvereinS der Gustav-Adolf-Stiftung statt. Herr Rendant Geißler erstattete den Kassenbericht, wornach sich die diesjährige Einnahme auf 170 M. belief, wovon zwei Drittel drr Hauptkasse, das übrige Drittel aber der evangelischen Fleißen (bet Adorf) in Böhmen überwiesen wurden. Herr Vorsitzender 1'. Stille machte hierauf Vor schläge, wie das Interesse der Einwohnerschaft an dem evan gelischen Liebeswerke rege erhalten werden könnte. Herr 9. Rudolph aus Zschorlau referirte sodann über die 50jährige Jubiläumsfeier des Gustav-Adolf-Vereins, welch: in diesem Sommer in Leipzig stattgefunden und welcher genannter Herr als Delegirter des hiesigen Zweigvereins beigewohnt hatte. leer geblieben. Jedenfalls waren 1500, vielleicht 2000 Per sonen anwesend, bet denen sich eine ungleich zuversichtlichere Stimmung kundgab, als jemals )sett 1873. Der König wird kommen, trotz allem und allem, wiederholten die Red ner unter begeistertem Beifall der ganzen Versammlung. Die bourbonische Hymne, Viv« IV, und die Vendeene wurden wiederholt gespielt und brachten bedeutende Wirkung hervor. Der Hauptsaal war mit den Wappenschildern der französischen Provinzen geschmückt, dabei diejenigen Lothrin gens und des Elsasses, welche zu beiden Seiten der von der Büste des Grafen von Chambord überragten Redner bühne angebracht und dabei umflort waren. Jedes Schild trug die Jahreszahl der Vereinigung der betreffenden Pro vinz mit Frankreich. Der Hauptredner, früherer Staatsan walt Robinet le Clerv, erwähnte seiner Vaterstadt Metz und machte seine Sache sehr geschickt, indem er die republikani schen Journale „Republique francaise", „Paris", „Jour nal des DebatS", „Xi Xivm« Siecle", „National", „Berite" und „Revue des Deux Mondes" die Republik verurtheilen ließ, ehe er das endgültige Urtheil der sozialistischen „Ba taille" anführte: „Das vom Ekel übermannte Frankreich wird die Republik ausspeien, welche nur ein Regime der Korruption, der Feigheit und der VerstandeSlosigkeit ist." Die Restauration der Monarchie ist nicht unmöglich, denn sie ist unumgänglich nothwendig, sagte der Redner unter großem Beifall der Versammlung. An dieser ist besonders hervorzuheben, daß sie größtentheils aus sogenannten kleinen Leuten, also kleinen Geschäftsleuten und Handwerkern be stand, und daß ihre Zahl noch ungleich größer gewesen wäre, wenn der Raum ausgereicht haben würde. Alle tru gen weiße Nelken im Knopfloch. Die Leute dieser Klassen sind hier gewöhnlich gar wenig politisch, stehen zu der vor handenen Regierung, sofern dieselbe nur Sicherheit für Gut und Leben gewährt. Kommt aber diese Sicherheit in Frage, dann werfen sich die kleinen Leute gewöhnlich zuerst demje nigen in die Arme, welcher bessere Garantien bietet. Als 1851 die Sozialisten drohend auftraten, warfen sie sich Na poleon dem 3. in die Arme, währenddessen die wohlhabendere Bourgeoisie noch mit dem Parlamentarismus herumexperi- mentirte. Diesmal dürfte die schroffe Weise, mit welcher die Religionslosigkeit in den Schulen aufoktroyirt wird, auch etwas dazu beigetragen haben, daß der kleine Bürgerstand, der sehr zäh an den Traditionen.hält, nunmehr anfängt, sich von den Legitimisten ins Schlepptau nehmen zu lassen. Die Republikaner scheinen nach dieser Richtung alle Auf merksamkeit zu vernachlässigen. Heute sind 208 Jahre ver flossen, ^daß das Tabakmonopol in Frankreich eingeführt wurde. Der erste Pächter, Jean Breton, zahlte 600,000 Francs jährlich dafür. Heute, in stattlicher Regie seit 1805, bringt dasselbe eincn Reinertrag von 260 Millionen, wobei freilich der Tabak hier sehr theuer ist. Aber dies hat wenig stens das Gute, daß hier nicht so unmäßig viel geschmaucht wird, wie in Deutschland — was natürlich den Nichtrau chern ganz angenehm. Chalon, 18. Oktober. Heute begann der Prozeß gegen die Dynamitbande von Montceau. Der Justizpalast wird von 60 Mann Soldaten bewacht, auch wurden noch andere Vorsichtsmaßregeln getroffen, da dem Präsidenten des Ge richtshofs in einem an ihn gerichteten Schreiben gedroht wurde, man würde den Justizpalast mit Dynamit in die Luft sprengen. Geladen wurden 136 Zeugen. In Mont ceau ist ein Schreiben der Luise Michel verbreitet, in wel chem dieselbe den Aufständischen anzeigt, sie werde sie im Kampfe gegen die Unterdrücker des Volkes unterstützen. Rutzland. Riga, 13. October. Es scheint, als ob die hiesigen Theaterzustände dazu prädestinirt wären, das Unerquickliche gewisser sozialer Verhältnisse der baltischen Provinzen Ruß lands in greller Weise zu beleuchten. Wer sich die Ein äscherung des hiesigen prächtigen Stadttheaters während des letzten Sommers und die über die Entstehung der Feuers brunst seinerzeit kursirenden Gerüchte ins Gedächtniß ruft, wird von eigenartigen Reflexionen bei der Nachricht ergrif fen werden, daß auch an das der Vollendung nahe Jn- lerimstheater die Brandfackel gelegt worden ist. Die „Ri gaer Zeitung" veröffentlicht darüber folgenden Bericht: Es war gegen 6^ Uhr Abends (am 9. Oktober). Der Bauaufseher war eben dabei, die tägliche Kontrolle über die beim Bau beschäftigten und denselben verlassenden Ar beiter auszuüben, als während dieser Thätigkeit ein Feuer schein in dem Versenkungsraum der Bühne bemerkt wurde. Ein Arbeiter, der, um sein Werkzeug zu holen, in den Raum hinabgestiegen war, scheint der erste gewesen zu sein, der die Flamme wahrnahm. Ohne Bedenken und mit selbstverleugnendem Muthe warf er sich auf die empor lodernde Flamme, und es glückte ihm sowie einigen gleich zeitig durch den Hellen Schein aufmerksam gewordenen und hinzugeeilten Bauleuten, das weitere Umsichgreifen des Brandes zu verhüten. Als hierauf die Brandstelle unter sucht wurde, fand man, daß in rafftnirt überlegter Weise alle Anstalten zu einer sich möglichst sicher vollziehenden Brandstiftung getroffen waren. Hobelspähne und Bretter übereinander gelegt und mit Petroleum übergossen, ferner Schießpulver (im Ganzen 3—4 Pfund), in zwei Blech dosen und einem Packet, schließlich Papier und Latten mit Petroleum getränkt. Das Feuer muß eben ange legt worden sein, als der erwähnte Arbeiter es bemerkt«. Der Mordbrenner hätte, in richtiger Berechnung des für seinen Plan einzig geeigneten Zeitpunktes, die Stunde er wählt, in welcher die übliche Tagesarbeit beendet ist und die Entfernung der in allen Theilen des Hauses arbeitenden Personen sich vollzieht, wo also die regelmäßige Bauthätig- u - keil, während welcher die Ausübung einer solchen Schand- s that unmöglich wäre, aufhört, die sofort eintretende Nacht wache aber unter den sich allmälig aus dem Hause entfer- , nenden Arbeitern noch nicht im Stande ist, ein vielleicht k fremdes Individuum herauszufinden. Man kann nach den E von uns sowohl über der Bauthätigkeit als auch über die § Einrichtung des Nachtwachtdienstes eingezogenen Erkundi gungen wohl mit Sicherheit behaupten, daß es nur in der soeben beschriebenen Uebergangszeit, die immerhin 15 bis 20 Minuten dauern kann, möglich gewesen ist, in denPer- senkungsraum durch die bis jetzt zum Theil noch offen stehen den Zugänge sich einzuschleichen und das Schandwerk aus- znführen. Begreiflicherweise ist die tiefste Entrüstung über die leit gestern Abend nufere Stadt durchlaufende Kunde
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