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. .. - - „Ich habe Dir bereits gesagt, das ich mich nicht von meinem Kinde trennen werde." „Auch dann nicht, wenn eS mir freiwillig, aus eigenem Antriebe folgen würde." „Bist Du verblendet genug, zu glauben, daß sie die Mutter um des Vaters Willen aufgeben würde? Um eines Vaters »Willen, der ihr in letzter Zeit nicht mehr mit der gleichen Zärtlichkeit wie früher gegenüber getreten ist? Glaubst Du, daß ein Kind nicht instinktiv jene Erkaltung der L>ebe eines ihm theuren Wesens fühle, jene unbewußte Vernachlässigung empfinde? Du bestehst auf eine Trennung zwischen uns — ich füge mich Deinem Wunsche ohne Vor wurf, ohne Klage, weil nach den stattgehabten Vorgängen ein längeres Zusammenleben zur Unmöglichkeit geworden ist! Du trachtest darnach, Marie zu behalten, weil Du wähnst, daß das Kind noch mit derselben Anhänglichkeit wie früher Dir ergeben sei. Ich will Dich überführen, wie furchtbar Du Dich täuschest, wie Du mit offenen Augen zu sehen verlernt. Ich will ein weiteres, das größte Opfer bringen: ich will Dir Marie lassen, wenn sie mich aufgiebt, wenn sie Dir freiwillig folgt!" „Du wolltest, Tu könntest ein solches Opfer bringen?" rief er bewegt. „Ihr Wort entscheide, es sei die Stimme Gottes", ent gegnete sie feierlich. Sie öffnete die Thür des Nebengemaches, sie winkte der Tochter. Marie erschien in der Thür, sie blieb zögernd stehen, als sie des Vaters ansichtig wurde. Sie blickte fragend empor zu der Mutter und schmiegte sich ängstlich an sie. „Hast Du keinen Gruß für Deinen Vater?" fragte er vorwurfsvoll. Die Kleine blickte wiederum fragend zu der Mutter empor, und ihrem aufmunternden Blicke begegnend, eilt sie, der Regung ihres Herzens folgend, in die Arme des Vaters. Otto Meinhold zog die Tochter stürmisch an seine hochklo pfende Brust, und ihre Wangen, ihre Lippen mit Küssen bedeckend, flüsterte er: „Weshalb eiltest Du nicht sofort zu mir?" Sie entwand sich seinen Armen und blickte betrübt zur Erde. „Ich wußte nicht, ob es Dir recht sei, wenn ich mich Dir nahte," flüsterte sie, „denn seit einiger Zeit bist Du ganz anders als früher." Er zog sie an sich und bedeckte ihr Antlitz mit seinen Küssen. Sie blickte befremdet zu ihm e mpor. „Du weinst, Papa?' fragte sie. „Was betrübt Dich?" „Mein Kind, ich habe Dir eine sehr ernste Mittheilung zu machen. Versuche zu verstehen, was ich Dir sage." Er hielt einen Augenblick sinnend, und sie prüfend an blickend, inne, dann fuhr er mit feierlichem Ernst fort: „Nimm an, ich wäre gezwungen, eine große Reise an zutreten, mein Kind, die mich viele Monate, ja vielleicht Jahre von Hause fernhalten könnte. Würdest Du mich auf jener Reise begleiten oder lieber bei Deiner Mutter aus harre» wollen bis zu meiner Heimkehr?" „Ich möchte lieber mit Dir reisen, Papa!" rief die Kleine, lebhaft und ohne sich zu besinnen. „O, es muß herrlich sein, zu reisen, die Mama hat mir so viel Schönes von fremden Ländern erzählt!" „Wenn ich nun aber genöthigt wäre, in dem fremden Lande zu bleiben?" fuhr er mit zitternder Stimme fort. „Wenn ich nie mehr zurückkehrte? Wenn Du Deine Mutter niemals Wiedersehen würdest — was dann?" > Die Kleine blickte ihn ungläubig an. „Ach, Papa, das ist ja ganz unmöglich!" rief sie, „Du wirst doch nicht die Mutter für immer verlaffen?" Er senkte den Blick vor ihrem unschuldigen, prüfend auf ihn gerichteten Kinderauge. „Und wenn dem doch so wäre? Wen» ich sie dennoch verließe, verlaffen müßte?" flüsterte er. „Ist es wahr," was der Vater spricht?" fragte die Kleine, ihren ängstlichen Blick abwechselnd auf den Vater, dann auf die Mutter richtend. „Es ist wahr," entgegnete Klara trübe. „Dein Vater geht weit fort, in ein fernes Land — niemals kehrt er wieder." „Dort ist Deine Mutter, hier bin ich," drängte Otto, „wem willst Du folgen?" Noch immer bilckte die Kleine ungläubig, zweifelnd von dem Einen zum Andern. „Willst Du Deinem Vater folgen, Marie?" fragte Klara mit leiser, bebender Stimme, das Kind liebevoll an sich ziehend, „oder bleibst Du bei Deiner Mutter?" 22 Marie verbarg weinend das Köpfchen an der Mutter Brust. „Ich weiß nicht, Mama," flüsterte sie, „mir ist so bange." „Ich beschwöre Dich, Marie!" flehte Otto angstvoll, „folge dem Zuge Deines Herzens! Was würdest Du thun, wenn ich Dich zum letzten Male in meine Arme schlöffe und sagte: Kind, Du siehst Deinen Vater niemals wieder!" (Fortsetzung folgt.) * Deutsche Frauenart hat fern im Süd ein hohes Lob erfahren. Ein spanisches Blatt („l-ss woveäsäes") skizzirt folgendermaßen den Charakter der Französinnen, Englände rinnen und deutschen Frauen: Die Französin — sagt das Journal — heirathet aus Berechnung, die Engländerin, weil es üblich ist, die Deutsche aus Liebe. Die Französin liebt bis zum Ende der Flitterwochen, die Engländerin das ganze Leben, die Deutsche ewig. Die Französin führt ihre Toch ter auf den Ball, die Engländerin führt sie in die Kirche, die Deutsche beschäftigt sie in der Küche. Die Französin hat Geist und Phantasie, die Engländerin hat Intelligenz, die Deutsche Gefühl. Die Französin kleidet sich mit Ge schmack, die Engländerin geschmacklos, die Deutsche bescheiden. Die Französin bietet eine Rose an, eine Dahlia die Eng länderin, die Deutsche ein Vergißmeinnicht. Die Ueberle- genheit der Französin liegt in der Zunge, die der Englän derin im Kopfe, die der Deutschen tm Herzen. * Ein goldenes Schloß. Viele glauben, daß in den Gold- und Stlbermünzen der Hauptreichthum der Völ ker besteht. Dem ist nicht so. Der Werth der Münzen — 257 — bildet in Wahrheit nur einen sehr schwachen Theil dieses ReichthumS. In Frankreich zum Beispiel schätzt man die Menge der im Umlauf befindlichen Münzen auf sechs Mil liarden. Der Werth der bebauten und nicht bebauten Grundstücke wird auf 236 Milliarden abgeschätzt (Jahr 1880). Die Münzen stellen somit nur 2„ Prozent otese- Werthes dar. Ebenso verhält es sich in den anderen Län dern. Zwei hervorragende Statistiker, der eine ein Eng länder, der andere ein Franzose, haben soeben zwei An gaben in diesem Sinne veröffentlicht. Es sind dies die Her ren Martin am Institute of Bankens in London und Ma- larce an der Akademie der Wissenschaften in Paris. Herr Malarce schätzt die Menge der geprägten edlen Metalle, die in der ganzen Welt im Umlauf sind, auf 34 Milliarden, 18 Milliarden Gold und 16 Milliarden Silbermünzen. England hat trotz seines großen Handels weniger gemünztes Geld als Frankreich, nämlich nicht über 3700 Millionen. Das gemünzte Geld, das einen nominellen Werth besitzt, der höher ist als der Werth des Geldes in Barren am Markt, hat nur einen konventionellen Werth, etwa wie das Bronzegeld. Man kann sich die 19 Milliarden geprägten Geldes, die auf der Oberfläche des Globus umlaufen, ver einigt denken und sich so eine Vorstellung von dem gerin gen Raum machen, den eine ähnliche Summe im Verhält- niß zu ihrem enormen Werth einnehmen würde. 18 Mil liarden in Gold stellen ungefähr ein Gewicht von 5800 Tonnen dar. Das heißt, diese Summe ließe sich bequem in einem unserer großen transatlantischen Schiffe unterbrin- geg. An einem einzigen Tage könnte sie auf der Nordbahn weggeschafft werden ohne daß die Gesellschaft nöthig hätte, die Zahl ihrer Züge oder die Menge der Waggons zu ver mehren. Kurz, wenn man sich vorstellte, daß dieses ganze Gold dazu verwandt würde, eines jener Wunderschlöffer zu bauen, wie man sie in den Sagen und Märchen der Feen erwähnt findet, so würde man sehen, daß dieses Schloß nur geringe Ausdehnung haben könnte. Selbst dreihundert Ku bikmeter Gold würden nicht genügen, um den Pavillon der Stadt Paris auf den Elysäischen Feldern oder die Front des Bonador im Rathhaus herzustellen, wiewohl dieselbe Menge Gold, in Blattgold gestellt, 270,000,000 Quadrat meter bedecken oder in Fäden ausgezogen eine Länge von 880,000 Kilometer ergeben, das heißt 22 mal um die Erd kugel gehen würde. * („Eine mitternächtliche Geisterbeschwörung im Duis burger Walde"ß ein Kulturbild aus den jüngsten Tagen des 19. Jahrhunderts, oder „Die Macht des Aberglaubens" — so etwa könnte man die Erzählung eines Vorkommnisses tituliren, das dieser Tage im Duisburger Walde passirt ist. Aus zuverlässiger Quelle berichtet man der „Rh. u. R.-Ztg." über dasselbe wie folgt: „Die Mitternachtsstunde ist gekommen, es rauschen die Baumwipfel im tiefen Dunkel des Duisburger Waldes ; auf einmal erhellt ein Lichtschein eine geheimniß volle sonderbare Szene, welche den etwaigen Zuschauer in die Zeiten des Mittelalters zurückversetzt haben würde. Das Gackernde Licht einer Anzahl geweihter Wachskerzen in eigenartigen Leuchtern zu je vier Stück zusammengestellt, beleuchtet eine Gestalt in einem schneeweißen bis zur Erde reichenden Gewände. Ein hoher weißer Hut bedeckt den Kopf. Ueber das weiße Gewand fällt eine große Stola (aus Pergamentpapier geschnitteu) hernieder. Gewand, Hut und Stola sind mit einer großen Anzahl sonderbarer Zeichen, Namen und Sprüche verziert. Die Gestalt hält in der linken Hand eine lange Zauberruthe (Haselnußstaude), in der ebenfalls allerlei Worte eingeschnitzt sind, in der rechten Hand ein alterthümliches Buch, aus welchem mit dumpfer Stimme sonderbare Gebete, Zauber- und Beschwörungsfor meln gelesen werden. Auf der Erde befindet sich ein Kreis abgezeichnet, um den herum die Lichter stehen und ein Ham mer, eine Zange nebst Brecheisen liegen. Eine zweite, dunkle Mannesgestalt wird dicht neben dem Zauberkreise sichtbar. Der Geisterbeschwörer murmelt wiederholt seine Zauberformel, aber Alles bleibt stumm und still; kein Geist will erscheinen, um den ersehnteil Schatz zu bringen. Vergebens harren die beiden Gestalten längere Zeit, nichts zeigt sich, die Zauber mittel sind nicht kräftig genug oder — die Sache hat einen an deren Haken. Endlich sieht der Beschwörer das Nutzlose seiner Bemühungen ein, er tritt zu seinem Gefährten, legt den ganzen Zauberapparat ab und entpuppt sich auch als gewöhnlicher Sterblicher. Da die mitgebrachte Kiste den Beiden zu schwer ist, werden die Utensilien in ein großes Bündel zusammengepackt, und tief enttäuscht über das Fehlschlägen aller Hoffnungen auf Schätze und Reichthümer tritt man den Heimweg an. Als die beiden Wanderer mit ihrem Bündel gegen 3 Uhr Nachts durch Mülheim ziehen, werden sie von einem Nacht wächter bemerkt, der Argwohn schöpft, vielleicht ein paar verwegene Diebe in ihnen vermuthet und sie infolge dessen zur Wache führt, wo ihnen das Bündel abgenommen wird und sie selbst freies Nachtquartier im Arrestlokal erhalten. Bei der am folgenden Morgen stattfindenden Untersuchung, refp. dem Verhör, stellt sich heraus, daß die beiden Männer, ein Maschinenwärter und ein Bergmann, in Bredenei zu Hause sind, von dort mit den mühsam angefertigten Zau berutensilien versehen, nach dem Duisburger Wald gezogen waren, um hier in oben beschriebener Weise einen Schatz zu heben. Der eine Beschwörer hatte nach eigenem Ge ständnisse bereits seit vier Wochen gefastet, d. h. nur ein mal täglich etwas Nahrung zu sich genommen, und sah in folge dessen sehr abgemagert und elend aus. — Daß es heute noch Menschen giebt, die so tief vom Banne des kas- sesten Aberglaubens bestrickt sind, ist gewiß sehr zu be dauern. Ob die beiden Schatzgräber aber durch diesen Miß erfolg und das unerwartete Ende ihrer Geisterbeschwörung zur bessern Einsicht gelangt sind, wer weiß es?" * Die „Nowoje Wremja" berichtet über eine Unter redung, die ihr Wiener Korrespondent mit einem österrei chischen General gehabt hat. Der General —genannt wird er nicht — bezeichnet es als einen Jrrthum, wenn man meine, Oesterreich hätte auch nur den geringsten Wunsch nach einem Kriege mit Rußland, man wolle tm Gegentheil mit allen Kräften, ja sogar mit Opfern einen feindlichen Zusammenstoß mit dem östlichen Nachbar vermeiden. Nur allein in Rußland und unter dessen slavischen Busenfreun den werde für einen solchen Krieg Propaganda gemacht, für Vie Deutschen in Oesterreich sei derselbe aber nicht wüu- schenswerth. — „Würden denn die verschiedenartigen Inte ressen der Deutschen auf der Balkanhalbinsel durch eine etwaige Niederlage Rußlands nicht gewinnen?" fragte der .. Berichterstatter. — „Ja, erwiderte der General, aber zwi- schen den Interessen der Deutschen in Deutschland und der 1 in Oesterreich ist ein großer Unterschied. Deutschland hat / sein Centrum, aber auch wir haben ein solche-, da- nach unserer Ueberzeugung für das deutsche Volk weit günstiger ist, als Berlin und Preußen. Preußen germanisirt nur Amerika oder die benachbarten Provinzen Rußlands, d. h. entweder an sehr entfernten oder geradezu unmöglichen Stellen, Oesterreich dagegen hat ein weite- Erntefeld unter seinen primitiven slavischen Stämmen. Wir befinden un- aber nicht in einer normalen Lage: wir sind da- vorderste deutsche Cenirum, haben aber nur 7 Millionen Deutsche, welche von 40 Millionen StammeSgenoffen durch die Schö pfung des norddeutschen Bundes getrennt wurden. Wir sind nicht stark genug, um unsere Schöpfung zu erhalten und bedürfen der Erhaltung aller unserer Kräfte. Ueber die Art, und Weise dieser Erhaltung zu sprechen, scheint mir jetzt noch zu früh, aber unter allen Umständen muß die Jsolt- rung Oesterreichs von der übrigen deutschen Welt aufhören". — Diese Jsolirthelt besteht aber äo facto nicht, da ja ein deutsch-österreichisches Bündniß existtrt. — Nein, ich gebe Ihnen mein Wort, daß ein solches Bündniß nicht besteht. — Preußen ist ein Bundesgenosse Ihrer deutsch-nationalen Politik? — Sehr ost ist das Gegentheil der Fall. Preußen hat außer den allgemein-deutschen auch noch seine rein preu ßischen Interessen, und wo jene diesen widersprechen, dort gibt der Egoismus den Ausschlag, was bei uns nie der Fall ist. Preußen mußte, wollte es seine Hegemonie erlangen, zu Frankreich in ein feindliches Verhältntß kommen und das widerspricht den Interessen des österreichischen Patriotismus. Die Gallier zu germanisiren liegt nicht in unserer Macht, und wir brauchen im Süd-Osten freie Hand. Oesterreich bedarf keiner feindlichen Maßregel, eS hat keine Feinde und der flavische Süden ist uns geöffnet. — Ganz meine Mei nung, aber warum rüstet Oesterreich nicht zu einem Feld zug im Norden, statt die flavische Welt durch territoriale Beute nutzlos zu zertrümmern? — Diese Frage lassen wir lieber offen, um den Charakter unserer Unterredung nicht zu verwischen. Ich wiederhole nur: wir wollen mit Ruß land keinen Krieg. Ihr werdet uns nicht zuerst angreifen, weil Euch England und Preußen augenblicklich bei beiden Händen halten und wir — mein Gott, es ist zum Lachen, darüber erst zu reden — was sollten wir von Euch brau chen ? Etwa ein Stückchen Polen, damit wir unsere polni sche Partei noch mehr stärken? Oder einen Theil Klein- Rußlands, um den ruthenischen Separatismus noch, zu nähren? Oesterreich droht bei einer Niederlage in einem Kriege mit Rußland eine fürchterliche Nothlage: die Gefan- gennehmung seiner Armee und die völlige Zertrümmerung des Reichs. Die slavischen Regimenter würden sich auf die russische Seite schlagen, die Magyaren nach Hause fliehen und die Deutschen — nun diese würden sich auch nicht nutz los hinschlachten lassen. Sodann möchte sich Kroation gegen Ungarn auflehnen, die Militäcgrenze an Serbien fallen und Böhmen einen König wählen. Kurz, der Teufel weiß, .was dann alles geschehen würde.'!,. . * (Zündhölzchen-Statistik.) Ein englischer Statistiker berechnet, daß in Europa jährlich 1,618,300 Ctr. Holz al lein auf Zündhölzchen verbraucht werden. Am meisten Zündhölzer verbrennt Deutschland, wahrscheinlich wegen der in demselben allgemein herrschenden Gewohnheit des Rau chens. In diesem Laude schätzt man den täglichen Ver brauch auf 15 Zündhölzchen per Kopf der Bevölkerung, in Belgien auf ungefähr 9, in England auf 8 und in Frank reich auf 6. Ueberhaupt nimmt der Consum derselben in der Richtung von Norden nach Süden stetig ab. Im Durch schnitt kann man annehmen, daß in Europa täglich 6 oder 7 Zündhölzchen per Kopf der Bevölkerung dem Flammen tode oder der sonstigen Vernichtung geweiht werden. * (Aus einer vogtländischen Schule.) Ein Lehrer, welcher seinen jüngsten Schülern zum ersten Male Schreib unterricht ertheilte und hierbei das „i" zur Einübung ge wählt hatte, glaubte seinen Schulkindern das Nachschretben dadurch zu erleichtern, daß er diesen Buchstaben recht groß an die Wandtafel schrieb. Beim Nachschreiben auf die Schiefertafel blieb ein Knabe unthätig, was der Lehrer nicht bemerkt haben mochte. Als der Knabe nach Hause kam, wurde er von seinem Vater, als dieser jedes Zeichen der Thätigkeit auf der Schiefertafel vermißte, gefragt: „Nun Karlchen, habt ihr heute gar nichts gemacht in der Schule?" — „O, ja! wir haben das i gelernt." — „Aber ich sehe doch nicht, daß Du etwas dabei gemacht hättest!" — „Ja Vater, da mußt Du mir erst eine größere Schiefertafel kaufen, das i war so groß, daß es nicht darauf ging." * (Mißverständnis.) Ein holsteinischer Bauer kommt nach Hamburg und geht des Abends t l das Stadltheater, ersten Rang, denn „hei kann dat betalen. Als er im Be griff ist, die Logenthür zu öffnen, wendet sich die Gardero biere, welche zugleich die Verleihung des Operngucker be sorgt, an ihn mit der Frage: „Wünschen Sie auch ein GlaS?" „Ne, danke schön, ik drink ut 'n Buddel." (— aus der Flasche). * (Das Alter der Pferde zu erkennen.) Eine-Tages kam ich mit einem Farmer aus Alabama zusammen, welcher mir eine Belehrung darüber zukommen ließ, wie man sich über das Alter eines Pferdes vergewissern kann, nachdem es einmal acht Jahr geworden; mir war dies Merkmal voll kommen neu und wahrscheinlich dürfte es dies auch den meisten Lesern sein. Die Sache verhält sich so: Wenn das Pferd neun Jahre hinter sich hat, dann bekommt e- eine Runzel in das Augenlid, und zwar in der oberen Ecke des unteren Lides, und in jeden« weiteren Jahre bildet sich eine neue solche wohlentwickelte Runzel. Wenn ein Pferd beispielsweise drei solche Runzeln hat, so ist es zwölf, wenn vier, so ist es dreizehn Jahre alt. Man braucht die An zahl dieser Runzeln nur zu der neun zu addiren, und man hat sicher das Alter des Pferdes. * Freihandel und Wanderlager. Eine praktische Illu stration des Freihandels für den Industriellen ist übrigens das Wanderlager. Das Wanderlager ist der Freihandel im kleinen. Das Wanderlager erscheint im kleinen Städtchen, wo bisher Handwerk und lokaler Handel mit den bezügli chen Waaren in üblichen Preisen seinen Mann ernährt Hal: Die Waaren des WanderlagerS stechen viel schöner in die Augen und sind so „außerordentlich billig" — jedermann