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— 884 Dresden, Egypten. Alexandrien. Das Fort Aslan, welches eine halbe Stunde von Kafrdowar entfernt liegt, hat sich am 16. früh dem General Wood übergeben. Alsbald nach seinem Ein tritt in das Fort frug General Wood, wo sich ein gewisser Porlucci, ein ehemaliger Offizier der italienischen Marine, befinde, der von dem Schiff „Kastelfidardo" desertirt sei, nm mit den Rebellen gemeinsame Sache zu machen. Nach einigem Zögern wurde Porlucci in der Uniform eines egyp- tischen Offiziers vor den General Wood geführt, welcher denselben zu einem armirten Zuge schickte, der zum Schutze der behufs Ausbesserung der Eisenbahn engagirten Arbeiter in einiger Entfernung von Kafrdowar hielt. Darauf nahm General Wood die Unterwerfung der eghptischen Offiziere entgegen. Vogel in einer Abtheilung des Mittweider Staatsforstreviers mit einer Hacke betroffen und angehalten worden. Weigel hatte hierbei Vogel wegzustoßen versucht und mit seiner Hacke bedroht, indem er geäußert: „er wolle ihm den Schädel einschlagen". Außerdem hatte er Bogel und das gesammte Forstpersonal in der gröbsten Weise beleidigt. Der Gerichts hof verurtheilte Weigel wegen Widerstands zu sechs Wochen Gefängniß, wegen Beleidigung zu 80 Mark Geldstrafe eventuell 20 Tagen Gefängniß. Zwickau, 18. September. Welch' gewaltige Aufgabe der Verwaltung 6sr Kgl. Sächsischen Staatseisenbahnen aus Anlaß des Manövers und der damit verbundenen Parade des Sächsischen Armeekorps zufällt, dürfte daraus zu ent nehmen sein, daß in den Tagen vom 14. bis zum 21. Sep tember gegen 200 Extrazüge auf den betreffenden Strecken der Sächsischen Staatsbahnen zu expediren sind, wovon ein Theil auf Züge für die Allerhöchsten Herrschaften, ein an derer Theil auf die Züge für das Militär und ein Theil auf die Züge für das Publikum entfällt. Am 15. Septem ber, dem Tage der Parade, sind allein gegen 90 Extrazüge aller Art, also fast die Hälfte der Gesammtzahl, zu beför dern. Diese Extrazüge erfordern ungefähr 900 Personen wagen. — Die Truppentransporte sind am bedeutendsten am 20. und am 21. September, an welch' beiden Tagen Truppentheile des IV. und XIl. Armeecorps in einer Ge- sammtstärke von 23,000 Mann und 600 Pferden zum Theil von Altenburg, in der Hauptsache aber von Riesa, Rödera, Stauchitz rc. aus nach den bezüglichen Garnisonorten beför dert werden müssen. Hierzu werden gegen 800 Personen wagen und über 100 Güterwagen erforderlich sein. Neuschönefeld. Am Freitag hat sich auf dem Kirch weg ein schwerer Unglücksfall zugetragen. In der Mittags stunde bemerkten die Bewohner des Hauses Nr. 114 b. aus einer Dachwohnung desselben Rauch hervordringen. Da man wußte, daß die Inhaber der Wohnung, die Eheleute T., abwesend und nur die Kinder derselben in dem Logis waren, begaben sich die Hausbewohner hinauf und verschafften sich durch Einschlagen der Thüren Zutritt. Es bot sich ihnen daselbst ein grauenvoller Anblick dar. In der Stube befand sich qualmendes Stroh und vier Kinder lagen leblos da. Den schnell angestellten Rettungsversuchen gelang es, blos den Säugling, welcher zugedeckt weniger von der Stickluft belästigt gewesen zu sein scheint und zuerst heraus ge schafft wurde, zu retten, bei den übrigen Kindern von acht, vier, drei und zwei Jahren waren sie vergebens. Die Kinderieichname wurden nach dem Todteuhause geschafft. Um ein Wsitergreifen des Feuer zu verhindern, war die Feuerwehr zur Stelle. Die Eltern kamen erst, nachdem das ganze Unglück geschehen war. Plauen. Der hiesige Verein der Maschinensticker entfaltet fortgesetzt eine rege Thätigkeit, er leistet insbeson dere Erfreuliches in gegenseitiger Belehrung, und so ist es nicht zu verwundern, daß sich der Verein immer mehr die Gunst der Stickereifabrikanten erwirbt und die Mitglieder zahl desselben zunimmt. Der junge Verein zählt bereits 220 Mitglieder, im Verhältniß zu den hier befindlichen Stickern allerdings immer noch eine bescheidene Zahl. Der gestern Abend im ,,GambrinuS" abgehaltene Vereinsabsnd war gut besucht. Zunächst wurde durch Wandtafelzsichnung erklärt, wie man den sogenannten „Hexenstich" vortheilhaft stickt. Derselbe wurde früher viel, dann aber 6—8 Jahre fast nicht mehr angewendet; gegenwärtig wird er wieder mehr begehrt. Sodann wurde die Anfertigung eines gestickt vorliegenden kunstvollen Musters (Siegel mit bunten Mu scheln) erläutert, weiter die Behandlung einzelner Maschinen theile, beispielsweise das Klopfen der Klöppel (Klupprr), um eine rechtmäßige Lage derselben herauszubringen u. s. w. Der Fragekasten enthielt mehrere allgemein interessante Fra gen. Auf Frage 1: „Wie ist es zu machen, daß das zum Sticken zu verwendende rothe Garn nicht abfärbt?" wurde die Auskunft, man müsse das bunte Garn statt mit Seife mit Stearin abnetzen. Hierdurch würde erzielt, daß sich dasselbe nicht allein beim Sticken, sondern auch auf dem Schutztuche nicht abzieht. Beim Plätten der Streifen müsse aber Papier, Filz oder dergl. untergelegt werden, um das Stearin wieder herauszubekommen. — Zittau, 15. September. Der k. Kreishaupt mannschaft Bautzen und durch diese dem k. Ministerium des Innern liegen gegenwärtig zwei Fragen zur Beant wortung vor, deren Beantwortung von weittragendster Bedeutung für die Entwickelung des Jnnungwesens im Kö nigreich Sachsen sein dürften. Das Bureau der Handels und Gewerbekammer Zittau, die sich für die Benutzung und Ausführung des Jnnungsgesetzes vom 18. Juli 1881 in hohem Grade interessut, hat die erwähnten Fragen in einer Schneeberg, veu 19. September 18i2. Für die am 7. und 8. Oktober d. I. in Schwärzen ¬ des Kaisers in der Kaserne seines Regiments verlief benso glänzend, wie alle bisherigen Dresdner Fest- rchkeiten. Gerade 6 gestern ein gleicher Ausbruch drohte, ist die Einigung sofort erfolgt, so daß die Arbeit fortgesetzt wird. 18. September. Der Besuch Sr. Maj. 6 Minuten 12 Uhr fuhren die Equipagen der höchsten Herrschaften zum Hauptportale >erein. - II. MM. der Kaiser und König begaben ich zunächst in das Exerzierhaus, um die daselbst ufgerichteten bekränzten Marmortafeln zu besichtigen, Wel se die Namen der im Jahre 1870—71 im Kriege gegen Frankreich gefallenen deutschen Heldensöhne enthalten. Als dann begrüßte der Kaiser sein in Kompagnie-Kolonne auf gestelltes Regiment und die vor dessen Front ihn begrüßen- >en Divisionäre und Regimentskommandeure der hiesigen drien keine Macht festsetze, welche seiner Stellung im Mittel meer Eintrag thun könnte. Was aber eine Beschlagnahme der Regierung von Kairo oder eine direkte Einmischung in dieselbe betrifft, so muß man England schlecht kennen, um ihm etwas derartiges zuzutrauen. Man weiß nicht genug in Frankreich, wo man in allen Dingen nur nach veralteten Noruriheilen richtet, wie fern solche Pläne dem modernen England liegen. Herr Gladstone müßte, um dazu die Hand zu bieten, nicht nur seine ganze Vergangenheit, seine Erklä rungen, seinen Charakter verleugnen, sondern auch den här testen Kampf gegen die Partei bestehen wollen, auf welche er sich stützt." Das Blatt betont außerdem die günstigen Folgen, welche der Steg über Arabi speziell für die Interes sen Frankreichs in Algier und Tunis haben müsse. In der gambettistischen Presse und den verwandten Organen herrscht natürlich großer Jubel über die englischen Waffenerfolge in Egypten. „England", ruft die „Rspublique ssranxaise" pathe tisch aus, „hat sich gestern um die Civilisation verdient ge macht." „La France" faßt die Sache ruhiger auf und sagt: »Lassen wir die Begeisterung, welche die Nachricht, von dem Siege von Tel-el-Kebtr bei unseren Anglomanen hervorge rufen hat, sich ein weirig abkühlen, lassen wir dieses Fieber sich beruhigen! Sie werden dann vielleicht die ersten sein, zu gewahren, daß die Aera der großen Schwierigkeiten be ginnt. Sie werden uns dann dazu Glück wünschen, daß Frankreich sich an diesem Abenteuer nicht betheiligt hat. Zu gegeben, daß die Engländer in Kairo einziehen, daß die Ein nahme von Kairo die vollständige Pazifizirung Egyptens nach sich zieht, wie viel Konflikte werden sich dann erheben! Schon verlangen die Londoner Blätter, daß auf die Souveränität das britische Protektorat folge. Es ist die orientalische Frage in,ihrer ganzen Gefahr, welche sich vor Europa aufrichten wird. Frankreich hat keine Verbindlichkeit übernommen. Es hat sich nicht blosgestellt. Es hat seine Kräfte kon- zentrirt, statt sie zu verstreuen. Das ist besser, als wenn es tausend Soldaten vor Tel-el-Kebir hingeopfert hätte,-um ein Volk in der Knechtschaft zu erhalten, welches in Freiheit leben will." - besonderen Eingabe wie folgt gestellt: 1. Wird die höhere i Verwaltungsbehörde von den ihr durch ß 100« der Ge werbeordnung ertheilten Befugnissen Gebrauch machen, und zwar einen Gebrauch, der die Ertheilung der im 8 100« vorgesehenen Rechte der Innung nicht als Ausnahme, son dern, bet Vorhandensein der gesetzlichen Voraussetzungen, als Regel erscheinen läßt? 2. Werden denjenigen In nungen, welche schon unter Geltung des früheren Titel Vl. der Gewerbeordnung verstanden haben, Zucht im Lehrlings wesen zu halten, bet Umgestaltung der Statuten in Ge mäßheit des Gesetzes vom 18. Juli 1881 auf Grund dieser ihrer bereits gezeigten Leistungen und bewährtenKraft, die in 8 100s der Gewerbeordnung vorgesehenen Rechte ertheilt. In der Eingabe ist ausgeführt, daß die Bejahung beider Fragen eine ganz wesentliche Un terstützung der auf Förderung des Jnnungswesens gerichte ten Bestrebungen der Kammern sei und es sind die Gründe angegeben, aus welchen die Bejahung der gestellten Fragen und die Erfüllung damit der ausgesprochenen Wünsche ge rechtfertigt erscheint. — In der am 5. d. M. abgehaltenen Sitzung der Gewerbekammer ward diese Eingabe rati- habirt und besonders freudig von den Mitgliedern be grüßt. Es wurden außerdem Mittheilungen über die Aus legung der Bestimmungen des Jnnungsgesetzes gemacht, das von der Dresdener Gewerbekammer aufgestellte Lehrkon trakt- und Lehrbriefformular acceptirt und den Interessen ten zur Benützung empfohlen, ferner die Abhaltung einer Delegirtenkonferenz der deutschen Gewerbekammer im lau fenden Jahre für unnöthig erklärt, endlich die Beschickung des Kongresses der sächsischen Gewerbe- und Handwerker vereine zu Bautzen beschlossen. Mylau, 16. September. Die Lohnkrisis unter den Arbeitern der mechanischen Wollwebereien ist gestern auch hier zum Ausbruch gekommen, indem bet den Herren F. A. Jahn, Popp u. Sohn, sowie Franz Anger Arbeitseinstel ungen stattfanden. Am heutigen Vormittag hat diese Be wegung auch bei den Arbeitern der mechanischen Weberei >es Herrn Moritz Merkel Nachahmung gefunden, so daß bis heute Mittag hier in vier verschiedenen Etablissements der Betrieb eingestellt werden mußte. Größere und kleinere Trupps von feiernden Arbeitern und Arbeiterinnen durch ziehen ruhig die Straßen, im Uebrigen trägt die Stadt in hrer äußern Erscheinung ganz den gewöhnlichen Charakter. Hoffentlich werden die eingetretenen Differenzen durch bei derseitiges Entgegenkommen bald zu einem befriedigenden Abschluß gelangen. In einer mechanischen Weberei, wo Garnison, Generallieutenant v. Hausen, Obersten v. Csrrini, v. d. Decken, v. Minckwitz, v. Nostitz, v. Schweingl, und be- qab sich dann unter den Klängen des Trenkler'schen Kaiser- Serkündigungs-Marsches (vom 18. Januar 18711 mit der anzen reichen Versammlung von Fürsten (König Albert, leutscher Kronprinz, Großherzog von Mecklenburg, Prinz Georg, Prinz Wilhelm rc.) und den schon öfter erwähnten ;esammten fremdländischen Offizieren in die Mitte des Katzes, um das Regiment in Compagnie-Front mit fliegen- er Fahne vor sich vorbei defiliren zu lassen. Der Kaiser rüg einen Schleppsäbel, König Albert die Uniform des eibgrenadierregiments, die aufmarschirten Mannschaften des egiments waren im Ordonnanzanzuge ohne Roßschweif mit einer Tasche und aufgepflanztem Bajonnet ausgsrückt. Hie rauf begaben sich die Majestäten durch das Festungs portal in das Zelt zur Tafel, deren Ausstattung (warmes Dejeu ner) Traiteur Siegel besorgt hatte. Zur Fürstentafel wa ren noch hinzugezvgen Generalfeldmarschall Graf Moltke nd die Kriegsminister v. Kameke und v. Fabrice; dem iaiser zur Rechten saß König Albert, zur Linken Prinz Georg, dem König Albert zur Rechten der deutsche Kron prinz, diesem wieder zur Seite der Großherzog von Meck lenburg rc. rc. In der Veranda war für das übrige Ge folge ein kaltes Büffet aufgeschlagen. Bei der ca. eine halbe Stunde in Anspruch nehmenden Fürstentafel wurden die Speisen von unbehelmten Lieutenants den allerhöchsten und höchsten Theilnehmern dargereicht, während seitlich zwischen dem Grün des Gartens sich die Regimentskapelle aufstellte und ein Programm abspielte, dessen Hauptnummern Tann- Häuser-Ouverture, Carmen-Musik, Mignon-Ouverture und der Huldigungsmarsch aus Kretschmer's „Heinrich der Löwe" waren. Freudige Begrüßung fand der während des Dejeu ners einzetroffene Marine-Offizier Prinz Heinrich, welcher sich in der See-Uniform gar stattlich ausnahm. Schnell wurde für denselben ein Couvert eingeschoben, um den Prinzen in der Fürstenreihe zu placiren. Gegen 1 Uhr erhoben sich die höchsten Herrschaften von der Tafel und traten aus dem mit den Fahnen aller deutschen Staaten geschmückten Zelte, Kaffee trinkend und ein Cigarrchen schmauchend, worauf Se. Maj. der Kaiser das Gesammt- OffizierkorpS des Kaiser-Wilhelm-RegimentS zu sich befehlen ließ und dasselbe ungefähr folgendermaßen anredete: Ec freue Sich, das Offizierkorps seines Regiments kennen zu lernen. Dasselbe habe im Kriege wie im Frieden es ver standen, sich viel Ruhm und Lorbeeren zu erringen. Er freue Sich, sie in der Friedens-Garnison begrüßen zu kön nen und erkenne mit Dank ihre taktische und Detail-Aus bildung an. Wenn Jemand so alt geworden sei, wie Er, 86 Jahre, so könne man wohl sagen und beurtheilen, was es heiße, eine Truppe so gut auszubilden. Mit Dank sage er ihnen ein Lebewohl! Inzwischen hatten sich die Mann schaften des Regiments auf dem Platze wieder ohne Gewehr aufgestellt, der kaiserliche Kriegsherr gab das Zeichen zum Aufbruch und bestieg mit seinem hohen Bundesgenossen König Albert den beceitstehenden Wagen, um an der Front hberg stattfindende Generalversammlung des Erzge- irgSvereinS haben bis jetzt die beiden Vorsitzenden im Gesammtvorstande, die Herren Dr. Köhler und Dr. Neeb Vorträge über die Sagen des ErzgebtrgS und bez. über d vom TaunuSclub zu Frankfurt a. M. beabsichtigte Gründun eines Allgemeinen Deutschen Touristenverbandes angemeldet den Jahresbericht wird Herr Seminaroberlehrer Möckel, Schriftführer im Gesammtvorstande, erstatten. Von In teresse ist die Nachricht, daß an der Grenze des Erzgebirgs von einem höheren Forstbeamten auf der »Kalten Küche" bet Tannenbergsthal (900 M. über dem Spiegel der Ostsee) ein AusfichtSthurm in der Höhe von 12 M., ähnlich dem Prinz Georg-Thurme auf dem Kuhberge, errichtet worden ist, von dem aus das Auge eine herrliche Aussicht auf die umliegenden Landschaften genießt. Dem Genannten, der durch den Bau die dasige Gegend der Touristenwelt immer mehr lieb und Werth machen wollte, hat der Erzge birgsverein für das in uneigennütziger Weise ausgeführte Werk besten Dank dargebracht. — Mit Beginn des nächsten Jahres wird der neubegründete Erzgebirgsverein zu Burg städt, der namentlich als seine Aufgabe die immer weitere Erschließung der schönen Flußthäler der Chemnitz und Mulde betrachtet, sich ebenfalls dem Verbände der Erzgebirgsver eine anschließen. Schließlich sei noch mitgetheilt, daß die neueste Nr. des Glück auf! (9) u. a. auch eine sehr an sprechende Sage über den Porberg bei Kirchberg enthält; dieselbe hat Herr Anton Bär in Kirchberg aufgezeichnet. — Zwickau, den 16. September. Zweite Straf kammer. Der Sattler Heinrich Wilhelm Weigel aus Raschau, vertheidigt durch Herrn Rechtsanwalt Dr. Hempel von hier, war im Juni d. I. vom Förster England. London, 16. Sept, Macphersons Cavallerie legte den Weg von Tel-el-Kebir nach Kairo über Belbeis, einen Weg von 50 Meilen, in 30 Stunden zurück am Süßwasser canal entlang, umzingelte Arabis Haus, worauf dieser, mit Tulba heraustretend, sich übergab, sagend: Ich bin Arabi Pascha und dieser ist Tulba Pascha. Die Citadelle, die Casernen und Polizeistationen wurden von den Engländern besetzt. Arabi bat brieflich den Khediv um Vergebung, da er ein großes Verbrechen begangen, doch warnte er zugleich den Khediv vor dem Einzug der Engländer in Kairo, weil sich die Zerstörung Alexandriens wiederholen könnte. Arabi scheint anfangs nicht ganz verzweifelt zu haben, denn ob gleich geschlagen und angeschossen, telegraphirte er nach Kairo, man solle ihn erwarten und alle Truppen zur Ver- theidigung in Bereitschaft halten. Dann befahl er die Ueber- schwemmung des Deltas und Rückzug der Truppen aus Salahie nach Damiette. Aber die Engländer verhinderten die Ausführung durch raschen Vormarsch und fingen die Depesche des Gouverneurs von Benha an den Gouverneur von Sagasig, welche die Durchstechung der Nildämme gebot, ab. Wahrscheinlich weigerten sich auch die Fellahs, nach der Nachricht von der Niederlage, den Befehl der Ueberschwem- mung auszuführen. Die Entwaffnung von Kafr-Dowar wird erst Sonntag stattfinden, so zwar, daß die Egypter vor den englischen in Galaparade aufgezogenen Truppen vorbeidefiliren, die Waffen, Uniformen und militärischen Abzeichen ablegen und heimwärts entlassen werden. Ueber- haupt soll der Schlußact des Krieges möglichst pompös aus gestattet werden, um einen dauernden Eindruck zu hinter lassen. Daher wird wahrscheinlich ein Triumphzug in Kairo und darauf eine strenge Aburtheilung der „Rebellen" statt haben, sobald der Khediv und Malet in Kairo angekommen. Arabi und zehn „Rädelsführer" sollen hingerichtet, hundert andere gelinder bestraft werden. Wolseley wird das Gros der Armee zeitweilig in Kairo zu Demonstratio nszwecken concentriren, daher Woods Brigade möglichst bald nach Kairo abgeht. Wolseley wird wahrscheinlich längere Zeit behufs Wiederherstellung der Ordnung und Verwaltung in Aegypten verweilen, eben so das indische Contingent, weil es an das heiße Klima gewöhnt ist; dagegen kehrt die Hou- sehold-Brigade so bald als möglich nach England zurück. Die auf der Fahrt nach Egypten befindlichen Truppen sollen in Gibraltar und Malta zurückbeordert werden. Invalide und Verwundete werden nach England geschafft. Der Kriegsminister richtete ein schmeichelhaftes Telegramm an Wolseley. — Der Standard bemerkt: Arabi ist ein ehrlicher Mann und Patriot in der gewöhnlichen Bedeutung des Wortes. Wir haben keinen Beweis, daß er an der Brand stiftung Alexandriens schuld hat, daher ist er kriegsgefan gener General; man sagt uns zwar, daß er „Rebell" gegen den Khedive sei, aber es wird ihm leicht sein, das Einver nehmen sowohl des Sultans als des Khedivs mit ihm zu beweisen. Arabi ist jetzt in unsern Händen und unsere Ehre verlangt es, daß er wie ein besiegter General behan delt werde.