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— 8V3 — GSch^sche ««- örtliche A«gelegenheite«. Der Schneeberg, den 22. September 1882. Zwickau, 20. Septbr. Zweite Strafkammer: Zimmermann Karl Oskar Gläser aus Zschorlau, welcher, ' schlagenden Herzen ihrer Treue und Anhänglichkeit an Kai ser und Reich einen überströmenden Ausdruck haben ver leihen wollen. Die sprechenden Zeugnisse eines überzeugungs vollen Patriotismus haben mich tief gerührt und mit innig stem Danke erfüllt ; ich fühle mich in der Zuversicht bestärkt, daß im sächsischen Lande, wo ich zu meiner aufrichtigen Freude huldigende Kundgebungen eines lebensvollen Natio nalismus schon oft erfahren, des Reiches Zukunft in den Gemüthern fest und dauernd gesichert ist. In diesem wohl- thuenden Vertrauen wird die frohe Erinnerung an die fest lichen Tage meines Aufenthaltes in hiesiger Stadt, in der ich von jeher gern geweilt habe, mich stets begleiten. Ich ersuche Sie, meinen verbindlichsten Dank Allen auszudrücken, welche mich durch die genossene ausgezeichnete Aufnahme erfreut haben. Dresden, den 20. September 1882. Wilhelm". — Der „Sächs. Volksfreund" bringt folgende beachtens- werthe Mittheilung: „Kin neuer Geschäftszweig, der nach gerade zu einer förmlichen Gefahr für das größere Publi kum wird, nistet sich allmählich in verschiedenen Orten ein: es sind die sogenannten Abzahlungsgeschäfte oder Abzahlungs bazars. In fünf, sechs Städten ist das Geschäft gleichzei tig domizilirt. Lockrufe in Blättern besagen, daß man dort jede Art der Ausstattung, Möbel, Betten, Wäsche, Kleider und was sonst Alles zu gleichem oder womöglich billigerem Preise als anderwärts gegen geringe Anzahlung und monat liche oder auch wöchentliche Abzahlungen haben könne. Je dermann soll dieser weitgehende Kredit gewährt werden. Eine Miethzinsquittung und der Steuerzettel sind lediglich der Legitimation halber mitzubringen. Der Schaden, der durch solche Geschäfte angerichtet wird, liegt klar zu Tage. Erstens ist es absolut undenkbar, daß nicht in sol chen Geschäften entweder zu lumpigem Preis lumpige Waare oder leidliche doch zu einem gegen anderswo er höhten Preis zu kaufen sein sollte. Sodann und namentlich wird das Publikum zu leichtsinnigem Schuldenmachen gera dezu herausgefordert und — am Ende doch wohl um sein Geld gebracht. Denn wenn die Termine nicht eingehalten werden können, wirds doch wohl sein wie bei den bekannten Nähmaschinenverkäufern, wo die Maschine überhaupt nicht eher in den wirklichen Besitz des Käufers übergeht, bis der Rest bezahlt ist, andernfalls die Maschine zurückzenommen und während das schon Gezahlte noch obendrein verloren ist. Nun denke man einen Fall, wie er leider in Fabrikstädten nur zu häufig vorkommt. Ein Paar junge Leute wollen sich heirathen. Er, sie arbeiten in der Fabrik. Der Lohn ist für Unterhalt, Vergnügungen und — Staat draufgegan gen, gespart ist nichts, kein Bett, kein Stück Wäsche ist an geschafft, wie sonst. Der Bazar bietet zu Allem Gelegenheit. Die Anzahlung wird gemacht, ein und die andere Abzah- llung auch, aber eb« di« levte geleistet wird, ist entweder die Wäsche und der Hilligs Plunder an Decken u. s. w. schon in Fetzen oder zu einer Zeit, wo es am nöthigsten gebraucht würde, das Geld aber am rarsten ist, nimmt der Bazar Bett und Stuhl und Tisch zurück. Dann ist da» Elend fertig und gilt des Dichters Wort, das harte: „Ihr laßt den Menschen schuldig werden, dann überlaßt ihr ihn der Pein, denn alle Schuld rächt sich auf Erden." Und wäre es wirklich nicht so schlimm, obgleich eS leicht auch noch schlimmer sein könnte, so resultirt doch weiter aus dieser Geschäftseinrichtung auch ein großer, tief beklagenswerther Schaden für unsere soliden kleinen Handwerker und Ge werbsleute. Redlichen und strebsamen Leuten, Anfängern u. s. w. haben sie ja gerne auch auf Kredit gegeben, wenn die Ausstattung an Wäsche u. s. w. nach und nach ange schafft wurde, oder sonst; nun kommt aber System und eine durchaus verwerfliche Art von Praktik hinein und ruinirt und verdirbt auch dies Geschäft. Möchte sich doch endlich das Publikum warnen, nicht immer wieder durch schwindel hafte Anpreisungen und ein scheinbar uneigennütziges Gebüh ren und Coulanz täuschen lassen; unsern Handwerkern und soliden Geschäften würde dadurch viel Kummer und Leid erspart und der Gesammtheit viel Geld und Aerger, ja Elend. als er am 26. Mai d. I. im Friedrichschen Walde bei Zschorlau vom Waldaufseher Meyer mit einer frisch abge hackten Uchte betroffen und angehalten wurde, Meyern mit einer Radehacke bedrohte und ihm zurief: „er wolle ihm den Kopf von einander hauen", wurde zu vier Monaten Gefängniß verurtheilt. — Der Handarbeiter Friedrich Wil helm Georgi aus Zschorlau, mehrfach vorbestraft, warf am 20. April d. I., während er an einem Neubau in Neu- städtel beschäftigt war, dem Handarbeiter Halbauer, der ihn zuvor gereizt, einen halben Ziegelstein in den Rücken, ohne ihn sichtbar zu verletzen. Der Gerichtshof legte ihm eine einmonatige Gefängnißstrafe auf. Zwickau, 19, September. Dritte Strafkammer. Der Handelsmann und Handarbeiter Christian Traugott Espig aus Schneeberg und der Schuhmacher Gustav Robert F i- sch er aus Neustädtel befanden sich wegen Urkundenfäl schung, bez. Beihülfe dazu, auf der Anklagebank und wurde Ersterer wegen Privaturkundenfälschung mit vier Wochen, Letzterer wegen Beihülfe zur Privaturkundenfälschung mit zwei Wochen Gefängniß bestraft, welche Strafen jedoch als durch die von den Angeklagten erlittenen Untersuchungshaft als verbüßt erachtet wurden. — Klingenthal, 20. September. Der Harmonika- arbeiter Gabriel Meinel, welcher gestern seiner Ehefrau die Kehle durchgeschnitten hatte und nachher flüchtig wurde, ist heute Mittag in dem unteren Floßteich auf Brunndöbraer Forstrevier ertränkt aufgefunden worden. Bevor er in das Wasser gegangen, hat er sich den Hals ebenfalls durch geschnitten. Lommatzsch. Am Sonnabend Abend nach 10 Uhr ist in der zur Prositzer Mühle gehörigen Scheune auf bis jetzt noch unermittelte Weise Feuer ausgebrochen und ist dieselbe gänzlich niedergebrannt. In einem Raume an der Scheune waren von der jetzigen Einquartierung 3 Militär pferde untergebracht, und war es, da das Feuer sehr spät bemerkt worden ist, nicht mehr möglich, alle drei Pferde zu retten. Eins ist gänzlich verbrannt, das zweite hat so stark gelitten, daß es nicht mehr zu erhalten sein wird, während das dritte unversehrt blieb. Brunndöbra. Am 19. lfd. Monats Vormittags in der elften Stunde hat der Harmonikaarbeiter Gabriel Meinel von Obersachsenberg auf offener Straße in Brunndöbra seine Ehefrau geb. Pelz ermordet, indem er ihr die Kehle durch- fchnitt. Der Mörder ist sofort in der Richtung nach den fog. Meiselteich in Klingenthal flüchtig und seitdem nicht wieder gesehen worden. Man nimmt an, daß er sich im Meiselteich ertränkt hat und wird letzterer eifrig durchsucht. — Nach einer uns noch von anderer geschätzter Seite zuge gangenen Nachricht geschah der Mord in der Nähe des Schlosser'schen Gasthofes auf der sehr belebten Auerbach- Klingenthaler Chaussee. Meinel befand sich auf dem Heim wege von Klingenthal. Der Mörder flüchtete zunächst nach Wegwerfen seiner Schuhe über die Berge. - Der Leichnam der Ermordeten wurde nach Anordnung des König!. Amts gerichts Klingenthal vorläufig nach der Todtenhalle gebracht. Die staatsanwaltlichen Erörterungen sind im vollsten Gange, und wird man wohl bald Näheres über diese grauenvolle That erfahren. Leipzig. Allgemeine Befriedigung hat im hiesigen Publikum ein Beschluß hervorgerufen, den die Stadtverord neten in ihrer letzten Sitzung gefaßt haben und der dahin geht, der Rath möge den Besitzern von Carroussels wieder die Veranstaltung von Drehorgelmusik gestatten. Der Rath hatte seiner Zeit diese Musik verboten, weil von ge wisser einflußreicher Seite dahin gestrebt wird, allen Lärm und alle Unruhe aus Leipzig hinauszuverweisen. Das geht aber nun nicht durchzusühren, weil darunter Handel und Verkehr sehr empfindlich leiden würden. Die Messen sind so schon in jeder Beziehung zurückgegangen und sie müssen es noch mehr, wenn man den Volksbelustigungen die Wur zeln abgräbt. Es giebt eben einen sehr großen Theil der Bevölkerung, welchem es unmöglich ist, das Amüsement im Theater und im Gewandhaus-Concert zu suchen und auch auf diesen Theil der Einwohnerschaft muß Rücksicht genom- werden. — Schandau. Am 1S. September früh 2 Uhr brach in der im Kirnitzschthale gelegenen und Odilo Hesse in Sebnitz gehörigen sogenannten Hering-Mühle Feuer aus, bei wel chem leider auch die in der Mühle aufhältlich gewesenen Bretschneider Franz Dittrich aus Mittelndorf und Theodor Vollmann aus Sebnitz denj Tod in den Flammen gefunden haben; ihre Leichname hat man Nachmittags im Mühlgra ben aukaefunden. Die Entstehungsursache ist bis jetzt noch nicht aufgeklärt, doch nimmt man an, daß die Verbrann ten sich Abendessen in dem Ofen der Schneidemühlenstube bereitet und das Feuer in demselben nicht richtig gelöscht haben. Die genannten Bretschneider haben in dem Dach raume der Schneidemühle geschlafen und.wahrscheinlich durch das Prasseln des Feuers erwacht und die Treppe hinunter geeilt, um die in's Freie führende Thür zu errei chen. Vom Rauche erstickt, dürften dieselben dann, ehe sie zu eröffnen vermochten, auf die Mühlgrabenabdeckung ge sunken und, nachdem diese durchgebrannt, in's Wasser ge fallen sein. Die Leichname sind vollständig unkenntlich, man vermochte dieselben nur nach der Größe des Oberkör pers zu bestimmen, da Beine, Arme und Kopf ganz fehl ten. Dittrich ist Vater von vier Kindern, wovon das jüngste vier Wochen; Vollmann ist unverheirathet. Von dem Ar beitgeber werden die Verbrannten als zuverlässige, solide Leute geschildert. Das Comptoir, sowie die gegenüberlie gende Gastwirthschaft von Rämisch konnten gerettet werden, vernichtet sind dagegen die Mühle selbst nebst dem ansto ßenden Wohngebäude. Dresden. Eine seltsame Ueberraschung erlebte die Familie des Herrn Kultusministers vi. v. Gerber am Sonn tag Abend nach der Rückkehr vom Albertfeste. Man fand Abends gegen halb 10 vor der Thüre des Herrn Ministers einen wohlgebildeten halbjährigen Knaben ausgesetzt. Spä ter hat man ermittelt, daß um jene Stunde ein anständig gekleidetes Frauenzimmer mit einem Packet in der Hand die Hausnummern der Straße sorgfältig gemustert hat, in das Ger- ber'sche Haus gegangen und von da ohne Packet zurückge kommen ist. Daß jene Rabenmutter ihr Kind gerade dem Herrn Minister zugetragen, hat ersichtlich seinen Grund da rin, daß die Gattin des Herrn Ministers, eine wegen ihrer Wohlthätigkeit unter der Armuth allgemein bekannte Dame, sich besonders der Erziehung verwahrloster und verlassener Kinder annimmt. Frau von Gerber ist also als Pflegemut ter „empfohlen" worden. Das arme ausgesetzte Wurm fand in jener Nacht in der Familie des Herrn Ministers alle er denkliche Pflege; am nächsten Morgen wurde es dem städti schen Findelhause überführt. — Herr Oberbürgermeister vc. Stübel wurde gestern durch nachstehendes allerhöchstes Schreiben Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm ausgezeichnet: „Als ich mich entschloß, behufs Erfüllung der Pflichten meiner Kaiserlichen Würde in der schönen Elb-Residenz meines Königlichen Freundes zeitweilig Aufenthalt zu nehmen, durfte ich voraussetzen, auch von den Einwohnern freundlich ausgenommen zu werden. Der Empfang, welchen mir die Stadt Dresden im Wettei fer mit den von mir berührten Orten bereitet, hat jedoch alle meine Erwartungen weit übertroffen. Der reiche, ebenso geschmackvolle wie sinnige Schmuck von Häusein und Stra ßen, der wiederholte jubelnde Zuruf der zahlreich auch vom Lande herbeigeeilten Bevölkerung, die umfassende Betheili gung an großartigen, im nationalen Geiste und mit künst lerischem Geschick ausgeführten Festzügen, die herzliche Be grüßung der in beträchtlicher Anzahl versammelten Krieger vereine können mich nicht zweifeln lassen, daß die in be währter Liebe zu ihrem angestammten Fürstenhause zugleich für die Herrlichkeit unseres deutschen Vaterlandes warm noch ihre eigene Nähmaschine, Nadel und Zwirn stellen müssen. Die Cigarrenmacherinnen sind ebenfalls sehr schlecht gestellt, und au- den ganzen Verhandlungen ging klar her vor, daß unter den jetzigen Umständen Mädchen fast ge zwungen werden, sich der Sünde zu ergeben, da sie sonst verhungern müßten. Im Hinblick auf die großen Uebel, welche durch die niedrigen Löhne der Arbeiterinnen hervor gerufen werden, nahm die Versammlung eine Resolution an, worin die Aufbesserung der Löhne und Verkürzung der Arbeitszeit der Arbeiterinnen als unumgänglich nöthig be zeichnet und das Publikum und die Presse aufgefordert werden, ihren Einfluß anzuwenden, um die Lage derselben zu verbessern. Egypten. Alexandrien, 20. September. Die Abreise desKhe- dive nach Kairo ist auf nächsten Montag verschoben worden. Zuverlässigen Nachrichten aus Damanhour zufolge sind dort drei Kopten ermordet worden. Ein englisches Regiment hat die Stadt besetzt, die Mörder sind verhaftet. In Benha und Bireteffalt sind einige Häuser geplündert worden, ebenso in Tantah. — Betreffs der Einsetzung einer Spezialkommission in Alexandrien zur Untersuchung der vom 11. bis zum 16. Juni hier begangenen Diebstähle, Morde, Brandstiftungen rc. ist das Dekret des Khedive veröffentlicht worden. Die Kommission soll aus 4 Europäern und 3 Eingeborenen be stehen unter dem Präsidium Abdurrahman Nuschdi'S. Ver treter der Konsulate können den Sitzungen beiwohnen, haben aber bei Beschlüssen keine Stimme. — Ein anderes Dekret verfügt die Bildung einer ähnlichen Kommission in Tantah unter dem Vorsitze Mahmud Falaki's zur Untersuchung der in den übrigen Theilen Egyptens während der Rebellion verübten Verbrechen. Port-Said, 21. Septbr. Das Fort Ghemileh er gab sich mit 80 Mann, die übrige Garnison marschirte in der verflossenen Nacht nach Damiette. O Seit dem letzten großen Kriege, der für die Fran zosen so verlustvoll und für sie eine lange Reihe schwerer Niederlagen war, hat die angebliche Einbuße ihres Kriegs ruhms bei den meisten Franzosen auch den Verlust des un befangenen Urtheils nach sich gezogen. Sie, die es wie Nie mand sonst, verstehen, den Krieg rücksichtslos zu führen, die der Kriegssührung nach jeder Seite hin überhaupt erst die bitterste Schärfe verliehen, sie werden nicht müde, von den in jenem letzten Kriege begangenen Ausschreitungen einzel ner deutscher Soldaten zu berichten, von gestohlenen Pendu- len zu schwatzen und dafür nicht blos die ganze deutsche Armee, sondern auch die ganze deutsche Nation insofern verantwortlich zu machen, als sie diese verhältnißmäßig sehr wenigen Fälle auf nationale Eigenschaften zurückzuführen suchen. Sie brechen, wie noch jüngst in Paris, jede Gele genheit vom Zaume, uns zu beleidigen und stellen uns indi- rect als Barbaren hin. Dieses sonst so artig sein wollende französische Volk ist nicht blos ungerecht, es wird auch höchst ungezogen und vergißt darüber ganz, wie sehr es alle Ursache hat, die ei gene Art der Kriegsführung — die bis ins Kleinste, auch da wo es ganz überflüssig, in der brutalsten Rücksichtslosigkeit besteht, vergessen zu machen. Wollten die Franzosen sehen, so müßte ihnen bei der Art von Behandlung die Augen aufgehen, die jetzt einem Italiener in Tunis Seiten französischer Soldaten und Mi litärbehörden zu Theil wurde. Dieser Italiener, welcher dazu kam, wie eine Verwandte von ihm, ein an der Hausthür Kinder wartendes Mädchen von 2 betrunkenen französischen Soldaten in frechstes Weise insultirt und verfolgt wurde, suchte die Soldaten zu besänf tigen, worauf er von dem Einen mit der blanken Waffe angegriffen wurde. Der Italiener entriß jedoch dem Solda ten den gezückten Degen und lieferte denselben gleich darauf auf dem Consulat ab. Dafür nun, daß sich jener Mann des betrunkenen und sein Leben bedrohenden Soldaten in bester Weise erwehrte, wurde er ergriffen, ins Gefängniß geworfen, vor ein Krieg sgericht gestellt und zu einem Ja hre Gefängniß verurtheilt. In der Stadt Tunis ist Frieden, die dortigen Euro päer unterstanden bisher ihrer eigenen Gerichtsbarkeit, also ihren Consuln, aber die Franzosen sagen einfach: „das gilt jetzt nicht, jetzt ist Krieg in Tunesien",—o'est laßuerre! jene bekannte Phrase, mit der sie Vieles zu beschönigen wissen. In Mexiko, wo die Franzosen 1863 nichts zu suchen hatten, wo sie sich ungerufen einmengten, erschossen sie jeden Mexikaner, den sie mit den Waffen in der Hand gefangen nahmen und auch viele, die keine Waffen trugen. Der be rüchtigte Bazaine gab dort die Parole aus: „Nur keine Gefangenen;" also tödten, erschießen, und zwar Männer, die für die heiligsten Güter fochten. In China raubten die Franzosen, im Verein mit den Herren Engländern, den Sommerpalast des chinesischen Kaisers so gründlich aus und wüsteten dort so, wie Diebe von Profession und Barbaren und solches Alles geschah in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts. In Algier begingen die Franzosen bei ihren Feldzügen dieselben Grausamkeiten, wie die Kabylen; die Ausräuche rung einer Höhle, in die sich eine Menge arabische Familien geflüchtet, durch General Pelisfier ist noch bekannt; bei dieser Gelegenheit verkohlten 800 Frauen und Kinder. Die Thaten der französischen Armee in Spanien von 1808 bis 1813 sehen ebenfalls den in Algerien begangenen Grausam keiten ähnlich. Im letzteren Jahre überfielen die Franzosen während des Waffenstillstandes das Lützow'sche Freikorps einfach deshalb, weil sie dasselbe nicht zu den Soldaten rech neten, bei dieser Gelegenheit wurde bekanntlich Theodor Körner verwundet. Napoleons I. rücksichtslose, aber den französischen Generälen heute noch mustergiltige Art der Kriegsführung ist weltbekannt. Ec raubte zugleich, den Rö mern nachäffend, den besiegten Völkern die theuersten histo rischen Andenken und Kunstwerke, um sie nach Paris zu schaffen und die grausame Eile, mit der er nachträglich noch den Andreas Hofer erschießen ließ, kennt Jeder. Die fran zösischen Republikaner der großen Revolution waren Meister in perfiden Grausamkeiten. Sie verspotteten ihre Opfer nicht blos, sie bedeckten sie auf dem Wege zum Tode auch noch mit Schmach. In dem Kriege, welchen zu Anfang die ses Jahrhunderts die Franzosen auf Domingo führten, hau sten sie wie die empörten Neger; ihre Generale benahmen sich wie berüchtigte Paschas und brachen Eide und jegliche Versprechen. Eine Reihe von Beispielen aus der Art der französischen Kriegführung würde sehr leicht die oft gehörte Behauptung unterstützen, „daß das französische Naturell zur Grausam keit neige." Die raffinirte Verwüstung dec Pfalz unter Ludwig X«V., die Bartholomäusnacht stehen wenigstens ohne Beispiel in der neueren Geschichte da, nur die im Kriege gegen die Vendöe aufgestellten „höllischen Colonnen" kom men jenen Thaten gleich; aber alle drei sind gewiß nicht dazu angethan, obige Behauptung zu entkräften. »Ims c'est Is guerre — „ja, dafür ist Krieg!" und ein Jeder