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Ihr Gatte unterbrach ihr Sinnen. Er trat zögernd ein, sein Auge haftete unsicher auf der in trübes Sinnen Sie hielt seinen „Das ist eine Infamie", bestätigte wahr, was Jener sagt?" Sie sah in wiederum prüfend an. aus, erwiderte ihn furchtlos. verlorenen Frau. Er näherte sich, sie vernahm nicht seinen Tritt; er legte die Hand auf ihre Schulter, sie schrak zu sammen. „Kein anderer! Bei meiner Ehre!" „Es wäre besser, Du gingest nicht mehr in jenes Haus." „Du bist eifersüchtig, Schatz?" „Jenes Gefühl ist mir fremd, wird mir stets fremd bleiben," entgegnete Klara würdevoll. „Achtung und Liebe gehen Hand in Hand. Wer die eine verscherzt, hat auf die Andere keinen Anspruch." „Dieser Ernst, Klara, diese Strenge . . ." „Gelt? Du betrittst nicht mehr jenes Haus?" fragte sie bittend. Sie blickte zu Boden. Der Freundin hatte sie vergessen, der Unglücklichen, welche vielleicht mit dem Entschlusse rang, ihr Leben zu enden. Den Tod einer Andern, derjenigen, die ihr einst theuer war, wollte, durfte sie nicht auf ihr Gewisse» laden. Der Gedanke entschied. Sie blickte voll Liebe zu ihrem Gatten empor, seine Hand ergreifend, sagte sie: „Darf ich, kann ich ihr vertrauen?" „Vertraue mir!" entgegnete er ernst. „Es fei. Handle, wie Du es vor mir, wie Du es vor Deinem Gewissen verantworten kannst." „Sie beugte sein Haupt zu sich herab, und küßte seine Stirn. „Dieser Kuß möge Dich beschützen!" sie. „Allein ist es Er hielt den Blick „allein ich schwöre rathen würde." Seine Augen blickten tückisch, er ruhte stechend auf einem Gegenüber, als wolle er Diejenige, welche er zu einer Verbündeten ausersehen, warnen. Sie hielt seinen Blick furchtlos aus. Fühlte sie sich ihm doch verwandt. Wußte sie doch, daß sie vereint Großes erringen, daß sie als Gegner, kämpfend, Beide zu Grunde gehen würden. „Und wer sollte es wagen, wer hat es gewagt, Ihren Versammlung des Schueeberg-Neustädtter Obst- dauvereius. Nach Eröffnung der Versammlung durch den Vorsitzen den Herrn Müller sprach Herr Cassirer Schönberg über Be handlung und Pflege der Obstbäume und ermahnte die zahl reich Versammelten mit Anlagen von neuen Obstbaum-Pflan zungen nicht nachzulassen. Hierauf hielt der stellvertretende Vorsitzende Herr Loos einen längeren Vortrag über den Einfluß des Mondes auf die Pflanzen. Herr Oberlehrer Werner sprach dann über eine jetzt wieder in Aufnahme gekommene Art der Sommerveredlung mit halbreifen Edelreisern, welche er in diesem Jahre angewendet und versprach in einer späteren Zeit den gehabten Erfolg mitzu- theilen. Schließlich ergriff der Vorsitzende Herr Müller das Wort und verbreitete sich ausführlich über die Nachtheile, welche sich durch das Fällen der Nutzhölzer in ungeeigneter Jahreszeit herausstellen. Aus einer alten Gartenschrift wurde hierbei anschließend folgendes wörtlich verlesen: „Aus 4 Tannen gleichen Alters und auf gleichem Boden gewachsen, von anscheinend gleich starkem und gesundem Holze, jedoch monatweise vom December bis März gefällt, wurden 4 gleiche Balken gezimmert und in gleicher Weise belastet, wobei es sich zeigte, daß die Tragkraft des im Januar ge fällten Holzes um 12 Proc., die des im Februar gefällten Holzes um 20 Proc. und endlich die des Holzes im Monat Mürz um 38 Proc. geringer war als dasjenige vom Mo nat December. — Von 2 Tannen die in feuchtem Boden vergraben wurden, war nach 8 Jahren die im Februar gefällte verfault, während von der im December gefällte nach 16 Jahren das Holz noch hart gefunden wurde. Von 2 Rädern bei deren Einem die Felgen aus im December gefälltem Buchenholze, beim Andern im Februar gefälltem bestanden, hielt das Erstere 6 Jahre aus, während das An dere bei gleicher Arbeit schon nach 2 Jahren unbrauchbar wurde." Ein mitanwesender Stellmacher hatte ähnliche Erfahrungen gemacht. Der Vorsitzende erwähnte ferner, daß in seiner Nachbarschaft ein früheres Grubengebäude, jetzt im Prioatbesitz, steht, dessen 4 Schrotwände aus auf bloßer Berghalte aufgeschichteten Stämmen bestehend, von oben bis unten gleich hart seien, trotzdem das Haus nachweislich schon über 200 Jahre stehe, während ein Commodenschrank in sei nem eigenen Besitz jetzt nach 80 Jahren schon durch Wurm fraß seinem Verfall entgegengehe. Es wurde der Wunsch ausgesprochen, daß beim Fällen von Nutzhölzern mehr Rück sicht auf die dazu geeignetste Zeit genommen werden möge. Ein Sommervergnügen soll in diesem Jahre nicht abgehal ten, sondern der dafür ausgesetzte Betrag mit bei der Feier des 25jährigen Bestehens unseres Vereins, im künftigen Jahre, verwendet werden. Feuilleton Zahn um Zahn. Criminal-Roman von Ä. Slottko. (21. Fortsetzung.) „Um aller Barmherzigkeit willen! Du willst sterben?!" „Ob ich sterben werde, sterben muß, das liegt in Gottes Hand!" „Ich beschwöre Dich, lasse ab von diesem unglückseligen Gedanken! Die Verhältnisse können sich ändern, der Geliebte, an dem noch immer Deine Seele hängt, kann frei werden." „Er wird frei werden." „Wie? Du glaubst?" . „Er wird frei werden," rief sie mit dem Ausdruck un erschütterlicher Ueberzeugung. „So ist er unschuldig?" „Er ist es!" „Du bist davon überzeugt?" „Ich schwöre, er ist unschuldig." „Und wer, wer ist der Mörder?" „Wer der Mörder ist?" Sie that einen Schritt zurück, sie richtete sich empor und hoheitsvoll ihr Gegenüber anblickend sagte sie: „Wer er auch sei, Gott wird ihn richten!" Und dann ihre Freundin mit leidenschaftlicher Heftig keit an sich ziehend, erstickte sie ihre Worte mit der Kraft der Verzweiflung. Als Klarra verwirrt, kaum sich bewußt, was in ihr vorging, aufblickte, war die Unglückliche bereits entschwunden. „Was war das?" murmelte sie sinnend. „Sollte sie wirklich die Last von sich werfen wollen, die sie zu erdrücken droht? Sollte sie ein Leben endigen wollen, daß ihr nichts als unsägliche Qualen bringt? Der Gedanke war entsetzlich!" -- "7 , 7 4*4 ' '.'s > ' ' '' ' '' f " ' I > ' - 884 - ich nur was? . . ." „Wiederholte auch sie Dir, was sie mir gesagt: sie halte Wellner für unschuldig?" „Sie ist von seiner Schuldlosigkeit überzeugt." „Also auch Du hältst jenen Wellner für schuldlos?" „Darüber habe ich kein Urtheil, allein, ich hätte wohl Neigung — schon allein aus Rücksicht für Deine unglück liche Freundin — Näheres über jenen unglücklichen Vorfall zu erfahren, um nach eigener Anschauung zu prüfen." „Und welchen Mittels wolltest Du Dich zu diesem Zwecke bedienen?" s ragte sie prüfenden Blickes. „Indem ich mich mit Jemandem in Verbindung setze, der direkt in jene Angelegenheit verwickelt war." „Du möchtest Dir also von Frau von Harrig die näheren Details auseinandersetzen lassen?" „Allerdings, auch sie würde ich zu Naths ziehen, wie wohl ich auf ihr Urtheil nicht viel gebe, da dasselbe durch Leideilschaft geblendet ist." „Und an wen wolltest Du Dich noch wenden?" Ihr Blick ruhte wiederum fragend auf ihm. „Ich muß Dir gestehen, daß ich bereits etwas Der artiges beabsichtigt, einen Schritt in jener Richtung gethan habe." .„Wie? Du hättest?" „Wenn Du jenen sensationellen Prozeß aufmerksam verfolgt hast, so wirst Du Dich vielleicht einer gewissen Ka milla Vernier erinnern, welche . . ." „Du besuchtest gestern ihre Soiree." „Du weißt?" Sie zog den Brief hervor, der sie vor Kurzem in so große Aufregung versetzt hatte. „Lies!" sagte sie ernst. Er verfärbte sich. Er ergriff das Papier und las, und je weiter er las, desto stürmischer hob sich seine Brust, desto höher schwoll die Zornesader auf seiner Stirn. „Das ist eine Infamie!" brauste er auf. 13. Kapitel. Ein falsches Spiel. Kamilla befand sich in ihrem Boudoir. Es war dies ein trauliches, mit allem Raffinement des modernen Luxus ausgestattetes Gemach. Die Unzahl der Raritäten und Cu- riositäten, welche zerstreut auf den Tischen, Stühlen, Con solen placirt waren, alles das verrieth die Bizarrerie der Bewohnerin dieses Boudoirs. Nur wenigen Bevorzugten gestattete Kamilla den Zu tritt zu ihrem Allerheiligsten und auch der Mann, der ihr jetzt gegenübersaß, konnte sich dieser Vergünstigung erst seit wenigen Tagen rühmen. In nachlässiger Haltung und doch mit unnachahmlicher Grazie lehnte Kamilla in dem weichen Sammetfauteuil, ihren Blick prüfend auf Karl Meinhold geheftet. „Mein Bruder hat Sie also öfter besucht seit jener Soiree?" fragte der junge Mann. „Es ist wahr," entgegnete er fest, es, kein anderer Gedanke trieb mich in jenes H aus, als der Frau von Harrig einen Dienst erweisen zu wollen." „Kein anderer Gedanke?" fragte sie forschend. und zu sich gesteckt, in die in der äußeren Schneeberger Straße hier im Hinterhause des Restaurateur Kürbis eine Treppe hoch gelegene Gräsersche Wohnung, traf Gräser da selbst allein an und fragte nach seiner Uhr. Während nun Gräser am Tische sitzend in seinem Geschäftsbuchs nachschlug und sich über dasselbe beugte, versetzte ihm Weidauer mit dem Steine, welchen er bei sich führte, mehrere heftige Schläge auf den Kopf und kam darauf mit ihm ins Handgemenge. Gräser schrie laut um Hilfe und biß Weidauer, als dieser ihm den Mund zuhalten wollte, in die Hand. Als Weidauer einsah, daß er Gräser nicht so schnell überwältigen könne, ergriss er die Flucht. Gräser eilte ihm mit blutüberströmtem Gesicht und laut schreiend nach. In dem von vielen Menschen bewohnten Hause wurde man bald aufmerksam. Weidauer wurde verfolgt und am Grünen Hof ergriffen. Der zu Hilfe gerufene Arzt fand auf dem behaarten Theile des Kopfes Gräsers drei bei dem hohen Alter desselben — Gräser ist 71 Jahre alt — nicht unbedenkliche Wunden, die in der Folge ohne Nachtheil heilten. Später kam noch ein von Weidauer verübter Diebstahl an den Tag. Am 31. Mai wurden nämlich dem Bahnarbeiter Arzig in Schedewitz aus der Kammer, die er mit Weidauer theilte, ein Rock, eine Weste und einige andre Sachen, sowie eine Taschenuhr mit Kette gestohlen. Die gestohlenen Sachen trug Weidauer bei der Arretur auf dem Leibe, die Uhr war bei einem hiesigen Pfandleiher von ihm versetzt worden. — Auf Grund des von den Geschwornen ertheilten bejahenden Spruches verurtheilte der Gerichtshof Weidauer wegen versuchten Raubmordes und Diebstahls zu 15 Jahren Zuchthaus, 10 Jahren Ehrenrechtsverlust und Polizeiaufsicht. Nachrichten vom König!. Slandesamte Schneeberg vom 3. bis 16. September 1882. Geburica: lco. Fädlerin Marie Rosa Georgie e. T. — Hand arb. (Lari Herm. Leistner e. S — Weißgerber Franz Ed. Unger c. S. — Strmnpfwirkcr Friedr. Herm. Rüdiger e. T. — Manier Lari Glob. Lenk c. S. - Sticker Earl Friedrich Uhlmann c. S. — Hutmachcrges. Karl Julius Kaufmann e. S- — Müllergrs. Friedrich Herm. Lange c. S — led Fäd lerin Marie Rosa Hölig e. T. - Bremser Äug Friedrich Meyer e. T. — Handarb. Gust Nich. Mühlmann c. T. — led. Stepperin Lina Kirchner e. T. — led. Dienstmagd Frie derike Therese Schmidt e. S — Realschuloberlchrer Hermann Theodor Einenkel e. S. Aufgebote: Hausmann Wilh. Herm. Wetzel mit Auguste Lina Leichsenring hier — HauSbcs. Anglist Herm. Grnschwitz in Oberschlema mit Bertha Amalie Miesel hier — Fnhrwerks- aehilfe Earl Ludw. Ziegenrücker mit Bertha Wilhelmine Färber hier. Eheschließungen: Handarbeiter Carl Heiur. Schmidt mit Lina Pauline Frank hier — Bäcker Heinr. Gust. Baumann mit Emilie Hulda Schmalfuß hier. Weg zu durchkreuzen?" „Wer es gewagt?" rief er, während sein Auge dä monisch aufleuchtete. „Mein Bruder hat es gewagt, die Gattin meines Bruders." „Und daher sollen sie fallen? Daher wollen Sie sich auf den Platz, der ihnen gebührt, emporschwingen?" „Daher sollen sie fallen. Daher will ich herrschen, wo er geherrscht ; daher sollen Sie thronen, wo sie gethront." „Und woher jener tödtliche Haß?" Er blickte sie bedeutungsvoll an. „Wissen Sie, was es heißt, von frühester Jugend an zurückgesetzt zu werden, um eines Andern willen? zurückgesetzt, weil jener Andere zufälligerweise der Erstgeborene ist, weil er, den Bestim mungen eines kindischen Greises gemäß, zu einem Posten berufen worden ist, der nach den Satzungen der Natur, der gesellschaftlichen Ordnung mit gleichem Rechte zu gleichen Theilen allen Denen gebührt hätte, die vermöge ihrer Ge burt darauf Anspruch haben! Wissen Sie, was es heißt, um jenes Einen willen zurückgesetzt, vernachlässigt, mißachtet zu werden, von Denen, welchen die Stimme der Natur gleichartige Liebe gebeut, gleichartige Pflichten auferlegt?" „Und es wäre Ihnen geschehen?" (Fortsetzung folgt.) Famtttennachrtchten. Verlob . Fri. R. Lülvemmm m» Hin. H. Schneider in Glauchau. — Frl A. Renksch in Meißen mi: Hrn. F. Ziegel- mann in Siebeneichen. — Frl E. Schön mit Hrn. O. Dommi- cus in Weidau. — ärl. M. Klepzig in Wermsdorf mit Hrn. C- E. Klanflügel in Hubertusbnrg. - Frl- H. Beyer auf Leisenau mit Hrn. KlostergulSpachtec A. Matthäi in Aimbschen- Getraut. Hr Bürgermeister E. Voigt mit Frl. L. Schmidt in Annaberg. - Hr. 0i. meä F. Rißncr mit Frl. L. Wolf in Jöhstadt. - Herr Amtsrichter E. Buhle in Leipzig mit Frl. C- Kutscha in Brcslan. — Hr. O. Gelbrich in Lunzenau mit Frl. E. Gelbrich in Möhla b. Oschatz. — Hr. I. Kittel mit Frl. M. Staub rn Trrbishain. Geboren. Hrn. Ing. Gibian in Chemnitz e. A. — Herrn Amtsrichter Richter in Reusa Iza c. S. — Hr». E. Ludewig i» Grumbach e. S. — Hrn. Scc-Lieutenanr d. R. M. Teichmann in Werdau e S. — Hru. Intendantur Secret-Assistent H. Bier in Hannover e. S. Gestorben. Frl. A. Hebenstreit in Dresden- — Hrn. vr. Eichhorn in Chemnitz e. S. — Frau Realschuloberlehrer O. Bert hold geb. Eckeimann in Grimma. — Hr. Rentier W E- Bauch in Großbauchlitz bei Döbeln. — Frau Realschuloberlehrer C. Hoylscld geb. «chweighofer in Dresden. - Hr. Realschuloberlehrer Prof. Dr O. Dclitsch in Leipzig. - Hr. Stabsarzt a. D. H. Meyer in Dresden. — Hr. Pfarrer B. O. Erchenbrecher in Hor mersdorf. „Ah, Du?" flüsterte sie. „Du hast mich zu sprechen gewünscht." „Ganz recht — ja — ich erinnere mich." Sie fuhr mit der Hand über die Stirn, als wolle sie das trübe Bild, das noch soeben ihre Phantasie beschäftigt, verwischen. Sie vermochte es nicht. „Otto," sagte sie, „ich bin verwirrt, Du findest mich in einer entsetzlichen Aufregung." „Was hast Du?" fragte er angstvoll, befremdet. „Soeben hat mich Frau voll Harrig verlassen." „Frau von Harrig?" „Die Aermste! Sie fühlt sich namenlos unglücklich." Er ergriff ihre Hand. „Nicht wahr, Du warst nicht streng, nicht herb gegen sie?" fragte er weich. „Alle meine Vorsätze schwanden bei dem Anblicke dieser gebrochenen Gestalt. Ich vermag sie nicht zu verurtheilen, ich nicht." „Das lohne Dir Gott, Klara." Sie ergriff seine Hand, sie sah ihm starr in das Auge. „Otto, ich fürchte für sie. Wenn sie sich ein Leid anthäte!" „Was sagst Du!" Ec erbleichte. „Der Sinn ihrer Worte war dunkel. Sie befand sich in leidenschaftlicher Erregung. Sie sprach verworren. Sie trägt sich mit einem verzweifelten Entschluß." „Du fürchtest, daß sie Hand an sich legen könnte?" „Es ist etwas Furchtbares, womit sie umgeht. Wüßte „Er ist ein täglicher Gast in meinem Hause." „Mithin steht unsere Sache aut?" „Nicht so gut, als ich nach den Erfolgen de- ersten Abends hassen durfte." „Wie?" staunte der junge Mann, „er zieht sich zurück?" * „Da- habe ich nicht gesagt, allein er ist kälter, zurück haltender; jedoch diese Kälte scheint mir erheuchelt," fuhr sie mit feinem Lächeln fort: „Ich bin dessen gewiß, er empfindet dasselbe für mich, was er bei unserer ersten Be gegnung empfunden, ja vielleicht mehr. Nur dünkt eS mich, als ob er seine Empfindungen geflissentlich zu unterdrücken sich bestrebe." 8 „Die Wirkung meines Briefes!" t-flüsterte Karl in sich hinein. „Meine Berechnungen haben mich nicht getäuscht." „Wie beliebt?" „O, ich meine, daß vielleicht seine Frau ..." „Auch ich neige mich der Ansicht hin, daß, nachdem Frau Meinhold von seiner Anwesenheit auf meiner Soiree Kenntniß erhalten hat, es zwischen den Eheleuten zu einer Scene gekommen sein mag." „Zu einer Scene?" meinte Karl Meinhold mit malt- tiösem Lächeln, „vielleicht!" „Allein, wenn der Einfluß seiner Gattin in Wahrheit so mächtig ist, wie eS den Anschein hat, dann werde ich ein schweres Spiel haben." „Haben Sie all Ihr Selbstvertrauen, alle Ihre Zu versicht verloren, Kamilla?" „In diesem Falle bin ich in der That an mir selbst irre geworden." „Bitte werfen Sie einmal einen Blick in den Spiegel. Glauben Sie ernstlich, daß irgend ein Mann, wer es auch sei, die Kraft habe, diesen Reizen zu widerstehen, wenn die glückliche Besitzerin derselben es sich einmal in den Kopf gesetzt hat, ihn sich unterthänig zu machen?" „O, ich kenne einen solchen Mann," erwiderte sie mit spöttischem Lächeln. „Und wer wäre dieser Barbar?" „Sie selbst!" „Ich? Du lieber Gvtt! Ich bin auch anders geartet, wie sie Alle. Ich bin ein Wesen, das sich keiner bestehenden Ordnung, keinem Gesetze unterordnet, das seinen eigenen Weg wandelt, den zu durchkreuzen ich Niemandem an-