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böfjmifdje ©eife att, unb mit if)t fjerrfdjt bic nationale 9Hji)thmit noK Sdhtoung. ©ie Itjrifdjen Seitengebanfen treten bann ftärter heroor, unb es fdjeint bie Iprifcf)e Stimmung im oerlangfamten Satj überi)anbjunef)men, in ber bann bas ©herna bes erften Satjes als träumerifdhe (Erinnerung in ben Klarinetten, fpäter im iporn antlingt, bis bas mächtig aufbraufenbe ©utti bie Stimmung jäh jerreifjt unb ben Sah rafd) beenbet." ©ie ©eneration nach ©oorat oertritt 9Jtaj Sieger, ber in^ioifdjen einen feften ^lah in ber europäifchen ©ufitgeltung gefunben hat. SRaj Sieger erblidte am 19.9Jlärj 1873 in einem Keinen ftänfifdjen ©örfdjen bas 2idjt ber ©eit unb bradjte als Stammeseigenheiten eine urtoüdhfige ©erbljeit, eine männliche ©erabljeit unb UnoerblUmtfjeit unb einen aufrichtigen §umor mit, ber fiel) in noch fjeute Iebenbigen Slnefboten erhalten hat. ©ie großen Stationen feines Sehens toaren Sonbersljaufen, eine ‘ißeriobe ber 93orftubien, ©iesbaben, mo fid) ©ag Sieger in ben 3al)ten 1890-1898 erft eigentlich Hinftlerifd) toie menfdjlicf) enttoicfelte, bann bie ©ätigfeit in feiner Skterftot ©eiben (Oberfranfen), innerhalb berer einige ber roidhtigften Orgeln unb Klaoierroerfe entftanben finb ©s folgte bie Konjerttätigteit in ©ündjen 1901—1907, in ber fid) Sieger in bie oorberfte Kampflinie um oie ©ufit ber jungen ©eneration begab, Gr fet}te ftdh mit 9Jlut unb manchmal gerabeju braftifdher £a olungstoeife gegen bie inhaltlofen unb toeidhen, aber bafür beliebten „Sleubeutfchen" ein. 1905 trat :t als Sefjrer für ©heorie unb Kompofttion in bie Sltabemie für ©ontunft ein. 3n gleicher ©igenfd)tft fam er bann 1907 nach Seipjig an bas Sanbes* tonferoatorium, too er bis 1911 oerblieb. Seine Stellung in ber ©ufiftoelt hat er fid) h^r ooQgültig erobert. 1911 roedhfelte er bann in bas mit ber ultutgefdjidjte fo eng oerbunbene ©einingen hinüber, um bort bas gefamte ©ufitleben in feine Ipanb ju nehmen, ipier in bem freimblidhen ©hüringer StäbtdEjen entftanb 1913 bie 93ödlin--Suite, bie „93ier ©onb;d)tungen nach Slrnolb ©öeflin", bem bem Komponiften fongenialen ©alerpoeten mit tnufifalifdhen ©itteln nadjgezeid)net. ©ie 93ilber, bie Sieger angeregt hoben, finb burd)toeg befannt; es finb biejenigen, bie jeben ^Betrachter immer uneber unmittelbar anfprechen. 3u ihnen fdhreibt er eine in allen Farbtönen frfjiöernbe 'ißrogrammuftf. „1. ©er geigenbe ©remit (SJloIto foftenuto, a--moll). ©as Ordjefter toeift Heine ©läferbefetpmg, eine Sologeige unb.... 2 Streicherd)öre, einen mit, einen ohne ©ämpfer, auf. ©benfo toie ber oott zarter ©pftif erfüllte Klang bes Ordjefters geben alte Kirdhentonarten ber SMobie ein befoitbers eigenartiges ©epräge. Über bem einfach rhpthmifierten choralartigen ©efang ber Streicher fteigt bie Solooioline - bas Sloe ©aria ftngenb, bas ber ©infiebler gen Fimmel fchidft - empor. 2. 3m Spiel ber ©eilen (oioace, fis-moll). ©as Sdherjo bes 3t)üus. ©as Ordhefter ift mefent* lid) oerftärft. ©ett etoig toedjfelnben formen ber ©eile entfpridht ein freies Spiel oon ©otioen, bie ftets in neuen Varianten auftaud)en. Sie bilbeit in ihrem etoigen ©edhfel gleid)fant bas fliiffige Glement, in roeldjem marfantere ©hemeit - bie ©ritonen unb Slajaben barftellenb - auf* treten. Slad) toirbelnbem ©anje ber ©eergottheiten ein beruhigter Schluff (tranquiUo): ©er Spuf ift jerftoben. 3. ©ie ©oteninfel (molto foftenuto, cis=moII/©s--bur). ©in biiftercs Stüdf, fo fd)aurig=ernft, toie bas ©emälbe, bas ihm Anregung toar. ©er häufige, jähe ©edhfel entfernt liegenber ©oUgefd)lechter gibt bem Stücf fein harmemifdjes ©epräge unb feine mrjfteriöfe Stimmung, ©ie ©hematif ift auch h«r ganz frei, ausfd)Iiefflid) in ben ©ienft bes poetifdjen Stimmungsgehaltes gefteüt. 4. 93 a cd) anal (oioace, a--mon/Sl=bur). ©as Ordhefter, mit ©läfern ooll befetjt, erhält burdh ben ^injutritt oon Schlaginftrumenten orgiaftifches Kolorit, ©öcflins oom toilbeften Sebenstaumel erfülltes ©emälbe toirb burdh biefen ruhelofen ©irbel mufifalifdher ©otioe auf bas einbrudfooHfte iUuftriert. Gin rhtjtfjmifdjes ©otto ber ©rompeten, mit bem ber rafetibe ©anj einfefet, ift für bie thematifdhe ©nttoicflung bes Stüdes oon ausfd)Iaggebenber ©ebeuhmg. ©s ift als ©obetl in zahlreichen ©hemenbilbungett ju erfennen, bie nicht, toie in älteren formen, als <paupt= unb Seitenthemen gegeneittanber ftchen, fonbern oielmehr oom Einfang an fidh als ©urchfüljrungs-- element enoeifett. ©ajtoifd»en treten neue ©hemen frei ein, ohne roieberjufehren, toie es eben burd) bie malerifche Vorlage geboten erfdheint. ©et Schluff biefes Seils - gleichzeitig ber ganjen Suite - enbet in ooüftem ©eiümmel bes zu ganzer Kraft angefpannten Ordhefters." (Gntnommen ber ©arftetlung oon $ugo ©otftiber in „fjüljter burdh ben Konzertfaal", f. o.). ®r. etpi Voranzeige: (Sonntag, ben n.Dezember 1938 Siinfttö @pmpt)omc^on$crt £fd)atfowgfp, ?üttoufiorc$fr) Leitung: < 2Bill)elm 9\. döeger, Q3erltn (Solifl: 3\ammerfanger 5(rno (Schellenberg, (Staatöoper ©reöben ©icnücycmplar — Uuocrfäuftid)! So 2031/4 543