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3ur ^titfül)fung Über mehreren Symphonien oon grang Säubert maltete ein eigentümliches ©efdjid. SBährenö bie C£--buc-St)mpi)onie erft 10 3af)re nad) bem Sobe bes 9Jleifters befannt unb auf Beranlaffung Stöbert Schumanns ber Öffentlichfeit übergeben mürbe, hoben bie beiben Sähe, bie oon ber f)--ntoll--Symphonie oorljanben finb, noch länger matten müffen. (Erft im 3al)re 1865 tarnen fie gut Aufführung. Das SBerf follte urfprünglich auf oier Sähe oerootiftänbigt roerben, fo mar ber ^lan Schuberts, ber noch baraus erfichtlicf) ift, bah oon bem britten Sah, bem Sch ergo, in ber Originalpartitur 9 Safte als Anfang aufgegeidjnet finb. Slun hat fid) aber in ber Kongertprajcis ber ©ebanfe entmidelt, bah bas SBerf in ber oorliegenben groeifäßigen Jorm inhaltlich burchaus oollenbet fei, bah e s ber geplanten roeiteren Sähe gar nicht bebürfe. Vielleicht hat ber Komponift felbft Sehnliches empfuttben, bah er gu beginn bes britten Sahes bie $eber aus ber §anb legte. Die h- _ ntoll--Spmphonie ift nadh ihrer Auffinbung gu einer ber beliebteren im Kongertfaal geroorben, einmal aus ihrer fünftlerifdjen VoQenbung heraus, anbermal burd) bie oolfstümliche Sprache ber SJlufif. ©s ift nicht ber heitere, tängerifcfje Schubert, ber fid) h*er offenbart, es ift aber aud) nicht ber burch eine Dret--9JläöetIbaus--9iomantif falfch gebeutete Komponift; es offenbart fi<h bie Siefe einer leibenben Seele, eine rührenbe Schmermut, bie oon einem meitfjergigen ©emüt übermunben mirb. Sieben bem 2eib fteht unmittelbar ber Sroft. ffriebrid) Sloacf fchreibt im „Führer burch ben Kongertfaal" (Seipgig 1932,7. A.): „SJtancfje Stellen im l.Sahe meifen bireft auf „©reichen am Spinntabe" hin, foglei<h bas ipaupt-- thema, in melchem unter bem fef)nfücf)tigen ©efang oon Klarinette unb Oboe (unifono) bie ©eigen auf träumerifd) belebtem Se<hgef)ntel=2Jtotiü hin- unb herfdjaufeln. 6s mirb eingeleitet burd) bas oorbereitete Shetna ber Bäffe, bas mie eine ebel--fcf)mergüolIe ©ebärbe ben Sah eröffnet unb in Durchführung unb ©oba eine bebeutenbe SloIIe fpielt. Das gmeite Sh em a, eine Iänblerartige SJlelobie, fehl bann mit unbefchreiblidhent SBohlflang, aber mie aus fernfter ffertte, in ben ©eüi ein. ©s nimmt bie gange ©tintterung in Befcßlag: es ift für feine Stelle faft gu fd)ön unb macht uns bie erfchiitternben ©emiitsausbrüdfe oergeffen, melche hoch feine gmrtfeßung bilben. Der 2. Sah bringt „f)immlifd)en Balfam" in einfadjfter Schale. Die SJlelobie, auf roeldjer fein ^auptthema im mefentlithen ruht, ift ein fchlid)ter, frommer Kinbergefang. Das gmeite Dhema tritt mit ben fragen eines befchmerten ©emüts bagegen hin- Sie haben in ber harmonifchen Rührung biefer Partie einen bemurtberungsroürbigen Aitsbrud erhalten. Der gange Sah ift bas glängenbfte Dofument für bie Diefe bes Schubertfchen ©eiftes, für ben erftaunlicßen Sleichtum einer Slatur, in melcher neben ber oollett Slaioität bes Kinbes aus bem Volfe auch jene ©röhe ber ©mpfinbung mohnte, bie Beetfjooens Deil mar." An gmeiter Stelle ber heutigen Vortragsfolge fteht bas Violoncello-Kongert oon Sintern Dooraf. 6s lohnt fich, ein SBort über bie SJluftfprobuftion ber Sfchecheu oom fu!turpolitifd)en Stanbpunft aus gu fagen. SBäßrenb Deutfd)lanb, 3talien, ftranfreid) unb auch Gnglanb in ber SJlufifgefchichte fd)on bis gut SBenbe bes 18. unb 19.3ahth un &et’t eine roid)tige Stolle gefpielt haben, fo ermachen bie öftlidhen Slationalitäten erft oiel fpäter. ©rft unfere beutfehe Slomantif, literarifche Begebungen etma eines Berber, entfeffeln auch bort ben nationalen Drieb, größere SBetfe gu fchaffen, mo man bisher nur fcßlichtes Volfsmufigieren fannte. Slunmehr leimte bie Seßnfudht, Anfdßluß an bas europäifd)e ÜJlufifleben gu finben. Seitens ber tfdjechifchen Station feien aus bem 19. 3al)rf)unbert Dooraf unb Smetana genannt. 6s fommt aber fein üöÜig eigenes SJlufigieren guftanbe, bie Komponiften benühen bie ihnen oorgegeichneten formen unb SJlittel, bie anbere Stationen, insbefonbere im oorliegenben fjalle bie beutfehe, fd)on entmidelt hatten. So ift bas gmeifellos bebeutenbe SBerf für Violoncello oon Dooraf oon formen unferer Klaffifet beeinflußt, umfaßt baneben aber ben Scßmung nationaler SJlelobie unb 3ü)t)tbmif, gleichgeitig fosmopolitifche ©inflüffe, bie bem Komponiften gum Deil aus feinem Aufenthalt in Amerifa ermachfen finb, mäßtenb beffen bas SBerf entftanb. £>ans ©ngel („Rührer burd) ben Kongertfaal", f. o.) fpricht bagu: „Dem erften Saß liegt ein d)arafteriftif<hes <paupttf)ema gugrunbe, mit melchem, oon ben Klarinetten in tiefer Sage oorgetragen, leife ber Saß beginnt. 6s roäcßft biefes erfte Dutti an gum Jortiffimo, bem balb feßon bas gmeite Dhema, etmas fonoentionell, mie in ben romantifeßen Durd)fd)nitts= fongerten gu treffen, folgt. 3n einem ausgelaffeneit SJtotio, gurüdfinfenb ins Sßianiffimo, fd)ließt bas Vorfpiel: ber Solift feßt mit bem Dh ema ein, bas er auch alsbalb oariiert oorträgt unb mit bem er nod)ma!s ftarf, quafi regitatioifcf), gum gmeiten Dh ema überleitet. Die anfdjließenbe Spielepifobe bes ©ello ift nur eine Begleitfiguration gu einem Seitenmotio im Orchefter: biefe Vertiefung ber fongertanten Partien fonnte Dooraf auch oon Brahms unb Dfdjaifomffy lernen. Der Durchführung steil beginnt normal mit bem öauptthema im Sutti, mährenb ber Solift bann bas ipauptthema ins SJlqftifch-Dräumerifdje menbet unb mit ber fchmärmerifch hin^itretenben $Iöte in „lqrifd)et ©pifobe" ben nur furgen Durd)fül)rungsteil feinerfeits beginnt, ber burch bas mit ooüern Dutti einfeßenbe gmeite Dh ema als Sleprifenbeginn gefolgt mirb. Dem melobifchen Abagio ma non troppo, oon Bläfern aüein eröffnet, fehlt es an tnufifalifcher unb tnenfcßlicher Diefgrünbigfeit; als freunblidjes Bilb mag es hingehen. 3m finale Hingt bas <pauptthema an