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Dresdner Journal : 18.06.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190306184
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19030618
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19030618
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-06
- Tag 1903-06-18
-
Monat
1903-06
-
Jahr
1903
- Titel
- Dresdner Journal : 18.06.1903
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__1H7__ Wiedereinsetzung seiner Dynastie müsse die Wiederherstellung der Nationalmacht, de« gesetzlichen Recht«, der friedlichen Entwicklung und de« Verfassungsleben« sowie de« Par la mentarismus im Gefolge haben Die gemäßigte „Ustavna Srbija" sagt, Dank der politischen Reife de« serbischen Volkes, der Einsicht der politischen Führer, de« Patrio tismus der heldenmütigen Armee sei Serbien glücklich au« der Krise heroorgegangen; die KönigSwahl sei auf den würdigsten Sohn des Lande» gefallen Verschwunden sei die Frage der Dynastie, die Frage, ob da« Lind ein wirklicher Staat oder der Besitz Einzelner sei. Andere Blätter sprechen gleichfalls au«, daß durch die getroffene Wahl endlich die langersehnte neue, glückliche Ära an gebrochen sei Wien. Zwischen dem König« von Serbien und dem Kaiser von Österreich hat ein Wechsel schon in einem Teile unserer letzten Nummer veröffentlichter Depeschen stattgefunden König Peter richtete an den Kaiser Franz Josef folgende« Telegramm: „Ich beeile mich, Ew. Majestät meine Berufung auf den serbi schen Thron mitzuteilen. Durch einstimmigen Beschluß des Senats und der Skupschtina gewählt, beabsichtige ich, die väterlichen Traditionen wieder aufzunchmen und hoffe, meinem Vaterlande die Freiheit und das Glück zu bringen. Ich bitte Ew. Majestät ehrfurchtsvoll auf mich jene Gefühle der Sympathie zu übertragen, welche Aller- höchstdieselben für meinen Vater bis zu seinem Tode gehegt haben. Wenn Ew. Majestät geruhen, mir dieselben zu teil werden zu lassen, wird mir die Erfüllung meiner Pflicht leichter gemacht werden. Ich habe die Absicht und die Gewißheit sie zu verdienen." Die Antwort Kaiser Franz Josephs lautete: „Er kenntlich für die freundliche Mitteilung Ihrer Thron besteigung lege ich Wert darauf, Sie unverwcilt meiner vollen Sympathie und meiner Wünsche für eine lange und glückliche Regierung zu versichern. Möge cS Ew. Majestät vergönnt sein, die Ihnen zugefallene edle Mission erfolgreich durchzuführen, indem Sie Ihrem unglücklichen, von einer Reihe innerer Stürme schwer heimgesuchten Lande den Frieden, die Ruhe und die Achtung wieder- qeben und es nach dem tiefen Fall, den es jüngst in folge eines frevelhaften und allgemein verabscheuten Ver brechens in den Augen der zivilisierten Welt getan hat, wieder aufzurichten. In der Durchführung dieser Aufgaben können Ew. Majestät auf meine Unterstützung und Freundschaft rechnen und davon überzeugt sein, daß es mir wie Ihnen selbst stets am Herzen liegt, die schon seit langer Zeit zwischen unseren Ländern bestehenden frcundnachbarlichen Beziehungen zu befestigen." — Das Wiener „Fremdenblatt" bespricht die serbische Königswahl in einem Leitartikel vom 16. d. Mts., in dem es Hecht: „Die Serben haben Peter Karagcorgewitsch frei gewählt, und der König, den sie sich gegeben haben, ist der Enkel des Mannes, der in der Geschichte ihrer nationalen Auserstehung an erster Stelle steht. Er hat zwar den größten Teil seines Lebens in der Fremde zugcbracht und kennt sein Volk kaum aus eigener Anschauung, aber durch seine Abkunst und durch seine Erinnerungen gehört er ihm an, so daß sie ihn als einen nationalen König begrüßen. Es muß ihnen aber auch willkommen sein, daß bei den Mächten keine Bedenken gegen die Wahl der von ihnen ausersehenen Persönlichkeit auf gestiegen sind; in der schwierigen Situation, in der sich Serbien jetzt befindet, ist dies sicherlich sehr wertvoll für das Land, und e» darf um so eher mit einigem Vertrauen in die Zukunft blicken. Die serbische Nation hat viel nachzuholen und viel zu arbeiten, und es ist zu wünschen, daß der Glaube an ihren neuen Führer sie dabei sördere. Es ist vor allem zu wün schen, daß zwischen dem Volke und dem Könige Eintracht herrsche und daß die unvermeidlichen Parteikonflikte diese Eintracht nicht stören. Der König hat mit einem Volke zu rechnen, dem, wie sich leider gezeigt hat, der staatliche Sinn noch in erschreckendem Maße fehlt, das aber freiheitliebend und unstreitig hochbegabt ist. Er hat in der Schweiz gelebt und, wie er vor einigen Tagen in einem Gespräche betonte, ihre Einrichtungen kennen und schätzen gelernt; er bringt da her Erfahrungen mit, die ihm in Serbien zu statten kommen werden und die es ihm erleichtern werden, seinen Berus zu erfüllen. Wie eS scheint, wird die Verfassung, die König Milan vor seiner Abdankung gegeben hat, die Verfassung von 1888, wieder hergestellt werden. Die gestern abgehaltene Vor konferenz der Senatoren und Abgeordneten hat sich in diesem Sinne ausgesprochen. Diese Verfassung, die ungemein radikal ist, hat nur einige Jahre funktioniert, ist provisorisch von der des Jahres 1867, die dem Staatsoberhaupte einen sehr weit gehenden Einfluß in der Skuptschina einräumt, abgelöst worden, und ein Definitivum hätte dann die Versüssung von 1901, die zum Zweikammersystem überging, bilden sollen, doch wurde auch sie im April d Js. vom König Alexander einseitig ab- geäniert, was jedenfalls einer der Hauptmißgriffe dieses un glücklichen Monarchen war. Man hat in kurzer Zeit so ziemlich alle Fonnen durchlaufen, und keine hat geboten, was von ihr erwartet ward, weil es eben viel weniger aus die Form an kommt als aus den Geist, in dem sie gehandhabt wird. Vielleicht wird nach all dem, was die serbische Nation erlebt hat, endlich auch auf den Geist mehr Gewicht gelegt werden als bisher und auch der Wert der Stabilität höher geachtet werden. Es ist ein trauriger Anblick, wenn ein Land, das so ungeheuer viel zu tun hätte, um den Kulturländern nahe zu kommen, denen nachzustreben es als seine Aufgabe be trachtet, sein« Kräfte in leeren Kämpfen aufzehrt und sich im Kreise bewegt, statt vorwärts zu gelangen Es ist um so trauriger, wenn man sieht, daß dieses Land in seinen natür lichen Reichtümern und in seiner Intelligenz die Borbeding ungcn zu einem glücklicheren Dasein besitzt, dessen Erreichung sich aber Unruhe und Disziplinlosigkeit entgegenstellen. Serbien trägt an den Folgen seiner Vergangenheit und an dem Zwiesvalt zwischen primitiven Verhältnissen und hohen Aspirationen, zwischen bäuerlich demokranschcn Überlieferungen und den notwendigen Forderungen eines Staatswesen», in dem moderne Bedürfnisse nicht abzuweisen sind. Es ist kein Glück für ein Volk, wenn es verhältnismäßig plötzlich aus dem Mittelalter in die Neuzeit hinübertritt, aus einem Mittelalter, in dem es eine fremde Hand über sich sah, in eine Neuzeit, in der es aus fremden Quellen seine Zivilisation bezieht. Die Übel eine- solchen Zustandes lassen sich nur langsam beseitigen; zu welchen surcht- baren Konsequenzen sie führen können, haben wir mit Schauder erlebt, und wir haben gesehen, wie tief das Volk in dem Banne des Gedankenkreises steht, der durch die unauf hörlichen Krisen geschaffen ist Noch heute hat die National versammlung einen Beschluß zum Preise der Armee gefaßt, der darauf berechnet scheint, eine schützende Mauer um die Urheber des Gemetzels zu ziehen, vielleicht auch die Versamm lung selbst gegen die bewaffnete Macht zu schützen. ES ist viel aufzubauen und viel umzugestalten in Serbien, und dem neuen König wird dabei die schwierigste Rolle zusallen Wir wünschen von Herzen im Interesse unseres Nachbarlandes, daß die Aera, die seine Erwählung eröffnet, Serbien zum Wohle gereiche, und daß es endlich zur Ruhe und Ordnung gelangen und sich der Pflege seines inneren Gedeihens wid men könne." Genf. Der König von Serbien erhielt vom König von Italien ein in sehr herzlichen Ausdrücken gehaltene« Telegramm rein familiären Charakter«. Heute findet in der russischen Kirche ein Tedeum statt. — Das „Journal de Genive, veröffentlicht eine offizielle Proklamation de« König« von Serbien: „An das serbische Volk! Die Gnade Gotte« und der Wille de« Volke« haben mich auf den Thron meiner Vorfahren berufen Ich erkläre, daß ich mich der Ent sendung de« Volke« unterziehe und heute den serbischen Thron oesteige Ich betrachte e« al« meine erste Pflicht, Gott zu danken für seine Gnade, und spreche gleichzeitig die Hoffnung au«, daß die Mächte mein« auf gesetzlichem Weg« vollzogene Thronbesteigung anerkennen werden, und die« umsomehr, al« ich entschlossen bin, Serbien eine Ara der Ruhe, der Ordnung und der Wohlfahrt zuzuführen Ich erkläre, daß ich mein KönigSwort geve, daß ich die Rechte aller achten werde. Ich werde mein möglichstes tun, um ein konstitutioneller König, ein Hüter der Gesetze und des Wohlergehen« meine« teuren Volke« zu sein. Dann fordere ich mit diesem ersten Dianifest alle Kirchenhäupter, alle Staatsbeamten, alle Militärchefs auf, in ihren Funktionen zu verbleiben, und empfehle ihnen, die ihnen anvertrauten Obliegenheiten gewissen haft zu erfüllen, und erkläre, daß ich alle persönlichen Vorkommnisse, die in den letzten 40 Jahren unter außer ordentlichen Verhältnissen einander folgten, der Vergessen heit übergebe. Jeder aufrichtige Serbe wird unter meiner Regierung den nötigen Schutz für sein moralisches und materielles Leben finden. Die Devise meiner Dynastie war immer: Für das heilige Kreuz und unsere teure Freiheit. Und mit dieser Devise, die mich einerseits an die Armee, anderseits an die orthodoxe Kirche bindet, be steige ich den Thron Serbiens als Peter der Erste, König von Serbien. Ich bitte Gott, seine Gnade über mein Volk zu verbreiten und sende allen meine König lichen Grüße." — Die Abreise des Königs von Serbien ist bis voraussichtlich Sonntag verschoben worden. London. Unterhaus. In Beantwortung einer Anfrage über die Beziehungen Englands zu Serbien er klärt Premierminister Lord Balfour, die diplomatischen Beziehungen hätten mit dem Tode des Königs Alexander aufgehört und seien nicht erneuert worden Die Re gierung habe erwogen, ob sie ihrer Mißbilligung der Verbrechen, die der serbischen Hauptstadt Unehre be reiteten, durch Abberufung des britischen Vertreters Aus druck geben solle, habe es aber für bester erachtet, daß er auf seinem Platze bleibe, um die Ereignisse zu be obachten und die zum Schutze der englischen Interessen nötigen Schritte zu ergreifen. Er werde bei der neuen Reglerung nicht beglaubigt werden, ehe die englische Re gierung im Besitze genauer Nachrichten darüber sei, wie jene zur Macht kam Die Regierung höre, daß andere Mächte, über deren Haltung Nachrichten cingingcn, ihren Vertreter anwiesen, die vorläufige Negierung als eine cks facto-Autorität anzunehmen, mit der die laufenden Geschäfte zu erledigen seien. Konstantinopel. Eine Mitteilung der öster reichisch-ungarischen Botschaft an die Pforte be sagt, daß, nachdem die Wahl Peter Karageorwitsch' sicher gestellt erscheine, keinerlei Komplikationen zu befürchten seien, und zwar namentlich deshalb, weil die Entente beider Mächte die beste Gewähr hierfür biete. Die Pforte hat von russischer Seite eine gleiche Erklärung erhalten. — Die Nachricht eines Wiener Blattes, daß der serbische Gesandte bei der offiziellen Anzeige vom Ableben des Königs Alexander vom Großvezier die Zusicherung erhalten habe, daß er der neuen Regierung freundliche Gesinnungen cntgcgenbringe, ist unrichtig. Die Pforte hat keine solche Erklärung abgegeben, da sie sich bisher sehr abwartend verhielt. Erst jetzt nach Zu sicherungen aus Österreich-Ungarn und Rußland und nach vollzogener einstimmiger Wahl erklären die offi ziellen Kreise, die Pforte werde in gleicher Weise wie die übrigen Mächte den neugewählten König anstandslos anerkennen. Griechenland. Athen. Die Kammer wurde zu einer außer ordentlichen Sitzung einbcrufen. Bei der gestern vorgenommenen Präsidentenwahl erhielten der Re gierungskandidat Ralli 105, der Kandidat der Theoto- kisten 64 und der Kandidat der Zoinistcn 21 Stimmen. Amerika. New Porl. Das europäische Geschwader segelt am 23. d. Mts. nach Kiel ab und wird auf der Hin reise Southampton und auf der Rückreise Portsmouth anlaufen. Afrika. Tanger. Der „Times"-Korrespondent Harris wurde in der Nähe von Zeenat (?) von Gebirgsbewohnern gefangen genommen. Asien. Aokohama. Der russische Kriegsminister Kuropatkin ist von Tokio abgercist. Nach einem hie sigen Sensationsblatte soll zwischen Kuropatkin und dem japanischen Minister des Äußern ein Abkommen über die Mandschurei und Korea getroffen worden sein, doch wird diese Meldung als wenig glaubhaft angesehen. Schanghai. (Reutermeldung.) Da die amerikanischen und japanischen Vertreter, die über die Handelsver träge mit China verhandeln, gewichtige Einwendungen gegen die Verlegung der Vertragsverhandlungen von Schanghai nach Peking gemacht haben, hat das chinesische auswärtige Amt nachgegeben. Örtliches. Dresden, 18. Juni. * Se. Durchlaucht Fürst Viktor von Schönburg- Waldenburg besuchte das Atelier von Hahn Nachf., Hofphotograph, behufs photographischer Aufnahmen. * In Nr. 3 seines Verordnungsblattes erläßt das Evangelisch-lutherische Landeskonsistorium eine Verordnung zur Veranstaltung einer allgemeinen Kirchen- kollekte jür den Bau einer Kirche in Bretnig bei Pulsnitz, die am 12. Juli dieses Jahres eingesammelt werden soll. Dazu wird angeführt: Bretnig bei Pulsnitz, ein gewerbfleißigcr Ort von 2700 Seelen, meist von Arbeitern und Kleinhäuslern bewohnt, hatte bisher noch keine Kirche. Es war zum Teil nach Hauswalde, zum anderen Teil nach Frankenthal cingepfarrt. Dieser Mangel kirchlichen Zusammenhanges drohte immer nach teiliger für das kirchliche Leben zu werden, je mehr sich der Ort sonst einheitlich entwickelte. Dazu kamen weite und namentlich im Winter beschwerliche Kirchwege. Da ist denn eine eigne Kirche schon längst Bedürfnis und dringender Wunsch für Bretnig gewesen. Jetzt ist ihr Bau im Werke. Sie durfte für die volkreiche Gemeinde nicht zu klein werden und wird deshalb etwa 120000 M. kosten. Diese Summe aufzubringen, ist die Gemeinde allein nicht im stände. Sie bittet daher um die brüder liche Hilfe aller Glaubensgenossen im Lande, die sich selbst zu Gottes Wort und Hau» halten und deshalb auch ihr eine würdige Stätte für ihre Sammlung um das Evangelium von Jesu Christo, unserm Heiland, gönnen — In derselben Nummer seine« Blatte« ver öffentlicht das Evangelisch-lutherische Landeskonsistorium eine Bekanntmachung, wonach an Stelle de« mit Rück sicht auf seinen Gesundheitszustand auf seinen Anttag au« der Stellung eines Kommissar« für die geistlichen und Schulanaelegenheiten bei den zum Geschäft«krci« de» König! Ministeriums des Innern gehörenden Landes Heil-, Pfleg-, Erziehung«-, Straf- und Kor rektionsanstalten ausgeschiedenen Konsistorialrat« Hofprcdiger Klemm in Dresden im Einverständnis mit dem König! Ministerium de« Jnnem und de« Kultus und öffentlichen Unterricht» vom 1. Mai d. I«. ab bi« auf weiteres der geh. Kirchenrat a. D. Emil Theodor Keller in Dresden zum geistlichen Kommissar für die gedachten Landesanstalten bestellt worden tst. — Eine weitere, im Einverständnis mit dem König!. Ministerium de« Innern erlassene Bekanntmachung betrifft die Kircheninspektion in den vorcnvähnten Landesan- staltcn. Für diese ist die Inspektion innerhalb der Erb lande an Stelle de« Superintendenten von dem geist lichen Kommissar für die Landesanstalten in Gemeinschaft mit den zuständigen Koinspektionsbehörden (Amtshaupt manschaft, Stadtrat) auszuüben, während cs in der Obcrlausitz bei den bisher geltenden Bestimmungen zu verbleiben hat. — Es folgen Bekanntmachungen über Revision von Ephoral-und Pfarrarchivcn durch den mit der Revision der Ratsarchive beauftragten Ober regierungsrat Dr. Ermisch, über die Ausstellung so genannter Erblcgitimations- oder Reliktenzeug nisse durch die Pfarrämter, über Begründung von Diakonaten in der Parochie der Friedens kirche zu Dresden-Löbtau, am Stadtkranken haus Dresden-Johannstadt und an dem Stadt- Irren- und Siechenhaus zu Dresden, sowie die Mitteilung über die Besetzung des Pfarr- und Super - intendcntenamtü zu Borna durch den bisherigen Pfarrer in Waldheim Rudolf Theodor Richter, end lich Nachrichten über Erledigungen und Besetzungen geist licher Stellen. * Eine hochinteressante und eminent aktuelle Kollektion vorzüglicher Photographien wird gegenwärtig in der hiesigen Lesehalle (Waisenhausstraße 9, gegenüber dem Centralthcater) auf kurze Zeit ausgestellt Die in zwei Gruppen geordneten Bilder stellen die Hauptpersönlich keiten und Örtlichkeiten der Tragödie von Belgrad dar. Die erste Gruppe zeigt die Porträt« des er mordeten Königspaares (das bisher hier noch nicht be kannte Bild der Königin Draga ist das beste, das von ihr existiert), ferner die Brüder der Königin, junge, schneidige und elegante Offizierstypcn, sowie die Porträts der ermordeten Minister. Außerdem enthält diese Gruppe aber eine sehr charakteristische und lebendige Moment aufnahme einer Straßcnszene vor dem Konak am frühen Morgen nach der Schreckcnsnacht. Auf diesem Bilde ist der Balkon sichtbar, von dem die Leichen des unglück lichen Königspaares hinabgestürzt worden sind. Die zweite Gruppe umfaßt die Bilder des neuen Königs Peter I. und seiner Umgebung, die Porträts seiner drei Kinder, eines reizenden Mädchens und zweier Knaben, sowie die Photographien des neuen Ministeriums. Die Photographien sind zum Teil speziell für die Lesehalle angefertigt worden und geben ein anschauliches Bild der im Vordergründe stehenden serbischen Persönlichkeiten. * Der unter dem Protektorate Sr. König!. Hoheit des Kronprinzen stehende Sächsische Regattaverein hält nächsten Sonntag, den 21. Juni, nachmittags 'L3 Uhr eine Ruderregatta ab. Tic Rennstrecke befindet sich zwischen Wachwitz - Blascwitz, Ziel am Klubhaus des Dresdner Rudervereins. Während der Tauer der Regatta ist der Leinpfad von der Seidnitzcr Straße bis zur Elb straße von Amtswegen gesperrt. Eintrittskarten sind in den durch Plakate kenntlich gemachten Verkaufsstellen zu Vorverkaufspreiscn zu haben. Da zu den einzelnen Rennen bis zu neun Boote gemeldet haben, dürften interessante Kämpfe zu erwarten sein, bei dem jetzigen niedrigen Wasserstand können aber nur fünf Boote auf einmal starten und finden deshalb am vormittag acht Vorrennen statt, die um 9 Uhr beginnen. Als Nachfeier des Frühlingsfestcs am 6. Juni beging die Ortsgruppe Dresden der Pcnsionsanstalt Deutscher Journalisten und Schriftsteller (Dresdner Schriftsteller- und Künstlerklub) gestern im Hotelrestaurant „Bellevue" in Blascwitz einen Gescllfchaftsabend, an dem in zwangloser Weise verschiedene Kunstgenüsse geboten wurden. Außer zahlreichen anmutigen Überraschungen brachten Frl. Eichhorn und Hr. Kammervirtuos Ritter- Schmidt, am Piano begleitet von Frau v. Kieler, das reizende Lied „Aufgcblüht" von Goltermann (Sopran uno englisch Horn), sodann „Waldvöglein" von Lachner unter großem Beifall zum Vorträge. Weiter erfreute der „Damenchor v. Kueter" durch drei Lieder: „Mai nacht" von Döring, „Grctula" von Schwalm und „Libellen" von Triest, ebenso das Künstlerpaar Ritter- Schmidt durch Vortrag zweier Konzertstücke (Mandoline und Guitarre) eines italienischen Walzers und der Barcarole aus Hoffmanns Erzählungen. Diese musi kalischen Darbietungen, obschon nur als Gclegenheits- vorträge gedacht, fanden wegen ihrer vortrefflichen Wiedergabe den lebhaftesten Beifall. Weiter fand die auftretende Bänkelsängerin (Dichtungen Therese Wallner- Thurm) gebührenden Applaus und die Tanzlust ge nügenden Raum zu fröhlicher Unterhaltung. Das durch aus zwanglose Abendfest hat allen Teilnehmern gefallen und den Wunsch baldiger Wiederholung angeregt. * Gestern nachmittag gegen 4 Uhr fand auf der freien Strecke zwischen Klotzsche und Weixdorf eine Übung im Entladen von Truppenteilen aus einem Militärsonderzuge statt. Der Sonderzug, der kurz vor 3 Uhr von Königsbrück abgelassen worden war, beförderte den Stab und zwei Kompagnien des ersten Bataillons vom Infanterie-Regiment Nr. 177, ferner einen Zug des Gardereitcr-Negiments sowie einen Zug der reitenden Abteilung des Fcldartillcric-RegimcntS Nr. 12. * Die Firma Oskar Wender u. Co., Dampffabrik ätherischer Ole, Essenzen und chemisch-technischer Präparate in DrcSdcn-N, Lärchcnstraße 9, bedarf zu ihrer Fabri kation große Mengen von Kräutern, hauptsächlich von getrockneten Nesseln. Im Interesse vieler Personen, die sich gern Geld verdienen möchten, machen wir darauf aufmerksam, daß die Firma gerade in Nesseln jedes Quantum kauft. Manche arme Familie auf dem Lande, wo die Nesseln in Mafien vorhanden sind und nur ge sammelt und getrocknet zu werden brauchen, kann sich durch Sammeln einen Erwerb den Sommer hindurch ver schaffen. Die Firma bezieht zur Zeit ihren jährlichen Bedarf an Nesseln von annähernd 40000 lex vom Aus land und braucht in den nächsten Jahren 60 bi» 70000 kx. Sie möchte nicht da« Geld nach dem Aus lande senden, da wir genug Material im eigenen Lande haben, sondern das Geld manchem Armen zuwendcn v. Der Verband deutscher BerufSfeuerwchren hält vom heutigen 18. Juni bi» kommenden Sonntag in der Deutschen Städteausstellung seine Jahres hauptversammlung ab, wozu nach dem Teilnehmer verzeichnis au» den deutschen Städten mit BerufSscuer- wehrcn 18 Branddirektoren, 2 Feucrlöschdirektoren und 1 Brandinspcktor erschienen sind Die Verhandlungen leitet Hr Branddirektor Westphalen au« Hamburg. Heute vormittag um 9 Uhr fand zunächst eine vertrauliche Sitzung statt, in der Personalangelegenheiten und der gleichen Dinge erledigt wurden, und nachmittag« 2 Uhr nahmen die Verhandlungen, die morgen vormittag und Lingesaudtrs. ^ür QauSfraue«! «1« gute Bezug-quelle kür reinen aornvrck«n«»etn und »ornsviritu« »u» «ufsetzen v»n »r»u«rrn »od Wnrirl«, für Rnm, «rak und »»«nnt ,u» »ufsetzo »»n Veeren und jdrSMen 'og Num Obst, «ft di» b.tann,»Lt»»rf«»ris von Groß» Vrü»rrGckfse ttt, besten- zu empfehlen »789 nachmittag ihre Fortsetzung finden, ihren Anfang. Heute abend wird die Stadt Dresden den Teilnehmern am Kongreß eine gesellige Vereinigung mit Bewirtung bieten und auch sonst sind gesellige Veranstaltungen geplant. * Gestern erfolgte in der VII. Bürgerschule und 16 Bezirkaschule die Auswahl unter den von den Herren Schuldirektoren und Lehrern für die diesjährigen Ferienkolonien in Vorschlag gebrachten Kindern. An ihr beteiligten sich unter der Leitung de« AuSschuß- vorsitzendcn, Hrn Dr Gmeincr, die Herren Hofrat Dr Gelbke, Hofrat Dr. Hübler, Hofrat Dr Krug, Hosrat Dr Oehme, Dr. Bautzmann, Dr. Otto Burkhardt, Dr. v. Einsiedel, Dr. Faust, Dr. Förster, Dr. Oppe und Dr Paul Seifert Inwieweit die ausgewühlten Kinder bei der Ferienpflege berücksichtigt werden können, hängt von der weiteren werktätigen Förderung des Licbeswerkes ab, um die aber mals dringend gebeten sei. Noch sehlt eine große Summe, um es in gleicher Ausdehnung wie im Vor- ' jahre zur Durchführung bringen zu können Die schwächlichsten und bedürftigsten Kinder sind der Vor pflege zugewiesen, die am 25. Juni ihren Anfang nimmt * Welch' mächtige Heilwirkung die Nordsee ausübt, wird immer allgemeiner anerkannt. Wegen der hohen Kosten aber war ein Kuraufenthalt an der See lange Zeit nur den Kindern bemittelter Eltern erreichbar Erft den Bemühungen de« Gemeinnützigen Vereins und des hiesigen Zweigvereins für Kinderheilstätten an den deutschen Seeküsten gelang es alljährlich, eine, wenn auch kleine Anzahl ärmster Kinder, nament lich solcher, die an chronischen Knochen- und Gelenk- eitcrungen und schwerer Skrophulose litten, nach dem Scehospiz aus Norderney zu entsenden. Aber die vor handenen Mittel reichen nicht entfernt aus, um auch nur den allerdringendstcn Bedürfnissen zu genügen. Statt 40 bis 50 Kinder, wie cs nötig gewesen, konnten immer nur 10 oder 11 Kinder ausgesandt werden. Denn da Dresden keine eigenen Anstaltsräume besitzt, ist es aus die Mitbenutzung des Berliner Seehospizes auf Norderney angewiesen. Dieses aber vermag nicht eher die nötigen Plätze zur Verfügung zu stellen. Hieraus ergeben sich naturgemäß mancherlei Unzuträglichkeiten Sie sind, wie sich gezeigt hat, nicht anders zu beseitigen, als daß Dresden dem Vorbild zahlreicher anderer Städte Deutschlands, Frankreichs, Dänemarks rc. folgt und eigene Krankenräume errichtet. Die hierzu nötigen Mittel sind nicht unbeträchtlich und ohne die tatkräftige und opferfreudige Unterstützung seitens der Dresdner Bürger schaft nicht zu gewinnen. Aber bereits ist ein ver heißungsvoller Anfang gemacht! Der Dresdner Lehrergesangverein unter der bewährten Führung des Hrn. Oberlehrer Geißler und des Hrn. Friedrich Brandes hat in dankenswertester und uneigennützigster Weise das Erträgnis des großen Kirchenkonzertes, das cr morgen, den 19. Juni, nachmittags '-^6 Uhr, zum Gedächtnis Königs Albert in der Frauenkirche veranstaltet, für die Errichtung eines Dresdner Nord seehospizes bestimmt. Auf die ebenso erlesenen wie seltenen musikalischen Darbietungen, die der Verein vor bereitet, möchten wir noch besonders aufmerksam machen. - - Aus Anlaß der Wiederkehr des Sterbetages weiland Sr. Majestät des Königs Albert fällt das für morgen angekündigte Konzert auf der Waldfchlößchcn terrasse aus. In der von der VI. Strafkammer des König!. Landgerichts seit Montag stattfindenden Verhand lung gegen den Kaufmann Toussaindt Heinrich Gustav Friedrich Karl Schwenn und 22 Gcnofsen wegen gewerbsmäßigen Glücksspieles und Steuer hinterziehung sind gestern bis abends 8 Uhr Zeugen vernommen worden. Die Vernehmung wurde heute fort gesetzt. Sie bietet nichts neues von besonderem Interesse. Voraussichtlich werden heute nachmittag die Plaidoycrs ihren Anfang nehmen. * Zirkus Albert Schumann hat heute 1,1 Uhr vormittags Dresden nach einem achtwöchigen Auf enthalt verlassen und beginnt Freitag, den 19. d. Mts., die Vorstellungen in Hannover für eine längere Zeit. Das hier benutzte Gebäude, das den Truppen Corty- Althoff, Cesar Sidoli, Mar Schumann und Albert Schumann gedient hat, wird vorläufig eine andere Ver wendung finden, bis die Frage des gänzlichen Abbruchs, gegen die der Besitzer eingekommcn ist, geregelt sein wird. Bei dem Abschied sah sich insbesondere Frl. Dora Schumann hochgeehrt und mit reichem Blumen schmuck bedacht. Hrn. Kommissionsrat Schumann hatten dringende Geschäfte genötigt, bereits Tags vorher nach Berlin zu reisen. Die Ankunft in Hannover erfolgt 2 Uhr nachmittag. * In Gegenwart von Vertretern der Königl. Staats- rcgierung, der Herren Krcishauptmann Schmiedel, geh. Regicrungsrat Amtshauptmann v. Craushaar und Regierungskommisiar für elektrische Bahnen geh. Baurat Prof. Di-. Ulbricht, ferner von Vertretern der Stadt Dresden und des Gcmeindcvcrbandcs Loschwiy-Wachwitz, Nicdcrpoyritz, Hosterwitz, Pillnitz und mehrerer Inter essenten fand heute mittag die feierliche Eröffnung des Betriebes der Straßcnbahngcscllschaft Losch- witz—Pillnitz statt. Die Fahrt, die mit zwei festlich geschmückten Wagen nebst Anhängcwagen ausgeführt wurde, ging ohne jede Störung vor "sich. Die Straßen und die Gebäude waren festlich geschmückt, während die Bewohner der Ortschaften den Insassen der Wagen Blumen zuwarfcn. überall herrschte die gehobenste Stimmung. In verschiedenen Orten hörte man Frcudcn- und Böllerschüsse ertönen. Am Erbgericht in Nicdcr poyritz wurden die Teilnehmer der Eröffnungsfahrt, nachdem sie vom Endziele an der Pillnitzcr Grenze zurückgckchrt waren, von der Kapelle des Königl Süchs. Garderciterrcgiments mit einem dreifachen Tusche be grüßt. Die Strecke ist 4,2 Km lang und wird von Loschwitz aus bis zum Endziele in 18 Minuten be fahren. An die Eröffnungsfahrt schloß sich ein Festmahl an L oschwitz Seit dem 15. d. M. ist hier ein 14jähriger Schüler, der Sohn eines Kaufmanns, ab gängig. An genanntem Tage hat er sich in der dritten hcachmittagsstunde aus der elterlichen Wohnung entfernt und ist seitdem nicht mehr zurückgckchrt Es wird an genommen, daß cr sich planlos umhertreibt. Be kleidet war cr bei seinem Entweichen mit schwarzem Lüsterjackctt, grauem Sporthemd und Kravatte (Selbst binder), bläulicher, modcfarbiger Kniehose, blau und rot gestreiftem Cportgürtcl samt Porten,onnaictaschc, blauer, dunkclrot und wc,ß passepoilierter Schülermütze, schwarzen Strümpfen und rotbraunen Sandalen. Das Haar des Knaben ist blond und kurz geschnitten, die Körpergröße beträgt 1,30 m. Der Knabe erfreut sich eine« kräftigen, frischen Aussehen».
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