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Weißeritz-Zeitung : 13.08.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-08-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-192808135
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19280813
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19280813
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Weißeritz-Zeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-08
- Tag 1928-08-13
-
Monat
1928-08
-
Jahr
1928
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 13.08.1928
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Montag, am 13. August 1928 94. Jahrgang Nr. 188 1928 <3 ' Stadt. Bavo rmbara (Gk. 4- 16.00 bis 6.30-17.55: Lnglisch für enfeld: Die ter Richter, tttcrwranä- ans BoNer- „Die lerne »pH Kärgel. Tanzmnsil. Dippoldiswalde, 13. August. Aus den benachbarten Orten meist zu Fuß, die übergroße Mehrheit aber mit Sonder zug aus dem Plauenschen Grunde kamen gestern die Ange hörigen der SPD. nach Dippoldiswalde, um hier das Partei- sest des 6. Kreises zu begehen. Sammelort waren das Schützen haus und seine Umgebung. Gegen '/23 Uhr stellte in der Gartenstraße der Festzug, gebildet von annähernd l 000 Menschen beiderlei Geschlechts in fast allen Altersstufen. Eröffnet durch Radfahrer bewegte er sich unter den Klängen von drei Musik- chöien mit seinen rund 30 Fahnen durch die Borstadt usw. nach dem Marktplatze und nahm vor dem Marktbrunnen lle 275,r. von Monlq terbericht. h en. * 11.45: 0: Mittag-, ittangabe. * achrichten. » w: Börse * rse. 4 20.05; Anzeigenpreis: M« 42 MMmeker breit« Pettkzell« 20 Reich-Pfennig«. Eingesandt and Reklamen SO Reich-Pfennige — k Dienstag, von nachmittags 5 Uhr ab, Ver- kauf von Rindfleisch. Bezugspreis: Für «inen Monat 2.20 NM. mit Zutragen, einzelne Nummern IS Reichs pfennige :: Gemeinde - Verband- - Girokonto Nummer S :: Fernsprecher: Amt Dippoldis walde Nr. 3 :: Postscheckkonto Dresden 12S48 «leie» SlaU enlhS« «e amlllchsn Dekanntmachmige« »e, «mlshauvlmannfchast, -es Amlsgerlchl» mit vesSla-lrals -u Dippol-iswal-« Weitzeritz-Jeidmg «u» Anzeiger siir Dippoldiswalde, Schmiedeberg u.U «etteste Aett««« öe» «erirk» „Sachsenvei- Deutschland- >-12.30: Dr. . * 12.30 bl- tz. * 1M deaufbewah- rmmeln und r Auslands- chvereins. 4c 15.30: Aus l Benjamin. Sprech»-. !, Dresden). > »rchestcrs. * s „Mylord', Todestages. eine humo- er: Wilhelm .-Ing. Bloß, :g der Loka-1 Naier, Leip I ): tibertrag, I rstkabend. * I tw.: Helene I Laute und I »Ziger Fund I Aufstellung, wo nach einem Männergesang der Festredner Hennig vom Brunnen aus ein kurzes, markiges Wort an die Festversammlung richtete. Er knüpfte an die Verfassungs- seier des vorhergehenden Tages an, da in Berlin Reichs präsident Hindenburg zusammen mit einem Sozialdemokraten im Festsaale erschienen sei. Gestern habe man rückwärts ge blickt, heute wolle man vorwärts schauen. Die Monarchie sei tot, nicht aber die Reaktion. Auf dem Boden der Ver fassung gehe der Kampf heute nicht um die Republik, sondern um deren Inhalt. 1918 habe die Arbeiterschaft die bürger liche Revolution nachgeholt, der Sozialismus sei damit aber nicht erkämpft worden. Und doch wisse der Sozialdemokrat, daß nur durch den Sozialismus, durch die Umgestaltung der Wirtschaft die Lage der Bolksmassen von Grund aus ge bessert werden könne. Das könne freilich nicht von heute auf morgen geschehen. Wenn man aber damit noch nicht weiter sei, so liege es daran, daß die größere Hälfte der in Wirk lichkeit dem Proletariat Angehörenden heute noch vom Kapi talismus sich gefangen nehmen lasse. Diese gelle es zu wecken, auch hier in Dippoldiswalde, denn Bereüsein sei alles! Ein zweiter Männergesang und ein brausendes Hoch „aus den arbeitbefreienden Sozialismus" schloß die Ovation. Der Zug formierte sich wieder und nahm seinen Weg durch den Tempel nach der Aue, wo nunmehr ein buntbewegtes Leben sich ent wickelte. Gesang, Vorträge, sportliche Darbietungen, Kinder belustigungen usw. usw. kürzten die Zeit bei herrlichstem Wetter, bis die Abschiedsstunde schlug und die zahlreichen Festteilnehmer zur Heimkehr sich entschließen mußten. Nach Hainsberg ver kehrte wieder ein Sonderzug. Dippoldiswalde. Militär verein — Somme rf« st. Das gestrige Wetter, Sonnenschein und blauer Himmel, waren dazu wie geschaffen, um Im Freien Aufenthalt zu nehmen. DaS Eommerfest des Militäroereins zu Dippoldiswalde war deshalb auch recht gut besucht. Der Garten der Reichskrone, in dem die Veranstaltung abgeholten wurde, bot infolge Schmückung mit Ranken nebst Wimpeln ein freundliches Bild. Nachdem die von Kameraden zusammengestellte Musikkapelle einige Militärmärsche zu Gehör gebracht, ergriff Kamerad Vorsteher, Oberpostfekretär Werner dcks Wort. Er vegühte die zahlreich erschienenen Gäste, Kameraden und Kinder, besonders auch die zurzeit im Windisch- Haus weilenden Kameraden nebst Angehörigen^ die ebenfalls in stattlicher Anzahl erschienen waren und dankte allen für ihr Er scheinen. Der Endzweck jeder Feier im Mtliläroerein sei ja in der Hauptsache, das Band der Kameradschaft das alle Kameraden seit der Militärzeit miteinander verbindet, weiter zu stärken und zu festigen. Mit einem Hoch auf die deutsche Kameradschaft schloß Kamerad Vorsteher seine Rede. Vom VergnügungsauSschuß war alles aufgeboten worden, um den Besuchern des Festes die Stunden so angenehm wie möglich zu vertreiben. Es waren aus gestellt worden: Eine Radbude, eine solche zum Würfeln und zum Ringewerfen. Ueberall winkten im Glücksfalle schöne nützliche Gewinn«. An zwei Schießständen konnten sich die männlichen Festbesucher am Schießsport erfreuen und wurde diesem auch sehr stark gehuldigt. Die besten Resultate auf der 12er Ringscheibe er zielten mit je 33 Ringen die Kameraden Kothe und Liebold. Beim Stechen unterlag Liebold und Kothe wurde als Bester beglück wünscht. Er erhielt den 1. Preis, einen Reisekoffer und eine grüne Ranke. Zum Marschall wurde Kamerad Lieoold ernannt. Die meisten nächstbesten Resultate schwankten zwischen W/31 Ringen. Für die Frauen hatte man eine rintelligenzprüfung vor gesehen, di« darin bestand, zu erraten, wieviel Kugeln sich in einem vorgezeigten Glase befänden. Nachdem die Resultate, die auf schriftlichem Weg« zu erfolgen hatten, gesammelt waren, wurde sie bekanntgegeben. Am nächsten hatten geschäht dle Kameraden frauen Becker—Dippoldiswalde und Fichtner—Chemnitz, beide mit 900 Stück. In Wirklichkeit befanden sich 907 Kugeln Im Glase. Als Belohnung erhielten die glücklichen Schätzerinnen «ine Tisch decke bezw. eine Waschgestellgarnitur. Aber auch die übrigen Teilnehmer gingen nicht leer aus, jede bekam «in Geschenk. Für die Kleinen und Kleinsten, es mögen ungefähr an die Hundert gewesen sein, sorgten in liebenswürdiger Weise die Kameradinnen der Frauengruppe. Nachdem die Kinder, auch solche von Nicht- mikgliedern waren zugelassen worden, mit Kaffee und Kuchen im Saale bewirtet waren, unternahmen sie in Gruppen eingekeilt, verschiedene Wettspiele, die mit Süßigkeiten oder allerlei Ge- chenken belohnt wurden. Gegen Abend wurden Würstchen mit Semmeln verteilt. Bei Eintritt der Dunkelheit ordnete sich der Klnder-Lampionzug, -der sich über den Markt nach dem Ober- torplah bewegte, um sich dort auszulösen. Zum Teil schwer beladen «ehrten auch die übrigen Festbesuchcr heim, sicher in dem Bewußt em wieder einmal einige Stunden gemütlich im Kameradenkreise verlebt zu haben. Auch vom Brudervetein In Glashütte, der eine Wanderung nach dem WindischhauS und Talsperre Malter unter nommen hatte, waren eine Anzahl Kameraden mit ihren Frauen eine zeitlang Gäste beim Sommerfest. — Heute begann an unserer Volksschule der Unter richt wieder. Eine lange Reihe fast ununterbrochen schöner Tage war den Kindern zur Erholung gegönnt. Und sie wurden ausgenützt. Es mag daher das Ferienende heute manchen und manche recht schmerzlich berührt haben. Und es wird Ueberwindung und bei den Lehrern Nachsicht nötig sein, bis alles wieder ins rechte Gleis kommt. Reinholdshain. Auch unser Ort zählt sich zu den glück- ichen, keine Wohnungsuchende, sondern noch leerstehende Woh nungen zu haben. Es mag dies auf Dörfern, besonders auch entfernter der Städte, hier und da Vorkommen. Im allge meinen aber besteht doch auch dort Wohnungsnot. DerankworLich« AedaUemr SeM Seb««. - Druck und Verlag: Sarl S«b«« tn ÜVivvol-irwak-e. — und weiter erwerben wirb. Viel ist In letzter Zett über einen Nationalfeiertag geschrieben und geredet worden. Ein National feiertag muß ein Tag sein, über dessen geschichtliche Bedeutung im Volke nur eine einzige Meinung besteht, dessen Gedächtnis vom ganzen Volke als wertvoll für Gegenwart und Zukunft an erkannt wird, «in TaA der nicht nur geeignet ist, Las National- bewußtsein mehr als alle anderen Tage LeS wahres zu heben, sondern Ler im ganzen Volke nationale Hochgefühle entzündet. Die Franzosen haben den 14. Juli, den Tag, an dem im Jahre 1789 das Volk die Bastille, die Fronfeste von Varis stürmte, die Vereinigten Staaten von Nordamerika feiern den Tag der Be freiung vom englischen Joch als Anfang ihres beispiellosen wirt schaftlichen und politischen Ausstiegs. Haben wir Deutschen einen Tag in unserer Geschichte, den die ganze Nation als Nattonal feiertag begehen könnte? Der 34. Oktober, der Tag des Refor- mationSbeginnS wär« wohl geeignet, als National- ja als Inter national-Feiertag zu gelten, denn von diesem Tage an begann die Befreiung aller großen Geister der Völker christlicher Kultur aus den Fesseln der orthodoxen katholischen Kirche und damit der Auf stieg der Künste und Wissenschaften. Aber bl« Reformation war auch eine nationale Großtat, sie gab allen brutschen Stämmen die neuhochdeutsche Sprache. Der 16. Oktober, ber Tag ber Leip ziger Völkerschlacht wurde nicht Nationalfeiertag, well die Frei heiten, die der siegreiche Krieg bringen sollte, den Völkern von ihren Fürsten vorenthalten wurden, der 19. Mai, an dem 1848 die National-Versammlung in Frankfurt eröffnet wurde, hätte es werden können, wenn die Wünsche des Volkes in Erfüllung ge gangen wären und Preußens König die deutsche Kaiserkrone an genommen hätte. Der 2. September wäre saft als Nationalfeier tag begangen worden, er wurde eS nicht, weil aus dem Tage des Triumphs und der Trauer ein Tag der Fürstenverherrlichung gemacht wurde. Im gleichen Sinn ein Tag der Fürsten ist der 18. Januar, an dem 1701 Kurfürst Friedrich von Brandenburg sich selbst zum König von Preußen krönte und an dem im Gedenken an diesen Akt 1871 König Wilhelm von Len beutschen-Fürsten zum deutschen Kaiser, nicht zum Kaiser von Deutschland vusgerufen wurde. Die Kaiserproklamation war keine spontane, von Be geisterung getragene Handlung, sondern das Ergebnis langwieriger Verhandlungen. Die Garantie für das Glück und die Wohlfahrt Les deutschen Volkes war nicht in der Kaiserwürde enthalten. Der 9. November ist zwar ber Geburtstag der Republik, aber als unterster Punkt katastrophalen Niedergangs, an den sich für viele Deutsche schmerzliche Erinnerungen knüpfen, als Nationalfeiertag ungeeignet. Noch weniger inner« Berechtigung hat ber 1. Mai. ES bleiben noch ber 11. Februar, dem 1919 ble verfassung gebende Nationalversammlung eröffnet, ber VerfassungSeniwurf unterbreitet wurde und ber 11. August, an dem sie Giltigkeit er hielt. Ist einer dieser Tage als Nattonalfeiertag geeignet? Eine geschichtliche Tat war und ist bie Verfassunggebung, bie Rettung vom Untergang beS deutschen Volkes und darum wohl geeignet, das Nationalbewuhtsein, das nationale Selbstvertrauen zu wecken. Aber nationale Hochgefühle zu entzünden, vom ganzen Volke als Feiertag im wahrsten Sinne anerkannt und mit Begeisterung begangen zu werden, ist keiner der beiden Tage geeignet. Viel leicht wird es noch, die Freunde ber Verfassung mehren sich, wenn auch viele Volksgenossen der Tat des 11. August sich noch nicht recht freuen können, weil ihnen immer noch nicht klar ist, daß es im Weltkriege barum ging, uns politisch, wirtschaftlich und wie ber Versailler Vertrag beweist, auch volklich zu vernichten. Diese Absicht wurde zu Schanden, well baS deutsche Volk auch in -er schlimmsten Not noch Willen und Kraft besaß, das Reich zu er halten, ben Weg zum Wiederaufbau zu finden. Möglich war das nur, well die Kräfte ber Seele und des Geistes erhalten blieben. Dies« Kräst« könn«n nur durch das Volk in s«in«n Einzelgliedern zu Grunde gerichtet werden. Trotz aller Klagen über verlotterte Zeiten kann aber wohl behauptet werden^ daß daS Deutschtum in seiner Gesamtheit als geistig-seelische Kraft noch ungebrochen ist und Bestand und ein« Zukunft hat. Wenn Deutschland wieder vom Joche frei, wenn Oesterreich ans Reich ongeschlossen ist, wenn di« Ostfragen geregelt find und ber PartikulariSmuS seine schädi- genbe Macht verloren hat, dann wird die Zeit gekommen sein, einen Nationalfeiertag einzusehen, vielleicht den 14. August als Godanklag an bie Rettung vor staatlichem und volklichem Unter- Mng, als Gedenktag an die Todesopfer des Weltkrieges, als den Tag, an dem dem ganzen Volke, der ganzen Nation immer wieder zum Bewußtsein gebracht werden bezw. zum Bewußtsein kommen soll, daß das Glück der Gesamtheit und damit des einzelnen Volksgenossen nur entstehen und bestehen kann, wenn Einigkeit herrschte, jedem sein Recht und seine Freiheit im Rahmen der Gesamtheit, also durch die Verfassung, gewahrt wird, daß dieses Glück aber nicht von selbst kommt und bleibt, sondern daß es immer von neuem erkämpft und verteidigt werden muß gegen über äußeren und inneren Feinden, daß es gilt auf der Macht zu sein und vor allem Treue zu halten, Treue der einzelnen Volks genossen gegenüber dem Volk als Gesamtheit, Treue ber Gesamt heit gegenüber dem einzelnen Volksgenossen, daß das deutsche Vaterland nur blühen kann, wenn Einigkeit und Recht allewege gelten. — Der Gesang der 3. Strophe deS Deutschlandliedes wurde gleichsam als Bekräftigung dieser letzten Work« von den Ver lammelken angestimmk. Darnach trug Schulrat Perl noch zwei Ge dichte: „Volk will zu Volk" von Robert Hohlbaum und „Deutscher? Trost" von Friedrich Rückert vor. Die Hymne von Glück ebenso meisterhaft wie die Arie zu Eingang vorgelragen, beendet« die Feier. staaiiiches Gebiide gebaut. Der Nationalversammlung war die undankbare Aufgabe geworden, das deutsche Schicksal auf dem Wege in Las Chaos der volklichen und staatlichen Verrichtung auf- I zuhalten. Die Rettung gelang. Dies nicht sehen zu wollen, hieß« öle geschichtlichen Tatsachen verleugnen. Line Staatsform muß sein. Di« Frage, ob nicht doch bie Monarchie größer« politische und sittlich« Werte umschließe, ist müssig. Es gibt gute Monar chien und schlechte Republiken und umgekehrt. Die enrschetdenden Merkmale für die Beurteilung einer Staatssorm liegen ethisch in ihrer Anwendung und politisch in ihrer Notwendigkeit. Nur wer die Dinge so ansieht, kann ein gerechtes Urteil fällen. Was ge schichtlich kommen mußte, braucht deshalb nicht nach jeder Rich tung hin gut zu sein. Das gilt auch von der Weimarer Verfassung, einem Werke, das In eilenden Stunden von Rettern aus Lebens gefahr entstand. Sie ist besserungsbedürftig. Nakurnotwendig werden Änderungen auS der Entwicklung der politischen Er eignisse herauskommen. Sie dürfen aber nicht überstürzt auS Parteirücksichten durchgeführt werden. Die Verfassung ist ein ein ziges Bekenntnis ihrer Schöpfer zu dem Gedanken, daß -der Staat auf sittlicher Grundlage und nicht auf Gewalt aufgebaut werden muß. An die Sielle deS Mochtslaatsgedankens setzt die Weimarer Verfassung den ethischen Staatsgedanken. DaS alt« r«in« Obrig- keikssioolsprinzip, nach dem der Slaat nur eine Macht ist, die im Innern die Untertanen in Schach hält und deren Äußeres Ziel in der Hauptsache die Erweiterung dieser Machtsphäre ist, ist ab gelöst durch den Gedanken d«S auf sittlicher Grundlage beruhenden Nationalstaates, durch ben Gedanken der Volksgemeinschaft, der > - nicht nur durch äußeren Zwang, sondern vor allem durch die gelten, inneren Kräfte der Natton zusammengehalten wird. Indem die Republik die ethischen und kulturellen Ideale der Nation in ihr StaatSgrundgesetz ausgenommen hat, bekundet sie nicht nur ihre Abkehr vom Machtfloaksgedanken, sondern zeichnet auch zugleich den Weg vor, den unser gesamtes staatliches Leben gehen soll. Es ist ber Weg zur Inneren Erneuerung, ber Weg zum wahren Dolkssloate, in dem ein gemeinsames Brübergefühl jedem bie Sorgen b«S anderen mittrogen hilft und jeder einzelne Bürger von dem Bewußtsein der eigenen Verantwortlichkeit für das Ganze durchdrungen ist. — DaS ist ber Geist, der ideale Sinn unserer Verfassung. In den vergangenen S Jayren hat fick gezeigt, daß daS den Gesetzgebern vorschwebend« Ideal nicht allenthalben verwirklicht worden ist, aber in redlicher Arbeit läßt sich Besse- rungsbedürstigeS bessern und es ist als stcher anzunehmen, bah die Weimarer Verfassung geeignet ist im Wandel der Zeiten zwischen ben starken Kräften ber Erhaltung und ben Treiben fortschreiten der Entwicklung daS Ebenmaß zu hatten. ES wird «in schöner Tag sein, wenn dos ganz« deutsche Volk einmal ihr warmherziger Freund sein wirb. Man lass« sie wirken aus dem politischen Werte heraus, den ste sich von Jahr zu Jahr mehr erworben hak Oertliches und Sächsisches. ff Dippoldiswalde. Warm, sehr warm war's am gestri- I Sonntag. Besonders in den Mittagsstunden brannte I die Sonne glühend Heitz herab. Das schöne Wetter lietz I Meder viele unterwegs sein. Die Bahn beförderte wieder I viele hinauf in unsere Erzgebirgswälder und konnte den Ver- l ^hr ohne Sonderzüge nicht bewältigen. Autos durchfuhren I die Stadt in ungezählter Menge. Verschiedene Vereine hatten I auf ihrem Ausflug unsere Stadt als Ziel oder Rastort, an derseits zogen von uns aus verschiedene Vereine hinaus zu Wanderungen und Wanderfahrten. Der homöopathische Ver ein besuchte in Radeburg die vr. Madausschen Anlagen und wurde sehr gastlich ausgenommen. Vom Autoverkehr braucht l man nur zu sagen: Er wird immer schlimmer! Die Wagen bildeten eine einzige Kette, kaum datz sie mal auf eine Minute abritz. Unfälle sind glücklicherweise nicht vorgekommen. Dippoldiswalde. Wi« anderwärts wurde auch bei uns der Berfassungslag durch eine besondere Feier begangen, an der Lie Beamten und Angestellten der Reichs- und Staatsbehörden und des Stadtrates teilnahmen. Die Feier fand im Skadtverordneten- Elhungssaale statt. Eingeleitet wurde ste — man hatte diesmal der Festrede einen feierlichen Rahmen gegeben — Lurch Vortrag der Arie von Paleskrina für Cello und Violine durch die Herren Zahn, Petzold, Walther, Vogel, Ritter und Gröger. Dann hielt Schulrat Perl die Ansprache und führte in ihr etwa folgendes aus: Ser 11. August beansprucht in der Geschichte deS deutschen Volkes Meisellos einen besonderen Platz, jeder, mag er zur Verfassung stehen wie er will, muß die Wichtigkeit ihres Vorhandenseins an erkennen und ihre GiltigkellSerklärung als gesetzliches Ereignis würdigen. Noch Ist seit jenem 14. 8. 19 die Zelt zu kurz, als -ah schon jetzt eine leidenschaftslose, abgeklärte Untersuchung dieses jüngsten Abschnitts unserer nationalen Geschichte möglich wäre. Und doch schwelst unser Blick ost zurück auf jene Zeit. Gerade weil unfer deutsches Wesen und die Eigentümlichkeit unserer nationalen Geschichte sich kaum jemals so zusammengeballt hat, wie In diesem letzten Drama eines Sturzes von der Höhe einer Weltmacht ins tiefste Tal der Erniedrigung, darum sucht unser Blick umso rascher dieses Mysterium zu ergründen. Dabei unterliegt auch die Verfassung als Fundament des Wiederaufstiegs der Kritik. Aber es darf seskgestellt werden, daß auch auf nicht republikanisch eingestellter Seit« der Blick freier geworden ist und sich aus der politiscyen Rechten viele besinnlich« Stimmen finden, die erkennen lassen, daß das Verständnis für die bestehende repu blikanische Staatssorm dort eine vor nicht zu langer Zeit kaum zu erhossende Verbreitung gewonnen hat. Mancher mag geglaubt hoben, Laß die Ereignisse von 1918/19 flüchtig vorübergehen, doch die maßgebenden, von der Masse Les Volkes getrogenen politischen Ideen haben sich stabilisiert. Allen Stürmen zum Trotz stand das Reich, die innere Kraft nahm es aus der Verfassung. Nach schaurigen Monaten, auf Lie zurückzublicken nur den Blick für das Gewordene trüben würde, wurde in ein Nichts «in neues
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