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764 Tagesgeschichte. Der Parlamentarismus auf Probe. 1. O Wer in einem Circus, Victoriasalon rc., gewesen ist, der kennt auch die Clowns, jene Spaßmacher, die, wenn die Zwischenpausen zu lange anhalten, vor dem Publikum erscheinen und die Ungeduld desselben durch ihre Späße vertreiben. Dieses Possenspiel zum Zeitvertreib genießen jetzt wiederum die Franzosen an ihrem allerneusten Mini sterium, und nicht sie allein, sondern es genießen dieses Pos senspiel z. B. auch alle diejenigen Deutschen, welche sich für die politischen Zustände unseres Nachbarlandes Frankreich interessiren und zwar die letzteren gratis, während es die Franzosen sehr theuer bezahlen. Das letzte verflossene französische Ministerium hatte wieder einmal — sagen wir: „ausgespielt", mitten im Acte stolperte es über einen nilfarbigen englischen Baumwollen streifen und fiel aus der Rolle. — Was nun? — ein an deres Stück? aber welches? Ganz egal, nur schnell eine Abwechselung, damit das Publikum nicht die Lust au den republikanischen Aufführungen verliert, und sich nicht wieder der pomphaften und luxuriös ausgestatteten kaiserlichen Schauspiele erinnert. Darum schnell etwas „Interimistisches", unterdessen werden wir ja sehen, können wir uns vorbe- bereiten. Und so ist denn das jetzige französische Ministerium auf der politischen Bühne und vor die Nation getreten und hantirt nun so lange auf derselben herum, bis ein homogenes, d. h. ein gleichartiges Ministerium, — ein sol ches, in welchem die in der Deputirten-Kammer herrschende Majorität zum richtigen Ausdruck gelangt,-fertig gebracht und zusommengestellt ist, um alsdann vor dem Publikum zu erscheinen und den Act in der gallischen Poffe: „Eine Republik ohne Republikaner" weiter zu spielen. Gar Mancher wird bei diesem Vergleiche den Kopf schütteln, weil selbst zwischen dem lustigsten Minister einer Republik und dem besten Poffenreißer eines Cirkus oder Salons noch ein großer Unterschied ist; aber die dermaligen politischen Verhältnisse Frankreichs fordern zu solchen Ver gleichen heraus. Frankreich ist wieder einmal das Versuchs feld einer rechthaberischen, einseitigen, in ihre Ideen ver rannten Gesellschaft, deren seichte Glaubenssätze trotz aller traurigen Erfahrungen auch in unserem gutmonarchischen Deutschland von vielen Menschen fleißig nachgesprochen werden. Frankreichs Zustand zeigt abermals, wohin der Eigensinn des Liberalismus und jener hochliberalen Partei führt. Unbekümmert um nationales Wesen, um nationale Sitten und Gewohnheiten, ohne Rücksicht auf die ganze ei genartige historische Entwickelung eines Landes und Volkes, versucht diese Partei immer wieder, fremdartige politische Einrichtungen einzuschleppen, blos weil dieselben irgend einem anderen Volke in seinem culiurellen Fortschreiten und unter dem Zusammentreffen besonderer Umstände, einige Dienste geleistet. Die dermalige politische Richtung Frankreichs gipfelt nämlich im Parlamentarismus, — und ist seit 200 Jahren in England in ein klares Sy stem gebracht worden. Um den Zauber des Parlamentarismus zu verstehen, muß man zunächst wissen, unter welchen Umständen derselbe sich von England aus dem europäischen Festlande empfahl, wie er zunächst nach Frankreich gelangte und warum er dann später auch in Deutschland so viele leidenschaftliche Verehrer zu finden vermochte. — Es war um die Mitte des vorigen Jahrhunderts, wo die absolute Monarchie fast die einzige Regiecungsform auf dem europäischen Festlande war und sich in ihren Aeußerun- gen wenig von dem Despotismus unterschied. Die zahllosen Acte fürstlicher Willkühr, wie sie damals von dem franzö sischen Könige Ludwig den XV. ausgeübt wurden, brachten alle rechtlich denkenden Menschen zur Verzweiflung. Nie-! mand durfte den ungerechtesten Maßregeln der Minister widersprechen oder dieselben beurtheilen. Es war die Zeit des beschränkten Unterthanen-Verstandes, die Zeit des Schwei gens und Gehorchens. In letzterer Beziehung war es auch in-Deutschland nicht besser, nur hatte die Cabinetjustiz un serer Fürsten ein würdigeres Gepräge als in den von be rühmten Dirnen regierten Frankreich. Kein Wunder, daß -der denkende Theil des französischen Volkes und namentlich alle diejenigen Franzosen dem benach barten England ihre besondere Aufmerksamkeit zuwandten, welche durch die Willkühracte Ludwigs XV. und seines Hofes gelitten hatten, oder vor denselben nach England entflohen waren; denn in England waren dergleichen Acte ganz unmöglich. Die englischen politischen Institutionen und GesW maßten deshalb auch jenen Männern besonders nachahmungscherth. erscheinen. Dis Mgländer waren zu jener Zeit schon im Besitz fast aller jener politischen Freiheiten, die wir jetzt auch in ziemlich unbeschränktem Maße genießen. Am meisten im- ponirte den damals in England sich aufhaltenden Franzo sen, daß alle Maßregeln der Regierung einer scharfen, oft schonungslosen Kritik unterworfen waren und daß die Ab sichten eines Ministers im Parlament, und somit gewisser maßen vor der Nation, controlirt, geprüft, dann von den Zeitungen besprochen und damit unmittelbar zur Kenntniß aller Derjenigen gebracht wurden, welche sich für den Gang der öffentlichen Angelegenheiten interessirten, Welcher ent zückende Zustand mußte das für alle die mehr oder we niger geistvollen Männer sein, welche der Despotismus nach England getrieben! Und so findet man denn, daß von der Mitte des vorigen Jahrhunderts ab, fast alle be deutenden Franzosen nach. England pilgerten, um sich an den dortigen politischen Leben zu erfrischen und die eng lische Freiheit zu genießen. Einer derjenigen nun, welche nicht blos bewunderten und genossen, sondern auch in den Geist der englischen Einrichtungen und Gesetze forschend eindrangen, war der berühmte Montesquieu. Durch ihn wurde die gebildete Welt Frankreichs und bald darauf auch diejenige Deutsch lands, für die englischen Institutionen begeistert und damit l. n Parlamentarismus der Weg bereitet. Keiner ver- geworden. Frankreich. stand so, wie Montesquieu, die englischen Einrichtungen als höchst practische, nachahmung-werthe und unübertreff liche Maximen auszuposaunen. MonteSquieu'S Werk: „Ueber den Geist der Gesetze", ist im Grunde die größte und schönste Lobrede auf die englische Verfassung und auf den damit verbunde nen Parlamentarismus. Dieses Buch wirkte so nachhaltig auf die Geister, daß selbst die große französische Revolution, welche die englischen Zustände insofern nachzuahmen ver suchte, als sie dieselben geradezu auf den Kopf stellte, die mächtigen Eindrücke MonteSquieu'S nicht zu verwischen vermochte. Alle unsere begeisterten Parlamentarier kauen auch heute noch, wenn auch unbewußt, an der schmackhaf ten Kost jenes großen französischen Philosophen, und um das Geheimniß des Parlamentarismus zu wissen, muß man deshalb auch den „Geist der Gesetze" kennen lernen. (Fortsetzung folgt.) Paris, 12. Aug. Ein Redacteur des gambettistischen Voltaire hat gestern mit Herrn Duclerc eine Unterredung gehabt, aus der hervorgeht, daß derselbe sich in hohem Grade selbstbewußt und zuversichtlich fühlt; sechsmal sei ihm unter der Republik die Bildung des Ministeriums an geboten worden, aber jedesmal habe er abgelehnt; wenn er jetzt die schwere Bürde auf sich genommen habe, so sei es gerade deshalb geschehen, weil die Verhältnisse so überaus verwickelt seien; „das Haus habe gebrannt", und deshalb habe Hülfe nothgethan. Sein Ministerium werde so lange im Amte bleiben als möglich und wünsche durchaus nicht als Geschäftsministerium angesehen zu werden. „Wenn wir die Arbeit haben, so wollen wir auch die Ehre genießen." Bezüglich der egyptischen Frage bemerkte Duclerc, daß er sich in zwei bis drei Tagen über das einzuschlagsnde Ver fahren äußern werde, daß er aber die Hoffnung hege, von einer Einberufung der Kammern während der Ferien Ab stand nehmen zu können. Es wird nicht ausbleiben, daß die gambettistischen Blätter sich über diese Aeußerungen mit besonderer Befriedigung aussprechen und dem Ministerium Duclerc ein langes und glückliches Leben wünschen. Da aber in Frankreich nichts lange währt und Herr Duclerc am wenigsten Grund hat, für sich eine Ausnahme zu be anspruchen, so werden wir nach den Ferien erleben, daß Herr Grevy auf der Suche nach neuen Ministern dieselbe unangenehme Arbeit haben wird wie in der vorigen Woche. Man kann sich von einem ständigen und bleibenden Mi nisterium der französischen Republik die verschiedensten Vor stellungen machen und die Ansicht derer, die ein solches Ministerium überhaupt für unmöglich halten, be kämpfen : sicher ist, daß dasselbe ein ganz anderes Aussehen haben müßte, als die Vereinigung von Männern, die au genblicklich unter dem Vorsitze des Herrn Duclerc die Ge schicke Frankreichs lenkt. Egypten. Es ist ein seltsames Wettrennen, welches sich in Kon stantinopel zwischen Abdul Hamid und Gladstone abspielt: der Sultan will sich um jeden Preis an den Schweif des britischen Löwen hängen, um an Ort und Stelle zu sein, wenn über Egyptens künftiges Schicksal die eisernen Würfel fallen; er schlägt deshalb rückhaltlos in alle Bedingungen ein, welche England ihm stellt. Die Engländer dagegen möchten den lästigen Sittlichkeitswächter gar zu gern ab schütteln, sie sind deshalb über des Sultans plötzliche Ge schmeidigkeit in Heller Verzweiflung; immer höher schrauben sie ihre Bedingungen, vergebens, das unerbittliche Ja des Beherrschers aller Gläubigen vernichtet alle ihre Träume; so stellen sie denn eine wilde Hetzjagd an, indem der eine durch Fordern, der andere durch Zusagen dem Nebenbuhler um eine Nasenlänqe zuvorzukommen sucht. Man sollte sagen, daß des Sultans Bekanntmachung gegen Arabi selbst die hochgespannten Erwartungen der Briten vollauf be friedigen müsse. Stellt sich doch der Khalif in diesem Acten- stück auf die Seite des Mannes, der im Verdachte-steht, Egypten an das ungläubige Volk der Briten zu verrathen; Deutschland. Oderberg i. M., i1. August. Der zahlreiche Stern schnuppenfall hat in der vergangenen Nacht die hiesige Ein wohnerschaft in nicht geringe Aufregung versetzt. Um 2 Uhr in der Nacht meldeten die Hörner der Nachtwächter „Feuer" im Bereiche des Stadtbezirks. „Das Schützenhaus brennt", lautete die Meldung. Auch die Sturmglocke tönte vom Thurm herab schauerlich dazwischen. Alsbald waren vorschriftsmäßig alle Häuser erleuchtet und die ganze Bevölkerung auf den Bei nen und nebst Feuerspritzen und Wasserwagen auf dem Wege zum Schützenhause, welches eine Viertelstunde weit außerhalb der Stadt liegt. Dort angekommen, fand man Alles in tiefer Ruhe und von Feuer keine Spur. Die Nachtwächter hatten nämlick in der Richtung zum Schützenhause so zahl reiche Sternschnuppen fallen sehen, daß sie glaubten es seien Funken vom brennenden Schützenhause. Heiter und beru higt kehrte Jeder zur Fortsetzung seiner unterbrochenen Nachtruhe zurück. Man schreibt der „Hall. Zeitung" aus Düben, 11. August: Heute Abend 8^ Uhr ist unser Pulverhaus in die Luft geflogen. Unsere Garnison, die 3. reitende Artillerie- Abtheilung, hatte den Tag über ihr Pulver auf dem Pul verhause verpackt, um es theils mit zum Manöver zu nehmen, theils in ihre neue Garnison Brandenburg über zuführen. Eine Partie unreines und altes Pulver wurde 6j Uhr Abends in unmittelbarer Nähe des Pulverhauses gegen alle Vorschrift durch Feuer, statt wie früher durch Wasser vernichtet, was schon einen argen Schrecken in der Stadt verursachte, da die Detonation eine bedeutende war. Doch viel stärker war der 8^ Uhr folgende Schlag, der nicht allein die in der Nähe liegenden Gebäude, wie das Feldschlößchen, Barths Brauerei und die Gärtnerei von Böhme arg schädigte, sondern auch in der Stadt an Fen stern rc. Verwüstungen anrichtete. Die Schildwache am Pulverhause wurde schwer verletzt in das Lazareth gebracht und erlag schon Abends 10 Uhr den erhaltenen Wunden. Außerdem wurde noch «-in Arbeiter auf dem Löllichauer Wege durch ein Stück Mauerstein gegen die Brust getroffen, in den Straßengraben geworfen und nicht unerheblich ver letzt. Viele, besonders Frauen sind vor Schreck ohnmächtig Sächsische unv örtliche Angelegenheiten. Scdneeberg, den 16. August 1882. Im Verlaufe des gestrigen Nachmittags entlud sich über unserer Stadt Schneeberg ein kurzes aber heftiges Gewitter. Der Blitz schlug in das im sogenannten Anhang gelegene Wiedemannsche Haus, zertrümmerte einen Theil des Holzgiebels, von welchem die Holzstücke weit fortgeschleu dert wurden, fuhr durch die Breter deö Oberbodens und riß in die Wände, Decken und Balken in den vier Stuben dieses Hauses sowie in einer Unterstube des benachbarten Heretschen Hauses eine große Anzahl mehr oder weniger bedeutende Löcher. Wer die durch den Blitz verursachten Zerstörungen gesehen, muß bekennen, daß die Bewohner der beiden Häuser sowie deren Eigenthum auf wirkliche wun derbare Weise vor weiterem Unfälle bewahrt geblieben sind; die Insassen der zwei Häuser wurden selbstverständlich durch den Blitzschlag in nicht geringen Schreck versetzt. — Die Geschäftsergebnisse stellten sich bei den Sparkassen hie siger Gegend, was die erfolgten Ein- und Rückzahlungen anbelangt, im Monat Juni d. I. wie folgt: Aue: Einzah lungen: 1758 M. 67 Pf., Rückzahlungen: 1075 M.; Ei benstock: E.: 19,723 M. 72 Pf., N.: 27,140 M. 85 Pf.; Hartenstein: E.: 5062 M. 72 Pf., R.: 1549 M. 82 Pf.; Johanngeorgenstadt: E.: 4229 M. 40 Pf., R.: 1865 M. 86 Pf.; Kirchberg: E.: 27,311 M. 74 Pf., R.: 42,868M. 87 Pf.; Lößnitz: E.: 29,804 M. 80 Pf., R.: 21,005 M. 39 Pf.; Neustädtel: E.: 156,322 M. 10 Pf., R.: 113,711 M.30Pf.; Schneeberg: E.: 59,270 M.43Pf., R.: 61,399 M. 39 Pf.; Schwarzenberg: E.: 46,438 M. 39 Pf., N.: 68,041 M. 70 Pf. und Wildenfels: E.: 11,029 M. 21 Pf., R.: 13,580 M. 55 Pf. Eibenstock. Eibenstock prangt im Festgewande. Die Stadt ist mit unzähligen Flaggen, Guirlanden, Kränzen und Ehrenpforten geschmückt. Die hiesige freiwillige Turner feuerwehr, gegründet im Jahre 1857, feiert heute, am 13. August, ihr 25jähriges Stiftungsfest. Von früh 11 bis 1 Uhr fand der officielle Empfang der fremden Feuerwehren- statt. Nachmittags 3 Uhr setzte sich der Festzug in Bewe gung, welcher sich durch die ganze Stadt nach dem Festplatze zu bewegte, wozu man den zum neustädtischen Schulhause gehörigen Garten gewählt hat. In dem Festzuge waren 31 Vereine vertreten, und zwar der Reihe nach die Feuerweh ren von Eibenstock, Aue, Albernau, Auerbach, Bockau, Bä renwalde, Bernsbach, Beierfeld, Hundshübel, Johanngeor genstadt, Kirchberg, Karlsfeld, Klingenthal, Lößnitz, Neu städtel, Oberschlema, Oberstützengrün, Pöhla, Raschau, Ro thenkirchen, Schneeberg, Schönheide (2), Schönheiderhammer, Sachsenfeld, Sosa, Wildenfels, Zschorlau, Zwickau und Zwönitz. Eröffnet wurde der Zug von fünf Vorr«itern und dem Fest-Comitee, beschlossen von den sonstigen Vereinen Eibenstocks mit ihren Fahnen, und verschönert durch eine drückt er doch dem General, der sein Vaterland gegen den Einmarsch beutegieriger Fremdlinge vertheidigte, das Brand mal der Empörung auf die Stirn. Ja, was das merk würdigste ist, Abdul Hamid nimmt in diese Bekanntmachung sogar das Seymoursche Mährchen auf, daß nicht die englische Panzerflotte Egypten, sondern Egypten die englische Panzer flotte bedroht habe; er bekennt sich zu dieser seltsamen, an Wolf und Lamm erinnernden Auffassung, obgleich dieselbe eine physikalische Unmöglichkeit enthält, da die Kanonen Arabis außerstande waren, den englischen SchiffSkoloffen ein Leid anzuthun. Und dennoch sind die Briten mit der neuen Bekanntmachung „ihres alten Verbündeten" nicht zufrieden; was sie freilich an derselben auszusetzen haben, mögen die Götter wissen. Denn die zwei Punkte, welche die Times anführt, sind Phrasen, aus denen der Pferdefuß der Ver schleppungssucht nur zu deutlich durchblickt. Dennoch ist nach dem Cityblatt der britische Botschafter angewiesen, in zwei Punkten auf eine Abänderung des Textes zu dringen; einmal müßte offen ausgesprochen werden, daß der Sultan gewillt sei, Arabi abzusetzen und niederzuwerfen; zweitens müsse die Richtung der Politik, an welche der Sultan sich Aegypten gegenüber für die Folgezeit binde, in aller Schärfe umgrenzt werden. Das fordert die Times in demselben in- spirirten Protectoratsartikel, in welchem es in Bezug auf England als eine einfache Regel der gewöhnlichsten Klugheit hingestellt wird, nicht Programme und Verhaltungsmaßregeln aufzustellen für eine Zeit, die man noch gar nicht über sehen könne. Bezüglich der englisch-türkischen Militärüber einkunft verlautet, daß England nicht die Unterstellung der türkischen Truppen unter britischen Befehl fordere; dagegen soll jede militärische Bewegung von der vorherigen Erlaub- niß der Engländer abhängig gemacht werden. Alexandrien, 15. August. Anläßlich des Briramfe- stes fand beim Khedive ein, wenn auch nicht offizieller Em pfang statt, welchem zahlreiche Personen, darunter der eng lische Generalstabschef Adye, Admiral Seymour und der österreichische Geschwaderchef mit militärischem Gefolge bei wohnten. Einem verbürgten Gerüchte zufolge hat Arabi anr vorigen Sonntag von der Ulemaversammlung zwei Fet- mas ausgewirkt, welche den Sultan für abgesetzt erklärten und den Scherif von Mekka zum Nachfolger des Sultans ernennen. Alexandrien, 15. August. Das Transportschiff „Calabria" ist mit dem General Wolseley in der vergange nen Nacht hier eingetroffen. Der englische Posten bei dem Fort Mex wurde verstärkt in Folge des Gerüchts, in eng lischen Diensten stehende Beduinen seien in der Umgebung von Mex auf reguläre egyptische Truppen gestoßen. Oberst Gerard unternahm früh eine Rekognoscirung der egyptischen Position. Türkei. Konstantinopel, 14. August. Die Konferenz hielt heute bei Said Pascha eine Sitzung, den Haupt gegenstand der Berathung bildete der italienische Antrag be züglich des Schutzes des Suezkanals; eine Beschlußfassung ist nicht erfolgt. — Das türkische Journal „El Jawaib" will wissen, Arabi Pascha sei bereits von der Pforte über die Proklamation und darüber vertraulich verständigt wor den, daß er im Falle der Unterwerfung Verzeihung erhal ten, im anderen Falle aber die strengsten Maßregeln zu gewärtigen haben werde. Von den Scherifs seien die Hand lungen Arabi Paschas als den Interessen des Islams zu widerlaufend verurtheilt worden.