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Oesterreich. — Buda-Pest, 11. August. Nach einer Depesche des „EgyeterteS" hat der Untersuchungsrichter Bary am Dienstag einen angeblich von einem Juden geschriebenen, mit dem Poststempel Fünfkirchen versehenen Brief erhalten, in wel chem zugegeben wird, daß an Esther ein ritueller Mord vollbracht worden sei. Es sind darin alle Details beschrie ben, und wird Scharf als der Thäter bezeichnet. Wetter sind die Worte des Talmud angeführt, welche der Schächter Schwarz bei der That gesprochen habe. Esther sei chloro- fvrmirt worden, damit sie im Tempel nicht schreien könne; ihren Leichnam möge man nicht suchen, da derselbe bei Be ginn der gerichtlichen Untersuchung verbrannt worden sei. Man möge nur Diejenigen verdammen, welche Solches leh ren, aber die Anderen retten, welche ans Frömmigkeit so handeln mußten. Schließlich wird Bary vor einem schwarz gesiegelten Briefe gewarnt. Frankreich. Das Ergebniß der Ernte in Frankreich scheint doch ein besseres zu sein, als man in Folge des anhaltend schlechten Wetters allgemein erwartete. Während der letzten Woche war die Temperatur den Erntearbeiten günstig und große Quantitäten wurden im Centrum eingebracht, während im Norden mit der Ernte begonnen wurde. Jnr Süden und Osten des Landes, welches an dem Gesammtertrage mit un gefähr 40 Millionen Hektl. betheiligt ist, hofft ^man, einem Berichte des Hauses CH. Nugel in Paris zufolge, auf einen Ertrag, welcher in der Quantität den Durch schnitt mehr oder weniger erheblich übersteigt. Der Westen und Norden, welche 60 Mill. Hektl. hervorbringen, haben unter der feuchten Witterung mehr zu leiden gehabt; aber wenn die Ernte bei günstigem Wetter beendigt werden kann, darf man auch hier auf einen annähernd mittleren Ertrag rechnen. Die Qualität ist dagegen teilweise durch die Feuch tigkeit während der Blüthe- und Reifezeit beeinträchtigt wor den. Im Ganzen ist die Ernte, obgleich sie weit hinter den Erwartungen im Mai zurückbleibt, als eine befriedigende zu betrachten; es wird zwar eine gewisse Einfuhr von Getreide nöthig sein, aber wahrscheinlich doch keine so hohe als in den letzten Jahren. .Türke). Konstantinopel, 14.August. Dem Vernehmen nach enthält der britische Entwurf der Militärkonvention die nach stehenden Hauptpunkte: Die Leitung der strategischen Bewe gungen wird dem englischen Kommandanten anvertraut; dem türkischen Kommandanten wird ein englischer Kommissär bei gegeben; der Ort, wo die türkischen Truppen landen, wird vorher bestimmt und der auf 6000 Mann festgesetzte Effek tivbestand der türkischen Truppen soll nur im Einvernehmen beider Mächte erhöht werden dürfen. Wie verlautet, richtet sich die Opposition der Pforte besonders gegen den ersten Punkt, indem sie verlangt, daß die englischen und türkischen Truppen getrennt, aber parallel nach dem zwischen beiden Kommandanten zu treffenden Einvernehmen operiren sollen. Außerdem wünscht die Pforte die Aufnahme einer Bestim mung, daß nach Wiederherstellung der Ordnung die beider seitigen Truppen Egypten gleichzeitig zu räumen haben. Konstantinopel, 14. August. Es verlautet, Said Pascha befürworte beim Sultan die Zustimmung zu der Miiitärkonvention, doch sollen andere Würdenträger von der Konvention in der von England vorgefchlagenen Form ab- rathen, auch daran festhalten, daß die Proklamation gegen Arabi nicht vor der Landung der türkischen Truppen pub- lizirt werde. Lord Dufferin ist fortwährend um die sofor tige Publikation der Proklamation bemüht. Egyptcn. Alexandrien, 14. August. Der Khedivs ermächtigte die Engländer, die Einfuhr von Kohlen und Munition an der Küste zwischen Alexandrien und Port Said zu verhin dern. Ein Erlaß des Khedive giebt den Civil- und Mili tärbehörden betreffs des Suezkanals bekannt, daß die Eng länder zur Okkupation aller Punkte des Kanals ermächtigt seien und schärft, den Behörden ein, der Aktion der Eng länder nicht entgegenzutreten. Dieser Befehl soll auch de Lesseps mitgetheill worden sein. Aus Alexandrien vom 12. August meldet ein Tele gramm des „Hmb. Corr.": Die ägyptische Verschanzungen wachsen förmlich aus der Erde und sind jetzt Ramleh bis auf 5000 Schritt nahe gerückt. Da die Aegypter in diesen neuen Verschanzungen auch schweres gezogenes Geschütz auf stellen, so haben die Engländer Gegenapprochen begonnen. Unter Anderm wird vorwärts von Ramleh ein für schweres Geschütz bestimmter Redan mit 30 Fuß hohen Wällen auf geworfen. General Wolseley, welcher am 12. d. Nachmittags Malta verlaffen hat, wird am 15. d. in Alexandrien er wartet und dürften bis dahin auch bereits genügend Trup pen eingetroffen sein, um sofort zum Angrifl schreiten zu können. In englischen Kreisen ist man sehr entrüstet über die zweideutige Haltung von Lesseps, der mit Arabi in fort dauernder Verbindung steht. Dieser Tage war Arabi Bey in Nefische, 2 englische Meilen von Jsmailia, und hatte dort eine Zusammenkunft mit LessepS. England. London, 12. August. Obwohl die Zustände in Ir land sich in neuerer Zeit zu bessern scheinen, ist die Zahl der Agrarverbrechen noch immer eine ziemlich bedeutende. So wurden im Juli zur Kenntniß der irischen Polizei 231 mehr oder minder erhebliche Agrarverbrechen gebracht, von den'27 in Ulster, 52 in Leinster, 54 in Connaught und 98 in Minster verübt wurden. Doch ist die Gesammtzahl der Ausschreitungen um etwa 50 kleiner als im vorhergehenden Monat. Unter den verübten Verbrechen befinden sich zwei Morde, 5 Mordversuche, 16 Brandstiftungen, 18 Fälle von Viehverstümmelungen, und 141 Drohbriefe, welch' letzteren die Behörden allerdings nicht viel Bedeutung beilegen. Die Abnahme der Agrarvergehen steht ohne Zweifel im'Zusam menhangs mit den neuerdings weniger häufigen Pächter- auSwcisungen. Im Juli wurden einem amtlichen Ausweise zufolge nur 321 Familien oder 1619 Personen ausgewie- s", ^-aen 515 Familien oder 2669 Personen im Juni. — 7(^ — Auch die Zahl der hinter Schloß und Riegel sitzenden „Ver dächtigen" nimmt ab. Im Juli bargen die irischen StaatS- gefängniffe deren nur 170, gegen 263 im Juni, 386 im Mai, 511 im April, 587 im März und 512 im Februar. London, 14. August. Morgenblätter melden aus Alexandrien: Am Sonnabend wurde eine Abtheilung See soldaten und Matrosen, welche mit Zerstörung gefundener Munitionsvorräthe jenseits des Forts Mex beschäftigt wa ren, von beträchtlicher Anzahl Feinde angegriffen. Letztere wurden nach kurzem Gefecht mit Verlust zurückgeworfen. Sächsische uns örtliche Augeleqeur,ette». Schneeberg, den 15. August 1882. Alljährlich durchläuft Anfang August die sächsischen Blätter eine kurze, einer amtlichen Bekanntmachung entstammende Notiz über die für das bevorstehende Jagdjahr bestimmte Farbe der Jagdkarten, — das erste Signal für die mit dem 1. September beginnenden Jagdfreuden. Die zur Zeit in Sach sen geltenden Bestimmungen über die Verpflichtung zur Führung von Jagdkarten sind in verschiedenen Gesetzen und Verordnungen zerstreut und darum nicht so allgemein und nicht so sicher bekannt, daß nicht öfter Zweifel über die Ansdehnung dieser Verpflichtung entstünden. Sie seien daher hier in Kürze zusammengestellt. Im Allgemeinen gilt die Bestimmung, daß, wer die Jagd ausüben will, sich mit einer Jagdkarte zu versehe» und dieselbe jederzeit bei sich zu füh ren hat. Von dieser Verbindlichkeit aber sind befreit die Theilnehmer der königlichen Jagden, sowie die Mitglieder des Hauses Schönburg und deren Jagdgäste innerhalb des Reichsgebietes. Befreit sind ferner die zur selbstständigen Ausübung der Jagd Berechtigten auf den Grundstücken, auf welche sich die selbstständige Jagdberechtigung bezieht; diese selbstständige Jagdberechtigten besitzen n) die sogen. Altbe- rechligten, d. i. die Eiqenthümer und Nutznießer der bereits vor dem 2. März 1849 berechtigten Grundstücke und Die jenigen, welchen die Jagd auf fremden Grund und Boden, ohne abgelöst worden zu sein, nach dem Gesetze vom 25. November 1858 zurückgegeben worden ist, beiderseits unter der Voraussetzung, daß die jagdbare Fläche bei forstmäßiger Cultur mindestens 5 Acker, außerdem mindestens 30 Acker betrügt; b) die Besitzer und Nutznießer solcher Grundstücke, welche mindestens 300 Acker ununterbrochene jagdbare Fläche enthalten. Befreit von der Verbindlichkeit, eine Jagdkarte zu führen, sind ferner die Forst- und Jagdbeamten auf die königl. Reviere. Dagegen bezieht sich die Befreiung der Privat-Forst- und Jagdbeamten, sowie diejenigen königl. Forst- und Jagdbeamten, welche die von der Civilliste er- pachteten Reviere verwalten, und ihren Gehilfen nicht nur auf das Revier, auf welchem ihren Principalen die selbst ständige Ausübung der Jagd zusteht, sondern auch auf die von diesen Revieren erpachteten Reviere. Daß die gedach ten Privatbeamten als Jäger bez. Forstmänner gelernt ha ben und Fachleute sind, wird zur Begründung des Anspru ches auf Jagdkarten-Bsfreiung nicht erfordert; es genügt vielmehr, daß sie im festen Lohn und BrodDeffen sind, dem das Privatrevier gehört, und daß sie als Forst- und Jagd beamte in Pflicht stehen. Wer Andere an seiner Jagd thsil- nehmen oder sie ohne sein Beisein auf den Grundstücken, auf welchen ihm die Jagd zusteht, jagen läßt, ist dafür ver antwortlich, daß dieselben mit Jagdkarten versehen sind Lie königlichen Forst-, Zoll- und Steuerbeamten haben sich jeder eignen Aussichtstyätigkeit über die Jagdkartenführung zu enthalten und sich darauf zu beschränken, dis zu ihrer Kenntniß gelangenden Contraoentionen zur Anzeige zu brin gen. Dw Jagdkarte gilt für den Umfang des Königreichs, wird in den Städten mit revid. Städteordnnng von den Stadtrüthen, in Dresden von der Polizeidirsktion, im Ueb- rigen von den Amtshauptmannschaften ausgestellt und lautet entweder auf das ganze Jahr oder auf einen einzelnen Tag; die Formulare werden für jedes Jahr in einer besonderen Farbe ausgegeben; die Gebühren fließen zu ; in die Staats kasse, zu j in die Ortsarmenkaffe und betragen für die Jah reskarte 12 M-, für die Tageskarte 3 M. Aue, 12. August. Gestern wurve bei uns dir erste öffentliche Stadlgemeinderathssitzung abgehalten, und somir einem langjährigen Wunsche der Bürgerschaft entsprochen. Wenn auch bedauerlicherweise beim Anfang, eine Stimme gegen die öffentliche Sitzung war, so wurde doch, nachdem die Herren Bürgermeister Schiefer und Bicebürgermeister Bochmann mit warmen Worten dafür eintraten, der Antrag, die Stadtgemeinderathssitzungen künftig öffentlich abzuhalten, einstimmig angenommen. Im Usbrigen machte die Verhand lungsweise während der Sitzung einen guten Eindruck, möge es fernerhin immer so sein. Das walte Gott. Zwickau, 13. August. Heute vor 25 Jahren trat Hr. Guts- und Kohlenwerksbesitzer Friedrich Ebert, durch das Vertrauen seiner Mitbürger hierzu berufen, in das Raths- collegium hiesiger Stadt als unbesoldetes Mitglied desselben ein. Nach Ablauf der Wahlperioden immer wieder aufs Neue gewählt, hat Herr Ebert seitdem ununterbrochen dem Stadtrathe als Mitglied angehört. Dem wegen der Bie derkeit feines Charakters in allen Kreisen der Stadt beliebten und hochgeachteten Manne ist auf Grund der Beschlüsse des Rathes und der Stadtverordneten in dankbarer Anerkennung der Verdienste, welche er während seiner 25jährigen Wirk samkeit in dem von ihm bekleideten städtischen Ehrenamte um das städtische Gemeinwesen in aufopferungsvoller Treue und Gewissenhaftigkeit sich erworben und in voller Würdigung des echten, festen und ehrenwerthen Bürgersinnes, welchen er als Bürger hiesiger Stadt zu allen Zeiten bewährt hat, das Ehrenbürgerrecht derselben verliehen worden. Der hierüber in kalligraphisch-künstlerischer Weise ausgeführte Ehrenbürger brief wurde Hrn. Stadtrath Ebert heute Vormittag in dessen Wohnung durch eine aus Mitgliedern der beiden städtischen Collegien bestehende Deputation mit einer angemessenen Ansprache seiten des Hrn. Oberbürgermeisters Streit feier lich überreicht. Nachmittags fand zu Ehren des Jubilars im Hotel „zur Tanne" ein äußerst zahlreich besuchtes Fest essen statt. Grün Hain, 13. August. Das auf heute anberaumte Fest der Fahnenweihe des hiesigen Jägercorps hat in seinem ganzen Verlauf so viel Angenehmes gehabt, daß die sehr zahlreich erschienenen Gäste und Besucher (gegen 600), welche die Stadt heute ausgenommen, im Gefühle kameradschaftlicher Zusammengehörigkeit recht vergnügte Stunden verlebten und sicher mit voller Befriedigung auf diesen wirklich sonnigen Tag zurückblicken werden. Die Stadt prangte im Blumen- und Flaggenschmuck und die Theilnahme an diesem Feste war eine allgemeine. Den Schützenvereinen von Zwönitz, Schlettau, Scheibenberg, Raschau, Thalheim, Aue, Lößnitz und Schwarzenberg, welche sehr zahlreich vertreten waren, schlossen sich die städtischen Vereine von Grünhain, Turn-, Schieß-, Militär-, Feuerwehr- und Gewerbeveretn, so wie die Gruppen der Vorreiter, die Festjungfrauen und Festfrauen in echt festlicher Stimmung sich an. Bürger meister Goldhahn begrüßte auf dem Marktplatze die Fest theilnehmer und Pastor Dr. Göcker hielt die Weihrede, in welcher er die Fahne als Symbol der Ehre, der Ein tracht und der Treue bezeichnete und den anwesenden Schützengilden die tief sittliche Bedeutung des Festes in be geisterten und die Herzen entflammenden Worten zum Ver- ständniß brachte. Nachdem Frau Friedel aus Grünhain, die Stickerin des prächtigen Banners, das Jägercorps be glückwünscht, Braumeister Löffler, derzeitiger Kommandant dieses Corps, die Fahne übernommen und Liese auch mit vielen Ehrennägeln und kostbarem Bänderfchmuck beschenkt worden war, bewegte sich ein unabsehbarer Zug unter rau schender Musikbegleitung nach dem Festplatze, wo das frohe kameradschaftliche Beisammensein für die in Grünhain zu rückgebliebenen Festtheilnehmer und Gäste in einem solennen Kommers endete. Freiberg, 14. August. Am Sonntag Vormittag er trank im hiesigen Schwimmteich beim Baden ein 14 Jahre alter Realschüler, einziger Sohn eines Briefträgers. Er hatte dir Schwimmprobe machen wollen, der die Aufsicht führende Pächter des städtischen Schwimmteiches hatte sich aber zu voreilig entfernt und während dessen geschah das Unglück. Es ist nur ein Ausseher da, eben der genannte Pächter, und dieser einer kann nicht schwimmen. Der für Unglücksfälle bestimmte Kahn — andere Rettungsgegen stände sind nicht vorhanden — lag an einer verrosteten Kette und war nicht loszulösen. In der Stadt herrscht eine Stimme, daß unsere Badeverhältnisse geordnet werden müssen und der städtische Teich, was eigentlich selbverständ- lich ist, nur an einen durchaus sachverständigen Mann ver pachtet werden darf. F eur! lct o n. Die Macht der Welt. Roman von Theodor Ballerstedt. (60. Fortsetzung.) „Herr Lieutenant, wenn Sie nicht Schritt commandiren, so können wir bald nicht mehr weiter. Wir haben fast vier Stunden nur getrabt", meldete er ziemlich subordinations widrig. „Der Teufel hole die matten Mähren!" stieß der Officier unwillig hervor. „Ich komme doch mit meinem Pferde fort!" „Wir reiten nicht alle Vollblut", bemerkte der Unter- officier. „Wir haben höchstens noch eine Viertelstunde! Solange werden sie doch noch aushalten!" rief der Officier. „Nicht fünf Minuten mehr", entgegnete der unerschro ckene Reiter. Der Officier lenkte sein Pferd zur Seite und ließ den Zug an sich vorbei passiren, und „Schritt!" lautete sein Helles, langgezogenes Commando. Die Sonne war aufgegangen und spiegelte sich in den Helmen und Kürassen der Reiter. Sie beleuchtete aber auch die schaumbedeckten Pferde, die mit weit geöffneten Nüstern vergeblich nach Athen: rangen, und eigentlich nur noch durch Zügel und Sporen aufrecht erhalten wurden. „Das ist entsetzlich!" wandte sich dec Lieutenant zum Unteroffizier. „So nahe am Ziel und nun fast nicht mehr weiter können! Was kann inzwtschen nicht alles geschehen!?" „Herr Lieutenant", entgegnete dieser ernst, „wir haben gethan, was möglich ist. Während meiner langen Dienstzeit habe ich einen solchen Ritt nicht gemacht und ein Pferd ist keine Dampfmaschine." Es blieb dem Offizier nichts weiter übrig, als sich der Nothwendigkeit zu fügen. So mochten sie wohl zehn Mi nuten im ruhigen Schritt dahin gezogen sein, aber diese kurze Zeit hatte dem Führer eine Ewigkeit gedünkt. Da bogen sie um eine Holzecke, und wenige Minuten entfernt lag vor ihnen Schloß Birken. Die erschöpften Pferde waren wenigstens etwas wieder zu Athem gekommen und legten den kurzen Weg jetzt bald zurück. Schon klapperten die Hufs auf der Dorfstraße, und dort lag der Schloßhof- „Galopp!!" tönte laut das Commando, und raffelnd sprengte die Reiterschaar vor das Schloß. „Rechts einge schwenkt — Halt!" commandirte der Offizier. Zugleich aber schmetterte ein Trompetensignal zu dem Schlosse herauf, laut, mahnend und zornig zugleich. Es war die Aufforderung an die Meuterer, sich zu ergeben. Es war die höchste Zeit, daß Rettung kam, denn kaum konnten die Angegriffenen sich noch halten. Inmitten der Todesangst hatte die Comtesse die Reiter gehört und die Commandostimme erkannt. Sie flog an das Fenster, riß die Flügel auf und „Victor!" rief sie, alles um sich ver gessend, herab. Sie winkte ihm mit ihrem Thränen durch feuchteten Tuche, und ein kurzes heißes Dankgebet flog in mitten des Aufruhrs gegen den Himmel. Den Offizier durchschauerte ein Gefühl höchster Selig keit. „Einen Augenbiick! ich bin gleich bei Dir!" rief er hinauf. Dann schmetterte wieder die Trompete, lauter und dringender als zuvor. Nun flogen die breiten Schwerter aus der Scheide. Die Hälfte der Reiter saß ab, und an der Spitze derselben drang Victor i» das Haus, die breiten Treppen hinauf und fegte hinweg, was sich ihnen entgegenstellte. Die Thür des Eckzimmers war eingeschlagen, in dem Nahmen derselben stand der Graf und wehrte sich noch immer gegen einige verbissene Gesellen, die sich zu einem Rückzüge nicht entschließen konnten. Da sauste des Offiziers blitzende Klinge herab, und über sie hinweg betrat er das Zimmer. Der Graf Claren warf den Säbel zur Seite und