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Erscheint tSglich, init Ausnahme der Sonn« und Festtage. Preis vierteljährlich l Mark 80 Pfennige. GrMb.^DMssreund. SnsertionSgrKthrm die gespaltene Ze>^ 10 Pfennige, die zweispaltige Zeile amtlicher Inserate 2b Pfennig«. Amtsblatt fir die königlichen und Müschen Behörden in Aue, Grünhain, Hartenstein, Johanngeorgenstadt, Lößnitz, Neustädtel, Schneeberg, Schwarzenberg und Wildenfels. Redactton, Verlag und Druck von C. M. Gärtner in Schneeberg. 188. Dienstag, den 15. August 1882 dahin aus: „Es wiederholt sich bei diesem Besuch des deut schen Kaisers in Ischl, wie seit Jahrrn, die herzliche Begeg nung Als Höflichkeitsact beider mächtigen Herrscher, in wel cher deren treue Völker mit Recht den Ausdruck jener auf richtigen Freundschaft erblicken, welche die beiderseitigen Re gentenhäuser und die unter ihrem Scepter stehenden Staaten mit einander verknüpft und die allseitig als wichtiges Unter pfand des Friedens mit der lebhaftesten Sympathie begrüßt wird. Die Türkei fügt sich endlich, so schwer es dem Sul tan auch werden mag, in das Unvermeidliche, so daß die Gefahr eines Zusammenstoßes zwischen England und der Türkei vorläufig beseitigt erscheint, denn die Türkei hat, wie bereits oben erwähnt, eingewilligt, Arabi für einen Rebellen zu erklären, ja, sie hat sogar das ungleich schwerere Opfer gebracht, in die von England geforderte Militär-Convention zu willigen und ihre Truppen in Egypten dem englischen Oberbefehl zu unterstellen. Aus Egypten wurde gemeldet, daß Arabi unablässig um sein Lager neue Vorschanzungen aufwerfen läßt. So hat er nur allein zwischen Kafvel Dewar und Damanhur sieben Befestigunqslinien errichtet. — Welchen Eindruck es auf Arabi und sein Heer machen wird, daß er vom Sultan als Rebell betrachtet wird, darauf ist man allgemein gespannt. Aus Rußland war in den ersten Tagen der ver flossenen Woche von Petersburg aus die Nachricht verbreitet worden, daß Kaiser Alexander II!. gegen den 20. Aug. eine Reise in das Ausland antreten werde, und zwar zunächst nach Kopenhagen, dann nach Wim und vielleicht sogar nach Berlin. War diese Nachricht gleich anfangs höchst unglaub haft, so wurde in den letzter» Tagen aus Petersburg von ganz zuverlässiger Seite mitgetheilt, daß alle Nachrichten über eine bevorstehende Reise des Kaisers in das Ausland rein aus der Luft gegriffen seien. Niemals sei es dem Kaiser in den Sinn gekommen, eine Reise in das Ausland zu unternehmen/ eine Trennung vorbereiten. Oesterreich. Die Nachforschungen nach den Urhebern des Triester Attentats haben noch immer zu keinem Ergebniß geführt. Zwar macht das „N. W. Tgbl." vom 9. August sehr be stimmte Angaben: Es wurden elf Bomben nach Triest geschickt, wovon drei hier gefüllt wurden, die anderen acht werden wahr scheinlich für spätere Zwecke aufbewahrt. Diese drei sollten in der Via Nuova geworfen werden; bei Äenderung des Programmes, da der Zug nicht durch die Via Nuova, son dern über den Korso ging, kamen zwei Werfer zu spät, nach dem die eine Bombe schon geworfen war. Die zwei beschul digten nun den einen, zu früh geworfen zu haben; es ent spann sich ein Streit, die zwei drohten dem Attentäter, ihn anzuzeigen, so daß sich dieser selbst stellte. Ec, die zwei an deren und ein sehr kompromittirter Vorstand eines aufge lösten Turnvereins sind verhaftet, die zwei nicht geworfenen gefüllten Bomben sind gefunden. Ueber den Verbleib der übri gen acht Bomben weiß man nichts. Der Lohn betrug nicht 60, sondern 1000 Fl. Aber von irgend einer andern Seite Deutschland. Berlin, 12. August. Se. Maj. der Kaiser kam heute Mittag von Babelsberg nach Berlin, besuchte den König von Griechenland, nahm dann im kaiserlichen Palais Vor träge entgegen und konferirte mit dem Minister von Putt kammer. Die Bevölkerung begrüßte den Kaiser bei der Ankunft und Abfahrt mit enthusiastischen Zurufen. Zu Ehren des Königs von Griechenland fand um 5 Uhr ein größeres Diner auf Babelsberg statt, wozu auch Graf Hatzfeld gela den war. Hamburg, 12. August. Der Kaiser erwiderte auf das gestern Abend in dem ersten Festkonzert des deutschen Sän gerbundsfestes an ihn gerichtete Telegramm durch folgendes Telegramm an den Bürgermeister Kirchenpauer: Babelsberg. „Soeben erhalte ich Ihr Telegramm, in welchem Sie mir die patriotischen Gefühle aussprechen, welche die Versam melten zum dritten deutschen Sängerfest mir so freundlich darbringen. Ich ersuche Sie, meinen herzlichen und auf richtigen Dank den Bethciligten aussprechcn zu wollen, wo-, Oas Einsammeln von Preißeibeeren im Lößnitzer Stadlwalde (Gerichtswald, Klöppelsäckel, Lehnstück und Scheibenleithe) vor dem 24. August wird auch für dieses Jahr bei Strafe untersagt. Lößnitz, am 10. August 1882. Der Rath der Stadt Lößnitz. I. B.: Zieger, Ref. bei ich nicht unterlassen kann, mit Dankbarkeit des Tages zu gedenken, wo gleiche Gefühle mir in Ihrer schönen Stadt von den Einwohnern entgegen getragen wurden." München, 10. August. Am 29. v. M. fand hier- selbst eine Zusammenkunft sozialdemokratischer Führer statt, an welcher u. A. Liebknecht, Bebel, Rittinghausen, Dietz und Dulk theilnahmen. Die Debatte hat, wie der „Schl. Ztg." berichtet wird, einen gereizten Charakter getragen; von mehreren Seiten, so namentlich vom Abg. Rittinghau sen ist ausgesprochen, daß gegenüber der Sozialpolitik des Reichskanzlers die absolute Negation schwierig zu werden beginne. Die von dieser Seite gemachte Deduktion ging dahin, daß zunächst ein entschieden liberal gefärbtes Regi ment bevorstehe, nach dessen unvermeidlich schnellem'Fiasko die jetzt so eingeengte Bahn für eine sozialreformatorische Staatspolitik erst eigentlich frei werden würde. Für diesen Fall müsse bei Zeiten Stellung genommen, wenn nicht die Massen der Wähler in das Wanken gerathen sollten. Auch über die Emigrantenpresse, wie den in Zürich erscheinenden „Sozialdemokrat" mit seinem blinden Wülhen gegen alles Vorhandene, fielen sehr bezeichnende Aeußerungen. Bon der unbedingt kanzlerfeindlichen Seite, auf der u. A. Lieb knecht stand, wurden die Darlegungen heftig bekämpft ; im Allgemeinen aber scheinen dieselben der Ansicht der Mehr zahl entsprochen zu haben. Ueberhaupt ist bei diesem An lässe das Vorhandensein verschiedener Richtungen in dem vermeintlich so kompakten Organismus der Sozialdemokratie konstatirt worden und dürfte sich zwischen der vor allen radikal reichsoppositionellen und zwischen der mehr sozial politisch gesinnten Richtung der Sozialdemokratie allmältg sind diese Behauptungen nicht bestätigt. Bis zum 10. d. waren 16 Personen verhaftet. Herzog Wilhelm von Braun schweig hat dem Vorsitzenden des Veteranenvereins, dem Oberlieutenant Räcke, der mit großer Geistesgegenwart im Augenblick des Attentats militärische Ordnung im Zuge auf recht erhielt und so den Ausbruch einer Panik mit ihren unabsehbaren Folgen verhinderte, wegen seines tapferen Ver haltens den Orden Heinrichs des Löwen verliehen. Dem schwerverwundeten Redacteur Herrn Dorn wurde am Don nerstag der erste Verband abgenommen. Die Wunde ist normal befunden worden; doch erscheint eine Amputation noch nicht ausgeschlossen. Tilsit, 9. August. Folgende traurige Geschichte möge als Beispiel des unter den Littauern immer noch herrschenden Aberglaubens dienen. In den Niederungen Wiesen und Torfbrüchen, namentlich da, wo sumpfige.'Stel- len sich in längeren Strecken hinziehen, kommt es gerade nicht selten vor, daß sich die dem Boden entsteigenden un reinen Dünste entzünden (Irrlichter) und, durch neu ent strömende Miasmen genährt, weiter leuchten. Bei den Littauern hat sich nun die Sage gebildet, daß an solchen Stellen, wo Irrlichter leuchten, der Teufel das Geld der jenigen Seelen brennt, welche sich ihm für die Hölle ver kauft haben. Wenn man, so meinen die Littauer, ein Paar Pantoffel verkehrt an die Brandstelle stellt, wird die Macht des Teufels gebrochen, das Licht erlöscht, und man kann das Geld graben und sich aneigne». Vor etwa 14 Tagen bemerkte der Eigenkäthner Sch. in K. in seinem Torfbruch auch ein solches Geldbrennen, schnell legte er sich ein Paar Pantoffeln an und eilte zur Stelle. Das Licht aber gewürdert worden ist, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Hartenstein, am 20. Juni 1882. (1—3) Königliches Amtsgericht. Ihle. H. Bekanntmachung. Von dem unterzeichneten Amtsgericht soll den 30. September 1882 das dem Weberfactor Carl Friedrich Müller zugehörige Hausgrundstück Nr. 84 des Ka tasters, Nr. 129 des Grund- und Hypothekenbuchs für Hartenstein, welches Grundstück am 19. Juni 1882 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 205V Mark — Pf. Tagesgeschichte. Wochenschau. „Hilft Er nicht zu jeder Frist, so hilft er doch wenn's nöthig ist!" Dieses alte herrliche Wort hat sich in den letz ten Tagen der verflossenen Woche wieder einmal herrlich bewährt! Der alte treue Gott gebot seinen Wolken und Winden und sie änderten ihren Lank, die Licht und Leben spendende Sonne, diese goldene Königin des Tages, stieg wieder in voller Pracht und Majestät am klaren, wolken losen Himmelsgewölbe empor und goß ihre goldenen, er quickenden Strahlen über die bis noch vor wenigen Tagen zagende Welt aus: — und neuer Muth, neue Hoffnung zogen wieder ein in die so leicht zur Kleinmuth geneigten Herzen der Menschen, denn alle Welt mußte bekennen und rühmen: „Der alte, treue Gott, er lebet noch, und Hilst Er nicht zu jeder Frist, so hilft er doch wenn's nöthig ist!" Freilich gelitten hat in vielen Gegenden der Erntesegen, der der Welt so reich entgegen lächelte, durch die mehrere Wochen hindurch anhaltende Nässe, doch der Um schlag der Witterung kam doch noch zu rechter Zeit, und so werden wir immer noch ernten, beseelt vom innigsten Dankgesühl gegen den allgütigen Spender, indem wir dank erfüllt sprechen: „Danket dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich!" So wie sich das Wetter in der verflossenen Woche zum Guten gestaltet hat, so hat sich auch die Hauptfrage in der hohen Politik, die egyptische Frage, zum Bessern gewendet. Die Türkei erkennt endlich, daß sie als der entschieden schwächere Theil, dock Englands Forderungen nachgeben muß, und so hat der Sultan zugestanden, Arabi als Rebel len zu proklamiren und die nach Egypten sendenden türki schen Truppen unter den Befehl des englischen Obergenerals zu stellen. Dadurch ist „für jetzt" ein ernstliches Zerwürf- niß zwischen England und der Türkei als beseitigt anzusehen. Wegen des Suezkanals scheint auch eine Einigung der Mächte in Aussicht zu stehen. In unserem Teutschcn Reiche stehen fortdauernd in allen Ge bieten die Sommerferien in der schönsten Blüthe. Unser Kaiser Wilhelm hat am 8. August seine Badekur in Gastein beendigt. Er reiste noch an demselben Tag von Gastein ab, stattete am 9. und 10. August dem Kaiser von Oesterreich einen Besuch in Ischl ab und Iras am 11. August zu Mittag nach siebenwöchentlicher Abwesenheit im allerbesten Wohlsein auf Schloß Babelsberg bei Berlin ein. — Der Reichskanzler weilt immer noch in seinem schönen Varzin, befindet sich so vollständig wohl, wie seit lange nicht, und wird im Laufe dieses Sommers weder Kissingen noch Gastein besuchen. Er will lediglich die Landluft in Varzin genießen. — Am 11. August traf der König von Griechenland im strengsten Jncognito, als Herzog von Mistra, in Berlin, ein. Nachdem er den Kaiser Wilhelm in Babelsberg begrüßt hatte, reiste er am 12. August nach Wiesbaden ab. — Einigen Staub hat in den letzteren Tagen in den Spalten der Zei tungen der „Postmarkenstreit" aufgewirbelt. Baiern und Würtemberg besitzen bekanntlich noch das Recht, ihre eigenen Postmarken auf die Briefe zu kleben. Nun hat das aber schon oft zu Klagen über Erschwerung des Verkehrs geführt. Man kann z. B. von dem übrigen Deutschland aus nach Amerika eine Postkarte mit Rückantwort senden, nach Baiern oder Würtemberg aber nicht, weil dort für die Rücksendung eine andere Briefmarke von nöthen ist. Die Offiziösen sind in den letzten Wochen mit Feuereifer für die gemeinsame Briefmarke eingetreten und diesmal unter allgemeiner Zustimmung. Denn diese Ausnahmestellung der beiden größten süddeutschen Staaten wird in der That vielfach als uebel empfunden. Hoffentlich wird diesem Uebelstand durch eine Vereinbarung baldigst abgeholfen werden. — In den Tagen vom 10. bis mit dem 13. August fand in Hamburg das 3. deutsche Sängerbundesfest statt. Das reiche Ham burg hatte zur Verherrlichung des Festes sich wahrhaft bräut lich geschmückt und Alles aufgeboten, was den Glanz des Festes erhöhen konnte, nnd so war das von circa 8000 deutschen Sängern besuchte Fest ein wirklich großartiges und gelungenes. Oesterrcich-Ungarn. Die Zusammenkunft des deut schen Kaisers mit dem Kaiser von Oesterreich in Ischl am 9. und 10. August galt durchaus keinen politischen Zwecken Lämmtliche Wiener Blätter sprechen sich übereinstimmend Frankreich athmet seit dem 7. Aug. wieder erleichtert auf, denn es hat seit diesem Tag wieder ein neues Ministerium. Bereits am 29. Juli war das friedliebende Ministerium Frey- cinet zurück getreten und zehn Tage lang mühte sich der Präsident der Republik vergeblich ab, ein neues Ministerium zu bilden. Endlich entschloß sich der hochbetagte Senator Duclerc, leidiglich aus Patriotismus, ein neues Ministe rium zu bilden. Am folgenden Tag, d. 8. Aug. verlas der neue Ministerpräsident in der Deputirtenkammer eine mini sterielle Erklärung des Hauptinhaltes: das neue Ministe rium werde gewissenhaft die laufenden Geschäfte erledigen, sobald aber in der auswärtigen Politik irgend etwas von Belang entschieden werden müsse, so würden die Kam mern unverzüglich einberufen werden. Hierauf wurden die Kammern am 9. August auf unbestimmte und jedenfalls längere Zeit geschlossen. England arbeitet unablässig darauf hin, möglichst festen Fuß in Egypten und im Suezkanal zu fassen und ist fortwährend bestrebt, möglichst viel Truppen in Egypten zu vereinigen. Aus Indien gingen am 8. und 9. Aug. zwölf Transportschiffe mit Truppen nach Egypten ab. — In Irland gestalten sich in den letztern Wochen die Dinge be deutend friedlicher.