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(Schluß.) (Nnchdr. verboten.) Der Frankfurter Geselle. Humoreske von Ferdinand Runkel. Anton setzte das Glas, das er an die Lippen führen wollte, mit einem merklichen Zittern wieder auf den Tisch. Was hatte das zu bedeuten, was wollte der Meister? Hatte er vielleicht bemerkt . . . Die Geschichte mit Minna? Hatte er vielleicht gar gesehen, wie sie sich neulich im dunklen Hausflur geküßt, als sie sich zufällig begegneten? Nun, das konnte was geben, wenn das der Vater < ' " AVer nun begann der Meister wieder von neuerw „Ich hübe Sie als Geselle engagiert, und Ivas Sie mit den Berliner Mädchen anfangen, darum habe ich mich eigentlich nicht zu kümmern. Aber wenn sich's um meine Tochter handelt. . ." Denkspruch 0 Su, vor Sem Sie Stürme fchwelgln vor Sem Ssr Meer verlinkt in Kut»', Vies wiiSe Herr nimm bin ru eigen vnS Mr' es Seinem ZüeScn ru; vier Herr, Ssr ewig sngelricben, kniloSeet, allruralch enüschl, llnS schl mit keinem irren Lieben Sich leibst unS snSre eienS mschtl entreiß «;, Herr, Sem Sturm Ser Sinne, ver lvllnlche treuior schwrnkem Spiel, vem Sunstein vrsnge keiner Minne; Kid ihm rin unvergänglich 2iei; -lut Sah er lor vom Augenblicke, von Lweilel, Angst unS Aeue Irei, Sich einmal ganr unS voll erquicke llnS rnSlich, enSlich stüie lei. emanu el Seidel. „Sie haben ganz recht, Sanitätsrat, ich fühle mich auch gar nicht so wohl, ich werde wohl.Ende der Woche reisen." „Lieber Freund, Ende der Woche, das ist ein bißchen früh." „Ach, das macht nichts, Sanitätsrätchen, dafür bleibe ich etwas länger, und Mutter nehmen wir auch mit." Ter Sanitätsrat schielte verwundert über seine Brille weg und fragte: „Ja, haben Sie denn eine so gute Vertretung?"» '„Gewiß habe jch die, Sanitätsrat; die vorige Kur in Wiesbaden ist mir prächtig angeschlagen. Jch habe einen Gesellen von dorther mitgebracht, na, wissen Sie, der hat sich noch besser bewährt, als die Wiesbadener Kur/< Als Anton am Abend nach Ladenschluß in die Familienstube heraufgerufen wurde, und als ihm der Meister ein Glas Rotwein eingoß, wechselte er mit Minna einen verstohlenen Blick; die aber schien ihn heute gar nicht zu bemerken, sondern drückte sich ganz scheu zur Tür hinaus. Nach einer Weile, als der junge Geselle das -erste Glas auf bas Wohl seines Meisters geleert hatte, sing dieser an: „Anton, ich reise Ende der Woche nach Wiesbaden. Ich werde auch Ihren Vater besuchen, und ich werde ihm Grüße von Ihnen bestellen, und dann wird er mich fragen, wie ich mit Ihnen zufrieden bin, und da werde ich sagen, mit der Arbeit geht's ja recht gut, aber mit Antons außer geschäftlicher Führung bin ich gar nicht einverstanden." Tie älteren Gesellen horchten auf, aber sie waren nicht eigentlich böse; denn eine solch«- Vertretung des Meisters war «svohl eine Auszeichnung, hatte aber auch ihre großen Schattenseiten. Es gab immer ein Donner wetter, wenn der Meister zurückkam, da ihm niemand alles recht machen konnte. Sinton freute sich trotzdem auf die Vertretung; denn schließlich hatte er doch Gelegen heit, den ganzen Tag mit Fräulein Minna zusammen zu sein, und dafür konnte er schon ein Donnerwetter vom Meister auf 'sich nehmen. Aber das Donnerwetter blieb aus. Der Meister lobte zwar nicht, aber er tadelte auch nicht, und das war schon außerordentlich viel, darauf konnte sich Anton entschieden etwas einbildcn. So ging Ler erste Monat hin, ohne daß eigentlich dem neuen Gesellen Gelegenheit gegeben worden war, seine zu Hause erworbenen Kenntnisse zu verwerten. Aber als der November herankam, und als die Blicke, die Fräulein Minna und Anton wechselten, immer feuriger und bedeut samer wurden, sagte der Meister eines Morgens: „Anton, Sie können auch einmal ein Pöstchen Frank furter machen." Wer war froher als der neue Geselle. Lustig pfeifend ging er an die Arbeit, und am anderen Tage waren die kleinen, eleganten Wurstpärchen fertig für den Ranch. Der Meister sagte gar nichts, er wollte erst abwarten, bis sie aus dem Rauch kämen. Tie Zeit ging schließlich auch herum und der Meister kostete die Fabrikate seines Gesellen. Er nickte bloß und sprach sich immer noch nicht aus. Aber als am späten Nachmittag der Laden wieder geöfsnet wurde, nickte er dem Frankfurter Gesellen freundlich zu und klopfte ihm auf die Schulter mit den Worten: „Anton, die Würste waren gut, Sie können jetzt alle Tage welche machen." Und siehe da, zuerst gewöhnte sich das zahlungsfähige Publikum an die höheren Preise der Frankfurter, allmählich aber fanden sie auch Eingang bei den weniger bemittelten Leuten, und schließlich verbreitete sich der Ruf dieser Spezialität auch bei allen Restaurateuren über die Grenzen Berlins hinaus, und Meister Rcmbe hatte alle Hände voll zu tun, um alle Bestellungen erledigen zu können. Es war überhaupt, als ob der junge Mann besonderes Glück ins Haus gebracht Hütte. Was er anfaßte, gelang ihm. Und als wieder der Sommer kam und der SauU.itsrat mit besorgter Miene wieder den Namen Wiesbaden nannte, meinte der Meister: Und nun schlug er mit der Faust auf den Tisch, daß die Gläser klirrten. , „Ich kündige Ihnen Ihre Stellung. Wenn ich zurück komme, können Sie sich einen anderen Platz suchen, so lange aber müssen Sie noch bleiben und im Geschäft den Meister vertreten." Anton war erschreckt aufgesprungen; er wußte nicht recht, was - er aus der ganzen Situation machen sollte. Der Meister kündigte ihm die Stellung, gab ihm aber noch ein Zeichen seines Vertrauens, indem er ihn mit der Vertretung beauftragte. Was sollte das bedeuten? Und nun erwachte in ihm der Mut; so ganz ohne Kampf wollte er seine Stellung nicht räumen, und darum sagte er: „Meister, ich gestehe zu, das; Sie recht haben Mt der Kündigung, ich habe einen schweren Fehler gemacht; aber was kann ich dazu, wir haben uns nun einmal so sehr gern und . . ." „Und?" fragte mit gerunzelter Stirn Meister Rembe, aber es blitzte doch schon der Schalk in seinen Hellen, scharfen Augen auf. Das freilich konnte Anton in seiner Situation nicht bemerken. Darum fuhr er in noch größerer Aufregung fort. „Meister, ich habe nichts Schlechtes gewollt, so wahr ich der Sohn anständiger Eltern bin, und Ihren Zorn und die Kündigung habe ich nicht verdient." In diesem Augenblick trat Frau Rembe ins Zimmer, und hinter ihr herein schlüpfte ihr liebliches ^.öchterlern« Da konnte der Meister den künstlichen Zorn nicht langer halten. Er brach in ein schallendes Gelächter aus und sagte: „Na, Junge, ich habe dir ja nur gekündigt, damit du dich etablieren und heiraten launch Und weil «in neues Geschäft zu gründen sehr schwer ist, so werden wir Alten uns ein schönes Häuschen drangen in Grunewald kaufen, und du kannst hier den Megter Melen.". erfuhr. c: i ' —! /