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zu 2 Mark sind bei allen Kollekteuren nnö sonstigen kenntlich gemachten Geschäften zu haben. Ttcedcn. Das Presseamt des Polizeipräsidiums Dresden teilt mit, daß Polizeipräsident Kühn bis znm 0. Juni d. I. beurlaubt ist und in dieser Zeit durch oen Negiernngsrat Dr. Pfotenhauer ver treten wird. , . Dresden. Am Sonnabend wurden die sterblichen lieber,eüe des im Alter von 78 Jahren verstorbenen >iomm>'rzieurats Dr. Heinrich Er ne mann apf dem ,svh. ums'riedhof zur letzten Ruhe bestattet. Eine an sehnliche Traucrgemeinde erwies dein Heimgegange nen die letzte Ehre, darunter Oberbürgermeister Dr. V l n h e r und namhafte Vertreter der Behörden, der Wüseuscbatt. der Indnstrie-Handels- und Bankwelt so wie Zugehörige der Eruemaun-Werkc. Dresden. Am Sonnabend mittag starb im Alter von ns fahren die bekannte Bühnenkünstlerin Char lotte Baste, langjähriges Mitglied der Kgl. Hof theater in Dresden. Dresden. Bei Zehren wurde die welche eiueS Schulkunden aus der Elbe gezogen. Es handelt sich um den am 25. April unterhalb der Constantia im Stadtteil Cotta ertrunkenen Heinz B e r n h o f e r. — Feruei im.nie die Leiche des am 30. April verunglück ten ichtiabrigen Schulkuabeu Matz He inest gleich falls iu Ilin Prettin geborgen und nach Dresden üvergejühü werden. CInnung. Beim Uebcrschreitcn des IvhauutSplat- zcS blieb eine 86-jährige Arbeiterin mit den; Absatz eines Schubes in einer StragenbahiCchiene Ringen und zog sich beim Stürzen einen komplizierten BUnbruch zu, so daß sie ins Krankenhaus gebracht wer den musste. Plaue«. Ein bedauerlicher Uma!! ereignete sich am oberen Bahnhof. Tort stürzte ein Lokomotivheizer beim Wasiernchmen von einer Rangierlokomotive herab und zog sich einen rechtsseitigen doppelten Unterschenkclbruch zu. Der Verunglückte wurde nach dem Stadtkrankenhause gebracht. Die Giftgas-Katastrophe in Hamburg. — Hamburg, 22. Mai. Von vcn vurch vas Ex- plosionsunglück auf vcr Bcdvel Erkrankten sinv bis her 95 Personen in vic Krankeuhänscr eingclicfcri worden. Nach einer Mitteilung der Gcsundheitsbc- hördc sind 50 Fälle als leicht, 26 als mittelschwcr nnd 7 zur Zeit noch als schwer anzusprcchcn, wenn auch für diese lcütcrc» gehont werden kann, das; sie vurchkvm- men. Das Unglück ist darauf zurückzuführen, daß ein auf dem einen Teil des Hamburger Hafens lagernder Behälter mit Phosgen beschädigt wurde, und zwar durch Abreiben des sogenannten Domes. Die Be schädigung beruhte anscheinend auf einem äußerlich nicht erkennbaren Materialfehler. Durch den Zutritt frischer Luft bildete sich aus der durch Kälte und Druck komprimierten Flüssigkeit sofort eine grobe Wolke von Phosgengas. Da das Gas in der Atmosphäre nicht erkennbar ist, sondern nur durch seine furchtbaren Wirkungen auf die menschlichen Atmungsorgane fühl bar wird, wurde das Unglück in seinem ganzen Um fang erst richtig erkannt, als von allen Seiten Mel dungen über plötzliche Erkrankungen unter Vcrgif- tungserscheinungen eintrafen. Die Wirkung der Ka tastrophe war entsetzlich. Die Menschen sanken be wußtlos zusammen. (Sport. rr Ter große Preis von Hamburg brachte einen span- ienden Ueberraschungssieg von Löwenherz II (Hahnes! )vr Ausbund (O. Schmidt) und Wanderer (Varga). — Lot.: 74. Pl.: 19. 24, 15. rr Tie veutsche Olympia--tX1v«-Mctcr-Stasscl lier in Düsseldorf im Rheinstadion zweimal — mit halbstündiger Pause — 4I Sekunden, egalisierte damit also den Welt rekord der amerikanischen Olympia-Staffel von 192! in Paris. Tie Mannschaft lief in folgender Aufstellung: Lam mers — Lr. Wichmann — Houben — Körnig. Bei der ücichcn Veranstaltung erreichten Hoffmeister und Pauws im Ti kn iwersen fast 47 Meter. re Schlechter Fußöallsvuutag. Die Wahlen und . rs üicgenwetter haben den Svnntagsspvrt stark beeinfluss -o saß man von einem flauen Sportsonntag reden kann. n Berlin mussten sämtliche vorgesehenen Spiele aln zt werden. Im Reiche steht im Vordergrund der Gewinn w Laltenfußballmeisterschaft in Stettin durch N.f.B. Kon. s- ierg mit dem überraschend hohen Ergebnis 6:0. das ic- boch wirklich verdient war, da der Gegner Preußen-Stettin llbcrkombinicrt spielte. In S tt d d e u t s ch l a n d standen sich Wacker-München und V.f.B. Stuttgart mit dem Er gebnis 1:1 gegenüber, während in Nord deutsch land Holstein-Kiel gegen St. Pauli Sport einen 5:1-Sicg davvn- tragen konnte. Deutschlands Hockey-Aussichten. j r: Nach der deutschen Niederlage gegen die Holländer ! sind unsere Hoffnungen sehr zurückgeschraubt worden, zu- s mal auch die Deutschen um den dritten Platz einen sehr § schweren Kampf werden auSfcchten müssen. Neben der Uebcr- ! raschung, die die deutsche Niederlage gegenüber Holland § brachte, steht eine neue Neberraschung im olympischen Hockch- kampf im Vordergrund des Interesses, der fabelhafte Kampf der Däne» gegen Vie Inder. Obgleich die Dänen 5:0 geschlagen wurden, gibt dieses Zahlenverhältnis nicht das wahre Bild des Kampfes wieder. So wie die dänische Mannschaft hat in Amster- ) dam außer den Holländern noch keine bestanden. Wären ) die Dänen nicht von ausgesprochenem Pech verfolgt ge- ; wesen, dann hätten die Inder diesmal ihr Tor nicht rein- j halten können. Wenn die Dänen in gleicher Verfassung i gegen die Deutschen antrcten, dann muß die deutsche : Mannschaft alle Kräfte daran setzen, um nicht noch . auf den vierten Platz gedrückt zu werden. Von den anderen Spielen seien nur die Resultate gc- : nannt: Frankreich—Spanien 2:1 und Belgien- Schweiz 3:0. Beide Sieger siegten verdienter Weise. Harrdelsteil. — Berlin, den 21. Mai 1928. Am Devisenmarkt blieb cs heute sehr ruhig. Am Effektenmarkt eröffnete das Geschäft in fester ' altung, die sich im weiteren Verlaus noch besserte. Das Ausland erschien mit größeren Aufträgen auf dem Markt. Vorübergehend traten Kursverluste auf, die jedoch bald wieder ausgeglichen waren. Trotzdem hielt sich eine gewisse Unsicherheit. Am Nentenmarkt war Neubesitzanleihe behauptet. Am Produkten markt hatte sich die Marktlage nicht wesentlich gegen den Wvchcnfchluß verändert. Das Geschäft war ruhig, die Haltung von Brotgetreide leicht be festigt. Auslandswarc wurde sehr vorsichtig erworben. Mehl sehr.still, aber zu höheren Notierungen nicht unterzubringcn. Devisenmarkt. Dollar: 4,174 (Geld), 4,182 (Brief), engl. Pfund: 20,379 20,419, holl. Gulden: 168,40 168,74, ital. Lira: 21,99 22,03, franz. Franken: 16.43 16,47. belg. Franken: 58,245 58,365, säwciz. F a le u 80,4 5 80,6 l 5, dän. Krone: 112,02 112,24, schwed. Krone: 111,99 112,21, norw. Krone: 111,84 112,06, tschcch. Krone: 12,371 12,391, österr. Schil ling: 58,72 58,84, span Peso: 69.88 70.02. Warenmarkt. Mittagsbörse. (Amtlich.) Getreide und Oelsaaten per 1000 Kilo, sonst per 100 Kilo in Reichsmark ab Station, Weizen Märk. 285-287 (am 19. 5.: 285-287). Roggen> Märk. 285-287 (285-287). Sommergerste 252—290 (282 bis 290). Wintergerste —(—,—). Hafer Märk. 264 biz 270 (264-270). Mais loko Berlin 235-238 (234—237). Weizenmehl 32,75—36,50 (32,75-36,50). Roggenmehl 36,25-39,50 (36,50-39,50). Wcizcnkleie 17,25-17,4!) (17,40-17,50). Roggenkleie 18,80—19 (18,80—19). Wei- zenklciemelasse 16,85-17,25 (16,85-17,25). Raps undLein- saat —(—,—). Viktoriaerbsen 48—60 (48—60). Kleine Spcijeerdsen 35-38(35-38). Futtererbsen 25-27 (25-27). Peluschken 24-24,50 (24-24,50). Ackerbohnen 23-24 (23 > bis 24). Wicken 24—26 (24-26). Lupinen, blaue 14-15 (14-15), gelbe 15-16 (15-16). Serradella 23-28 (23 bis 28). Rapskuchen 18,80-19 (18,80-19). Leinkuchen 23,50-23,80 (23,50-23,80). Trockenschnitzel 15,20-15.4» (15,20-15,40). Sojaschrot 21,20-21,80 (21,20-21,80). Kartoffelstöcken 25,40-26 (25,40-26). Kartoffelpreisc. Amtliche Kartoffelerzeugerpreisc je Zentner waggon- frei ab märkischen Stationen (amtlich ermittelt durch die Landwirtschaftskammer für die Provinz Brandenburg und Berlin): Weiße 2,80-3,10, Note 3,00-3,30, Gelbe 3,3» bis 3,60 Mark. Großfallende über Notiz. Fabrikkartoffeln 15—17 Pf. pro Stärkeprozent. Eierprcife. Bericht der Berliner amtlichen NotierungSkommissivn: Deutsche Eier: Triukcicr: Sonderklasse über 65 Gramm 13, 60 Gramm 11V-, 53 Gramm 10-/., 48 Gramm 3: frische Eier: 60 Gramm 10V,, 53 Gramm 10, 48 Gramm 8V2: aussortiertc kleine und Schmutzcier: 7—7Vs Pf. das Stück. Auslandseier: Dänen: 18er 13>/>, 17er 12^4, 15Ve bis 16er: Itt/C Belgier: 68 Gramm 13; Litauer: große 10—IM/B Russen: große 8-/2, normale 7-/4-8; Abweichende 7tz,; Kleine, Mittel- und Schmutzeier: G/z—7V2 Pf- das Stück. Kühlhauseier: —. Kalkeier: —. Tendenz: Matt. Leipzig, 21. Mai. Preise für 50 Kilo Lebendgewicht in Reichsmark: Rinder 28—61 (756), Kälber 55-82 (764), Schafe 45-69 (649), Schweine 50- 59 (2837). Marktverlanf: Rinder langsam, Kälber, Schafe und Schweine mittelmäßig, beste Mastkälber über Notiz. Gedenktafel für vcn 23 Mai. 1498 Der Reformator Girolamo Savonarola in Flo renz verbrannt (* 1452) — 1618 Beginn des 30 jährigen Krieges — 1707 * Der Naturforscher Karl 0. Linne zu Nashult iu Schweden (s 1778) — 1848 * Der Ingenieur Lilienthal, Erbauer des ersten Gleitflugzeuges, in Anklam (f 1896) — 1906 -j- Der Dichter Henrik Ibsen in Oslo (Chri- stiania, * 1828). Sonne: Aufgang 3,58, Untergang 7(19),55. Mond: Aufgang 7,18, Untergang —. Mittwoch, 23. Mai. 15.09-16.00: MusikM. Knsfecsmnde mit Fuukivcrbnng. 4 16.30—17.55: Für die Jugend. Gedichte nnd von Robert Ncinick Gesprochen von Gcrlruv Busch-Tresdcn. Mitwirk.: Die Dresdener Fuukkapclle 4- 18.05—18.30: Vortrag. H 18.30—18.55: Französisch sür Fortgeschrittene. * 18.55: Wettervoraussage und Zeitangabe. * 19.00—19.30: Geistiges Natnrerlcbcn Tr Nols Engert-Dresden: Das Erlebnis der Ebene, -x 19.30—20.30: Ans der Weltliteratur. Abschnitt aus Swift: Gulivcrs Rciscu -j- 20.30: Sächsisch-Thüringische Stadt- und OrtSmusit. Mitwirk.: Der Trompeten- und Posauncnehor. Leitung: Kammervirtuose Ludwig Plaß und Kammersänger Fritz Harder. 2 22.00: Arbeitsmarklbcrictu des Sachs. Landcs- auus sür Arbeitsvermittlung >k 22.15—21.00: Fnncürcttl. 23. Fortsetzung.) „Behältst du mich, Anua? Ich möchte ein paar Tage bei dir bleiben." „Ob ich dich behalte! Froh bin ich, datz du zu mir kommst! Nun hab' ich Ferien!" „So wollte es Mutter Onkel Borstelmann und den Tanten sagen." Anna wurde Hausmütterchen, schäfterte, überlegte nnd rückte zurecht. Anna lief zu ihrer brummigen Wirtin, brauchte gute Worte, lietz einholen, schälte Kartoffeln und stellte eine Suppe aufs Feuer. Dabei dachte sic wieder und wieder, und weiter nichts als: Wie gut, datz Berndt fort ist. Wenn er da wäre, jetzt ist Liese frei, ganz frei, und nicht die kleinste Hoffnung mehr für mich, datz sich sein Herz zu mir zurückfinde. Und manchmal hab' ich doch — ja, ich habe immer noch gehofft, und meine Liebe hat noch gar nichts von der stillen Schön heit einer Perle an sich, sie ist noch ganz so unruhig und vielfarbig und sprühend und zitternd, wie das Licht der Diamanten. — Ich bin froh, datz Berndt fort ist: heute könnt ich's schwer ertragen, die beiden zusammen zu sehen. Ms sic dann wieder in die Stube kam, uud Liese sah, die mit geschlossenen Augen auf dem alten Sofa lag, still und geduldig wie ein müdes Kind, das nun endlich zu Hause ist, schämte sich Anna und ging schnell an den Schreibtisch, um ein Telegramm an Berndt aufzusetzen: „Komm, Liese ist da." Während sic so satz und die Feder übers Papier glitt, machte Liese die Augen aus. „Bist du hier, Anna? Bleibe da, geh' nicht fort." Anna stand auf und setzte sich neben ihren Gast. „Es . ist so schade, Liese, datz die guten Freunde alle Ferien gemacht haben. Herr Kulpe ist zu einer fahren*" Kassel, Bernhard ist nach Hanse ge- Liefe lächelte mühsam: „Die brauch' ich doch nicht! Nach dir hab' ich mich gesehnt, weil du tapfer bist UNS mit allem fertig wirst, was dir in den Weg kommt. Das sollst du mich lehren. Ich will nicht klagen und blatz werden und Mutters krankes Kind. Ich will wenigstens eine gute Tochter sein. Aber du mußt mir helfen, es ist so schwer." Anna dachte an die Tage, die sie dort und hier in törichtem Sturmlauf verbraucht hatte, und schämte sich vor Lieses Glauben an ihre Kraft. Und damit begann sie einen siegreichen Kampf gegen ihre Kinder liebe. Weil sie für eine andere stark sein sollte, wurde sie es auch für sich selbst. . „Liese", sagte sie bittend, „meinst du nicht, daß wir erst einmal von alledem reden müßten? — Ein mal, — damit wir es überwinden können, sonst wird es wie ein lauernder, verborgener Feind in nn erm Herzen liegen nnd uns immer aufs neue 'wdrohen." Ein tiefes Rot lick über LicseS zartes Gesicht bis zu dem Haar him ihre Augeu schlossen iich wieder, aber sie sagte do^z. „Sprich." Also begann Anna Petersen so leise, daß cs kiang, als spräche ein Traum zu ihr: „Du hast Kurt Haß- lach lieb, aber du kennst ihn ja gar nicht. Dies und ' das an ihm hat dir gefallen, daraus hast du dir ein i Idealbild geschaffen, und hast das mit all den Heldcu- und Männcrtugenden ausgefchmückt, von denen wir schwärmen, nnd dies Wesen, das es gar nicht gibt, liebst dn nun." Liese lächelte, die Augen geschlossen lächelte sie ! nnd flüsterte: „Ich kenne ihn doch. Er ist der beste, tüchtigste —" „Das mag er sein", fiel Anna ein, nnd redete jetzt hell und laut, um die Träumerin zu wecken. „Und stattlich, Liese, ist er obendrein, und fähig, einmal sich und den Seinen alle Annehmlichkeiten der großen Welt zu bezahlen; aber gegen die Frauen ist Kurt Hatzlach nicht gut." „O, Anna!" Liese richtete sich auf, ihre Augen glänzten. „Es ist der gütigste Mann, den es auf ! Erden gibt." i „Er hat sich mit Leonie Wercnthin verlobt, du ' mutztest dcukcn, er habe dich lieb —" „Nein, nein!" „Doch, Liese, du mutztest! Ich habe auch gedacht, ' datz du ihm das Liebste auf der Welt seist, bis —" j „Bis?" — Lieses Stimme wurde rauh vor Er- ; Wartung. Da erzählte Anna, was sie in der Dämmerung , des Sommerabends in Tegel erlebt hatte — jetzt war ! cs kein Gift mehr, jetzt war's Arzenei. Lieses Lippen wurden Weitz, ihre Augen wurden j starr, ihre Stimme lag fest in der Kehle, obwohl sie ; nach Worten rang, endlich aber sagte sie doch: „Die 1 Männer sind ein schlimmes Geschlecht." „O Liese", rief Anna, und Berndt Frohne stand i bittend vor ihrer Seele. „Wie kannst du alle in einem j verdammen. Es gibt bessere Männer als Kurt 1 Haßlach." > Da konnte ihn Liese schon wieder verteidigen, j Die Lippen waren noch weiß, aber sie wurden beredt i und wußten immer noch eine Erklärung und noch i eine Entschuldigung: Liese Liebetraut hatte er nie ge liebt, die hatte sich nur von törichter Eitelkeit belügen lassen, und das Hcxchcn liebte er, aber heiraten konnte ! er cs nicht, nein wirklich nicht, es gab tausend Htnder- 1 niffe, die nicht zu überwinden waren, und Leonie We- i renthin — Leonie Wercnthin sollte die Schönste und , die Reichste und Klügste fein, weit über Berlin hinaus, j K«rt Hatziach aber war der beste Mann — gehörten die nicht zusammen? Nnd da hatte der Vater der einen und der Ches des andern alles getan, nm mit der Braut diesen einzigen Mann au sich zu fesseln. So dichtete sich Bescheidenheit und Liebe die tzer- zcnsgeschichtc Kurt Haßlochs. Auua schwieg, sic hielt nur Lieses Hand sanft zwischen ihren beiden, und fühlte, wie die Erregung nach und nach in den feinen Fingerchen zu zucken auf- , hörte. Die Depesche schickte sie nicht fort: noch war es , zu früh für Bernhards Liebe. Aber sic behielt Liese j da, bis er zurückkam, da waren sie noch ein paar Stunden zusammen. Nur ein paar Stunden, mehr i ertrug das wunde Herz noch nicht, nnd cs war gut, i daß sie ging, denn als die Geschwisterkinder vom Bahn- ) Hof kamen, trafen sic Ferdinand Kulpe, erfüllt von dem einzigen Thema: Hatzlachs Verlobung. „Kinder, Kinder, die Wercnthin! — Und iuKajscl, ! aus unserer Hochzeit, hatte noch teins eine Ahnung. ' Zu meiner Linken saß seines ehemaligen Chefs aller liebstes Töchterlein — so was von Fragen nach ihm und Lächeln und Erröten, sowie sie begriffen halte, daß ich ihn kenne! Ha, und ich fing von ihm nn, ' denn ich wußte — Kinder, Kinder, dieser Mensch hat wirklich ein Glück!" — — — . Geredet wurde tu diesen Weihnachtsseiertagcn nicht ' nur bei Sippe und Gefreundschaft der Liebetrauts von i Haßlachs Verlobung. Die beträchtliche Anzahl, die zu i Wercnthins „ganz Berlin" gehörte, redete mit. Nur Hamburg blieb die Aufregung erspart, ob- j gleich die Braut au dem Tag, der diesen Erwägungen ! gewidmet wurde, zweimal selber mit kühnem Schwung ! Wilmsens Adresse schrieb. Das erstemal zerriß sie ihr Vater, das zweitemal Onkel Seybold. Der Vater sagte: „Wozu? — Hamburg ist dir ja nichts." Seybold sagte: „Das bitt' ich mir aus: nicht wie- - der verletzen da drüben! Empfindsam, wie sie sind, j wären sie imstande, unsere Anzeige für einen Nasen stüber zu nehmen. — Noch ist der neue Kontrakt nicht j entworfen." ! Trotz Eigenart, Selbsthcrrüchkeit und königlichem ! Kehrmichnichtdran war Leonie Wercnthin Kaufmanns- i tochtcr genug, diesem Grunde nachzugebcn. Besonders i jetzt sollten die Ihrigen keine Einbuße durch unnötige ! Lannen erleiden. ! * *Alfo wurde Hamburg, wo man überhaupt wenig : persönliche Beziehungen hatte, durchaus mit Anzeigen verschont, und das Haus Wilmsen erfuhr in der Tat j nichts von der Verlobung des Mädchens, das den Eis zapfen Hans-Erik noch immer beunruhigte. Joseph von Altringer wurde es nicht so wohl. <F»rtsetzmrg folgt.) < «Visitenkarten aller Art llesert dl« Buchdrucker«» vyn Carl Jehn«.