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- 724 - telst eines Eisenbahnzuges nach Mex befördert wurde und die Forts besetzte, um die Beduinen im Schach zu halten. Bezüglich der Suez-Kanal!-Frage soll, worauf zuerst hinzudeuten die „Kreuzzeitung" in der Lage war, durch euro päische Maßnahmen für den Schutz der gemeinsamen Inte ressen vorgesorgt werden. Was die Form anbelangt, so dürfte, da selbstverständlich nicht alle Mächte an den von Europa zu beschließenden Maßnahmen we,kthätig theilzuneh- men haben werden, wohl eine kommissarische Mitwirkung in Vorschlag gebracht und in Aussicht genommen werden. Eine auf dieselbe Frage bezügliche Meldung der „Agen- cia Stefani" (Rom) besagt: Italien beantwortete die bekannten Mittheilungen Eng lands und Frankreichs mit der Eingabe eines formulirten Antrags betreffend die Kollektivaktion der Mächte zum Schutze der freien Schifffahrt im Suezkanal. Diesem An träge haben nunmehr all". Mächte zugestimmt. Der italie nische Botschafter Graf Corti ist instruirt, den Antrag in der nächsten Sitzung der Konferenz vorzulegen. Die wesent lichsten Punkte des italienischen Antrages sind: Ausschluß einer Landung, sowie eines anderen militärischen Aktionsmit- tels, ferner soll der polizeiliche Ueberwachungsdienst am Ka nal ausschließlich ein maritimer sein und nach vorher festge setzten Regeln ausgeübt werden mit dem Vorbehalte, daß die Kabinete entscheiden sollen, falls diese Regeln sich als unzulänglich erweisen sollten. Konstantinopel, 3. August. Dufferin urgirte noch mals die Proklamation gegen Arabi, da andernfalls die Landung türkischer Truppen nicht.'stattfinden könne, die Pro klamation möge vor der Ankunft oder wenigstens im Augen blicke der Ankunft der Truppen erlassen werden. Donners tag und Freitag sollen mehrere Dampfer mit 1800 Mann und Kriegsmaterial nach Egypten abgehen. London, 3. Aug. Wolselcy ist gestern mit einer Ab- theuung Gardekavallerie nach Egypten abgegangen. London, 3. August. Die „Times" meinen, wenn der Sultan nicht die gewünschte Proklamation erlassen könne, thäte er besser daran, die Truppensendungen zu unterlassen. Sein Prestige würde dadurch weniger leiden, als wenn er sich in einen Konflikt mit England einließe, welcher leicht verhängnißvoll für seine Macht werden könnte. London, 3. August. Die Nachricht von der Be setzung der Stadt Suez durch die Engländer bestätigt sich. Näheres liegt noch nicht vor; man glaubt General Everett habe die Besatzung ausgeführt. London. Nach den „Daily News" werbe Nic- ciotti Garibaldi Freiwillige für ein egyptisches Expeditions korps zum Beistand Arabi Paschas an. Die italienische Regierung sei indeß gewillt, dagegen einzuschreiten. — Admiral Seymour besuchte am Montag den Gouverneur von Port Said und verlangte eine Erklärung darüber, ob er ein Anhänger Arabi's oder des Khedive sei. Als Erwiede rung verwies der Gouverneur den Admiral an die Pforte, welche davon benachrichtigt worden ist. Oesterreich. Triest, 3. August. Gestern Abend wurde auf den Fackelzug des Veteranenvereins, welcher dem Erzherzog Carl Ludwig eine Ovation darbrachte, aus einem Hause am Corso eine Petarde geschleudert, welche den Präsidenten leicht und mehrere Andere schwer verwundete. Die erbit terte Volksmenge zertrümmerte das Nedactionsschild der „Independente", die Fenster der Druckerei, sowie der Cafes, welche die Jtalianissimi besuchten. Frankreich. Paris, 2. August. Das Gerücht über die Bildung eines Geschüftsministeriums gewinnt größere Bestimmtheit. Cochery, Tirard, Mahy, Billot und Jaureguiberry würden auf ihren Posten bleiben und Courcel vielleicht Minister des Auswärtigen werden. Der Temps sagt, das zukünf tige Ministerium würde die Sachlage liquidiren; die fran zösische Politik würde in gewisser Weise wie bei einem Fallissement verfahren, es würde die Rechnungen reguliren und die auswärtige Politik auf ein Minimum herabsetzen. Der Temps gibt den Nath, die Muße, welche eine solche Politik der Enthaltung gewähre, zur Vervollständigung der Militär-Reorganisation zu verwenden und die Schäden zu heilen, welche besonders durch das Parteitreiben geschaf fen worden. Nutzland Aus Moskau erhält die Trib. d'e sensationelle Mel dung, daß über Galatz, durch Vermittelung eines dortigen russischen Beamten, eitle bedeutende Menge Dynamit, circa 200 Kilogramm, in einer den Seidenwurm Kokons sehr ähnlichen Verpackung über die rumänische Grenze nach Ruß land gelangt sei. Die Sendung wurde von der Zollbe hörde in Kiew rechtzeitig entdeckt und an die Generalab- theilung des dortigen Stabes abgeliefert, damit sie unschäd lich gemacht werde; auf dem Transport aber ist dieselbe wieder spurlos verschwunden und nur eine Partie Steine angelangt, so daß sowohl auf den transportirenden Mili tärs, wie auf den unteren Zollbeamten ein schwerer Ver dacht ruht. Es liegen nun, jener Meldung nach, Anzeichen vor, daß die Sprengmasse den Weg nach Twer gefunden und demnach wohl eine verbrecherische Bestimmung auf der direkten Bahn von hier nach Moskau habe. Die Nachricht wird ohne Zweifel mit der Verhaftung des Sohnes des Konsuls Romanescu in Galatz zusammenhängen; derselbe wurde wegen des Verdachts der Tynamitlieferung an die Terroristen in Odessa vor wenigen Tagen festgenommen. Gleichzeitig treffen auch wieder Drohungen in besonders zu versichtlichem Tone bei Hofe ein, in welchen dem Zaren die Fortsetzung des Kampfes auf Tod und Leben angekün digt wird, bis er dem Volk die Freiheit gewähre, auf die es längst Anspruch habe. England. London, 2. August. Gutem Vernehmen nach ist die Rückkehr Rußlands zur Konferenz auf beruhigende Erklä rungen seitens Englands erfolgt. In dem letzten russischen Cirkularschreiben war gesagt worden, daß Rußland, obwohl es kein Interesse in Aegypten hätte, dennoch die Einladung zur Konferenz rm Interesse des europäischen Friedens an genommen habe. Aber von dem Augenblicke an, wo die Aktion Englands außerhalb der Konferenz begann, hätte Ruß'and Ursache gehabt, sich von letzterer zurückzuziehe». Als der Vertreter Rußlands auf der Konferenz, Onou, die sen Entschluß Rußlands ankündigte, gab er gleichzeitig den freundschaftlichen Gesinnungen Rußlands gegenüber der Türkei Ausdruck. Die Vertreter letzterer meinten, Rußland möge diese Freundschaft lieber durch sein Verbleiben als durch seinen Rücktritt von der Konferenz manifestiren. Böchstschs und örtliche ite«. Schneeberg, den 4. August 1882. Kirchberg, 1. August. Mehr als 2 Jahre sind ver strichen, seitdem in Brünnlos der Maurer Pfüller bei einer Schlägerei zwischen Einwohnern Stollbergs und Brünnlos durch 5 Messerstiche am Halse derart verwundet wurde, daß er in wenigen Tagen daran verstarb. Schon damals waren 2 Maurer als der That verdächtig eingezvgen worden; aber es gelang nicht, den Schuldbeweis zu erbringen. Als ein ziger Anhaltspunkt war ein starkes Taschenmesser, sog. Nick fänger, vorhanden, welches man mit Blut befleckt andern Tags in der Hausflur, dem Schauplatze jener Unthat, ge funden hatte. Den unausgesetzten Nachforschungen des Gen darmen Günther in Stollberg ist es endlich doch gelungen, zu beweisen, daß Niemand anders als einer der damals Eingezogenen, der Maurer Neubert, der Eigenthümsr jenes Messers gewesen sei. Neubert soll dies nunmehr auch zuge standen und erklärt haben, daß er das Messer weggeworfen habe. Mittweida, 3. August. In kompetenten Kreisen hat man sich auch hierorts mit der Frage beschäftigt, welche wirksameren Maßregeln gegen Solche zu ergreifen sind, die niemals einen Pfennig übrig haben zur Abentrichtung ihrer geringen Steuern, die aber trotzdem zu den regelmäßigen Besuchern der Schankstätten und Vergnügungslokale gehö ren. Als eine außerordentlich heilsame Maßnahme wird es angesehen, die Namen der Steuerrestanten zu veröffentlichen und zugleich für die betreffenden Personen ein Verbot über den Besuch von öffentlichen Lokalen zu erlassen. Die Poli zeiorgane haben mit aller Strenge darauf zu sehen, daß den getroffenen Anordnungen auch allenthalben Folge gegeben wird. Für die Arbeiter in geschlossenen Etablissements wol len die Fabrikanten die Vermittelung übernehmen. Schon die Nachricht, daß man gegen die liederlichen Stcuerrestan- ten behördlicherseits vorzugehen die ernste Absicht hat, ist in allen Kreisen unserer verständig gesinnten Bürgerschaft mit ungetheilter Anerkennung ausgenommen worden, in den Krei sen aber, gegen welche die zu fassenden definitiven Beschlüsse zu richten sind, hat die Nachricht schon Furcht erweckt und hier da auch das schlummernde Ehrgefühl wieder rege ge macht, was aus den bereits unerwarteten Steuerentrichtnn- gen und aus den Gesuchen um längere Gestundung unzwei felhaft zu schließen ist. — Kaum ist in unserer Gegend der erste Schnitt der Ernte geschehen, und zwar einer Ernte, wie sie kaum gesegneter da stehen kann, da muß sich Alles der Gewalt des Regens beugen und müßig zuschauen, wie die herrlichen Getreidestücken unrettbar der andauernden Nässe zum Opfer fallen werden, wenn nicht bald Aende- rung des Wetters eintritt. — Zwickau, den 3. August. Herr Trichinenbeschauer Löwel hat in dem Fleische eines gestern von einem hiesigen Restaurateur geschlachteten Schweines Unmassen von Trichi nen aufgefunden. Infolge erstatteter Anzeige hat die Be hörde das Schwein dem Nahrungszwecke entzogen, dagegen aber dasselbe zur Ausbeute für gewerbliche Zwecke — un- rer polizeilicher Controls — freigegcben. — Man meldet aus Potschappel folgenden Un glücksfall: Heute gegen Mittag entstand im Spirituskeller des Kaufmanns Noßberg Feuer, welches zwar localisirt wurde; leider verlor jedoch hierbei der 11jährige Sohn des Weichenwärters Schuppenhauer, der beim Spiritusabziehen geleuchtet hatte, durch Verbrennen das Leben. Plauen. Der hiesige Stadtgemeindecath hat auf dem Gebiete der Sparkassenreform abermals einen wesentlichen Schritt gsthan, indem ec beschlossen hat, sogenannte gesperrte Sparkassenbücher einzuführen. Diese Einrichtung gleicht der jenigen der Rentenversicherungen, sie gewährt die größte Sicherheit und infolge ihrer billigen Verwaltung hohen Zin sengenuß. Paragraph 12 der erneuerten Sparkasienordnung besagt: Zur möglichsteil Sicherstellung und durch den ge währten Zins auf Zins schneller «»wachsender Sparbeträge, z. B. behufs Aussteuer von Kindern u. s. w., werden auch sogenannte „gesperrte" Sparkasienbücher ausgegeben, auf welche, außer in dem Falle des Todes der betreffenden Per son, für welche die Einzahlungen gemacht worden sind, Aus zahlungen vor dem im Voraus festgesetzten Termine nicht gemacht werden. Diese gesperrten Sparkassenbücher enthal ten unter dem Namen des Inhabers folgende Bemerkung: „Auszahlungen auf dieses Buch werden vor dem (Datum und Jahreszahl) nur dann gewährt, wenn der Tod der Person, auf deren Namen das Buch ausgestellt ist, durch Beibringung des Todtenscheims nachgewiesen wird." Und für den Fall, daß der ursprünglich angenommene Termin noch hinausgeschoben werden soll, noch die weitere Bemerkung: „Der Auszahlungstermin ist bis zum (Datum und Jahreszahl) hinausgeschoben worden." Diese Einrich tung geht, ebenso wie die Einrichtung des Sparmarkenver kaufs, vom Oberbürgermeister Kuntze hier aus. Auf dem jüngst in Freiberg abgehaltenen Sparkasientag wurde die Nützlichkeit gesperrter Sparkassenbücher anerkannt und ihre Einführung empfohlen. Plauen macht hiermit den Anfang. Der hiesige Stadtgemeindecath hat ferner beschlossen, bei der Aufsichtsbehörde dahin vorstellig zu werden, daß eine Beschränkung in der Höhe der Spareinlagen auf gesperrte Sparkassenbücher nicht existiren solle. Eiseilberg. Ein durch seine Bosheit und Naffinirt- heit ausgezeichnetes, schon berüchtigtes Brüderpaar, im Alter von etwa erst 8 und 11 Jahren, macht jetzt hier viel von sich sprechen. Die verbrecherischen Buben, Söhne eines Fabriktischlers, benutzten die Abwesenheit sämmtlicher im Bad und in den Ferien befindlichen Bewohner eines freistehenden herrschaftlichen Hauses dazu, sich einmal nach ihrer Weise gründlich eine Güte zu thun. Mittelst Weinspaliers erstie gen sie das obere Stock, drückten ein Fenster ein und lie ßen sich in dem Zimmer 3 Tage, ohne bemerkt zu werden, häuslich nieder, machten Feuer an, aßen, tranken und schliefen und füllten die übrige Zeit damit aus, allerlei Möbel, Uhren, Bilder, Spiegel, Leuchter, Basen u. s. w. zu zerstören, die Splitter umherzustreuen, kurz, ein Werk bestia ¬ lischer Rohheit auSzuüben. Nur durch Zufall wurden sie entdeckt und erwischt. Wunderbar ist es, daß Niemand ge» hört hat, wie sie sogar mit einem Revolver nach verschie denen Gegenständen an der Wand geschossen haben. Feuilleton. Die Macht der Welt. Roman von Theodor Ballerstedt. (53. Fortsetzung.) „Ich würde vielleicht in eine Verbindung zur linken Hand willigen können", sagte sie dann kleinlaut. „Aber nicht ich, davon kann gar keine Rede sein", sagte ver Baron kurz. — „Nun? haben Sie sich entschlos sen? denn sonst muß ich Bestimmungen treffen, da ich diese Angelegenheit heute zu Ende führen will." Dis Dame hätte ersticken mögen vor Wuth Sie war es, die allein herrschen wollte, deren Willen sich bisher je der ihrer Umgebung beugen mußte, und jetzt bekam sie ihre ganze Ohnmacht zu fühlen. Sie schleuderte ihrem Sohne einen haßerfüllten Blick zu und wandte sich von ihm ab. Dann lachte sie höhnisch und nahm Platz in einen! am Fenster stehenden Sessel, wo sie das Haupt mit der Hand stützte. „Ter Herr Baron haben es vortrefflich verstanden, das ihm von mir geschenkte Leben zu verwerthen!" stieß die Baronin endlich hervor. „O, die Schmach, die ich er leben muß!" Finkenberg betrachtete seine Mutter nicht ohne Theil- nahme — es war eben immer seine Mutter. „Eine Bürgerliche in diesen Räumen zu sehen, welche bis jetzt so rein gehalten wurden!" fuhr sie bitter fort. „Vergessen Sie nicht, daß wir Herrn Dalberg unsere Existenz verdanken. Wir waren am Ende", warf der Ba ron hin. „Diese Leute! Wozu sind diese Menschen in der Welt, als zu nützen und für uns zu arbeiten? Und die Tochter eines solchen Menschen — eine Baronin Finkenberg! Es ist zum Lachen!" „So werde ich nun weiter über Sie verfügen, Mama, und Ihre Ansichten nicht weiter zu erschüttern suchen", sag te der Baron jetzt kühl, indem er das Zimmer verließ. Sie sah ihm düster nach. Unwillkürlich kam ihr doch die Erwägung, in der sie alle Nachtheile ihrer künftigen Stel lung erkannte. Sie sah deutlich, daß sie bei der Entschieden heit ihres Sohnes nichts mehr zu hoffen hatte, und das sie außerordenlich viel verlor, wenn sie wirklich Wuskau ver lassen mußte. In der heftigsten Erregung ging sie im Zim mer umher, bis sie endlich überlegend stehen blieb. „Ich will sie sehen, die hübsche Schlange, die mich um meine Ruhe brachte und sich in meine Familie eindrängen will. Ich will sie zertreten — komme denn, was mag!" Dem auf ihr Schellen eintretenden Diener befahl sie, den Baron her zu bescheiden. Ich will mich fügen und bin bereit, die Daine zu em pfangen", sagte sie mit resignirter Ruhe. Der Baron schien zu zweifeln. „Ich will Ruhe im Hauss haben", fuhr sie fort. „ Ich werde mich gleich den übrigen unseres Standes über diese Mesalliance hinwegsetzen und mich wie sie zu trösten wissen." Der Baron beugte sich nieder und küßte ihr die Hand. „Ich danke Dir, Mutter," sagte er weich. Noch an demselben Tage trug ihn sein wackerer Hassan nach Weidensee zurück; denn dec Gedanke, daß es ihm ge lungen sei, endlich den Widerstand der stolzen Frau zu bre chen, erfüllte ihn mit hoher Freude. Wußte er doch, daß stets ein Mißton durch Louisens Seele zittern würde, so lange die Baronin, ihre zweite Matter, nicht versöhnt sei. Das Gemüth der Frau hing ja so sehr an dem goldenen Frieden Ler Häuslichkeit, denn aus dem Kreise seines stillen Schaffens will es den Groll und Hader verbannt wissen. Louise empfing daher die Nachricht ihres Verlobten mit Freude. Auch Dalberg schien davon befriedigt zu sein, wenn er auch das Auftreten der Edelfrau in seinem Hause noch immer nicht vergessen konnte. „Ist sie vernünftig geworden, so ist es desto besser, und ich will ihrer Eitelkeit in Euerem Interesse zu -küsse kommen. Obgleich ich kein Freund von eitlem Prunk bin, so mag ihr doch meine Tochter gleich bei ihrem ersten Auf treten beweisen, daß sie ihr wenigstens in einer Hinsicht ebenbürtig ist. Schreiben Sie Ihrer Mutter, lieber Baron, daß Sie derselben morgen Ihre Braut vorstellen würden. Dieser Brief wird durch Karl, meinen Reitknecht, befördert, der die neueste Livröe und die Mirza reiten soll, die im vorigen Jahre bei dem Vereinsrennen den ersten Preis ge wann. Karl erhält die Instruktion, den Brief eigenhändig Ihrer Frau Mutter zu übergeben," knurrte er dann. Der alte Dalberg wußte sehr genau, weshalb er diese Anordnungen traf. Karl war ein hübscher gewandter Bursche und Dalberg treu ergeben, und Mirza war ein Pferd, wie in der Gegend kaum ein zweites zu finden mar. Die Baronin stand am Fenster, als Karl vor dem Schlosse ankam. Mit einigen Kunstgängen zwang er zu nächst die Mirza, ihre ganze Schönheit zu zeigen, dann hielt er weit genug vor dem Portal, um vom Schlosse aus ge nügend betrachtet werden zu können. Er hatte denn auch bald einen Kreis von Zuschauern um sich, die aus dem Schlosse unk vom Wirthschaftshofe her zusammsnliefen. „Schafft einen Menschen her, der mir mein Pferd ab nimmt," sagte er ziemlich herrisch. Heusels Kutscher erbot sich dazu, da in des Barons Hause ja noch immer nur der alte Peters und ein junger Diener war, der von Pferden nichts verstand. Die Baronin hatte den Vorgang mit angesehen und zerbrach sich vergeblich den Kopf, von wem der elegante Diener auf dem schönen Pferde wohl gesandt sein möchte. Sie war nicht wenig erstaunt, als ihr in demselben ein Bote aus Weidensee gemeldet wurde, der seinen Brief selbst in die Hände der Baronin zu legen den Auftrag habe. Sie befahl, ihn herein zu führen und Karl entledigte sich mit Gewandheit seines Auftrages. Sie hatte die kurze Nachricht bgld gelesen, und ging dann, das Schreiben in der Hand, im Zimmer umher, von Zeit zu Zeit den harrenden Diener mit einem Blicke streifend.