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Aus Stadt und Land. »er tapfere» „Wölfe". An- laßlich des zehnten Jahrestages der Heimkehr des Hilfs- kreuzerv „Wolf" von seiner berühmten Kricgsfahrt, hielt dle Besatzung m Berlin eine WiederschenSfeier ab. Der Hilfskreuzer „Wolf" hatte bekanntlich 453 Tage die Meere durchkreuzt und 35 feindliche Schiffe versenkt. ** 50 Mark Briefporto. — Lebhafter Kassibcrver- kehr in Moabit. Der Hilfsgefangcnenaufseher Werthen- Berlin erhielt wegen Bestechung eine Gefängnisstrafe von 1Jahr und 3 Monaten. Werthen ist während seiner Tätigkeit in Moabit von Zelle zu Zelle gegangen und hat sich erboten, den Verkehr mit der Außenwelt »u vermitteln. AIS Briefporto hat er für jeden Kas siber 50 M. verlangt. ** Anklageerhebung in ver pommerschen Feme angelegenheit. In der pommerschen Femeangelegenheit Schmidt ist jetzt öffentliche Anklage wegen Mordes er hoben worden gegen Heines, Ottow und Fräbel als Täter, gegen Krüger, Vogt, Bandemer, Bergfeld und Bär wegen Beihilfe. Sämtliche Angeklagten befinden sich in Untersuchungshaft. Die von dem Administrator Bergfeld eingelegte Haftbeschwerde ist zurückgewiesen worden. ** Haussuchung bei dem Hanauer Mörder. Der wegen Ermordung eines siebenjährigen Mädchens ver haftete Metzaergefelle Heinrich Neckermann aus Dte- welhausen scheint ein besonders gefährlicher Schwer verbrecher zu sein. Bei einer in seinem Zimmer in Hanau vorgenommenen Haussuchung wurden mehrere blutige Bett- und Taschentücher gefunden, außerdem eine Menge Einbrecherwerkzeuge, sowie Damenhand schuhe, Damenstrümpse und Wäschestücke! Ferner ein Zeitungsausschnitt mit dem Bilde Heins und der von Hein erschossenen Polizeiveamten. Auf das Bild von Hein war mit Zeitungslettern die Aufschrift: „Rache für Hein folgt!" ausgeklebt. * AischertragSvke auf dem HaffeiS. Aus dem Ku bischen Haff spielte sich eine Tragödie ab. Eine Gruppe von acht Fischern hatte sich mit Schlittschuhen auf die Eisschollen zum Fang begeben, aus dem Heimwege brachen plötzltch^sieben Fischer ein, während einer auf de« Eise zurückolteb. Dieser versuchte nun, die an deren Leute zu retten. ES gelang ihm auch, fünf aus dem Wasser zu ziehen. Zwei weitere konnten nicht iqehr gerettet werden und sanden den Tod in den Finten. * * Gefängnisstrafe weg«« Unterschlagungen im A«te. Wegen schwerer Unterschlagung wurde der Düs seldorfer Stadttnspektor Heinrich Haberland zu 2Vs Jahren Gefängnis und 5 Jahren Ehrverlust unter Aberkennung der Befähigung zur Bekleidung öffent licher Aemter verurteilt. Trotz hartnäckigen Leugnen» wurde er überführt, von 1924 bis 1927 durch Mani pulattonen an der automatischen Buchhaltungskontroll maschine Beträge von insgesamt 98 000 Mark unter schlagen zu haben. * * Durch einen Lippeustift vergiftet. In Kon stanz färbte ein junges Mädchen seine Lippen mit einem Lippenstift. Durch eine kleine Verletzung in der Haut drang Farbstoff ins Blut und rief eine Ver giftung hervor. Obgleich sofort ärztliche Hilse in An spruch genommen wurde, starb das junge Mädchen nach zwei Tagen. * * Gras Luckner auf »er Rückreise nach Deutsch land. Graf Luckner und seine Gattin traten mit dem Dampfer „Manchuria" in Havanna ein, von wo sie am 28. Februar mit der „Vaterland" die Rückreise nach Bremen antreten. * Einführung einer Südtiroler Viertelstunde. Rach einer Meldung aus Innsbruck ist in Tirol seit einiger Zeit bet Veranstaltungen geselliger oder ern ster Natur jeweils eine Unterbrechung von 15 Minuten, die sogenannte „Südtiroler Viertelstunde", eingeführt worden, um Südtirols zu gedenken. Wäh rend der Ruhepause erinnert ein Redner an die Leiden der Deutschen in Südtirol. Ferner werden auch Sam melbüchsen herumgereicht, um Geldmittel für die Deut schen Südtirol» aufzubringen. * * Drei Eisenbahndiebe vom Zuge zermalmt. Auf der Strecke Lemberg — Przemysl in der Nähe der Station Grodek wurden3 Männer zwischen den Eisen bahngleisen vom Nachtpersonenzug erfaßt und zer malmt. Die Uebcrfahrenen sind berüchtigte Etsen- bahndtebe. ** Bankraub mit Maschinengewehren. In Kansas City in Nordamerika überfielen zehn mit Maschinen gewehren und anderen erstklassigen Waffen versehene Banditen die City-Bank. Sie gaben mehrere Lust- schüne ab und forderten dann sämtliche Beamten und Kunden auf, sich auf den Boden zu werfen. Darauf wurde die Bank von den Räubern bis auf den letzten Cent ausgeplündert. Sämtliche Banditen sind ent kommen. " IS Todesopfer einer BergwerkSexPlosion. In einem Kohlenbergwerk bei Jenny Ltndark ereignete ych eine Explosion, durch die 13 Bergleute getötet wmden. lieber 100 Arbeiter konnten sich retten. Die der Explosion ist noch unbekannt. Der durch die Explosion entstandene Brand erschwerte die Ret- inngsarbeiten. ^Eberfall i« St. LoniS. Vier Banditen, AUch wSk>nnd der Nacht in den Räumen der Wellston St. Louis verborgen gehalten hatten, anderen Morgen die Angestellten, die Gewsthränke zu öffnen, und entkamen mit 30 000 Dol- Lar Beute. Dir Dienstkleidung für die weiblichen Poft, A-ten. Gegenüber umlaufenden Presscnachrtchten twer die Einführung emer neuen Uniform für die weiblichen Postbeamten teilt das Reichspostmintstertum Mit, daß es sich nicht etwa um die Einführung einer Ontform handelt, sondern um die Zusammenfassung Ser bestehenden Bestimmungen über die Dienstschür - »e«, die vom weiblichen Postpersonal seit I hren MS Schutzkleidung getragen werden. Kleine Nachrichten. * In Berlin fuhren zwei Wagen der Autobuslinien 1 und 10 aufeinander, wobei drei Personen beim Etnstetgen zu Boden gerissen und schwer verletzt wurden. * Der zum Tode verurteilte Caputher Mädchenmörder Albert Schwarze ist von Potsdam nach Plötzensee überge- filhrt worden. * In Berlin wurde ein Schwindler verhaftet, der seit vier Monaten die einträgliche Praxis eines falschen Rechts anwalts ausübte und seine Mandanten um erhebliche Vor schüsse betrogen hat. * Der Neichsverband des deutschen Schneidergewerbes veranstaltet vom 25. Februar bis zum 3. März eine Werbe woche für das Tragen von Maßkleidung. * Unter zahlreicher Beteiligung wurde in Köln die dritte Tagung der Musikstudentenschaft eröffnet. * Südslawischen Blättermeldungen zufolge herrscht in der Herzegowina eine Hungersnot, von der 14 000 Familien betroffen sind. * In Apia auf der Insel Samoa sind 250 Mit glieder eines illegalen Polizeikorps verhaftet worden. Sie wurden von Militär entwaffnet. Geheimrat Stratzmann, Berlins ältester Ehrenbürger, feierte seinen 90. Ge burtstag. Im Namen der Reichshauptstadt überbrachte Oberbürgermeister Böß persönlich die lc -''chsten Glück wünsche. Eröffnung -es Keilprozeflcc. Das „Stanvarv-Warenkaufhaus" vor Gericht. — 225 Zeuge» un» Sachverständige geladen. Am Montag eröffnete das Große Schöffengericht Berlin-Mitte den Prozeß gegen den Inhaber des „Standard-Warenkaufhauses" Arthur Keil. Der An geklagte, der bekanntlich auch Inhaber der „Geldfabrik des totsicheren Rennwett-SystemS" war, befindet sich in Haft. Der Prozeß dürfte längere Zeit in Anspruch nehmen, sind doch nicht weniger als 225 Personen als Zeugen und Sachverständige geladen. Im groj u und ganzen handelt es sich um eine Wiederholung des Falles Klaute. ES war Kei» gelungen, mit seinem „stets gewinnbringenden Wettsystem" mit dem schöne» Ramen „Geldfabrik" binnen kurzer Zeit 200 Per- soneu über 27 000 Mark abzunehmen. Den Einzahlern stellte er monatlich 10 Proz. Zinsen und bis 65 Proz. Gewinnbeteiligung in Aussicht. Nachdem durch das Einschreiten der Behörde Keil der wettere Betrieb sei ner „Geldfabrik" unmöglich gemacht worden war, grün dete er eine „Derdienstabteilung", die Spareinlagen entgegennehmen und monatlich mit 10 Proz. verzinsen sollte. Auch dieses Geld war für die Einzahler ver loren. Ferner hatte Keil durch KautiouSschwindelcien 55 000 Mark zusammengebracht. Die Ermittlungen im Fall Bergmann. Bergmanns tadellose Buchführung. — DaS hohe Pri vatkonto. — SO 000 M. an Staatsanwalt Jaeoby gezahlt? Die Ermittlungen in dem Verfahren gegen den Lombardbetrüger Bergmann erstrecken sich gegenwär tig auf die Aufklärung der Guthaben Bergmanns. Die Bücher sind äußerlich sehr sorgfältig geführt wor den. Bergmann ließ sie halbmonatlich von einem ver eidigten Bücherrevisor nachprüfen. Für Bergmann sehr belastend erscheint der Umstand, daß 288 000 Mark über sei« Privatkonto gelaufen sind. Bergmann behauptet, daß er selbst nur monatlich 1500 M. für sich verbraucht habe, während die übrigen Summen des Privatkontos anderen Zwecken gedient hätten. Ueber dieses Konto sind auch die Zahlungen an Staats anwaltschaftsrat Jaeoby gelaufen. Der Gesamtbetrag dieser Zuwendungen an ihn soll etwa 30 000 Marl betragen haben. Der Fall des Staatsanwatts Flint. ' Die förmliche Suspendierung vom Amte verfügt. ! Wie der Amtliche Preußische Pressedienst mitteilt, ist gegen den Staatsanwalt Dr. Flint von der Staats anwaltschaft beim Landgericht l in Berlin, nachdem ihm bereits am 20. Februar die Ausübung der Amts verrichtungen durch seine vorgesetzte Behörde vorläufig untersagt war, nunmehr durch Beschluß des Prem bischen StaatSministeriums die Einleitung eines Diszi plinarverfahrens und die förmliche Suspendierung vom Amte verfügt worden. Zu den Meldungen über die gegen StaatSanwall Dr. Flint in den Sprit-Weber- und Sprit-Ruben-Pro- zessen erhobenen Verdächtigungen über unlautere Be ziehungen zu dem flüchtigen Ruben wird von amt licher Seite erklärt, daß die Justizverwaltung seiner zeit die gegen Staatsanwalt Dr. Flint erhobenen Vor würfe eingehend nachgeprüft habe. Durch diese Er mittlungen konnte nichts Belastendes gegen Dr. Flint festgestellt werden. Beleihungsgrundsätze für Sparkaffen. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband Kat den zuständigen Stellen Beleihungsgrundsätze für Sparkassen vorgelegt, die teilweise von besonderem wirtschaftlichen Interesse sind. Danach muß sich bei Hypotheken auf Hausgrundstücken, die nicht in der Hauptsache land- und forstwirtschaftlichen Zwecken dienen, die, Beleihung innerhalb der ersten Hälfte des durch Schätzung festgestellten jederzeit er zielbaren Wertes (Verkehrswertes) halten. Bei erst- stelligen Hypotheken bis zu 10000 M. darf, falls oas Psandgrundstück dem Vorstande hinreichend be kannt ist, von einer besonderen Schätzung abgesehen werden. Bei Hypotheken aus Neubauten mutz sich die Beleihung innerhalb von 40 Proz. des nachgewie senen Bau- und Bodenwertes halten und darf 60 Proz. des durch Schätzung ermittelten Verkehrswertes nicht übersteigen. Bei Kleinwohnungs-Neubau ten kann nach Erfüllung bestimmter Voraussetzungen eine erststellige Beleihung bis 60 Proz. des Bau- und Bodenwertes oder 70 Proz. der nachgewiesenen Bau kosten allein, jedoch nicht über 90 Proz. des durch Schätzung ermittelten Derkehrs>vertes gewählt werden. Gewerblich genutzte Grundstücke und Gebäude dür fen nur bei zusammenhängender Bewirtschaftung mit Wohnstätten oder landwirtschaftlich genutzten Grund stücken und nur unter Berücksichtigung des van der je weiligen Benutzungsart unabhängigen dauernden Wer tes mitbeliehen werden. Hierzu bedarf es eines mit dreiviertel Mehrheit gefaßten Borstandsbeschlusses. Bei Hypotheken auf land- und forstwirtschaftlich genutzten Grundstücken ist zu unterscheiden zwischen Beleihung auf Grund von Schätzungen und Beleihung ohne Schätzungen. Bon dem aus diese Weise ermittelten Beleihungswert dürfen, abgesehen von einer einzel nen Sonderregelung, beliehen werdens bei einem Zinssatz von 8 Proz. bis zu 35 Proz. des Belei hungswertes, bei einem Zinssatz von 7 Proz. bi» zu 40 Proz. des Beleihungswertes, bei einem Zinssatz von 6 Proz. bis zu 45 Proz. des Beleihungswertes, wobei bei Grundstücken unter 100 Hektar auf dies« Hundert sätze 10prozentige Zuschläge, mithin insgesamt 38,S Prozent, 44 Proz. und 49,5 Proz. des ermittelten Beleihungswertes gewährt werden dürfen. Die Sat zungen der Sparkassen sollen den neuen.Grundsätze angepaßt werden. Der Dauerskai in -er Luft. Wie sich »ie Fluggäste »ie Zeit vertreibe«. Fast 9 Jahre sind vergangen, seit es in Deutsch land einen regelmäßigen Luftverkehr gibt. Im Früh jahr 1919 zur Zeit der Nationalversammlung wurde die Strecke Berlin—Weimar in Betrieb genommen. Verwendet wurden Nein« Maschinen, ehemalige KriegS- slugzeuge» in deren offene, ungeschützte Sitze die gegen di« Kälte fürchterlich vermummten Passagiere mühsam hineingehoben wurden, die dann doch während der Fluges zu Eiszapfen erstarrten. Heute hat die Lust- Hansa moderne Kabinen-Flugzeuge, deren kleinst«? TYP im Zubringerdienst zu den Zentralhäsen 3—4, un» deren größter TYP auf den Auslandslinien 12—14 Passagiere befördert. Behaglich sind ihre Kabinen ausgestattet, und selbst der verwöhnte Reisende be zeichnet die Flugzeugkabine gern als einen „fliegenden Schlafwagen". Wie selbstverständlich heute schon die Luftreisen empfunden werden, geht aus der Beschäftigung dec Fluggäste während des Fluges hervor. Dt« Neulinge genießen den eigenartigen Eindruck der gänzlich ver änderten Perspektive; auch Passagiere, die regelmäßig das Flugzeug benutzen, lassen sich von einer beson ders reizvollen Landschaft gefangen nehmen; aber fist- viele Stammgäste des modernsten BerkehrSmittelS be deutet der Aufenthalt in der Flugzeugkabine genast dasselbe wie eine Fahrt im Eisenbahnwagen. Also liest man Bücher und Zeitungen, erledigt Briefe, sich tet Geschästspapiere oder beschäftigt sich sonst im Rah men der vorhandenen Möglichkeiten nützlich. Zu den nützlichen Beschäftigungen zählt seit jeher aber bei vielen Leuten das Kartenspiel, und besonders der Skai vereinte die berühmten „drei Männer" schon in man chem Eisenbahnwagen zur Dauerrunde oft zum Ent- setzen der Mitreisenden. Nun ist auch der Bann hier für im Flugzeug gebrochen worden. Als vor einiger Zeit auf einem Endflughaseu der Lufthansa eine Maschine landete, für die drei Fluggäste gemeldet waren, — die anderen hatten nur Teilstrecken zurückgelegt — tönte aus den Fenstern der Kabine, nachdem der Propeller stand, zu dem ab fertigenden Personal ein kräftiges ::„Grand!" Wie man hörte, mußte der Zubringerkraftwagen, der die Gäste zum Mittelpunkt der Stadt bringen sollte, mit Verspätung abfahren, da die Skatabrechnung Schwie rigkeiten bereitete! Romantik des Fliegens! Der „Grand mit zweien, Spiel drei, Schneider vier" hat dich überwunden! Unheimliche Schmuckstücke. Noch heute besteht bet einigen exotischen Böller« der Brauch, mit den Schädeln der verstorbenen An gehörigen gewisse Kulthandlungen vorzunehmen. S» setzt man bet den Bewohnern der zu den Neuen He briden gehörenden Insel Ambryn den Schädeln Mas ken auf und trägt sie bei Festen immer mit sich her um. Manche Männer tragen z. B. längere Zeit htn- durch den Schädel ihrer verstorbenen Liieblingsfrav bei sich und setzen ihn bei den Festmählern auf einen eige nen Platz neben sich hin, weil sie glauben, die Tote könne auf diese Weise doch auch an der allgemeinen Freude teilnehmen. Sehr häufig Pflegt man den Schädeln mit einer plastischen Masse naturwahre Gesichter aufzumodel lieren, worauf man sie in der Wohnhütte aufftellt, um sie stets um sich zu haben. Gibt «S einmal ein beson ders gutes Essen, so versäumt man nie, auch dem Schädel etwas davon vorzusetzen, damit er wenigstens den Geruch der Speise genießen kann. Bet den Mtn- kopteö. den Ureinwohnern der Andamanen, werde», -