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lallender GemütSarmut. Ler schreckliche Lod »es vr«. der» «»»» des Freunde» sei aus sie ohne wesentliche« Eindruck geblieben, ««» «« sich nun in bessere« Lichte zu zeigen, versnche sie jetzt, die ganze Schuld aus den Angeklagten abzuwälze«. Ler heftige Streit, »er über die Glaubwürdigkeit der Zeugin zwischen Verteidiger und Ankläger entbrannt ist, wir» wohl noch schärfer nach Schluß der Beweisaufnahme in Erscheinung trete«. Der Wert oder Unwert der Bekundungen Hilde Schellers wird um so schwerer ins Gewicht fallen, als aus ihren Schilderungen Schlüsse gezogen werden sol len, welche Rolle in den letzten Augenblicken des blu tigen Dramas der Angeklagte Krantz gespielt hat: Ob er nur als mehr oder minder beteiligter Zeuge der Erschießung des Kochlehrlings Stephan beigewohnt oder ob er namentlich deshalb als Mitschuldiger Günther Schellers zu gelten hat, weil er die Möglichkeit einer Rettung des Opfers verhinderte. Hilde Scheller will von dem Angeklagten am Arm sestgehalten worden sein, um so eine Verhütung des blutigen Dramas im Schlafzimmer zu vereiteln. Wie sich neuerdings übrigens herausgestellt hat, war am Tage vor dem Prozeßbeginn nicht Hilde Schel ler wegen ungebührlichen Benehmens aus einem gro ße« Berliner Cafö hinausgewiesen worden, sondern deren Freundin Ellinor Ratti, die im Cafö auch erklärt hatte, sie wolle sich noch einmal ordent lich «UStanzen, denn sie müsse am ande re« Tage zum Mordprozeß erscheinen. Lie Vernehmung »eS H««SarzteS. Der Hausarzt der Familie Scheller, den Hilde nach der Katastrophe eilends herbeiholte, bekundete bei seiner Vernehmung, daß er bet seinem Eintreffen im Mvrdztmmer de» Kochlehrling eingeklemmt zwischen Schrank und Wand leblos auffand, während Günther Scheller am Boden auSaestreckt in den letzten Zügen Lg. Krantz habe ihn sofort um eine Zigarette ge beten, wa» bei ihm einen recht unangenehmen Eindruck hinterlassen habe. Auch sonst habe ihn das sonderbar kalte Verhalten des Krantz sehr merkwürdig berührt. — Polizeipräsident Dr. Weiß und Krimi nalrätin Wieting erklärten, daß Hilde Scheller ihnen unglaubwürdig erschien und daß sie ihnen wich- tige Dinge vollkommen anders vorgetragen habe, als sie da» jetzt vor Gericht tue. Verteidiger gegen Staatsanwalt. „Herr Staatsanwalt, Sie kennen di« Strafprozeßordnung nicht!" Am Sonnaben» tam sie Verhandlung «nr sehe schleppend vorwärts, vom Verteidiger wnrde eine uene Zeugenliste de« Gericht unterbrcitet, die nicht weniger als 38 Ramen umfaßt. Schon bald nach Eröffnung der Sitzung tam es za einem schweren Zu sammenstoß zwischen Staatsanwalt und Verteidigung, alS der Staatsanwalt beantragte, als Sachverständigen den Rervenarzt und Spezialisten aus dem Gebiete der Serualforschung Lr. Placzek als Zeugen darüber zu vernehmen, daß Hilde Scheller durchaus als glaub würdig zu betrachten sei. R.-A. Dr. Frey: „Ich habe bis zur Stunde noch keine Nachricht darüber bekommen, daß Dr. Placzek als Sachverständiger geladen werden soll." Staatsanwalt: „Das Gericht hat aber die Ladung bekommen." R.-A. Dr. Frey: „Herr Staatsanwalt, Sie kennen die Strafprozeßordnung nicht. Es ist Pflicht der Staatsanwaltschaft, daß sie dem Ver teidiger Mitteilung macht von der Ladung eines Sachverständigen. Im übrigen verfolgt die Staats anwaltschaft weiter die Taktik, alle Zeugen und Sach verständigen, die ungünstig für Krantz aussagen, zu laden und diejenigen, die günstig für ihn aussagen, nicht zu beachten." Alsbald nach diesem Zusammenstoß erschien im Kerichtösaal der preußische Justtzminister, um der Ver handlung beizuwohnen. Das Gericht, das sich inzwischen zur Beratung über die neuen Beweisanträg« der Verteidigung zu rückgezogen hatte, lehnte die Vernehmung der von der Verteidigung geladenen Zeugen bis aus die beiden Schuldirektoren ab. W«S EUinor Rat« bekundet. Alsdann folgte die Vernehmung von Ellinor Ratti, der Freundin Hilde Schellers. Sie bekun dete, daß sie an dem fraglichen Montag spät abends von Hilde, in deren Begleitung sich Hans Stephan be fand, abgeholt wurde. Man begab sich zusammen nach der Echellerschen Wohnung. „Als ich sagte, daß wir hinausgehen wollten, erklärte die Zeugin, „zögerte Hilde und erzählt« mir, daß Günther oben sei, und ich wußte doch, daß Hans und Günther sich nicht gut miteinander ständen. Ich weiß nicht, ob Günther uns aufgemacht hat oder Paul. Hans schlich sich jedenfalls heimlich ein. Hilde und ich gingen zu Günther und Paul ins Speisezimmer Daraus ging Günther weg und ließ die Zimmertür offen. Inzwischen war Hilde zu Hans Stephan in die Kammer gegangen." ÜichwScheanfn» »es AngeNagten. — Ellinor Ratti er- leidet einen Nerve«zusammenbruch. Im weiteren Verlause der Sitzung erlitt der An- geschtudigte einen Schwächeanfall, so daß ihm eine Tasse starken Kassees her bei geholt werden mutzte. Bet Fortsetzung der Bernehmung stellt der Bor- fitzend« die Frage an die Zeugin: „Wissen Sie etwas darüber, ob die Tür deS Schlafzimmers auf oder ge schlossen war, als Günther hineinging?" — Die Zcu- gin erklärte, sich darauf nicht mehr besinnen zu können. MS bald darauf die Sitzung abgebrochen wurde, erlitt Ellinor Ratti einen Nervenzusammen bruch. Mit den Worten: „Ach, Mutter, es war schrecklich," stürzte sie schluchzend und weinend in die Arme ihrer Mutter und wurde von dieser auf eine Bank geführt, gestreichelt und beruhigt. Ler ««geklagte, Primaner Krantz, hatte sich bal» wieder erholt, so daß er auf einer Bahre liege»»» de« Verhandlungen folgen konnte. Ellinor Ratti wird dann in ein neues Kreuzver- i hör genommen. Sie hatte nämlich ausgesaat, daß ' als Günther Scheller in das Schlafzimmer ging, sie und Hilde im Badezimmer gewesen wären, datz darm Paul Krantz zu ihnen dorthin gekommen sei und ge sagt hätte: „Günther geht jetzt ins Schlafzimmer." Daraufhin habe Hilde gesagt: „Geh' doch nach, damit nichts passiert!" Aus die Frage des Vorsitzenden, ob sie Krantz für den Täter gehalten habe, erklärte die Zeugin, wohl im ersten Augenblick, später jedoch nicht mehr. Ellinor fürchtet einen Meineid. Bei ihren weiteren Aussagen ist die Zeugin ve« sonders vorsichtig und antwortet ost erst nach lang«, Ueberlegen und zwar, wie sie sagt, aus Furcht vov vor einem Meineid. Der Vorsitzende erklärte der Zeugin, dah d« von ihr geschilderte Vorgang in der Badestube wed« von Hilde Scheller noch von Krantz gebracht wird »nst fragte, ob sie eine Erklärung dafür habe, daß Hilde; ! davon nichts mehr wisse. Zeugin: „Lann muß sie da» vergessen Habmh ' sie ftan» bestimmt an der Badewanne, al» die Schüsse Nelen." Die beiden Mädchen wurden sich dann gegen- übergestellt, und jedes blieb bei seiner Aussage. Der Verteidiger de» Krantz richtete anschliesten» die Krage an den «nklagevertreter, ob er nicht angesichts der beide« entgegengesetzten ««Ssage» »b« ««Nage falle« lassen wolle. Der erste StaatSanwaR lehnte jedoch ab. Weitere Zeugen sollten über die Charaktere d«st Krantz und der beiden Mädchen Ausklärung bringe«. Ein Kriminalkommissar, der Krantz und Hilde Schell« vernommen hat, erklärte, datz beide gelogen hätte«. Mehrere Lehrkräfte äußerten sich über den Angeklag ten, über Günther und die Mädchen. Die nächste Sitzung findet erst am Dienstag stabt. Mitteldeutscher Roadsuut. Dienstag, 14. Februar. ! 15.VV—15L«: Neuerscheinungen aus dem Büchermarkt. * 1».3O—18.0«: Alte Hausmusik. Leipz. Funkorchester. MW».: Grete Welz (Gesang), Rich Lindner, Solobratschist de« Ge- wandhauSorchesterS (Viola d'amour), Anny Eisele (KlavWg. * 18.05—18.30: Frauenfunk: Frau Elsa Birkner, Paltzschen bS Lommatzsch: Ländliche Frauenberufe, 4- 18LV—18L5: Spanisch für Anfänger 4- 19.0«: Übertrag, a. d Deutsch Nationalthenter in Weimar: „Alda", Oper in 4 Akten (7 Bildern). Musik von Giuseppe Verdi Muflkal Leitung: Ernst Prätorius SpiekleN.: Marimil. MoriS 4- Etwa 22.45: Pressebericht und Sportfunk. 4- W.00: TanzlehrlursuS. 4- 23.15—24.0«: Tanzmusik.