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« Z ZT V: Ä ätiu, «elvd«! ?» 7»iig ill. I) tbbcI. sungslos. Garten?' Trist zu ihm herangeweht, ein Düst von Rosen, die auf einem fernen Grab blühten.... Emmi hatte ihre Hand zwischen den Stöcken burch geschoben und streichelte nun leise seine Finger. In ihren Augen standen schwere Tränen. Jette Horatius zog umständlich ihr Taschentuch her vor und wollte sich eben die Augen wischen, als der Rat rief: „Sie werden doch nicht weinen, Jettchen? Sie wissen, ich vertrage das Geheule nicht! Und über haupt" — er schneuzte sich heftig — „Sentimentalitäten! Gehen Sie mir weg damit! Gehen Sie!" Er machte eine weile Armbewegung, und Jette jnußte lächeln. Sie kannte ihn. „Gehen Sie mir überhaupt mit Ihren Redereien!" fuhr er fort und sah sie erbost aus seinen geröteten Augen au — „habe ich was dagegen, daß das Kind in den Wald läuft? Nein. Aber das kann ich nicht einsehen, daß der junge Dittrich just auch immer zur gleichen Zeit dort herumlungern muß. Ich finde es überhaupt taktlos, wenn einem Bekannte gar bis in die entfern- testen Nester nachziehen. Und nun erst ein blutjunger Mensch." Jette Horatius hob wieder das spitze, gelbe Alt- jungserngesicht. „Achtundzwanzig Jahre alt, Maien- bürg! Achtundzwanzig! Und „Ingenieur Emil Dittrich" heißt er, wenn man von ihm spricht. Aber was hast'du denn, Emmi? Ist di« Maus endlich reingegangen?" „TSas? Ist ,ie richtig drinnen?" schrie der Rat >0» drauße». „Was sagst du, Emmi? Wieder nicht? Run also? Da haben wir's! Ich nehme eine Landwoh nung, ich will mich erholen, beruhigen, ich will ineine Nerven stärken. Aber ich kann nicht. Absolut nicht! Und warum? Weil cs unmöglich ist, die Maus in meinem Zimmer zu fangen! Unmöglich, sage ich: Das Lier geht einfach nicht hinein in diese blöde Vorrich- tu ig! Die Maus durchschaut die ganze, geistlose Er- findurg! Ja. Das tut sie! Und abends, wenn ich schlafen will, .ommt die Maus. Sie hüpft vergnügt auf den Sessel, sie springt auf meiner Decke umher, sie fährt wie toll herum und speist fröhlich das Leder meiner Schu )e, sie nagt ein bißchen an meinem Schlafrock, sie beißt sich ein Stück von meiner Semmel. Und ich kann kein Auge zutun, ich lauere auf das Ungeheuer, ich jage sie, ich erfinde alle Arten von Vertilgungsmöglich leiten! Nur, daß die Maus immer klüger ist und mich auslacht! Emmi, ich verbitte mir, daß du nun auch noch lächelst! Du weißt, wie ich die Mäuse hasse. Und jetzt, da ich seit fünf Jahren zum ersten Male Ferien mache, jetzt komme ich in ein solch unausstehliches Mäuse nest! Es ist infam, Emmi! Einfach infam!" „Entschuldigen Sie, Herr Rat!" sagte da eine tiefe, weiche Männerstimme hinter dem Aufgeregten — „ent schuldigen Sie, daß ich eindringc. Ich habe eine vor zügliche Mäusefalle konstruiert und bitte Sie, dieselbe als kleines Geschenk von mir auzunehmen!" Ter Nat war hernmgefahren. „Herr!" ries er sas- 8 LS 8 iw. «7 § A-LS 6? ZZ Denkspruch. Vik Mens^-n deüm ürbcr llem, ä.r ihm Hille nichl beä-ul, rlr Herr! Wie komme» Sie in meinen Ter schlanke, junge Mann lächelte und sah dabei, angelegentlich seine» Hut schwenkend, zu Emmi hinein. „Ich wohne nicht mehr im Gasthaus, Herr Nat, sonder» in dem Häuschen hier nebenan. Tie Gärten stoßen an einander. „Was?" schrie der Rat. — „Die Gärten —?" Ter junge Mann verbeugte sich. „Ich hörte Ihren Mäusekummer. Und da ich eben gestern, in ähnlicher Lage wie Sie, mir diese Falle eiurichtete und damit die besten Erfolge erzielte — vier Mäuse tu einer ein zigen Nacht —" „Tier Mäuse!" sagte der Nat. Er wollte abwehrend sein, aber einem solchen Rekord gegenüber ging das einfach nicht. Er nahm die zierliche Falle, in welcher der angcbrateiie Speck bereits lieblich duftete. „Ich bin überzeugt, Ihre Maus sängt sich gleichfalls LZ» 8 G Z- LtS LS ö Oie Mäusefalle. Von A. Hottner-Grefe. (Nachdruck verboten.) lieber dem Garten, der in ungepflegte: Wi dniS daS kleine Haus am Saume des Waldes umgab, brausten die Herbstnebel. Es war sehr still ringsum. Tom Dorfe her klangen die gleichmäßigen Laute deS Drcichens, i rrt und da fuhr ein Hund wie raseird ük»er dir Straße, die clncm Schmutzmeere glich, und verfolgte kläffend ein Huhn oder eine Katze! Im Walde, der rat u«d gelb herableuchicte von den Hügeln, schrien die K.älei und Dohlen. ' „Ungemütliches Dasein!" sagte der kleine, behäbige Rat Maieuburg in entrüstetem Tone und lief erregt aus den feuchten Wegen des Gartens umher. — „Verrückte Idee von mir, d-cn Urlaub bis zum Spätherbst zu ver schieben! Einfach lächerlich! Aber das kommt von den Rücksichten! Vermaledeiter Unsinn! Bi i wieder einmal der gute Kerl gewesen und habe allen nachregeben. Na und da sitze ich jetzt!" Er ging mit großen Schritten auf . ad ab md >a hob er wie lauschend L.n Kopf. „Ob sie Wohl scho i drinnen sitzt? ' .rgte er einige Male. Und dann rief c lauter gegen as Hau? n: „Emmi!" Ein dunkler, feiner MVdchenkopf tauchte a. f und eine kleine Hand schob sic. zwischen dem roten Wemlaub, das wirr um das n.edrcge Fenster hing, Lurch. Der Rat kam, vorsichtig auf Zehen schleichend, näher. „Habt ihr sie?" flüster. ' er erregt. Neben Emmi M.nenbnrg tauchte ein spitzes, gelbes Gesicht auf. „I woher," entgegnete Jette Horatius an Stelle des Mädchens. „Da können wir lange warten! So 'ne Herbstmaus st klug! Lassen Sie das Kind, lieber an die Luft, Müenburg! Zum Mäusesangen ist' sie doch nicht hier!" „Ach, laß doch, Jettchen," fuhr Emmi dazwischen und ein Schatten flog über ihr klares Gesichtchen. — „Wenn ich doch nicht mehr hinausdarf, sondern immer nur da vorn in den langweiligen Garten promenieren soll, wie ein Schoßhmid —" Ter Rat fuhr auf. „Entschuldige Emmi! Schoß hund? Findest du, daß man eine Art Schoßhund sein muß, ins Menschliche übersetzt, wenn man vernünftiger weise im Garten auf und ab geht, statt in diesem Wetter draußen herumzurenneii und sich eine» Schnup fen zu holen? Schoßhund? Schoßhund? Die Be merkung ging wohl auf mich?" Er stand da, pustend, schnaubend, den Hut in der Hand und fuhr mit allen Fingern durch sei» borstiges Grauhaar. Jette Horatius lachte ungeniert. „Na, heiter ist ist es für das Kind nicht, immer da zu sitze» »»d die unnütze» Spitzchcu z» häkel». Hol's der Kuckuck! Das Mädel will lustig sein, will iu de» Wald hi»aus, und an ganz vernünftige Dinge denken." Ter Nal hob abwehrend die Hand. „Jettchen!" sprach er ernst, „Sie sind ei» guleS Wesen. Rede» Sic mir uichls dagegen, sage ich, den» Sic sind es wirtlich. Und ich bi» Ihnen viel Dank schuldig, denn seit meine liebe Frau tot ist. . ." Ter Rat brach ab und sah einige Minuten lang unverwandt auf den Weg zu seinen Fußen. Ter Wind strich über seine Stirne, und dem Manne war cs plötz lich, als käme mit der kühlen Lnft ein seiner, süßer